Hannover & GS - Zwischenbilanz

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MartinB
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Beitrag von MartinB »

An anderer Stelle hat Häuptling Kalle vor recht kurzem kundgetan, dass sich die Gemeinsame Sache seit Wesendorf 2007 nicht grossartig verändert habe. Nachdem ich gestern Augen-, Ohren- und Nasenzeuge (die Dame neben mir hatte ein aufdringliches Gewürz angezogen, erinnerte mich stark an HubbaBubbas, falls das hier wer kennt) der Gemeinsamen Sache im Theater am Aegi, wasselbst sich in Hannover befindet, sein durfte, möchte ich die Gelegenheit nutzen, Kalle widerschreiben zu wagen und eine kleine Bestandsaufnahme des GS-Programmes zu Protokoll zu geben. Vorweg aber erstmal ein paar Worte zur Veranstaltung an sich:

Theater am Aegi -> gemütliche Location.
Auslastung des Zuschauerraumes -> 95 Prozent.
Akustik -> klasse, hätte vielleicht etwas lauter sein dürfen.
Publikumsresonanz -> ausgiebig, gegen Ende frenetisch.
Gimmicks -> sprachgesteuerte Lichtanlage, Verwendung einer nigerianischen Zeckenreibe.
Beginn -> pünktlich (20.02)
Ende -> 22.37
Durchschnittsalter des Publikums bei Konzertbeginn -> 47 Jahre, 5 Monate, 15 Tage, 23 Stunden und 3 Minuten (genau wie ich!)
Verluste an Mensch und Material -> keine, sogar die Gitarrensaiten haben diesmal alle gehalten.

Probleme -> Im Vorfeld war zu hören, Heinz sei nicht gut drauf. Klar, Wochenenddienst ist immer irgendwie Scheisse, ich kenn da auch was von... Und Hannover ist ihm Heimspielstress. Aber Heinz ist Vollprofi, auf der Bühne war ihm davon absolut nichts anzumerken. Erst hinterher beim autogrammieren wirkte er tatsächlich ziemlich genervt. Es waren aber auch Massen, die ausser selbstgebrannten CDs so ziemlich alles unterschrieben haben wollten. Nun war ich in Begleitung eines professionellen Autogrammjägers, mit dem ich per Elektropost schon manche Diskussion über Heinzes soziale Kompetenz hatte. Er ist der Meinung, Heinz sei "als Mensch" ein ...ööhm... naja, noch entwicklungsfähiges Wesen. Mein Part der Korrespondenz ist dann immer, um Verständnis ringend diese unschöne Meinung abschwächen zu versuchen. - Nun hatte der gute Mann zwei nigelnagelneu aussehende Vinyl-Exemplare der Guten Unterhaltung und der Deutschen bei der Arbeit (ein Prachtstück!) im Gepäck sowie einen speziellen Stift, und er bat Heinz, doch diesen Stift zu verwenden. Heinz behaarte aber auf seinen schwarzen Filzer, mit diesem könne man doch viel besser seine Handschrift lesen (bzw. was von dieser noch übrig ist nach einem harten Arbeitstag, Anm. d. Verf.). -> Ich fürchte, damit hat er nicht dazu beigetragen, meines Begleiters Meinung zu entkräften... Nach der letzten Unterschrift, der Filzer rauchte noch, entmaterialisierte sich Heinz innerhalb weniger Sekunden, seine letzten Worte waren "Mein Bewährungshelfer ruft".

Erfreulich -> Endlich habe ich mal den Michael Live&Infarbe kennengelernt. Virtuell pflegen wir seit bald fünf Jahren vielseitigen, angenehmen und fruchtbaren Kontakt, der mit der gegenseitigen Erkenntnis heftiger Verheinztheit begann. Was liegt da näher, als die persönliche Gegenüberstellung anlässlich eines Kunze-Konzertes geschehen zu lassen. Ihm habe ich auch zu verdanken, dass ich in wirklich letzter Minute den 23.21-Zug nach Bremen bekam und so davor bewahrt wurde, mir am Bremer Hauptbahnhof 65 Minuten lang die Beine in den Bauch zu stehen, bis der vorletzte Nachtbus zu meinem entlegenen Domizil endlich abführe und zudem zu riskieren, das in den letzten Minuten der Fahrt mein Niedersachsenticket seine Gültigkeit verlöre. Mir war das eine in mehrerer Hinsicht höchst interessante Begegnung und ich meine zu glauben, dass es Michael ähnlich erging.

