39* "DEUTSCHLAND" 2016

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Ghosti
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von Ghosti »

goxel96 hat geschrieben:Sdh ist für mich von den hier kontrovers diskutierten Songs der beste. Für mich ein Highlight des Albums. Gehört für mich in eine Ecke mit "Leg nicht auf", auch wenn musikalisch da sicher ein paar Meter zwischenliegen.
Musikalisch etwas näher dran ist "Setz dich her" an "Du gehörst zu jemand andrem". Mir gefällt das Lied auch sehr gut - ich hatte das ja schon mal an anderer Stelle notiert: Wenn Heinz Country macht (dazu von Martin Huch veredelt), klingt's super, siehe auch "General Lee".
DerStrohhut
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von DerStrohhut »

Viele sehr interessante Beiträge zum neuen Album. Macht Spaß sich die vielen Meinungen durch den Kopf gehen zu lassen.

@An : Die Nathan der Weise-Sichtweise finde ich interessant. Es ist zwar schon ne ganze Weile her dass ich das Stück gelesen habe, deshalb korrigiere mich wenn ich falsch liege, aber es geht doch in dem Stück darum alle Religionen und Glaubensgemeinschaften zu tolerieren und akzeptieren auch wenn man selbst nicht an sie glaubt, begründet wurde dies doch mit der Ringparabel (drei Kopien vom selben Ring, keiner weiß welcher das Original ist usw.).
Ich finde "Jeder bete für sich allein" ist diesem Gedanken eigentlich schon recht nah und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Heinz sich genau diese Frage gestellt hat wie man die Ringparabel eigentlich real umsetzen könnte. Zumindest wäre es für mich kein Widerspruch. Denn, auch wenn es schön wäre wenn einfach so jeder Jedermanns Glauben tolerieren würde, so wird dies ja kaum Realität werden. Dafür ist es schon in zu vielen Religionen angelegt, Andersgläubige als Ketzer und Minderwertige abzustempeln. Wenn man sich nun überlegt wie man jedem Gläubigen die größtmögliche Freiheit und Toleranz einräumen kann, dann finde ich ist "Jeder bete für sich allein" ein ziemlich guter Ansatz dafür. Denn, wenn keiner die Möglichkeit hat seinen Glauben nach außen zu tragen, dann hat hat auch keiner die Möglichkeit jemanden für seinen Glauben zu diskriminieren. Trotzdem kann jeder seinen Glauben frei ausleben, solang er ihn eben "für sich behält". Und irgendeinen Kompromiss muss man ja eingehen, und das wäre wahrscheinlich derjenige wo jeder ein möglichst gleichgroßes Stück vom Kuchen bekommt.

@pitscher Weshalb findest du, dass "Nur eine Fotographie" oder "Setz dich her" Musik für "80jährige Omis" ist? Ich finde beide Nummern ziemlich gelungen, sowohl musikalisch als auch textlich. Auch ich mag Nummern wie "Immer noch besser als arbeiten" oder "Ich möchte anders sein", aber solche Stücke finde ich genauso notwendig für ein Kunze-Album. Und es gibt sie eigentlich auch auf jedem, zumindest seit dem Herz. Mich würde daher interessieren weshalb du dich für diese Songs zu jung fühlst?
Und zu "Es ist in ihm drin", ich finde es eher spannend weshalb genau dieser Song von Heinz zum Opener gemacht wurde.(Mal ganz davon ab dass ich die Darbietung von diesem Song sehr überzeugend finde) Wir wissen, dass HRK ein unglaubliches Allgemeinwissen hat und wir können davon ausgehen, dass er weiß dass dieser Song sowohl von Otto Waalkes als auch in diversen schlechten Komödien und sonstigem als "Babysitter"-Blues oder "Schwamm drüber Blues" verwurstet wurde. Die Frage "Warum eröffnet man damit ein Album?!?!?" muss man da doch eher positiv sehen, weil wir davon ausgehen müssen das Heinz ganz bewusst dieses Riff gewählt hat. Das ist für mich eines dieser Interpretationsratespiele die sich öfter in seinem Werk finden. Auch ein Punkt weshalb ich seine Musik so spannend finde.
Und auch wenn es nicht hier her gehört: Bosse? Ich hab von neuem Album nur ein paar Lieder gehört, aber "Kraniche" "durfte" ich aber mal bis zum Ende hören. Das Album fand ich textlich ziemlich platt und wenig innovativ. Musikalisch klang es für mich auch nicht besonders interessant, aber das ging noch. Ich höre generell viele deutsche Künstler, aber "Kraniche" war eines der schlechteren Werke die ich kenne. Ist "Engtanz" da so viel besser, oder muss ich davon ausgehen dass ich mit Bosses Texten einfach nicht viel anfangen kann?


