32* Räuberzivil: Hier rein, da raus (Album)

die HRK Produkte und Meinungsbilder
MartinB
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Hier rein Im Dauereinsatz

Beitrag von MartinB »

Bisher habe ich nur Hier rein meinem persönlichen Soundcheck unterworfen. in den letzten Tagen etwa zwanzig mal gehört, mal Track by Track, aber auch Random. Mein persönliches Fazit: eine saugeile Scheibe, die prächtigst funzkioniert. Ich liebe sie. Inzwischen innig. So zufrieden war ich wahrscheinlich noch nie mit einer frischen Heinzerei (seit 1984 "Hunde" und 99 "Korreckt", aber das war jeweils was gaaaanz anderes - hinkendste Vergleiche). Was mir positivst auffällt: es ist nicht ein Stück dazwischen, welches ich explizit ablehne. Selbst schwächere Nummern wie Pony oder Persönlich stören den Gesamtzusammenhang nicht im geringsten. Eine in sich stimmige CD. Trotz - oder wegen - der stilistischen Vielfalt macht mir das Ding von vorne bis hinten Spass. Und es sind sehrsehrviele Momente dabei, für die ich mich nur bedanken kann. "Hier rein" ist eine Perle. Für mich als Vollverheinztem so ziemlich das Beste, was geschehen konnte. Sowohl der ganz alte Heinz wie auch der aktuelle sind bestens bedacht. Es gibt (mir) (wieder) ein Gefühl von Kontinuität, dies durchzuhören. "Mein Heinz"... ich fühle mich erkannt und bedacht, und das tut gut. Als ich 19 war und jetzt, wo ich die 50 überschritten habe. Gefühlsmässig stehe ich Hier rein ähnlich nahe wie dem 81er Radiokonzert, mit dem für mich alles begann. Das passt und greift aufs Wunderbarste ineinander. Hätte ich 1981 die visionäre Kraft gehabt, mir Kunze dreissig Jahre später zusammenzufantasieren,wäre wohl sowas wie Hier rein am dichtesten dran gewesen, nimmt man die reale Entwicklung als ficktionäres Mass. Ich fühle mich angefasst wie damals. Intensive Identifickationsflächen werden mir dargeboten. Was mir von damals als Lebensgefühl geblieben ist ("Das Dasein und ich") findet Bestätigung, und was heutzutage hineinspielt ("SisyphosTV") ist gleichermassen authentisch ausformuliert durch Heinzes Worte und die aufrührende aktuell-nostalgische Musik.

Und Rrrespeckt vor der Band - Räuberzivil dünkt mit genial. Was für eine heisse, subtile, handwerklich kompetente und fantasievolle Kapelle! Macht einfach nur Spass und Freude, dieser zu lauschen. Hajo ist ein Geigengott, soweit ich als Geigeneigentlichverabscheuer das beurteilen kann. Peter fickt Räuberzivil, dass es eine Pracht ist. Eine weise Entscheidung, ihn in die Band zu integrieren! Wolfgang perkussioniert geschmackvollst. Und Heinz wirkt so frei, locker, glücklich, authentisch und ambitioniert wie seit der Nervensache nicht mehr. Ich nehme ihm vollständig ab, dass er meint, was er darbietet.

Hier rein bekommt von mir die Höchstnote - ein perfektes Album. Ich bin glücklich damit.

Ab norgen werde ich mir Da raus zu Gemüte führen. Mag sein, dass dieses Vorgehen hier als etwas zwanghaft angesehen wird, aber ich habe bisher nur Hier rein gehört. Wenn Heinz schon ausnahmsweise mal eine Doppel-Studio-CD veröffentlicht, möchte ich auch den doppelten Spass haben und so tun, als handele es sich um zwei verschiedene Werke. Zwei Wochen zur vollständigen Erfassung einer Kunze-CD gilt bei mir als normal. Was dies betrifft, war mir das bis hierher ein ausserordentliches Vergnügen und ich freue mich nun auf Da raus. Ich erwarte eine "andere" CD ob der vielen Sprechtexte und finde es einfach nur geil, dass eine solche quasi gratis (die Preisgestaltung von HRDR ist ja nochmal ein Kapitel für sich..) hinzugegeben ist. Auch dies ist HRKunzt vom feinsten, schon allein von der Idee her. Bin ich froh, eine Kunzefan zu sein..
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An
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von An »