---

Nun zur Analyse der Entwicklung der Gemeinsamen Sache anhand verschiedener Setlisten, beginnend mit der von Franky im Rahmen seines Berichtes über das Konzert in Wesendorf und endend mit der von gestern. Ich beschränke mich dabei auf die Stücke von Heinz, denn es wird auf den ersten Blick klar, dass sich Purples Anteil am Programm tatsächlich nicht im geringsten verändert hat in all der Zeit, was irgendwie auch eine Leistung ist. Immerhin war das laut Henz die 146ste Aufführung dieses Programmes. Setliste, Sprüche und wahrscheinlich sogar mimische Faxen von Herrn Schulz sind, nach allem was überliefert ist, wie in Stein gemeisselt und tragen m.E. wohl fast ausschliesslich dazu bei, dass hier&da der Eindruck besteht, die Gemeinsame Sache wäre irgendwie auch eine Statische Sache.

Der Direktvergleich der ersten und bisher letzten verfügbaren Setliste von Heinz liest sich hingegen so:

WESENDORF 2007 HANNOVER 2010
Woran man mit mir war Längere Tage
Immer für dich da Immer für dich da
Naherholungsgebiet Ende mit dir
Wahrheit vom letzten Hemd Leg nicht auf
Das Ultimatum Lola
Geh mir nah Einmal noch und immer wieder
Ende mit dir Meine eigenen Wege
Aller Herren Länder Aller Herren Länder
Möglicherweise ein Walzer Finden Sie Mabel
Wenn du nicht wiederkommst Wenn du nicht wiederkommst
Won´t get fooled again A hard Days Night

Zwischendurch gabs auch immer wieder mal andere Stücke im Programm. In Verden war dies Jahr Steckbrieflich gesucht dabei, vorletztes Jahr in Achim Fetter alter Hippie, und da wird es sicher noch andere Stücke geben, die zur Aufführung kamen. Vielleicht kann hier noch mancher Zeuge des Geschehens ergänzend wirken->?

Aller Herren Länder ist ja offensichtlich fester Bestandteil, aber das Ding entwickelt sich nach meinem Empfinden immer weiter. Gestern jedenfalls kam es mir, nachdem ichs ein paarmal gesehen und/oder gehört habe in den letzten Jahren, schon wieder länger, heftiger und intensiver vor - ich finde das sehr interessant. Die anderen beiden festen Eckpunkte des Programms Immer für dich da und LaLaLa...wiederkommst sind wenigstens gut platziert, wenn man schon solche rituell eingesetzten Songs benutzt. Positief fällt mir noch auf, dass sich der Backgroundgesang aller Beteiligten deutlich weiterentwickelt hat. Dass sich die Beach Boys davon eine Scheibe abschneiden könnten, wie Heinz gestern doch etwas zu vollmundigst öffentlich verkündete, schiesst deutlich über jede Gürtellinie heraus, aber die Richtung stimmt schon und ist nachvollziehbar.

Was hingegen nach mehrmaligem Genuss der Gemeinsamen Sache auch mir recht fade aufstösst ist die penetrante Verwendung immer derselben Gags und Sprüche, zumal ja gerade diese laut Purples stets mehrmalig betonter Ansage die besondere Spontanität und Lockerheit zur Schau stellen sollen. Bereits beim zweiten Erlebnis dieser offensichtlich einstudierten Humorposen fühlte ich mich ein bisschen verdingsbumst. Ich verstehe auch nicht, dass Heinz sich auf diese Showspielerei so willig einlässt. Gerade ihm als Dauerschreiber (gestern hat er nach eigenem Bekunden wieder drei Texte produziert) sollten doch originelle Ansagen ohne Ende einfallen. Meinetwegen dürften diese auf Dauer doch arg stereotyp wirkenden Sprüche (besonders die von Purple) gern durch ein paar schmissige Sprächtäxxte von Grossmeister Heinz ersetzt werden. Das wäre ein Gewinn für alle Beteiligten.