Und ich freue mich auch sehr über Platz 8. Das Album hat definitiv einen Top-Ten Platz verdient. Eventuell hält es sich ja noch ein bisschen in den oberen Regionen. Bei amazon kreist das Album immernoch um Platz 50 in den Verkaufscharts, was in der ersten Veröffentlichungswoche auch in etwa der Fall war.
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Re: Promo für Deutschland / Die Presse zum neuen Album

Beitrag von Kalle »

QUELLE: http://www.abendblatt.de

Der Musiker sprach mit dem Abendblatt über seine Vereinnahmung durch Pegida, Heuchelei und seine Liebe zum Kassettenrekorder. weiter http://www.abendblatt.de/kultur-live/ar ... t-mir.html
Schreibe (Redet), was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es lesen (hören).
Epheser 4,29
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von pitscher »

Die beiden Songs sind für mich vertonte Rosamunde Pilcher Prosa. Komme ich überhaupt nicht ran. So Lieder sind mir früher bei Kunze nie aufgefallen.
Der "gute" Charteinstieg dürfte vermutlich an den Vorbestellern von Saturn und Media Markt liegen. Wenn dem so ist, geht das Album bald auf Sinkflug. Wenn man bedenkt das Roland Kaiser noch vor Kunze eingestiegen ist... Die Charts sind mittlerweile eh verrückt. Gleis 8 und Bibi und Tina in den Top Ten?!?

Zu Bosse: Kraniche hat mich auch nicht so gepackt. Kann da noch nicht mal sagen woran das liegt. Bin bei Bosse mit Taxi eigestiegen. Das war irgendwie anders - nicht so glatt. Die älteren Sachen sind geradlienige Rocksongs mit einem gewissen Hausbesetzcharme oder wirklich anarchie Texte zu haben. Engtanz finde ich richtig gut. Kann man auch gut beim Joggen hören. Das klappt mit der Musik von Kunze nicht so gut. 8) Aber ist natürlich alles Geschmacksache. Ich würde sagen, dass Bosse`s Texte jünger sind. Aber allein die ersten Worte der Bosse CD holen micht schon ab: Sehe Derwische versinken...

Apropo Opener von Kunze. Wo da der tiefere Sinn sein soll, dass Album mit einem absolut ausgelutschtem Blues-Riff zu beginnen, musst du mir genauer erklären. Auf dem Iphone gibt es das Riff auch noch als Nachrichtenton. Mein Kollege nutzt das auch noch seit 2 Jahren... Vielleicht hängt es mir auch daher zu den Ohren heraus.
Miro
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von Miro »

DerStrohhut hat geschrieben:@An : Die Nathan der Weise-Sichtweise finde ich interessant. Es ist zwar schon ne ganze Weile her dass ich das Stück gelesen habe, deshalb korrigiere mich wenn ich falsch liege, aber es geht doch in dem Stück darum alle Religionen und Glaubensgemeinschaften zu tolerieren und akzeptieren auch wenn man selbst nicht an sie glaubt, begründet wurde dies doch mit der Ringparabel (drei Kopien vom selben Ring, keiner weiß welcher das Original ist usw.).
Ich finde "Jeder bete für sich allein" ist diesem Gedanken eigentlich schon recht nah und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Heinz sich genau diese Frage gestellt hat wie man die Ringparabel eigentlich real umsetzen könnte. Zumindest wäre es für mich kein Widerspruch. Denn, auch wenn es schön wäre wenn einfach so jeder Jedermanns Glauben tolerieren würde, so wird dies ja kaum Realität werden. Dafür ist es schon in zu vielen Religionen angelegt, Andersgläubige als Ketzer und Minderwertige abzustempeln. Wenn man sich nun überlegt wie man jedem Gläubigen die größtmögliche Freiheit und Toleranz einräumen kann, dann finde ich ist "Jeder bete für sich allein" ein ziemlich guter Ansatz dafür. Denn, wenn keiner die Möglichkeit hat seinen Glauben nach außen zu tragen, dann hat hat auch keiner die Möglichkeit jemanden für seinen Glauben zu diskriminieren. Trotzdem kann jeder seinen Glauben frei ausleben, solang er ihn eben "für sich behält". Und irgendeinen Kompromiss muss man ja eingehen, und das wäre wahrscheinlich derjenige wo jeder ein möglichst gleichgroßes Stück vom Kuchen bekommt.

