Tourtermine 2011

nicht immer, aber auch laut - Konzertreviews auch von "Popstars"

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manuelg
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bessere qualität

Beitrag von manuelg »

http://www.youtube.com/watch?v=eWg6Cn20 ... dded#at=47



Ihr findet keine Insel

Es ist ein Deal mit dem Tod
den er jederzeit kündigen kann
und ihr verdient euch schamrot
warum sollt ihr was ändern daran
Die Leute wollen doch Strom
jeder Firlefanz braucht Energie
es tickt in jedem Atom
fast wie ein SOS: Jetzt oder nie

Ihr findet keine Insel
keinen heilen Fleck
ihr findet keine Insel
und der Mars ist zu weit weg
ihr findet keine Insel
wenn alles explodiert
gemeinsam wird zu spät bereut
gemeinsam wird krepiert

Ihr wiegelt ab und vertuscht
unser Himmel stürzt nimmermehr ein
in Deutschland wird nicht gepfuscht
sagt wie arrogant kann man denn sein
Ihr zuckt die Achseln und lügt
euer Aufsichtsrat zwingt euch dazu
bis euch der Sachzwang verbiegt
jede Menschlichkeit ist ein Tabu

Ihr findet keine Insel
überall ist es gleich
ihr findet keine Insel
die Wolke findet euch
ihr findet keine Insel
egal wohin ihr blickt
im Bunker gehn die Kerzen aus
im Bunker wird erstickt

Ihr gehört in ein Flugzeug
alle das wär prima
mit einem One-Way-Ticket
Richtung Fukushima
Richtung Hiroshima

Ihr findet keine Insel
keinen heilen Fleck
ihr findet keine Insel
und der Mars ist zu weit weg
ihr findet keine Insel
wenn alles explodiert
gemeinsam wird zu spät bereut
gemeinsam wird krepiert
GEIST ist geil!

HRK, 2013
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von HansabearHH »

Es gibt fünf ganz frische Live-Videomitschnitte vom Berlin-Konzert in grossartiger Qualität auf YouTube!! :)

Ihr findet keine Insel: http://www.youtube.com/watch?v=h44gm5iBXRg

Ich glaub du liebst mich: http://www.youtube.com/watch?v=waMA-2vmWHc

Wie man tanzt und singt: http://www.youtube.com/watch?v=dUPro4zgbpM

Mit Leib und Seele: http://www.youtube.com/watch?v=_OmXRAZgF1k

Wo warn wir stehngeblieben: http://www.youtube.com/watch?v=e4bhuhUmZFs

letzteres Video ist fälschlicherweise mit "Der stille Gast" betitelt - vielleicht kommt das ja auch noch nach.
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von MartinB »

Naja, grossartig scheint mir etwas zu hohe Erwartungen weckend (jedenfalls gings mir so), aber das ist schon ganz ordentlich. Besten Dank dem Hansabear und - wer immer es auch sein mag - dem Dokumenteur.

Wo waren wir stehengeblieben geht mir immer noch total an die Aia - ich finde es wunderbar.
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von HansabearHH »

MartinB hat geschrieben:Naja, grossartig scheint mir etwas zu hohe Erwartungen weckend (jedenfalls gings mir so), aber das ist schon ganz ordentlich.
Die "grossartige Qualität" bezog sich darauf, dass es höchstwahrscheinlich mit einem Multimedia-Handy oder einer Pocketcam aufgenommen wurde... und dafür ist es wirklich ganz ordentlich geworden! :D
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von Ghosti »

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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von Ghosti »

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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von MartinB »

Bremen, Aladin, 8.April 2011

Lang ists her, dass ich das Aladin von innen sah. Ich meine 2005, auch anlässlich Heinzes Bremer Gastspiel, damals mit dem Original im Gepäck. Es hat sich dort einiges verändert seitdem: verspäteter Einlass, Leibesvisitation, verglaster Raucherbereich... Eben diesen suchte ich in eben dieser Angelegenheit auf und stellte einigermassen verblüfft fest, dass sich mir dort sowas wie ein Logenplatz bot. Über den Köpfen des Publikums, Blick auf die Bühne zum Greifen nah (ich konnte Heinzes Teleprompter mitlesen!) und das alles mit Raucherlaubnis und Beinfreiheit ohne Ende. Feines Plätzchen und dreizweieinsMEINS!