Mein Fazit: ich kann verstehen, dass mancher manches nach häufigem Gebrauch der Gemeinsamen Sache nicht mehr hören kann. Dem ganzen Projekt deswegen aber Weiterentwicklung abzusprechen finde ich übertrieben. Heinz sorgt schon daür, dass es auch spannende Momente gibt. In der Rückschau sogar manche spektacoolaire Versionen seiner Songs zum Besten gibt, die das Fanherz so richtig erfreuen. Dumm ist nur, dass sich der ewiggleiche Purple und der um auchmalwasneues bemühte Heinz dabei manchmal gegenseitig im Wege zu stehen scheinen.

Naja, ich bin ja ein Kunze-Jünger und kein Purple-Fan (pst: Mädchenmusik!), und mal ehrlich, wer von uns würde unter normalen Umständen schon Purple Schulz Konzerte besuchen... Manchmal muss man für seinen Heinz einfach mal was aushalten. Wer durch Heinzsucht oder ähnliches unter dem unabweisbaren Zwang steht, seine wöchentliche Dosis Gemeinsame Sache einzunehmen, dem sei abschliessend ins Nähkästchen geplaudert, dass man ja auch mal aus Versehen eine Stunde zu spät kommen könnte...
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Kalle
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von Kalle »

Dem ganzen Projekt deswegen aber Weiterentwicklung abzusprechen finde ich übertrieben.
Zunächst MARTIN herzlichen Dank für diesen wiedermal tollen Bericht. Ich kann mich nicht erinnern, diesem Projekt die Weiterentwicklung abgesprochen zu haben (Alzheimer lässt grüssen?) . Da ich im Dez. 2006 bei der ersten GS dabeiwar, habe ich mir die "Sache" allerdings wohl zu oft angetan. Das wiederum liegt wohl an dem Umstand, wie Du ihn so trefflich im letzten Absatz beschreibst. Ich werde trotzdem pünklich erscheinen, ist doch peinlich zu Spät zu kommen. :wink: (Unser Pastor hat früher immer die Predigt unterbrochen, bis der Zuspätkommer endlich Platz genommen hatte!) Ausserdem habe ich immer noch die Hoffnung, dass das andauernde "Bitten um Veränderung" durch, zu aller erst HEINZ, auch mal auf fruchtbaren Boden fällt. Vielleicht wird´s ja nach einer längeren Auftrittspause und einer Möglichkeit des gemeinsamen Probens (nicht nur Soundcheck vor Ort) zum Herbst hin was werden. Potenzial ist sicher bei allen Künstlern vorhanden. Über den Begriff "Mädchenmusik" für Purple Schulz denke ich ganz anders. Auch einige der PS-Songs haben durchaus uns Männern was zu sagen und sind durchaus RR fähig. Das ganze Programm lebt natürlich von den Hits, die beide Künstler hatten, insofern wird es wohl kaum zu Experiementen kommen, aber dafür haben wir ja noch die anderen Formate.
Schreibe (Redet), was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es lesen (hören).
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von Thofrock »

MartinB hat geschrieben:An anderer Stelle hat Häuptling Kalle vor recht kurzem kundgetan, dass sich die Gemeinsame Sache seit Wesendorf 2007 nicht grossartig verändert habe.
Ich glaub das war ich, der das irgendwo geschrieben hatte. Aber ich beziehe mich auf das gesamte Programm, dass ja dann doch zu 75 % den Anfängen entspricht, weil Purpel´s Set sich nicht eine Note verändert hat, und auch viele Worteinlagen, wie Du ja selbst schreibst, unverändert sind.
Penetrant würde ich es gar nicht nennen, denn das Programm ist natürlich nicht für Hardcorefans, die es zum fünfzehnten Mal sehen gemacht, sondern für gemischtes Publikum auf Stadtfesten, bei Festivals, in Bierzelten usw.
Der überwältigende Anteil sieht das Ding zum ersten Mal, und deshalb funzt es auch nach wie vor sehr gut.

Eine "Weiterentwicklung" sehe ich übrigens tatsächlich gar nicht, eher eine Rückentwicklung. Seit 2007 wurden nämlich eigentlich nur Songs die ich großartig fand, gegen solche getauscht, die ich nicht mehr hören kann. "Lola", "Mabel" und "Meine eigenen Wege" brauche ich nun so gar nicht, während der Verlust von "Naherholungsgebiet", "Geh mir nah" und "Das Ultimatum" schmerzlich war.
Nur, wie gesagt, ich verstehe warum das so ist. GS ist mehr als Easy Listening-Programm konzipert, und da paßt "Das Ultimatum", so großartig ich den Song finde, wirklich nicht hinein. Damit würde man das Sommer-Open-Air-Publikum im Schlosshof zu Bad Pyrmont schlicht verstören.