Ob HRK es heute wohl in die Rubrik "Abgehört" von Spiegel Online schafft? Wäre dem Album nach der bisher eher mauen Wahrnehmung in den Medien zu wünschen.
An
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von An »

Position 23 in de Charts (siehe: http://www.musikmarkt.de/Aktuell/News/C ... mit-Videos). Glückwunsch! Was das angesichts rückläufiger CD-Verkäufe heissten mag, kann ich nicht beurteilen. Aber anscheinend hat HRK ein treues Stammpublikum, dass auch (oder gerade?) solche Alben mag.
Thofrock
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von Thofrock »

Bei der Flut von prominenten neuen Alben in den letzten 3 Wochen klingt das ganz ordentlich. In einem Saure-Gurken-Monat wie Januar wären das sicher 10 Plätze weiter oben. Allerdings wird es wohl kaum Anschlusskäufe geben, und das Album zügiger rausrutschen.
CD-Auflage soll 10.000 Stück betragen haben.
An
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von An »

Ich erinnere mich noch an die Begeisterung von HRK als das erste Räuberzivil-Album in die Charts einstieg - und das auf weiter hinten gelegen Plätzen. Auch wenn die Verkaufszahlen also vermutlich sehr gering sein werden - ein Achtungserfolg!
DasUltimatum
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von DasUltimatum »

P23 in eine Woche mit relativ vielen top releases und ohne jede promotion - das ist mindestens ein Achtungserfolg!

8)
Kalle
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von Kalle »

Jesus ohne Jünger
VON STEFFEN KÖNAU, 21.09.12
Bild
Eine neue Verstärkung für Heinz Rudolf Kunze (2. v. r.): «Räuberzivil» nennt der Deutschrocker seine Band für die Ausflüge ins Akustische. (FOTO: RAKETE MEDIEN)

HALLE (SAALE)/MZ. Heinz Rudolf Kunze ist ein ordentlicher Mann, auf den sich der Fan stets verlassen kann. Seit 31 Jahren liefert Kunze zuverlässig deutsche Liedkunst, mal verpackt als Rock, mal verkleidet als Schlager, mal gehüllt in fast schon kabaretttaugliche Lied-Miniaturen. Das eine Jahr ist zuletzt immer ein Rock-Jahr gewesen, in dem Kunze mit seiner Band "Verstärkung" durch die großen Hallen zieht. Das andere wieder sah den Rand-Hannoveraner an akustischer Gitarre und Klavier in kleinen Sälen singen und lesen.

Doch mit 55 wirft der einst als "Niedermacher für die 80er Jahre" apostrophierte Sänger und Komponist die Routine über Bord. Erst gab es Anfang des Jahres zum 30. Kunze-Jubiläum ein Album mit Duetten, nun folgt schon der nächste Streich. Für das Doppelalbum "Hier rein, da raus" (Rakete Medien) hat Kunze seine Zweitband "Räuberzivil", mit der er vor drei Jahren das gleichnamige akustische Live-Album eingespielt hatte, mit ins Studio genommen. Herausgekommen ist ein Werk, das vor allem die Freunde des "alten" Heinz Rudolf Kunze begeistern wird. Statt radiotauglicher Melodien gibt es hier sprudelnde Wortkaskaden, statt sämiger Gitarrensoli kantige Gedanken, statt leichter Muse schwere Kost.

