38* RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

die HRK Produkte und Meinungsbilder
DasUltimatum
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von DasUltimatum »

Thofrock hat geschrieben:
DasUltimatum hat geschrieben:Ja, es reiht sich Fehler an Fehler - und vor allem gibt es keine Konstanz. Rakete war auf einem guten Weg - wenn das einigermaßen wirtschaftlich war und hätte fortgesetzt werden können, war es m.E. ein dicker, fetter Fehler zu SPV zu wechseln.
Es ist nur eben so, dass ein neues Management ein Gesamtpaket bietet. Dass es mal wieder HRK auf Band-Tour in München, Stuttgart und Nürnberg gab, war ganz sicher ein Zuschussgeschäft. Aber das wußten die, und haben es trotzdem gemacht.

Auch die Nummer mit SPV wird einer Idee folgen, die dahinter steckt. Möglicherweise ist die mißglückt.
Es mag schon sein, dass da eine Idee hinter steckt (ich hoffe es jedenfalls). Freilich ist die überhaupt nicht erkennbar. Promotion und Außenwirkung von RZ sind im Grunde gleich null.
Thofrock
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von Thofrock »

Mein Verdacht geht ja in die Richtung, dass man zu sehr auf soziale Medien setzt. Man kann über Facebook natürlich theoretisch wahnsinnig viele Menschen erreichen. Aber nun einmal nicht in der HRK-Zielgruppe. Da habe ich einen gewissen Stamm, kriege aber keine Eigendynamik losgetreten.

Vielleicht hatte Hölcke gar nicht so Unrecht, die Schiene zu vernachlässigen, und die Kohle anders auszugeben. Oder aber, da ist jetzt eine Riesenlücke entstanden, die sich nun rächt weil man sie nicht mehr aufgefüllt bekommt.

Jedenfalls ist Promotion nicht einfacher geworden, seit sie mehr und mehr im Netz stattfindet. In vielen Branchen.
Miro
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von Miro »

Wenn ich mir die Facebook-Seiten von älteren Deutschrockkünstlern anschaue, kann ich keinen Zusammenhang zwischen dem Erfolg der Veröffentlichungen und der Anzahl der geteilten Beiträge oder der druntergeschriebenen Kommentare erkennen. Die "gefällt mir"-Zahlen weichen zwar voneinender ab, für die regelmäßige Aufmerksamkeit, die so eine Seite erzielt, würde ich aber eher die Zahl der Kommentare als Maßstab nehmen.
Zuletzt geändert von Miro am 09 Dez 2016, 20:09, insgesamt 1-mal geändert.
Thofrock
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von Thofrock »

Miro hat geschrieben:Wenn ich mir die Facebook-Seiten von älteren Deutschrockkünstlern anschaue, kann ich keinen Zusammenhang zwischen dem Erfolg der Veröffentlichungen und der Anzahl der geteilten Beiträge oder der druntergeschriebenen Kommentare erkennen.
Eben. Deren Publikum ist ohne Internet großgeworden.
Aber bei neuen Künstlern kommst Du ohne die jungen Medien gar nicht aus. Vielleicht kommt man da schnell mal auf das schmale Brett, was bei Adel Tewil oder Silbermond richtig ist, kann bei HRK nicht falsch sein.
Kalle
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von Kalle »

älteren Deutschrockkünstlern
HEINZ ist in dem Bereich zwar auch unterwegs, aber ihn dort einzuordnen würde mir missfallen. Wenn man dann HEINZ unbedingt in eine Rubrik einordnen will, müsste die wohl erst noch erfunden, geschaffen werden. Gleichzeitig ist das im Grunde auch "des Pudels Kern", zumindest in Deutschland.
Aber was ich an andere Stelle auch schon angemerkt habe: Hauptsache HEINZ produziert und vergisst nicht was seine KUNST wirklich ist. Damit kann ich als Fan gut leben, das ist für mich ok. Der kommerzielle Erfolg ist vermutlich nötig, um weiter zu machen, aber für mich als Fan zunächst unwichtig. Zweifel an Wert und Wirksamkeit seiner Arbeit habe ich zumindest nicht und HEINZ sollte auch nicht "von seinen Fans" den Eindruck vermittelt bekommen, sie würden eventuell an ihm zweifeln... :oops:
Schreibe (Redet), was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es lesen (hören).
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von fallensteller »