Klasse Reportage übrigens, Du hast die Tatsache dass ich verhindert war, hervorragend kompensiert. :D
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von manuelg »

ich habe nichts gegen 2-3 fix-hit-punkte in solch einem programm, welches legitimerweise auch "80er-revival"publikum wohl scharenweise anzuziehen scheint. völlig OK;

mich stört des weiteren auch nicht, dass "längere tage" und "enuiw" "rübergerutscht" sind.

ABER, verdammt nochmal "das ultimatum" durch die inzw. wahrlich doofe und sehr nervige "lola" zu ersetzen und "eigene wege" und "mabel" (die nervt inzw. auch beängstigend) wieder mit reinzunehmen - am schluss kommt ja wirklich nur noch "shit auf hit"...ist schon frustrierend...

zum ende hin könnte heinz wirklich noch die ein oder andere perle aus seinem fast unerschöpflichen gesamtwerk einfädeln!!!

na ja, ich habe für ende märz 5 tickets geordert (auch für immerhin fast 30 teuro) und werde mir ein faires urteil mit 4 weiteren jüngern selbst erlauben.
wie schon des öfteren erwähnt (gääähn, i know) würde heinz mit 2 hits weniger und dafür überraschungen wie z.b.
"dagegen" unplugged oder "stein" bzw. "feuerschutz" solo am klavier uns auch im publikum befindlichen allzeitstreuen eine große freude machen.

vllt. kann ja doch mal einer "von euch", die ab und zu mit wolli in kontakt treten, die inzw. doch allseits vertretene forumsmeinung sanft aber direkt transportieren...Danke!

herzlichen dank auch an martin für diesen gelungenen bericht über die geschehnisse in hannover und die gegenüberstellung der songlisten.

ps.: war das programm nicht auch länger (spielzeit)?
so sind es netto ja "nur" 2 std. 15 min. und sprechtexte sind doch von heinz auch zu erwarten, oder habe ich da etwas verwechselt?
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von manuelg »

"Nur, wie gesagt, ich verstehe warum das so ist. GS ist mehr als Easy Listening-Programm konzipert, und da paßt "Das Ultimatum", so großartig ich den Song finde, wirklich nicht hinein. Damit würde man das Sommer-Open-Air-Publikum im Schlosshof zu Bad Pyrmont schlicht verstören. "


franky, hier muss ich doch etwas widersprechen.
heinz ist doch inzw. so flexibel (bei all den akust. programmen), dass er das GS - programm je nach location ganz locker variieren KÖNNTE.
was spricht bitte schön DAGEGEN im theater im aegi ein modifiziertes programm zu spielen (welches der location auch gerecht wird) und in einem bierzelt/ stadtfest oder schlossparkspätschoppen dann das reine hit-auf-hit-programm...

wo ist bitte das problem??? im theater hocken mit sicherheit wesentlich mehr und deutlich mehr als eine handvoll hardcoreseppel, die die perlen geradezu ungefiltert inhalieren würden um daraus wieder (lebens-)energie zu ziehen.

???

was reitet heinz bei seinem HEIMSPIEL solch ein (sorry) uninspiriertes set zu spielen. da werden sicher einige mit tiefhängendem denkerherz nach hause geschlurft sein.
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Thofrock
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von Thofrock »

manuelg hat geschrieben:franky, hier muss ich doch etwas widersprechen.
Ich bitte darum. Konsensforen, wo sich alle nur auf die Schulter klopfen, wären auf Dauer langweilig.
heinz ist doch inzw. so flexibel (bei all den akust. programmen), dass er das GS - programm je nach location ganz locker variieren KÖNNTE.
was spricht bitte schön DAGEGEN im theater im aegi ein modifiziertes programm zu spielen (welches der location auch gerecht wird) und in einem bierzelt/ stadtfest oder schlossparkspätschoppen dann das reine hit-auf-hit-programm...
Die proben doch für GS gar nicht. Ich bin sicher, dass Heinz die beiden Kölner schon genug stresst, indem er überhaupt hin und wieder Umstellungen vornimmt.
Josef ist doch Lehrer. Den holen sie manchmal 2 Stunden vor Konzertbeginn vom Bahnhof ab, und kriegen grad noch einen verkürzten Soundcheck hin. Geh davon aus, dass Heinz gern öfter am Set rummachen würde, aber Purple sein Ding ist das eher nicht.
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von MartinB »