Das Konzept gleicht dem des vor 20 Jahren erschienenen Albums "Sternzeichen Sündenbock" oder dem vor zehn Jahren eingespielten zweiten literarischen Programm "Wasser bis zum Hals steht mir", in denen Kunze seine literarischen Ambitionen erstmals konsequent von seinem Anspruch trennte, Musik für die breite Masse liefern zu wollen. Gemeinsam mit Geiger Hajo Hoffmann und Perkussionist Wolfgang Stute, die schon vor drei Jahren beim ersten "Räuberzivil"-Ausritt dabei waren, hat er im Noah-Studio in Hannover 34 Stücke eingespielt, die mal richtige Kunze-Songs, manchmal aber eben auch recht schräge Satzinstallationen sind, hinter deren Sinn zu steigen Arbeit erfordert.

So hat dieser Kunze damals angefangen, ein angehender Lehrer, der im Konzert zwischen zwei Songs ein selbstgeschriebenes Gedicht zum Besten gab. "Sprechtexte" nannte Kunze das aushilfsweise, später wurde es als "Poetry Slam" noch mal erfunden.

Auch dank Bassist Peter Pichl, der neu zur Räuberzivil-Truppe gestoßen ist, bleibt der Fokus aber zumindest auf CD 1 des Doppelpacks auf klassisch komponierte Lieder gerichtet. "Das Dasein und Ich" oder "Sie hassen Dich" sind Kunze in Vollendung, zergrübelte, hochpoetische Songs, die auf einem Musikbett liegen, das an die luxuriösen Liegen erinnert, die der späte Sting sich seit Jahren schreinern lässt. Warm ist es hier drin, leise geht es zu, Kunze flüstert, ein Reisbecher ersetzt das Schlagzeug. "In dieser Stadt lebt mancher Jesus ohne Jünger", singt Kunze in "Lied für Berlin", einer optimistischen Fortsetzung seines 80er-Jahre-Trauermarsches "Regen in Berlin". Poetisches Ich und Wirklichkeit, bei Kunze 30 Jahre nach außen hin streng voneinander getrennt, fallen hier plötzlich und unerwartet in eins: "Mit einem Wort Berlin", singt er, "ich liebe diese Stadt."

Da krampft nichts mehr, da versucht sich der Denker nicht als Populist, der auf seine Botschaft verzichtet, damit sie besser zu verstehen ist. "Bleib Schmerz bleib", fordert er, er singt Lennons "Working Class Hero" nach, warnt satirisch zugespitzt vor Kartenlegern und träumt kalauernd von einem nächsten Leben als Spielerfrau.

Musikalisch bleibt es Country, Folk und Artverwandtes, flott gespielt, in einer anderen Welt Radiostoff. Hank-Williams-Fan Kunze kann aber auch anders, wie CD 2 belegt. Die 18 Stücke hier sind eher etwas für die dunklen Stunden, die Musik wird immer weniger, der Textanteil erhöht sich und mit ihm der Grad der Abstraktion. Das Konkrete wird unfassbarer, das Seltsame bizarrer, Tiere treten auf und die Logik tritt ab. Man muss das alles mehrmals hören. Dann bleibt es.

QUELLE PRESSE www.mz-web.de
Schreibe (Redet), was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es lesen (hören).
Epheser 4,29
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von Ghosti »

Das zweite sind aber nur Auszüge aus dem Pressetext.


Kann das übrigens sein, dass "Sie hassen dich" von BOB DYLANs "Rainy Day Women" inspiriert ist?
Thofrock
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von Thofrock »

Ghosti hat geschrieben:Kann das übrigens sein, dass "Sie hassen dich" von BOB DYLANs "Rainy Day Women" inspiriert ist?
Da bin ich sicher. Quasi in Tradition des Liedes für einen dünnen Mann.
Ghosti
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von Ghosti »

Thofrock hat geschrieben:Quasi in Tradition des Liedes für einen dünnen Mann.
Und "Möglich".
Vielleicht könnten wir ja mal in einem separaten Thread die Lieder zusammentragen, bei denen Heinz sich von konkreten Songs/Bands hat beeinflussen lassen (also generell, nicht nur auf "Hier rein da raus").