Kalle hat geschrieben:
Aber was ich an andere Stelle auch schon angemerkt habe: Hauptsache HEINZ produziert und vergisst nicht was seine KUNST wirklich ist. Damit kann ich als Fan gut leben, das ist für mich ok. Der kommerzielle Erfolg ist vermutlich nötig, um weiter zu machen, aber für mich als Fan zunächst unwichtig. Zweifel an Wert und Wirksamkeit seiner Arbeit habe ich zumindest nicht und HEINZ sollte auch nicht "von seinen Fans" den Eindruck vermittelt bekommen, sie würden eventuell an ihm zweifeln... :oops:
Das hat ja überhaupt nix mit zweifeln zu tun, ich bin sehr begeistert von "Projekt Räuberzivil", wenn aber das Projekt nicht so erfolgreich ist wie geplant/erhofft und ich deshalb vielleicht nicht in den Genuss komme die gesamte Band erleben zu dürfen ist das schon sehr sehr schade.
Ob das Projekt dann in Zukunft überhaupt dann noch weitergeführt wird ist dann wohl auch sehr unsicher?!

Ich finde das sehr schade das Räuberzivil so "untergeht" , es hätte sicher verdient es einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, warum und wieso das auch immer nicht gelungen ist. :cry:
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von MartinB »

Erstmal weitermachen als wäre nichts gewesen...

MEIN ANWALT UND ICH -> finde ich dermassen öde, dass ich seinerzeit keine Lust mehr hatte, mich weiter zu äussern. Insgesamt und überhaupt behagt mir der Country-Anteil der Tiefenschärfe gar nicht. Viel zuviel dieses amerikanischen Volksmusikgedudels für meinen Geschmack. Mag ja sein, dass ausgewiesene Country-Experten begeistert darniederknien (obwohl ich insbesondere hier solche Reaktionen nicht vernehme). Angesichts meiner Animosität gegenüber dieser Art Musik disqualifiziere ich mich selbst, darüber zu urteilen, das weiss ich wohl. Und wenn es Heinz Spaß macht, sei es ihm gegönnt. Aber für mich ist das nichts.

NICHTS ALS OFFENE FRAGEN -> ist mir ein Highlight der Tiefenschärfe. Hier ist mir die Essenz des Heinzes spürbar, sein ureigenes Ansinnen an Musik und Wortwahl. Würde erstmal unauffällig auf jeder LP/CD seit 1980 seinen Platz gehabt haben. Richtig schön, kompakt, mit reichlich Herz- und Hirnblut versehen und mittelfristig unverzichtbar für mich Liebhaber. Ganz grosse Kleinkunzt. Text und Musik ein einziges Gedicht. Rührt an, bedient Intellekt und Gefühl fast so mirakulös wie Der schwere Mut seinerzeit und hinterlässt die Gewissheit: jawoll, der Kunze, der ist es nach wie vor, der formuliert aus, was in mir vage angedacht ist. Andacht, Freude, Zorn... Ich liebe es so.

ICH MÖCHTE SCHEITERN -> assoziiere ich irgendwie mir der Draufgängerphase. Etwas deftiger arrangiert würde es auf diese Scheibe bestens passen. Draufgänger unplugged in etwa. Oder gar Richterskala? Auch hier atmet der Geist des Heinzes in vollen Zügen und erfreut mich rundum. Bin zutiefst einverstanden.

DAS PROBLEM IST -> oh je, schon wieder so ein Country-Scheiß. Aber diesmal drängt sich der Text auf, den ich für sehr gelungen halte (vom Naah-Na-Na-Nah-Refrain mal abgesehen). Trotz Country-Verdacht gefällt mir die Nummer richtig gut. So ganz vereinzelt eingestreut konnte ich mich auch auf früheren Werken mit sowas "primitiven" arrangieren. Dies hier wird jedenfalls nicht im "Worst-of-Kunze"-Ordner versenkt sondern darf in meinem Gehör weiterbestehen.

TU WAS DU NICHT LASSEN KANNST -> naja, weder so richtig toll noch so richtig Scheisse, erkennbar ambitioniert im Text, musikalisch und gesanglich akzeptabel, wenn auch unspektakulär dargebracht. Als Rausschmeisser des Albums gut geeignet, um es höflich zu sagen.