Während des Konzertes hat Heinz ja mehrere Auszeiten, während der er gar nicht auf der Bühne ist. Übern Daumen gepeilt vielleicht 20 Minuten macht Purple sein Ding ganz kunzefrei (ist ja sogar so "frech", ihn von der Bühne zu bitten oder Wolfgang loszuschicken, ihn zu suchen...). Sehnsucht z.B. bestreitet er ganz allein mit Josef, und das Ding gefällt mir - vielleicht deshalb? - am besten in seinem Set. Die Supertramp-Mundhaarmonika, die Body-Percussion mittels heftigem Fuss-Aufstampfens, Josefs sensibles Gezupfe und der variantenreiche Gesang ist schon grosses Kino.

Mein Vorschlag: soll doch Heinz auch eine purplefreie Zeit einbauen, in der er sich frei entfalten kann je nach Lust, Laune, Publikum und Setting. Ich fnde, dass die Atmosfäre und das Auditorium gestern etwas völlig anderes war als z.B. das auf JetztaberPartydallidalli durchanimierte Zufallsvolk, welches vor einiger Zeit im Rahmen einer Autohausjubiläums-Power-Party Dein ist mein ganzes Herz forderte... Merkte man auch daran, dass Heinz hinterher von Massen belagert wurde und Purple, der mit seinen (stapelweise vorsignierten) Autogrammkarten dazwischen rumsprang und Faxen machte ignoriert wurde.

Gestern, nee, schon wieder vorgestern Abend kamen einige an Heinz gerichtete Zwischenrufe - besonders Lisa wollte irgendwer gern haben, und das mehrmals. Da das Publikum andachtsfähig war (wunderbar diszipliniert noch zwei Takte schwieg nach passenden Stücken, ehe der Applaus einsetzte) und deutlich heftiger und konkreter auf HRK reagierte wäre es doch toll gewesen, wenn Heinz zu Purple gesagt hätte, geh du jetzt mal ein Bier trinken, ich brauch die Leute mal ne Runde für mich... Ich bin mir sicher, dass Heinz z.B. Lisa ganz locker aus dem Ärmel schütteln und Wolli dazu was auf der Cajon klöppeln könnte, aus solchen Situationen könnten sogar richtig magische Momente entstehen. Beim nächsten Bierzeltgig kann man sich das dann ja wieder verkneifen und statt dessen noch Mit Leib und Seele, Alles was sie will, Herz oder sowas ins Volk ballern.
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von CL »

manuelg hat geschrieben: vllt. kann ja doch mal einer "von euch", die ab und zu mit wolli in kontakt treten, die inzw. doch allseits vertretene forumsmeinung sanft aber direkt transportieren...Danke!
Naja, wenn dann tragen "wir" das doch schon dem Chef selbst direkt vor. Zudem, glaubst
du echt, die würden irgendwas am Programm ändern wegen Forumsäußerungen von 5,6,7 (??)
aktiven Schreibern hier. Repräsentativ sind wir ja nun wirklich nicht.
Spekuliere mal, dass Heinz gelangweilt/abgetörnt/genervt ist von Purples "statischer Programmatik"
der letzten drei Jahre. Heinz selbst hat das Programm ja durchaus variiert seit dem Auftakt der GS in
Troisdorf 2006. Zwar fand zu unserem Leidwesen eine Rückentwicklung :( statt - aber für
Perlentaucher ist das Programm ja auch nicht konzipiert.