Album gefällt nach wie vor ungemein. Persönliche Favoriten habe ich einige, eigentlich zu viele, um einzelne Lieder rauszugreifen, statt festzuhalten, dass das ganze Album zu den Favoriten gehört…
„Es ist Krieg“ hat mich ja schon auf der EP verdutzt aus der Wäsche gucken lassen, weil es mit einfachen musikalischen Mitteln und hammermäßig genialem Text gelingt, eine spannende und intensive Atmosphäre aufzubauen, genau wie einst in „Das Ultimatum“, „Die Fütterung“ oder „Dein vorletzter Wille“, wobei „Es ist Krieg“ durchaus „moderner“ klingt.
„Die Waffe“ fällt mir in dem Zusammenhang auch gleich noch ein, (wieder) großartiger Text, tolle Perkussion, feine Melodie und die Geige einfach nur zum dahin schmelzen (ebenso in „Mach es wie ich“, fantastisch).
„Überall liegen Dinge“ ist dagegen kurz und unerwartet heftig. Diese Aufzählung verschiedener Gegenstände fand ich zunächst ähnlich merkwürdig wie bei „Aber Menschen?“, doch Heinz wird hier weit spitzer und schärfer („Ansichtskarten aus Bayern, Baseballschläger und Beile“) - Volltreffer.
Blues von RÄUBERZIVIL hätte ich mir ungefähr so vorgestellt wie „Sie hassen dich“, aber die können den auch anders: knochentrocken, hart, dreckig und ziemlich böse - in „Sisyphos TV“ gibt’s ordentlich was hinter die Löffel. Wie toll ich den herrlich folkigen „Kartenleger“ finde, hab ich ja schon erwähnt, „Das Lied für Berlin“ ist auch wunderbar, von der Musik her könnte ich mir vorstellen, dass da jemand auf Französisch z.B. auch ein schönes Lied für Paris hätte draus machen können, irgendwie…
Eigentlich ist fast ausnahmslos jedes Lied irgendwo erwähnenswert, insgesamt dürfte Heinz mit „Hier rein da raus“ seine Fans ähnlich überrascht haben wie Ian Anderson vor ’nem halben Jahr die seinen.
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von Welle »

An hat geschrieben:Presse:
HRK als Pressesprecher zu den Wullfffffs:
http://www.derwesten.de/panorama/leute/ ... 35511.html
Er sollte das wirklich lassen und seinem Freund Christian meinetwegen gerne privat und im Stillen den Rücken stärken. Das Thema "Die Wulffs und die Medien" hat Oliver Kalkofe in seiner aktuellen TV-Spielfilm-Glosse übrigens absolut zutreffend zusammengefasst: "Als wir alle schon dachten, wir hätten endlich Ruhe vor ihnen, hat es die freundliche Familie Wulff aus dem Hannoveraner Randgebiet zum zweiten Mal in diesem Jahr geschafft, die Medienwelt auf den Kopf zu stellen und sich in einem selbstgeschaffenen Strudel aus Selbstmitleid, Dusseligkeit und Geltungssucht in den Abgrund zu ziehen. [...] Aber ein weiteres Mal erkennen die Menschen die geplante Verarschung und verweigern ihre Teilnahme - und so weht der faulige Wind der Unaufrichtigkeit in das eigene schöne Gesicht zurück und ruiniert das eingeübte Lächeln."
An
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von An »

Eine schöne Rezension von der HAZ:

http://www.haz.de/Nachrichten/Kultur/Ue ... in-da-raus
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Re: nach VÖ: Räuberzivil "Hier rein, da raus"

Beitrag von An »

Auf der HRK-Facebook-Seite gibt es einen Eintrag zur Frage, ob es im Sommer 2013 noch weitere HRK-Auftritte gibt, den ich leider nicht lesen kann, da ich auf Facebook nicht angemeldet bin. Vielleicht kann ja ein anderer schauen, ob sich dort eine Neuigkeit verbirgt.

Etwas völlig anderes: Gestern Abend ist Nils Koppruch (Sänger von Fink und Partner von Gisbert zu Kynphausen bei Kid Kopphause) überraschend verstorben: http://www.sueddeutsche.de/kultur/verlu ... -1.1493240
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