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Zur weiteren Entwicklung der Tiefenschärfe muss ich auch Bedenken anmelden. Ööööhm... Heinz solo am Piano seine Greatest Hits darbringend kann ich mir am 3.11. im Bremer Aladin nur mühsam vorstellen. Auf den CDs hört man eine quicklebendige Band und grossse musikalische Vielfalt. Insbesondere der Kollege Schomerus an den Percussions macht mir sehr viel des Hörvergnügens aus. Überhaupt freue ich mich sehr, dass Heinz zum ersten mal seit dem legendären Peter Miklis wieder einen Drummer mit einem persönlichen Drive an Bord hat. Diesen würde ich auf der Bühne schmerzhaft vermissen. Und ich teile die Sorge, dass das Projekt Räuberzivil momentan arg gefährdet ist. Einerseits eine insgesamt supergeile CD (...ich denke mir die fünfsechs Countrydudeleien jetzt mal weg...), die Räuberzivil konsequent zu neuen musikalischen Horizonten leitet. Andrerseits die Hiobsbotschaften, was die Live-Umsetzung betrifft. Hat man hier zu hoch gepokert? Mehr gemacht, als man auf der Bühne abzuliefern sich leisten kann? Oder ist das neue Management tatsächlich einfach ungeeignet für solcherlei Kunzt? Glaube ich dem, der hier geschrieben hat, diese Leutchen wären eher im Metal-Bereich kompetent, verstehe ich es überhaupt nicht, wie es zu solcherlei Kollaboration kommen konnte. Ich sorge mich, dass Heinz den falschen Leuten in die Hände gefallen sein könnte und Räuberzivil dadurch substanziell gefährdet ist.

Gibt es notfalls eine Option der Rückkehr zu einem Format wie der Ur-Räuberzivilerei "Bockwurst und Schadenfreude", seinerzeit mit Herrn Stute, heutzutage sicher eher mit dem Herrn König? Um das Projekt an sich notfalls noch zu retten? Es wäre mehr als schade drum, wenn nicht...
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von An »

MartinB hat geschrieben:DAS PROBLEM IST -> oh je, schon wieder so ein Country-Scheiß. Aber diesmal drängt sich der Text auf, den ich für sehr gelungen halte (vom Naah-Na-Na-Nah-Refrain mal abgesehen). Trotz Country-Verdacht gefällt mir die Nummer richtig gut. So ganz vereinzelt eingestreut konnte ich mich auch auf früheren Werken mit sowas "primitiven" arrangieren. Dies hier wird jedenfalls nicht im "Worst-of-Kunze"-Ordner versenkt sondern darf in meinem Gehör weiterbestehen.
Allerdings klingt der Text doch sehr nach Stammtisch. Bleibt die Frage, ob HRK das lyrische Ich Stammtischklagen zitieren lässt oder ob HRK selber am Stammtisch sitzt. Klar erwische auch ich bei der ein oder anderen Textstelle Zustimmung zu denken, insgesamt ist das aber ganz (un)schön platt und undifferenziert. Den Hinweis auf die Lügenpresse, die Wahlen, die nichts ändern oder die Ratten, die regieren - habe ich in letzter Zeit aus einer bestimmten Ecke schon (wieder) einmal vernommen...
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von Thofrock »

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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von An »

Hier ein Interview-Mitschnitt von HRK im MDR Figaro vom 15. Mai 2015 mit "Lügner" in einer Liveversion:
http://www.mdr.de/mdr-figaro/audio11681 ... c1f38.html
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von Ghosti »

An hat geschrieben:Hier ein Interview-Mitschnitt von HRK im MDR Figaro vom 15. Mai 2015 mit "Lügner" in einer Liveversion:
http://www.mdr.de/mdr-figaro/audio11681 ... c1f38.html
Danke für den Link. Da scheint Heinz ja gestern in Halle mit der kompletten Räuberzivil-Besetzung angetreten zu sein.
Kriegst du eventuell noch die Setlist aus Bochum zusammen, An?
Oder vielleicht kann auch Manne oder Thofrock hier was zum gestrigen Auftritt erzählen.
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von Thofrock »