@Martin
Klasse Bericht. Danke.
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von CL »

Thofrock hat geschrieben: Die proben doch für GS gar nicht. Ich bin sicher, dass Heinz die beiden Kölner schon genug stresst, indem er überhaupt hin und wieder Umstellungen vornimmt.
Josef ist doch Lehrer. Den holen sie manchmal 2 Stunden vor Konzertbeginn vom Bahnhof ab, und kriegen grad noch einen verkürzten Soundcheck hin. Geh davon aus, dass Heinz gern öfter am Set rummachen würde, aber Purple sein Ding ist das eher nicht.
Immerhin musizieren der Herr Lehrer und Purple nun auch schon seit Anfang der 80er
Jahre miteinander. Die dürften so aufeinander eingespielt sein, dass eine gewisse
Flexibilität beim Set durchaus möglich sein MÜSSTE. Heinz und Wolli proben ja auch
nicht wirklich für die GS und sind trotzdem flexibel. Wenn auch nicht in unserem Sinne.
:wink:
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von CL »

MartinB hat geschrieben:Während des Konzertes hat Heinz ja mehrere Auszeiten, während der er gar nicht auf der Bühne ist. Übern Daumen gepeilt vielleicht 20 Minuten macht Purple sein Ding ganz kunzefrei (ist ja sogar so "frech", ihn von der Bühne zu bitten oder Wolfgang loszuschicken, ihn zu suchen...).
Freiwillig dürfte PS sich in einer von ihm selbst ins Leben gerufenen Konzertreihe
wohl kaum den Rang ablaufen lassen von Heinz. Wird schon genug an seinem Ego
nagen, dass in diversen Städten der Zuschauerapplaus für HRK deutlich hörbar
lauter/begeisterter/enthusiastischer ausfällt als für ihn selbst. Drumherumkommen
werden wir also auch zukünftig nicht um die kunzefreien Frechheiten.
manuelg
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von manuelg »

"...aber Purple sein Ding ist das eher nicht."

"eher nicht" ist gut! der typ scheint in den letzten jahren zu einem "cleveren" geschäftsmann mutiert zu sein.
146 abende in dreieinhalb jahren sprechen eine deutliche sprache, ist eine bilanz die sich sehen lassen kann.
schulz hat wohl erkannt wie viel publikum heinz (für ihn mit-)zieht und versteht für sein schiff das GS-format
ordentlich auszuschlachten...
da muss einiges an gagen zusammengekommen sein...in den letzten jahren und ihm ein solides auskommen bescheren.

die frage ist/ bleibt: wer hat wen mehr nötig?
für mich stellt sich das so dar, dass herr schulz herrn kunze nötiger hat als umgekehrt!
an dieser stelle wäre es sehr interessant eine "alternativ-diskussion" anzustrengen.

denn die grundidee einer solchen veranstaltung ist schon überzeugend. mit welchem deutschsprachigen künstler könnte heinz noch akustisch unpluggen - wolf maahn vllt.
habt ihr weitere vorschläge/ ideen???


übrigens, dass purple seit jahren keinen ton und noch schlimmer keine ansage modifiziert hat, spricht schon bände.
was hat der für ein musikkunst-verständnis? bei dem er selbst nicht im stande ist "genügend" zu investieren.

würde sogar noch weiter gehen: dass PS überhaupt nichts ändert ist schon fast peinlich bis frech, gibt es in dreieinhalb jahren doch sicher einige "wiederholungstäter".



und franky, wenn die gar nicht proben, spricht das doch erst recht dafür das programm bei unterschiedlichen locations zu variieren. ich bin jetzt kein profi und weiß auch noch nicht welchen anteil - außer background gesang - purple und josef an heinz stücken haben, aber einen betimmten fundus an GS-songs von heinz haben sich in den letzten jahren ja angehäuft...und da kann man m.e. beim soundcheck schon zu potte kommen, wenn je nach dem einmal 2-3 songs an diesem oder jenem abend aus dem üblichen hit-rahmen fallen.
Zuletzt geändert von manuelg am 18 Jan 2010, 15:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von manuelg »

"Übern Daumen gepeilt vielleicht 20 Minuten macht Purple sein Ding ganz kunzefrei..."

auch das wusste ich gar nicht...dachte, die verstärken sich gegenseitig ununterbrochen, d.h. alle 4 sind von anfang bis ende auf der bühne.