Der Text "Jeder bete für sich allein" wörtlich genommen würde das Ende jeder Religion bedeuten. Religion kann ausschließich über eine Kirche, eine Gemeinschaft vermittelt werden. Dem Text nach sind Kirchen verboten, denn ohne "Zusammenrottungen", Kirchengebäude und äußerlich wahrnehmbare Bekenntnisse ist eine Kirche nicht vorstellbar. Ohne Missionierung stirbt die Botschaft einer jeden Religion aus. So würde eine religionsfreie Gesellschaft entstehen - mit einem Vakuum im Bereich Sinnsuche und Gemeinschaftssuche, das bestimmt jemand füllen würde, gegen den das Bodenpersonal der heute aktiven Religionen harmlos wäre.
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von DasUltimatum »

Miro hat geschrieben:
DerStrohhut hat geschrieben:@An : Die Nathan der Weise-Sichtweise finde ich interessant. Es ist zwar schon ne ganze Weile her dass ich das Stück gelesen habe, deshalb korrigiere mich wenn ich falsch liege, aber es geht doch in dem Stück darum alle Religionen und Glaubensgemeinschaften zu tolerieren und akzeptieren auch wenn man selbst nicht an sie glaubt, begründet wurde dies doch mit der Ringparabel (drei Kopien vom selben Ring, keiner weiß welcher das Original ist usw.).
Ich finde "Jeder bete für sich allein" ist diesem Gedanken eigentlich schon recht nah und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Heinz sich genau diese Frage gestellt hat wie man die Ringparabel eigentlich real umsetzen könnte. Zumindest wäre es für mich kein Widerspruch. Denn, auch wenn es schön wäre wenn einfach so jeder Jedermanns Glauben tolerieren würde, so wird dies ja kaum Realität werden. Dafür ist es schon in zu vielen Religionen angelegt, Andersgläubige als Ketzer und Minderwertige abzustempeln. Wenn man sich nun überlegt wie man jedem Gläubigen die größtmögliche Freiheit und Toleranz einräumen kann, dann finde ich ist "Jeder bete für sich allein" ein ziemlich guter Ansatz dafür. Denn, wenn keiner die Möglichkeit hat seinen Glauben nach außen zu tragen, dann hat hat auch keiner die Möglichkeit jemanden für seinen Glauben zu diskriminieren. Trotzdem kann jeder seinen Glauben frei ausleben, solang er ihn eben "für sich behält". Und irgendeinen Kompromiss muss man ja eingehen, und das wäre wahrscheinlich derjenige wo jeder ein möglichst gleichgroßes Stück vom Kuchen bekommt.

Der Text "Jeder bete für sich allein" wörtlich genommen würde das Ende jeder Religion bedeuten. Religion kann ausschließich über eine Kirche, eine Gemeinschaft vermittelt werden. Dem Text nach sind Kirchen verboten, denn ohne "Zusammenrottungen", Kirchengebäude und äußerlich wahrnehmbare Bekenntnisse ist eine Kirche nicht vorstellbar. Ohne Missionierung stirbt die Botschaft einer jeden Religion aus. So würde eine religionsfreie Gesellschaft entstehen - mit einem Vakuum im Bereich Sinnsuche und Gemeinschaftssuche, das bestimmt jemand füllen würde, gegen den das Bodenpersonal der heute aktiven Religionen harmlos wäre.
Musik ist keine Politik! Es ist unmöglich, in drei-fünf Minuten ein differenziertes, sachadäquates Politikstatement zu machen. Insofern halte ich solche Interpretationen für - sorry - schlicht falsch.