Ghosti hat geschrieben:Da scheint Heinz ja gestern in Halle mit der kompletten Räuberzivil-Besetzung angetreten zu sein.
Außer den beiden aus Termingründen anders angesetzten Duo-Abenden soll das auch unbedingt so bleiben. Ich hab die eiligeren Sachen im "Solo"-Thread zusammengefasst, und widme mich dem Konzert dann hier noch ausführlich.
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von Ghosti »

Nochmal zum Album:
Ich hab „Tiefenschärfe“ nur selten gehört, weil ich irgendwie momentan nur selten in der richtigen Stimmung dafür bin. Und wenn, dann meist nur auszugsweise, so ca. ’ne halbe Stunde lang.
Als absolute Favoriten haben sich dabei „General Lee“ (den ich von Anfang an gleich richtig mochte) und „Greif schon zu“ (das ich zunächst kaum wahrgenommen habe) herausgestellt. Den wunderbaren Melodien dieser beiden Lieder bin ich hoffnungslos verfallen, zudem finde ich die Gastbeiträge von Martin (erinnert mich an „Du gehörst zu jemand andrem“) und Konrad (Flöte hatten wir bei Heinz noch nie (oder?), bringt eine nette mittelalterliche Note rein) fantastisch bzw. bemerkenswert.
„30 Prozent“ ist grandios, fällt aber auf diesem von Blues, Folk und Country dominierten Album atmosphärisch etwas aus dem Rahmen, das hätte super auf „Hier rein da raus“ gepasst.
„Komme nicht aus Alabama“ ist so herrlich lässig, das mag ich auch sehr. Ebenso „Ponderosa“ mit seinem feinen Gitarrensolo, und „Ich möchte scheitern“ mit unwiderstehlichem Groove und geschmeidigen Orgelsounds, Leadgitarre, Bass und Perkussion sind auch großartig.
„Ein Nichtsnutz sein“ ist für mich die Ballade des Albums, die steckt ihre Zunge ganz tief in mein Ohr…
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von Thofrock »

Ich bringe meinen Halle-Text mal hier unter, weil in diesem Thread ja schon Konzertberichte sind.

Also, Georg-Friedrich-Händel-Halle in Haale/Saale am 15.5.2015

Schöne Halle, allerdings sehr gut versteckt und miserabel bis gar nicht ausgeschildert. Die riesige Glasfassade des Hallenbaus wirkt nicht angemessen, weil man das Teil vertikal zwischen das riesige MDR-Funkhaus und einen monströsen Finanzamt-Neubau gesetzt hat. Auch mit Durchfragen ist es schwer, weil man von der in einiger Entfernung vorbeiführenden Strasse keine Chance hat, eine Halle auszumachen.

Der Bau ist edel und großzügig, viel Glas, Marmor und Holzvertäfelungen. Die Empore hatte man zwar nicht geöffnet, aber der Saal war zu Beginn ca. 90% besetzt und unweit der 500 Gäste, wie der Veranstalter errechnet hatte.

Hier beginnt jetzt das Experiment. Ich lasse deshalb erstmal die Setliste folgen:

Blues-Intro (mit Trockeneisnebel)
Text
Robert Limpert
Text
Lügner
Text
Rosmarin
Text
So wie du bist
Text
Willkommen liebe Mörder
Text
Nichts als offene Fragen
Text
Mein Anwalt und ich
Text
General Lee
Meine eigenen Wege

Pause

Blues Intro (Heinz singt eine Hommage an B.B.King
Text
Brot aus Gold
Text
Samarkand
Text
Papa hat Geld
Text
Drunter und Drüber
Text
Am Meer stehen
Es ist schwierig
Text
Dein ist mein ganzes Herz
Geh mir nah
Ponderosa

Z1
Das Problem ist
Räuberzivil

Z2
Folgen sie mir weiter


Das macht nun also 22 Songs, von denen 5 älterer Herkunft, und 2 aus dem Radio bekannt waren. Und das mitten in Ostdeutschland.
Mutig.
Und für für den jahrzehntelangen HRK-Begleiter mit Hang zum Außergewöhnlichen natürlich ein Traum. Aber auch für den breit angelegten Konzertgänger, der bei HRK an "Herz", "Mabel", "Leg nicht auf" und "Alles was sie will" denkt?

