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Sylt

Verfasst: 08 Jul 2008, 14:35
von Mecki
Eine kleine, mobile, musikalische Guerilla-Einheit zu bilden war Ziel des recht
frisch gegründeten Trios um Heinz Rudolf Kunze, der derzeit in „Räuberzivil
durch Deutschlands Konzertsäle streift und das Lebenswerk des Poeten,
Komponisten und Rockmusikers HRK von vielen seiner unzähligen Seiten
beleuchtet. Kunze zur Seite stehen und sitzen bei dieser Unternehmung
der Gitarrist Wolfgang Stute, den Purple Schulz den „Meister der niedersächsischen Polyrhythmik“ nannte, und der Jazzgeiger Hajo Hoffmann, der gelegentlich auch zur Mandoline greift. Das neue Ensemble, sagt Kunze, sei „geleitet von Spielfreude und Neugier, spontan, mit viel Raum für Improvisationen, verbale und klangliche Kapriolen“. So setzt man zu neuen Höhenflügen an, die in Wahrheit listige Tiefflüge sind – immer unterhalb des Radars der Miesmacher. Mit einer kleinen musikalischen Guerilla-Einheit begann 1980 auch die Karriere des studierten Germanisten und Philosophen Kunze. Begleitet von Gitarre und Klavier saß der Mittzwanziger in Würzburg beim Pop-Nachwuchs-Festival auf einem Barhocker, sang und gewann – viel Sympathie und einen Plattenvertrag. „Reine Nervensache“, so der Name des ersten Albums, war wohl auch die dann startende Blitzkarriere. 1984 erschien die deutsche Fassung des Kinks-Klassikers „Lola“, 1985 stieg „Dein ist mein ganzes Herz“ in die Charts auf – zu diesem Zeitpunkt waren bereits fünf Platten erschienen, davon eine mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet. Hits wie „Finden Sie Mabel“ oder „Alles was sie will“ trafen in den folgenden Jahren den Ton der 80er. Allein 1987 spielten Kunze und Verstärkung 70 Konzerte, davon drei vor je 40.000 Zuhörern in der DDR. In den 90ern wechseln Gäste und musikalische Konzepte, es bleiben konstant: Kunzes Rock, die Balladen und die Texte mit Freude am Tiefgang. Acht Bücher hat der Mann übrigens auch geschrieben, 1300 Texte aus seiner Feder soll es insgesamt geben, und in seine Rock-Konzerte fügt er ganz selbstverständlich kleine Lesungen seiner Prosa oder Lyrik ein. Sie sind das Geheimnis des intellektuellen Rock-Poeten: präzise Beobachtungen des Alltags, mit frischen Sprachbildern auf philosophisches Niveau gebracht – und mit Hilfe einer musikalischen Guerilla-Einheit in Räuberzivil an das Publikum.

siehe/vergleich http://www.meerkultur.net/Meerkultur-2008.pdf Seite 21