Ich verstehe den Text als einen Stoßseufzer über um sich greifende religiöse Intoleranz und Fanatismus - und als solcher spricht er mir aus dem Herzen. Ich finde den Song absolut großartig.

8)
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von Der Alte Herr »

Man kann über jeden Song einer oder ganz verschiedener Meinung sein.
Ich finde das D ein sehr homogenes, gut gelungenes Album von hoher Qualität ist.
Das habe ich bei den letzten Scheiben schmerzlich vermisst, da gab es allenfalls Lichtblicke.
Es wird ein jeder bedient, von verkopften Interlektuellen bis zurTanzmaus.
Ich finde daran ist nix schlimmes, schließlich soll sich das Ding auch verkaufen.

Oder?
Ich brauche nahe Menschen fern um mich herum
Miro
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von Miro »

DasUltimatum hat geschrieben:Musik ist keine Politik! Es ist unmöglich, in drei-fünf Minuten ein differenziertes, sachadäquates Politikstatement zu machen. Insofern halte ich solche Interpretationen für - sorry - schlicht falsch.

Die Kollegen Mey und Maurenbrecher bringen das schon mal fertig.

HRK will das nicht. Wenn er das aber nicht will, bräuchte er bloß weniger scharf zu formulieren, um keinen Raum für solche Interpretationen zu lassen. Er will aber auch das nicht. Er will, dass seine Stücke verschiedene Deutungsmöglichkeiten zulassen. Lasst uns also das Stück deuten!

Der Alte Herr hat geschrieben:Man kann über jeden Song einer oder ganz verschiedener Meinung sein.
Ich finde das D ein sehr homogenes, gut gelungenes Album von hoher Qualität ist.
Das habe ich bei den letzten Scheiben schmerzlich vermisst, da gab es allenfalls Lichtblicke.
Es wird ein jeder bedient, von verkopften Interlektuellen bis zurTanzmaus.
Ich finde daran ist nix schlimmes, schließlich soll sich das Ding auch verkaufen.

Oder?
Das sehe ich auch so. Das Album ist auf eine Art komplett, wie ich es zuletzt in der ersten Hälfte der 90er empfunden habe.
Thofrock
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von Thofrock »

Miro hat geschrieben: Die Kollegen Mey und Maurenbrecher bringen das schon mal fertig.

HRK will das nicht. Wenn er das aber nicht will, bräuchte er bloß weniger scharf zu formulieren, um keinen Raum für solche Interpretationen zu lassen. Er will aber auch das nicht. Er will, dass seine Stücke verschiedene Deutungsmöglichkeiten zulassen. Lasst uns also das Stück deuten!
Wobei Maurenbrecher, den ich für einen glänzenden Beobachter halte, die wesentlich tiefere und schärfere Klinge besitzt. und seine Beobachtungen auch wirkungsvoller transportiert.

Heinz möchte vor allem nicht vereinnahmt werden. Es haben ihn ja in den 35 Jahren von Rechten bis Linksautonomen, von Vertriebenen bis Depressiven, von Stockkonservativen bis Alt-68ern schon so ziemlich alle Gruppen die es gibt als Verbündeten entdeckt. Was alle, gelegentlich auch wir, zumindest ich, dabei übersehen, ist, dass es beim Schreiben von Texten für Heinz keine Rolle spielt, wie der hinterher interpretiert werden könnten. Diese Gedanken kommen wenn der Text fertig ist. Aber nur ganz selten beim Schreiben. Und siebzehn mal geändert und ausgetauscht wird bei Heinz nicht.

Übrigens denke ich, dass Heinz vor allem in den ersten Jahren, gelegentlich sehr politisch war. Das hat er sich aber nach und nach abgewöhnt eben wegen Vereinnahmungen von der "falschen" Seite. Und dagegen sind offene Interpretationsmöglichkeiten in alle Richtungen ein gutes Mittel. Auch wenn es für uns manchmal anstrengend ist. Ich erinnere nur an "Willkommen liebe Mörder".
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von pitscher »

Macht ja irgendwo auch einen guten Text aus, wenn jeder für sich das Beste hineininterpretiert. Eine hohe Form der Kunst. Fehlinterpretationen gibt es doch auch bei den bekanntesten Titeln der Musikgeschichte zuhauf: "No Women, no cry", "Every Breath you take", "With or without you"...
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von DasUltimatum »

Miro hat geschrieben:
DasUltimatum hat geschrieben:Musik ist keine Politik! Es ist unmöglich, in drei-fünf Minuten ein differenziertes, sachadäquates Politikstatement zu machen. Insofern halte ich solche Interpretationen für - sorry - schlicht falsch.

