Kunze über Naidoo

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Kalle
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Kunze über Naidoo

Beitrag von Kalle »

QUELLE: http://www.haz.de

Kunze über Naidoo
"Naidoo hat sich vergaloppiert"

In der Debatte um den umstrittenen Text zum Lied "Marionetten" bekommt Xavier Naidoo Unterstützung von seinem Kollegen Heinz-Rudolf Kunze. Er halte den Text keinesfalls für einen Skandal, sagte er in einem Interview mit der HAZ. Es sei vielmehr ein "poetischer Ausrutscher", Naidoo habe sich auf dem Papier "vergaloppiert".
weiterlesen http://www.haz.de/Nachrichten/Kultur/Ue ... ier-Naidoo
oder hier: http://www.sn-online.de/Welt/Kultur/Hei ... doos-Texte
An
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Re: Kunze über Naidoo

Beitrag von An »

Sorry, aber ich kann HRK da leider gar nicht zustimmen. Es geht in dem Stück nicht um einzelne, missglückte Verse, sondern der ganze Text stotzt vor Demokratiefeindlichkeit (pauschale Verunglimpfung aller Volksvertreter, die angeblich die Interessen des Volkes nicht mehr vertreten und gegen die mit Gewalt vorgegangen werden soll), Antisemitismus (Anpielungen auf die jdüische Weltherrschaft) und Verschwörungstheorien (die angebliche Pizza-Connection Clintons, die eine Erfindung der amerikanischen Rechten ist).

Darüber hinaus ist es nicht das erste Mal, dass sich Naidoo in dieser Art und Weise äußert. Sich jedes Mal darauf zurückzuziehen, man habe ihn nur falsch verstanden, funktioniert da nicht. Und auch wenn Naidoo einfach zu doof sein sollte, zu verstehen, was er da gemeinsam mit anderen schreibt, reicht auch dies nicht als Entschuldigung.

Der Naidoo-Song ist darüber hinaus nicht nur Thema in den Neuen Medien, sondern auch in der FAZ, die diesen Text sehr sorgsam analysiert hat - ich hatte nicht den Eindruck, dass HRK sich diesen Song ausreichend genau angesehen hat.

Möglicherweise solidarisiert sich HRK auch deshalb mit Naidoo, weil er sich kürzlich selber "verrannt" hat ("Willkommen liebe Mörder").

Schade, ich hätte mir da eine etwas fundiertere Stellungnahme gewünscht.
Thofrock
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Re: Kunze über Naidoo

Beitrag von Thofrock »

Gibt es eigentlich schon Stellungnahmen anderer Musiker? Nach seiner ESC-Ausladung wegen latenter Schwulenfeindlichkeit gar es ja eine eine geradezu wundersame Solidaritätsbekundungswelle von sehr vielen Kollegen. Über Nacht war Naidoo plötzlich das Opfer.

Das hier, auch wenn ich nur den Text kenne und nicht die musikalische Umsetzung, scheint mir als Pegida-Hymne gedacht zu sein. Platt genug dafür ist es, aber Pegida steht eigentlich mehr auf gutes altes deutsches Liedgut.
An
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Re: Kunze über Naidoo

Beitrag von An »

Tatsächlich hat sich auch Michael Mittermeier geäußert und Naidoo verteidigt: https://www.welt.de/kultur/article16444 ... ckung.html
Thofrock
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Re: Kunze über Naidoo

Beitrag von Thofrock »

Hexenjagd? Kabarett-Text? Der Hinweis, in Naidoo´s Songs gehe es meist um Liebe, zeigt ja gerade, dass mit dem Typen was nicht stimmt.
Naidoo nimmt ja gerade nicht an dem Wettbewerb "Wer ist der personifizierte Bad Guy, der am unterirdischsten provozieren und schocken kann" teil. Seine huldvollen und demütigen Predigerverse bilden ja gerade den maximalen Kontrast zu dieser Hasslyrik. Dafür wird ihn sein Erlöser ohne Frage am jüngsten Tag in der Urne belassen.
MartinB
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Re: Kunze über Naidoo

Beitrag von MartinB »

Grundsätzlich hat Heinz meiner Meinung nach recht. In der Kunst sollte alles erlaubt sein, auch in-die-Scheisse-fassen.

Mit dem Herrn Naidoo mag ich mich ansonsten nicht beschäftigen, ich finde den ziemlich überflüssig und scharlateranisch. Geseier und Gewimmer zu belanglosem PllePalleGedödel...

Mich hat dieser Thread dazu gebracht, mal wieder einen anderen Marionetten-Song auszugraben, der das Thema ganz anders und deutlich gelungener beleuchtet und beschallt:

Marionetten

Puppen aus Holz halten Schritt,
wenn sie schreiten ins Licht
jede Nacht auf die Bühne hinaus;
Augen aus Glas blicken starr,
und sie schauen dich wie ein Fisch,
und sie lächeln nach links,
und sie lächeln nach rechts.
Das Publikum, es springt hoch
auf dem Rang und im Saal,
und es kreischt, und es schreit ganz laut
vor Erwartung dabei.
Köpfe aus Holz, die sind hohl,
und sie nicken nur auf Befehl,
und sie spielen dir vor,
was der Meister befiehlt.
Und sie tanzen im Reigen, sie spielen und schweigen,
das ganze Theater, es schillert so bunt.
Sie taumeln im Reigen, wenn sie sich verneigen.
man hört nur ein Stöhnen aus ihrem hölzernen Mund.
Puppen aus Holz stehen still,
als das Unheil geschieht
mit dem Netz, daß ein Haken verklemmt
und ein Seil plötzlich reißt.
Augen aus Glas starren hoch,
denn sie warten darauf jede Nacht,
daß ihr Meister sich selbst
in den Schlingen verfängt.
Das Publikum, es springt hoch
auf dem Rang und im Saal,
und es kreischt, und es schreit ganz laut
vor Entsetzen dabei.
Puppen aus Holz, die sind blind,
und sie tasten sich vor ins Parkett,
und sie greifen nach dir,
und sie fassen dich an.


So macht man das. Das ist mutig und gekonnt. DDR 1982...
Tod der Musikindustrie!
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Re: Kunze über Naidoo

Beitrag von Thofrock »

Ich hatte das Album gleich nach der VÖ, weil Karat auf der Tour in unserer Stadthalle gespielt haben. Damals hab ich das nur schwach reflektiert, aber seit ich dann nach der Wende viel darüber gehört und gelesen habe, wie Kulturpolitik im Sozialismus "gestaltet" wurde, fragte ich mich immer wieder, wie der Song eigentlich durch die Zensur rutschen konnte. Noch dazu bei einer Band mit Westerlaubnis.

"Wie weit fliegt die Taube" vom gleichen Album ist auch so ein Fall von nur mäßig versteckter Systemkritik.
An
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Re: Kunze über Naidoo

Beitrag von An »

HRK-Freund Christian Wulff hat sich auch sehr deutlich zum Song positioniert: Gänzlich anders als HRK. Er hat daran erinnert, welchen Einfluss ein so prominenter Songscheiber aufgrund seiner großen Zuhörerschaft besitzt und an die damit verbundene Verantwortung erinnert. Zudem sagte er in einem Interview: „Er begibt sich in die Nähe von Totengräbern der Demokratie, in die Nähe des Hasses“

Vor dem Hintergrund zunehmender Demokratiefeindlichkeit in der Gesellschaft sehe ich dies auch so und kann eher eher Wulff als HRK zustimmen.
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