Es wurde sehr schnell richtig proppevoll im Saal. Punkt 20 Uhr waren offenbar alle da. Zeit wurde keine vergeudet - pünktlich wie die Tagesschau ging das Licht aus, die Bühne an, das Konzert los und die Post ab. Eine sichtlich gut gelaunte Kapelle enterte die Bühne und ein sichtlich bestens gelaunter Heinz, fröhliches Ganzkörperlächeln präsentierend und einen richtig fitten Eindruck machend, kam in den Genuss von Vorschussjubel.

Kampfzone Mitte mit seinem psychologisch eigentlich plumpen aber eben deshalb äusserst wirksamen Pseudo-AC/DC-Intro wirkt als Erstschlag unwiderstehlich. Der uralte Trick der Konzertdramaturgie die Instrumente nach und nach einsetzen zu lassen, sich das Schlagzeug bis zum Ende der ersten Strophe aufzusparen und synchron dazu die Lichtanlage aufzuschaukeln hat schon seine Berechtigung. Richtig kräftiger Rock wurde dargeboten, in druckvollem und kristallklaren Sound, was erfreulicherweise über weite Strecken des Konzertes so blieb. Allen - auch meinen eigenen - Unkenrufen zum Trotz: Heinz und seine Mannen rocken 2011 dass die Bude wackelt. Und es wurde gleich noch eine Nummer härter und flotter mit Da müssen wir durch, doch erstmal zu den neuen Stücken und ihrer Umsetzung.

Ich glaub du liebst mich macht Live einen deutlich sinnvolleren Eindruck als auf der Platte. Das mag zu einem grossen Teil daran liegen dass einem die Bläserkleberei erspart bleibt und dafür mehr und lauter die Lauten erklingen. Auch die Faxen von Heinz incl. einer klitzekleinen Herbert G.-Parodie (oder war das bei Susanne? Öööhm...) und körpersprachlich ausgedrückter veralberter Superstarallürengetuerei ist ziemlich unterhaltsam. Und Heinz hat wirklich Spass an dem, was er da tut - ständig lacht und freut er sich, was überhaupt nicht gekünztelt wirkt, und die Kapelle ebenso. Das bringt natürlich Sympathiepunkte für die ganze Veranstaltung.

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke war das wohl das fröhlichste Kunzekonzert in meiner bisherigen Sammlung - und es hat mich gar nicht gestört, dass da so gute Laune verbreitet wurde... Susanne mindestens genauso lustig auch mimisch dargeboten nach spassinduzierender Ansage (Ihr kennt das ja, ihr habt Geld wie Heu, aber...), Jens trommelt ein bisschen stolz dreinblickend wie ein junger Gott "sein" Stück, und das ganze Ding kommt - wie alle Stücke von der Gunst der Stunde - insgesamt rauher, rockiger und grooviger rüber als aus der Konserve. Überhaupt bin ich froh, dass dieser glattgebügelte Dauerwohlklang der CD nicht krampfhaft reproduziert wurde oder gar - meine schlimmste Befürchtung im Vorfeld - auch noch auf die alten Sachen draufgepropft wurde.

Sanduhr/Jeder weiss/Unbeliebt gabs unplugged mit Akkordeon, Zupfgitarren und Katzenklo-Schlagzeug, wobei ich es interessant fand, dass Jens das Cajon mit dem rechten Hinterfuss als Bassdrum spielte. Habe ich so noch nicht gesehen - originell aber auch brachial, so ein unschuldiges Kistchen zu treten. Von der Mitte der Sanduhr hatte ich mir eine tolle ausufernde elektrische Version gewünscht und war von daher ein ganz klein bisschen traurig, dass dieser tolle Song so quasi nebenbei und in einer eher kurzen Version verbraten wurde. Jeder weiss finde ich auch ob der geschmackvollen Trommelei besser auf der CD. Bei diesem Song trat die einzige Panne auf, die ich bemerken konnte: das Mikro für den kleinen Shaker fiel aus und Jens versuchte eine Zeitlang vergeblich, dem Mixermann dies mitzuteilen. Unbeliebt hingegen gewinnt m.E. in der Akustikversion. Besonders die Vielstimmigkeit der Verstärkungskehlen schindet hier Eindruck und das ganze klingt nicht so öde schlagerhaft. Das Ding hatte auch einen recht originellen Schluss, der mir Spass gemacht hat.