Die Kollegen Mey und Maurenbrecher bringen das schon mal fertig.
Bei welchem Lied, zum Beispiel?
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von Miro »

DasUltimatum hat geschrieben:
Miro hat geschrieben:
DasUltimatum hat geschrieben:Musik ist keine Politik! Es ist unmöglich, in drei-fünf Minuten ein differenziertes, sachadäquates Politikstatement zu machen. Insofern halte ich solche Interpretationen für - sorry - schlicht falsch.

Die Kollegen Mey und Maurenbrecher bringen das schon mal fertig.
Bei welchem Lied, zum Beispiel?
Ohne die Oeuvren der beiden durchgesehen zu haben, fallen mir spontan ein:

Mey: Das Narrenschiff, Sei wachsam

Maurenbrecher: Du schaffst es, Kiewer Runde
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von DerStrohhut »

pitscher hat geschrieben:Zu Bosse: Kraniche hat mich auch nicht so gepackt. Kann da noch nicht mal sagen woran das liegt. Bin bei Bosse mit Taxi eigestiegen. Das war irgendwie anders - nicht so glatt. Die älteren Sachen sind geradlienige Rocksongs mit einem gewissen Hausbesetzcharme oder wirklich anarchie Texte zu haben. Engtanz finde ich richtig gut. Kann man auch gut beim Joggen hören. Das klappt mit der Musik von Kunze nicht so gut. 8) Aber ist natürlich alles Geschmacksache. Ich würde sagen, dass Bosse`s Texte jünger sind. Aber allein die ersten Worte der Bosse CD holen micht schon ab: Sehe Derwische versinken...

Apropo Opener von Kunze. Wo da der tiefere Sinn sein soll, dass Album mit einem absolut ausgelutschtem Blues-Riff zu beginnen, musst du mir genauer erklären. Auf dem Iphone gibt es das Riff auch noch als Nachrichtenton. Mein Kollege nutzt das auch noch seit 2 Jahren... Vielleicht hängt es mir auch daher zu den Ohren heraus.
Gut, zum Joggen finde ich Deutschland auch nicht unbedingt geeignet. Was mMn allerdings eher für das Album spricht, da es ihm natürlich eine Komplexität gibt weshalb man hinhören muss um das Album zu genießen. Deutschland macht mir da auf andere Weise Spaß. Ich hab zwar noch nie Rosamunde Pilcher gelesen, deshalb kann ich den Vergleich nicht direkt widerlegen, aber ich würde an deiner Stelle den Songs evtl. in einer anderen Stimmung nochmal eine Chance geben. Die können beide was.
Wenn du sagst Kraniche war auch nicht so deins werde ich mir Engtanz nochmal anhören. Aber bisher, auch was ich so von Taxi oder Wartesaal kenne, ich glaube das wird nicht wirklich was. Da packen mich die Kollegen Wiebusch oder Uhlmann zb. deutlich mehr, um mal Vertreter aus einer ähnlichen Kategorie zu nennen.