Ich nehme es vorweg, das Experiment glückte. Obwohl viele Leute in der Halle das neue Material noch nicht kannten (die CD-Verkäufe liefen wie geschnitten Brot), stellte sich ein interessiertes, dann gespanntes und aufmerksames, und schließlich begeistertes Auditorium ein. Nach hinten raus wurde das Angebot zum Ausflippen ja auch breiter. Ausgerechnet im Tango "Es ist schwierig" forderte Heinz erstmals zum Mitsingen auf, die Schlussnummer des regulären Sets "Ponderosa" wurde als 10 minütige Orgie mit Soloeinlagen gefeiert, und beim ersten Zugabenblock hatte gar niemand mehr die Füße still. Stehende Ovationen und energischer Wunsch nach Zugaben.

Auf Sicht der gesamten 150 Minuten waren aber natürlich die nachdenklichen Passagen tonangebend. Zum Einen wegen der zahlreichen Sprechtexte, die sich weitgehend hervorragend thematisch einfügten, zum Anderen weil die Band die Songs extrem intensiv spielte. Glasklarer Sound, eine organische Abmischung und ganz hohe künstlerische Qualität.
Hier sind wir dann auch beim Thema Personalwechsel. Was nicht nur im Studio, sondern auch auf der Bühne mit diesem RZ-Quartett möglich ist, öffnet eine völlig neue Dimension. Weder ist das noch ein akustischer Abend, noch nimmt die Band irgendwelche Hürden wahr. Was sie auf die Bühne bringen wollen, wird gespielt. Tabus, wie nach "Hier rein, da raus" gibt es nicht mehr. Peter Pichl kann nun, mit Hilko Schomerus am ausgedehnten Schlagwerk, ganz andere Grundlagen setzen, Hilko widerum ist so breit aufgestellt, dass er Percussionist und Drummer zugleich ist. Und Ralph König hat widerum ein so breites Spektrum an Gitarrenarbeit, dass er nicht nur eine großartige Soundvielfalt abliefern kann, sondern zudem Heinz den Rücken freihält, um seinerseits aus dem bisherigen RZ-Korsett auszubrechen.

Die Verrücktheit des Abends dokumentiert eigentlich wunderschön den weiten Horizont. Als letzte Zugabe gab es nämlich eine 33-jährige Kostbarkeit namens "Folgen sie mir weiter".
Was soll ich sagen, zum Heulen schön. Und auch die sicher zahlreichen Besucher, die diesen Song noch nie gehört hatten, ließen den Mund offen stehen. Ein schon immer überwältigender Song. Und eine Version zum Niederknien. Ich kann meine Gänsehaut auch nicht annährend beschreiben.


Natürlich ist RZ nun mit mehr Personal unterwegs. Instrumente und Anlage passen auch nicht mehr in einen Phaeton. Das Paket ist teurer, damit auch die Tickets. Halle wird sich gerechnet haben, und man kann nur hoffen, dass der Abend sich rumspricht. Aber der Selbstläufer, der es sein müßte, ist die Produktion noch nicht. Und die Termine liegen zu weit auseinander, um sie als geschlossene Tour promoten zu können.
Gerechtigkeit wäre aber, wenn sich Album und Auftritte Stück für Stück durchs Land fressen und Gewicht aufnehmen. Was diese Band bietet, ist viel zu gut, um ausgeblendet zu werden.
An
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Re: nach VÖ: RÄUBERZIVIL - Tiefenschärfe

Beitrag von An »

Schöner Beitrag, deren Einschätzungen ich teile. In Bochum war das Konzert genauso (mutig, toller Klang, aber vielleicht schwierig für Neu-, Ex- und Gelegenheits-Kunzehörer). Außerdem waren es in Bochum keine 500 Zuhörer, sondern deutlich weniger (250?).

Was dieser offenbar sehr begrenzte wirtschaftliche Erfolg für Räuberzivil bedeutet, vermag ich nicht einzuschätzen, habe aber Bedenken, dass dies negative Folgen haben könnte. Mir selbst gefallen das neue RZ-Album und die neue Besetzung so gut wie nie. Daher möchte ich auf jeden Fall, dass es weitergeht.

Schön wäre allerdings auch, wenn HRK auch für das nächste Verstärkungs-Album etwas von Räuberzivil mitnimmt. Das letzte Album war bereits deutlich besser als seine Vorgänger. Ich hoffe, es gibt dort aufgrund geringerer Verkaufszahlen keine Rückschritte.
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