ein grund mehr purple bei heinz stücken auch von der bühne zu "jagen", um tief in das füllhorn der großartigen anti-klassiker zu greifen...
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von Thofrock »

manuelg hat geschrieben:"eher nicht" ist gut! der typ scheint in den letzten jahren zu einem "cleveren" geschäftsmann mutiert zu sein.
146 abende in dreieinhalb jahren sprechen eine deutliche sprache, ist eine bilanz die sich sehen lassen kann.
schulz hat wohl erkannt wie viel publikum heinz (für ihn mit-)zieht und versteht für sein schiff das GS-format
ordentlich auszuschlachten...
da muss einiges an gagen zusammengekommen sein...in den letzten jahren und ihm ein solides auskommen bescheren.
Klar ist GS eine clevere Geschäftsidee. Und klar verdienen die gut damit. Aber Beide. Und auch nach 146 Abenden (stimmt die Zahl im Ernst ?) läuft das Ding fantastisch, und es kommen mehr anfragen rein, als Termine verfügbar sind.
die frage ist/ bleibt: wer hat wen mehr nötig?
Im Norden und Osten könnten Purple und Josef allein nicht in den Locations auftreten, im Westen hingegen sind sie noch sehr populär. Außerdem haben sie das Konzept erfunden, also eine Art moralisches Urheberrecht daran.
übrigens, dass purple seit jahren keinen ton und noch schlimmer keine ansage modifiziert hat, spricht schon bände.
was hat der für ein musikkunst-verständnis? bei dem er selbst nicht im stande ist "genügend" zu investieren.
Naja, ein bißchen improvisiert er schon, und geht auch mal schlagfertig auf Zwischenrufe ein, aber die Angst, dass er eines Tages mitten im programm einschläft, habe ich schon.

Und wie gesagt: Das Programm funzt immer noch. Solang das Publikum zu 90 % aus Ersthörern besteht, und das tut es, ist eine Modifizierung nicht wirklich nötig. Jedenfalls nicht für das Publikum. Wie der Künstler selbsr damit klarkommt, ist eine andere Frage. Heinz könnte das nicht. Der kriegt schon die Krise, wenn er 2 Abende hintereinander das gleiche Lesungungsprogramm spielen soll.
und franky, wenn die gar nicht proben, spricht das doch erst recht dafür das programm bei unterschiedlichen locations zu variieren. ich bin jetzt kein profi und weiß auch noch nicht welchen anteil - außer background gesang - purple und josef an heinz stücken haben, aber einen betimmten fundus an GS-songs von heinz haben sich in den letzten jahren ja angehäuft...und da kann man m.e. beim soundcheck schon zu potte kommen, wenn je nach dem einmal 2-3 songs an diesem oder jenem abend aus dem üblichen hit-rahmen fallen.
Ja, wahrscheinlich hast Du Recht. Es gäbe schon Auiftritte, wo das sinnvoll wäre. Aber irgendwie denken die sich wohl: Never change a winning Set.
Mecki
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von Mecki »

Quelle http://www.haz.de/Nachrichten/Feuilleto ... n-Hannover

Verspielte Jungs
Purple Schulz und Heinz Rudolf Kunze in Hannover
Sitzprobe mit reifen Herren: Purple Schulz und Heinz Rudolf Kunze treten im Theater am Aegi in Hannover auf.
Bild
Gemeinsame Sache: Purple Schulz, Wolfgang Stute, Heinz Rudolf Kunze und Josef Piek im Theater am Aegi. © Martin Steiner

Wenn vier Männer einen Halbkreis bilden können, dann ist das hier wohl einer. Auf der Bühne des Theaters am Aegi sitzt ein Quartett reiferer Herren, zwei Männer mit Gitarren auf Stühlen, ein Mann auf einem Hocker am Klavier und ein Mann auf einer Holzkiste, die gleichzeitig auch sein Instrument ist. Gemütlich sieht’s aus, wie ein Probenraum im Wohnzimmer. Gepflegte Atmosphäre.

Zwei der vier haben ein Heimspiel. Der auf der Kiste und der Gitarrist mit der Brille. Das ist Heinz Rudolf Kunze, wegen ihm und seinem derzeitigen ständigen musikalischen Begleiter Wolfgang Stute sind wohl die meisten Zuschauer hier. Trotzdem ist das Aegi nicht voll, was wohl damit zusammenhängt, dass es dem arbeitswütigen Kunze nicht gelingt, sich angemessen rar zu machen. Im vorigen Jahr war er mit seiner Rockband in Hannover, kurz davor mit einer Lesung, kurz davor mit einem anderen Quartett. Da macht der eine oder andere Fan mal Pause.