Achso, zum Opener: Ich kann dir nicht erklären wo da der tiefere Sinn liegt. Aber das man sich die Frage stellen kann ist doch schon ein Mehrwert, oder? Wenn jemand der wie Heinz hunderte Blues-Alben zu Hause hat, und er dann zum Covern genau dieses Stück auswählt, dann kann man sich die Frage stellen warum er das tut. Und Heinz hat in seinen Songs schon oft versteckte musikalische Botschaften eingebaut, oft auch in Verbindung mit bekannten Riffs oder Melodien, die man erst raushört wenn man sich mit den Liedern genauer auseinandersetzt. Vielleicht findet sich in "Es ist in ihm drin" ja auch eine. Ich hab mich mit dem Song noch nicht tiefergehend auseinandergesetzt, aber wenn ich einen Ansatz finde sag ich dir bescheid.
Miro hat geschrieben:Der Text "Jeder bete für sich allein" wörtlich genommen würde das Ende jeder Religion bedeuten. Religion kann ausschließich über eine Kirche, eine Gemeinschaft vermittelt werden. Dem Text nach sind Kirchen verboten, denn ohne "Zusammenrottungen", Kirchengebäude und äußerlich wahrnehmbare Bekenntnisse ist eine Kirche nicht vorstellbar. Ohne Missionierung stirbt die Botschaft einer jeden Religion aus. So würde eine religionsfreie Gesellschaft entstehen - mit einem Vakuum im Bereich Sinnsuche und Gemeinschaftssuche, das bestimmt jemand füllen würde, gegen den das Bodenpersonal der heute aktiven Religionen harmlos wäre.
DasUltimatum hat geschrieben:Musik ist keine Politik! Es ist unmöglich, in drei-fünf Minuten ein differenziertes, sachadäquates Politikstatement zu machen. Insofern halte ich solche Interpretationen für - sorry - schlicht falsch.

Ich verstehe den Text als einen Stoßseufzer über um si
Ich glaube ich wurde da etwas mißverstanden. Es ging mir lediglich darum den Toleranzgedanken von Nathan der Weise aufzugreifen und zu zeigen, dass dieser Gedanke für mich nicht im Widerspruch zu "Jeder bete für sich allein" steht, weil es die Utopie einer Welt weiterdenkt in der jedermanns Glauben dadurch toleriert wird, dass er eben nur im Privaten stattfindet. Ich hab das Lied ebenfalls nur als Denkanstoß verstanden, nicht als fertigen Gesetzesentwurf. Stimme aber zu, ich habe mich da etwas verheddert und dadurch missverständlich ausgedrückt. Dem Gedanken von Miro stimme ich auch zu, es wäre wohl das Ende jeder Religion und es würde nicht lange Dauern bis sich andere dieses Vakuums bedient haben.
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von An »

Zum " Es ist ihn drin" hat HRK in mehreren Interviews betont, dass er sich sowohl textlich als auch musikalisch von Muddy Waters hat inspirieren lassen hat. Meine Blues-Musik Kenntnisse sind leider nicht so ausgeprägt als dass ich dazu etwas scheiben könnte.

Ich denke, das es schon einen sehr grundlegenden Unterschied zwischen Lessings Ansatz und "Jeder bete für sich allein" gibt: Während Lessing für Toleranz plädiert und jeden seinen Glauben offen ausleben lassen möchte, schlägt der HRK-Song die Zurückdränkung von Religion in den privaten, nicht-öffentlichen Raum vor. Bei Lessing muss man die Religion des anderen aushalten - bei HRK soll man die Religion nicht sehen.

Zu der Frage der Vieldeutigkeit von Songs bzw. literarischen Texten: Ja, anders als Sachtexte haben diese Texte einen Interpretationsspielraum. Dennoch kann eine Interpretation niemals beliebig sein - sie muss sich immer am Text (und zwar nicht nur an ausgewählten Teilen des Textes, sondern am gesamten Text!) belegen lassen und darf nicht im Widerspruch zu ihm stehen. Darum muss man beispielsweise dann feststellen, dass "Der alte Herr" ein Song über alte Nazis ist, weil "das Dorf in Südfrankreich, der Wachtum in Polen", das nächtliche "sie holen" oder auch die Briefe aus Staaten in Südamerika, in das viele nationalsozialistische Täter nach 1945 geflohen waren, oder die erwähnten Briefe, die neuerdings wieder (nun von jungen Nazis) aus "dem eigenen Land" kommen, nicht zu ignorierende Hinweise sind. Mit anderen Worten: es gibt auch bei Interpretationen von Literatur ein richtig oder falsch.
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Re: nach VÖ: das HRK & Verstärkung Album "DEUTSCHLAND"

Beitrag von pitscher »

Die Aussage ist doch recht einfach. Sei gläubig und fromm, aber zwinge niemandem deinen Glauben auf. Auch optisch nicht. Für diese Werte steht ja eigentlich auch Deutschland. Ich trage zum Beispiel auch ein Kreuz an der Halskette. Dies sieht jedoch niemand. Davon ab bin ich auch bekennender Agnostiker und trage das Kreuz aus sentimentalen Gründen.
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