Das folgende ist nur eine Einzelmeinung ohne tiefergehende Bedeutung, aber ich muss es mal loswerden: meinetwegen braucht es diese "Lagerfeuermusik"-Einlagen bei einem Bandkonzert nicht geben. Für sowas gibts doch Räuberzivil und - sorry, Jens - das Cajon zum BumTa-Schlagzeug zu machen ist nicht überzeugend. Da hat ein Wolfgang S. ganz andere Massstäbe gesetzt. Ich weiss nicht wie es anderen geht, aber ich erwarte bei Anplackereien irgendwas virtuoses, filigranes. Wie schon bei der Protest-Tour empfinde ich diesen Konzertpart als Bruch und Fremdkörper im Konzert. Mag ja sein, dass das zu spielen Spass macht, aber von aussen klingt und wirkt das auf mich arg dahingeschrammelt und ab einem gesissen Punkt hoffe ich nur noch, dass das eigentliche Konzert bald weitergeht.

Wie man tanzt und singt kam recht flott rüber, aber mehr fällt mir dazu nicht ein. Irgendwie belanglos, obwohl ich das Stück eigentlich mag. Trockne deine Tränen wurde nicht gespielt, was mir ein Grund zur Freude ist, denn ich mag das Stück überhaupt nicht.

Welches ich ebenfalls ganzganz furchtbar fand war Ich liebe dich. Aber nur bis letzten Freitag. Ich war völlig von den Socken, als sich mir da eine wohligwarme Gänsehaut anschmiegte, da hätte ich absolut nicht mit gerechnet. Heinz bot das Stück ausdrucksarm dar, mit herunterhängenden Armen und fast trottelig dreinschauend beim Schlussakkord - aber in der Stimme eine Intensität und Energie, die ich hier mal ergreifend nennen möchte. Wow, nicht zu glauben, das war einfach wunderschön. Ich habe grösstes Verständnis gür jeden, der mir das nicht glaubt, aber es war so und siehe da, plötzlich mag ich es auch privat und habe es aus der Versenkung meines HRK-Gnadenordners wieder meiner Playliste hinzugefügt. Liebe auf den zwölften Blick sozusagen.

"In der Ankündigung einer Bremer Zeitung war zu lesen, dass ich auch manchmal ganz knapp am Schlager vorbeischramme. Das ist so nicht wahr, hier habe ich bewusst voll in den Schlager reingeschrammt" - So etwa hat Heinz die 100Milliarden Rosen angekündigt. Respekt vor dieser Aufrichtigkeit. Nun mag ich die Rosen ganz und gar nicht, auch nicht im Nachhinein. Aaaber:. von meinem Platz aus hatte ich Blick über das gesamte Publikum, und dort tat sich schon bei der Ankündigung etwas. Die Leute reagierten mit grosser Freude, sangen mit, besonders Frauenaugen glänzten glücklich und wer Platz hatte, tanzte. Die Rosen wurden offensichtlich als Hit an- und wahrgenommen. Die Band machte Schunkelposing mit allen verfügbaren Gitarren, Heinz feixte öffentlich aus sich heraus - auf der Bühne die perfekte kotzreizige Nebelshow, aber im Saal ging die Hölle los. Dies zu beobachten und Heinz den Erfolg zu gönnen war dann doch interessant. - Vorn an der Bühne wurden übrigens von wohldressierten hier gemeldeten Hardcorefans zu diesem Anlass etwas gross geratene Kunstrosen rhythmisch geschwenkt und zur Zeile "Blüten soll es regnen" wie zu Bay City Rollers - Zeiten Heinz zu Füssen geworfen. Auch die dabei entstehenden Gesichtsausdrücke einiger der dabei Beteiligten zu studieren war ein Auge wert...

Der stille Gast - ganz wunderbar dargeboten. Atmosphärisch, ein klein bisschen gruselig, sensibel und im Refrain sehr kraftvoll gesungen - ein Genuss. Heinz hat dem Thema Tod im Laufe der Jahrzehnte etliche Songs gewidmet und er schafft es immer wieder, andere Perspektiven darauf aufzuzeigen. Das finde ich besonders verdienstvoll. Sound- und Lichtdesign passen perfekt. Gänsehäute lügen nicht... Goran am Piano. Überhaupt Goran, der Mann hat mir diesmal sehr gefallen. Machte anfangs noch eine etwas tanzbärenhafte Figur, wurde im Laufe des Sets jedoch immer wilder. Toll, an welchen Fronten er überall zugange ist. Neben diversen Gitarren auch mal am Piano, singt mit, beschäftigt sich im Akustikblock etwas betreten dreinblickend mit Kleinpercussion und wurde auch am Bass gesichtet (wobei zu erkennen war, dass ihm dies anstrengend ist, so konzentriert wie er das Griffbrett fixierte).