Die, die gekommen sind, erleben einen gepflegten Abend mit musikalischen Erinnerungen, launigen Ansagen und allerlei Bonmots. Das hängt auch mit den anderen beiden Herren auf der Bühne zusammen: Purple Schulz und Jo Piek, ebenfalls lange als Duo unterwegs. Irgendwann, erzählt Schulz, hätte er Kunze zu einem Konzert eingeladen. Bedingung: keine Probe, nur Soundcheck, und dann los. Weil’s so schön war, hat sich daraus eine Dauereinrichtung mit dem Titel „Gemeinsame Sache“ entwickelt.

Und so kommt Purple Schulz, der den ersten Teil des Abends bestreitet, zu seinem ersten Hannover-Auftritt seit 1991. Wie Kunze erlebte auch er seine größten kommerziellen Erfolge in den achtziger Jahren, wie Kunze spielt auch er seinen größten Hit an diesem Abend nicht. Statt „Verliebte Jungs“ gibt es vier verspielte Jungs, die Songs wie „Nur mit Dir“, „Sehnsucht“ oder „Kleine Seen“ spielen und daran erinnern, dass Purple Schulz mit seinen melancholisch-nachdenklichen und bilderreichen Texten immer zu den besseren deutschen Liedschreibern gehörte. Er kann aber auch anders. Wo die beiden Niedersachsen im Quartett eher den trockenen Humor pflegen, geht mit Purple Schulz (der eigentlich Rüdiger Schulz heißt) schon mal der Komödiant durch, Parodien auf Xavier Naidoo und Grönemeyer eingeschlossen.

Heinz Rudolf Kunze parodiert nicht, er huldigt auf traditionelle Weise. Johnny Cash zum Beispiel mit dem Countryfolk-Song „Es geht zu Ende mit dir“ oder den Kinks mit seiner alten Coverversion von „Lola“. Aber da aus dem „Niedermacher“ Kunze der Achtziger und frühen Neunziger längst der Liebesliedersänger geworden ist, bleiben Bissigkeiten an diesem Abend die Ausnahme. Neuere Titel wie „Längere Tage“ und „Einmal noch und immer wieder“ sind gesungene Nettigkeiten im moderaten mittleren Tempo, die keinem wehtun, für die man aber auch, sagen wir es mal so, keinen Heinz Rudolf Kunze braucht. Wie viel augenzwinkernden Witz hatte dagegen Kunzes flehentlicher Appell an Raymond Chandlers Meisterschnüffler Philip Marlowe, die abgehauene Mabel zu finden. Schwupps, und schon ist man wieder in den Achtzigern. In einer Zeit also, in der ja sowieso alles besser war. In nostalgischen Erinnerungen schwelgen die Zuschauer im Theater am Aegi gern. Als sich Wolfgang Stute zu „Aller Herren Länder“ mit Kunze ein feuriges perkussives Duell liefert, gibt’s sogar Ovationen im Stehen.

Als Schulz dann am Ende eines vergnüglichen Abends von „Kleine Seen“ direkt in einen alten Schlager wechselt, unterbricht er diese kleine Albernheit für einen Satz voller vielsagender Selbstironie: „Und am Montag“, sagt der 53-Jährige, „steht wieder in der Zeitung: Richtig Stimmung kam erst am Schluss auf, als Purple Schulz, 64, seinen größten Hit ,Tränen lügen nicht‘ spielte.‘“ Wo er recht hat, hat er recht.

[Uwe Janssen]
Ghosti
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Re: Hannover & GS - Zwischenbilanz

Beitrag von Ghosti »

Thofrock hat geschrieben:Und auch nach 146 Abenden (stimmt die Zahl im Ernst ?)
146 ist gut geschätzt. Weil das annähernd die doppelte Anzahl der tatsächlich absolvierten "Gemeinsame Sache"-Konzerte ist. 8)
Ansonsten möge man mich bittebittebitte dringlichst verschonen mit Äußerungen über "wahrlich doofe und sehr nervige" Lolas, Wege, Wiederkommen oder "Shit auf Hit", wenn man die in der "Gemeinsame Sache"-Version tatsächlich noch nie gehört hat (übrigens auch generell, nicht nur da :evil: ). Die klingen anders, frisch, lustvoll - Purple am Keyboard und Josef an der Gitarre und beide an den Backgroundvocals sind da wirklich Helden der Arbeit, in diesen Versionen hör ich die Lieder einfach mal wieder gerne. Bei "Leg nicht auf" krieg ich gar 'ne gepfefferte Gänsehaut…
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