SPOTTLIGHT 14 (hier ist der Text)

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Thofrock
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SPOTTLIGHT 14 (hier ist der Text)

Beitrag von Thofrock »

Aufgrund technischer Unzulänglichkeiten meinerseits krieg ich den Text nicht in die Spottlight-Datei kopiert. Also erstmal hier rein.


SPOTTLIGHT No 14 vom 6.2.08


Ein harter Abend

Hella von Sinnen war immer schon eine Figur, die ich im TV keine halbe Minute aushalte, bei dem Balder sehe ich das etwas differenzierter. Sicher ist er schon auch einer von denen, die unsere TV-Unterhaltung zu Grabe tragen. Aber der Typ ist interessant. Zudem war er früher Schlagzeuger der Deutschprog-Kombo Birth Control.

Hätte man mir nicht regelrecht aufgedrückt, im Spottlight über diese Sendung zu schreiben, hätte ich sie gar nicht gesehen. Nun hatte ich sie aber nun mal aufgezeichnet und mußte da durch. Schneller allerdings, weil ich sehr oft den Vorlauf betätigen konnte. Während den zahlreichen Werbeblocks und auch sonst.
Im Forum herrschte ja schon seit Wochen ein gepflegtes Unverständnis über Heinz sein Einverständnis, da mitzumachen. Mein Eigenes hatte ich noch verborgen weil ich ja noch keine Munition hatte. Aber dass mir diese Sendung nicht gefallen würde, ahnte ich natürlich. Vielleicht hoffte ich es sogar. Nein eher nicht. Nur war mir bewußt, dass Balder und von Sinnen im Abendprogramm von SAT1, einem Sender, den man mir aus dem Kabelnetz nehmen könnte ohne dass ich es merkte, schon solche Highlights wie Promi-Minigolfen und Promi-ärgere-dich-nicht produziert hatten. Jedenfalls Formate, bei denen selbst 30 Sekunden beim Durchzappen schon zu Haarausfall führen.

Bereits die ersten 2 Minuten waren so schlimm, dass nichts mehr zu retten war. Von Sinnen lag in einem pinkfarbenen Hasenkostüm auf einem Schlitten und beschimpfte "Herrn Balder" in allen Varianten, weil es ihm nicht gelang, sie hochzuziehen. Über diese Ausgangslage wurde 2 Minuten Konversation gehalten. Dann kamen die Teams. 10 mehr oder weniger prominente Menschen, von denen ich 4 überhaupt nicht kannte, was freilich auch an mir liegen kann. Dazu mein personifiziertes rotes Tuch H.P.Baxxter, Axel Schulz, Thomas Helmer, Barbara Eligmann, Wiegald Boning und eben Heinz. Unterteilt in 5 Teams, 4 davon gemischt, nur Heinz mit einem Herrn namens Zack. Eine gewisse Britt erkannte ich später als schwachsinnige Hausfrau aus der Calgon-Werbung wieder, die einem zerrupften Handwerker in dem Spot alles nachquatscht.

Minutiös wiedergeben möchte ich die Sendung jetzt nicht. Die Teams sollten Bälle suchen, eine Biathlonvariante bestehen, bei der man mit einem Schuss gleich 2 Scheiben treffen konnte, mit einem Kettcar übers Eis heizen, mit Schneebällen Fensterscheiben zerdeppern, Rodeln ohne Schlitten, und zum Schluß einen Multifunktionswettbewerb bestehen. Einzig originalgetreu ging es beim Curling zu. Sämtliche Spiele wurden von den Moderatoren zerquatscht, und von einem Ex-Gewichtheber kommentiert und gevotet. Auch dabei gab es manche Panne. Beim Kettcar-Wettrennen zum Beispiel spielte es weder eine Rolle, ob die Teilnehmer sich an den Parcours hielten, noch in welcher Reihenfolge sie im Ziel landeten. Zudem hatte man den Teilnehmern die Spiele nicht ausreichend erklärt. Frau Eligmann z.B. hatte mitten im Wettbewerb noch nicht begriffen, dass sie zum Nachladen beim Biathlon Bälle aus einer Säule holen sollte.

Der Supergau war gekommen, als Hella von Sinnen während der Sendung ankündigte, einer der Teilnehmer werde nun für alle Anderen singen. Sie meinte damit H.P.Baxxter, und sie sagte wirklich "singen". Tatsächlich kam es also zu einem Scooter-Auftritt, was die Sendung gewissermaßen abzurunden vermochte. Scooter stellte ein neues abgekupfertes Stück vor, wobei sie sich diesmal an "A Glass of Champaigne" von Sailor vergriffen. Ganz, gant schlimm.
Parallel zur Sendung wurde übrigens achtundzwanzig Mal für ein Gewinnspiel geworben. Zu beantworten war die Frage ob man beim Biathlon a) laufen und schießen, oder b) singen und tanzen muß. Der geübte HRK-Kenner hätte nun wohl angerufen und "Donald Duck" gesagt.

Das Team Heinz/Zack siegte übrigens, und Heinz hatte auch für das Action-Highlight gesorgt als er beim Rodeln auf einem Reifen bauchlings mit dem Kopf voran soviel Fahrt aufnahm, dass beim Aufprall auf einen Heuballen seine Brille ins Heu flog.

Nach 150 Minuten (inkl. ca. 35 Minuten Werbeblöcke) war das Drama dann überstanden. Die Sendung war eher noch schlimmer gewesen, als ich es ohnehin schon befürchtet hatte. Balder und von Sinnen sind ein unkopierbar lausiges Moderatorenduo, und selbst für die unvorhandenen Ansprüche des Medienkonzerns Pro7/Sat1 war das noch Tiefflugunterhaltung. Keiner der Teilnehmer hatte in diesem Sendekonzept die Möglichkeit, einen einzigen geistvollen Satz unterzubringen, was auch schlicht vom Sender nicht gewünscht gewesen wäre.


Kommen wir zu der unvermeidlichen Frage, die in diversen Foren und Gästebüchern unaufgeregt bis nervös diskutiert wird. Was, zum Schneehasen, hat Heinz bewogen, da teilzunehmen ?
Zunächst sei erwähnt, dass Heinz nach der Aufzeichnung äußerte, die Show habe ihm großen Spaß gemacht. Das ist kein Widerspruch. Mit dem Kettcar übers Eis dröhnen, hätte mir auch gefallen. Für den Akteur, der mittendrin steckte, und sich austoben konnte, mag das durchaus kurzweilig gewesen sein. Ob Heinz sich die Aufzeichnung allerdings später angesehen hat, und ob ihm da nicht jeglicher Spass verging, ist mir noch nicht bekannt. Wir werden das spätestens beim nächsten Interview nachreichen.
Hauptvorwurf der Kritiker ist die vermeindliche Doppelmoral, derartige Sendungen im Rahmen der Berichte zur Enquete-Komission, wie auch in Song- und Buchtexten brilliant zu brandmarken, dann aber selbst teilzunehmen. Ganz von der Hand weisen kann man das nicht, aber mir scheint es zu kurz gedacht. Heinz hat ja nie behauptet, frei von solchen Unterhaltungssünden zu sein. Und vielleicht zahlt SAT1 auch einfach so gut, dass man nicht Nein sagen kann. Für Geld hätte ich da auch mitgemacht.

Der zweite Kritikpunkt geht in Richtung Rufschädigung. Und da würde ich auch vorsichtig warnen, dass derartiges nicht Überhand nimmt. Ein Kulturdezernent, der Heinz und Wolli mit ihrem Programm in einen Veranstaltungskalender buchen möchte, läßt sich von den Sponsoren sicher nicht gern fragen, ob das der Kunze sei, der da neulich mit Hella von Sinnen aufgetreten ist.

Und Eines ist auch klar. Die Kochshow auf Vox weiß ich jetzt zu schätzen. Dort hatten die Teilnehmer immerhin die Möglichkeit, etwas von sich zu präsentieren, Zuschauer neugierig zu machen, sympathisch rüberzukommen. Zwar wurde in den Foren da seinerzeit schon reichlich gemeckert. Aber jetzt konnten wir beobachten, dass wirklich unterirdisches Fernsehen in einer noch viel tieferen Liga spielt.

Hoffen wir also auf die Einmaligkeit dieses Events. H.P.Baxxter hingegen darf als Mitwirkender dieser Formate gern weitermachen.


Euer Franky

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