Nun zu den älteren Songs. Das schon erwähnte Da müssen wir durch kam kraftvoll rüber, man sah die Band sich warm-, womöglich gar heissspielen. Meine eigenen Wege wirkte etwas routiniert, wie eine Pflichtübung, wurde jedoch vom Publikum dankbar angenommen. Du wirst kleiner wenn du weinst machte besonders Jens Getrommel etwas moderner. Habe ich einen besonderen Bezug zu weil das Stück mich nach dem dienstlichen Konsum einer Lindenstrassenfolge, wo es im Hintergrund einer Szene lief dazu gebracht hatte, doch Dein ist mein ganzes Herz zu kaufen und zu mögen. Von daher konnte ich es besonders geniessen, denn ohne dieses Stück hätte ich womöglich die Heinzliebe aufgegeben und kaum auszudenken, was mir dann alles entgangen wäre... Ich nahm das Lied dankbar entgegen, das ist wohl der richtige Ausdruck, und zudem fielen mir ein paar Spätjugendsünden wieder ein, die ich wirklich nicht vergessen möchte.

Ganz tief berührt hat mich Lamm Gottes, eins der ersten Stücke überhaupt, welches mir Klösse in den Hals implantierte. Das mit den Halsklössen in Verbindung mit Musik habe ich sowieso erst durch Heinz kennengelernt. Und das funktioniert immer noch. Macht mich fix und fertig. Hatte ich noch nie Live gesehen und so energetisch auch noch nicht gehört. Grandios der instrumentale Schluss. Kam so intensiv daher, dass ich fast froh war, als es vorbei war.

An anderer Stelle, aber ähnlich intensiv, erfreute mich Wo waren wir stehengeblieben. Der etwas heftigere Part mit der Retrozentrifuge glänzt in neuem Gewand, und da hat schon wieder Jens seine Stöckchen im Spiel, dieser ohnehin heftig anrührenden Nummer noch eins draufzusetzen. Sehr geschmackvoll und einfühlsam eingetrommelt! Leo am Cello und Goran am Bass sorgten für weitere neue Facetten. Heinz hat es glaube ich etwas tiefer gesongen als wie man es normalerweise kennt. So machen die alten Sachen Spass.

Auch ganz gross: Verraten und verkauft. Zwar nicht "der härteste Heinz aller Zeiten", da habe ich aus der Draufgänger/MachtMusik/Richterskala/Korrekt-Zeit noch wesentlich heftigere Aktionen in Erinnerung, aber schon der härteste Moment des Gigs. So spannend, gelungen und ekstatisch Jörgs Solo dazu auch war: das war bei mir der Punkt wo ich mal wieder an Heiner denken und ihn vermissen musste. Auch wenn Heinz Jörg inzwischen bei der Bandvorstellung als seinen Lieblingsgitarristen vorstellt - irgendwie sticht mir das immer noch ins Heinzherz. Ob das je nachlässt? Kommt vielleicht vom immer noch gelegentlichen Konsum der Alten Frische DVDs, dass ich der alten Verstärkung insgesamt und Heiner insbesondere hinterhertrauere.

Bei den Längeren Tagen vermisste ich nichts aus alter Zeit, und naja, das Stück plätscherte so um mich herum. Störte nicht, hätte aber auch nicht sein müssen. Handwerklich einwandfrei gespielt, vielleicht gerade deshalb als eher belanglos wahrgenommen.

Dein ist mein ganzes Herz und Finden Sie Mabel im Doppelpack war beeindruckend. Vom klimperigen Piano-Intro bis zum radauträchtigen Schluss mit doppeltem Überschlag, das war schon eine tolle musikalische Reise. So lasse ich mir die "ollen Kamellen" gerne gefallen. Das Bindeglied zwischen den Stücken erinnerte mich stark an My Sharona von The Knack, falls hier jemand das Ding noch kennt. Das hat Jörg sehr interessant zusammenguitarriert. Und der Schluss folgte wie der Anfang des Konzertes dem üblichen Ritual: noch lauter, noch schneller, rabummrabumm rabongrabong und noch ein bisschen und aaaahhhh, rattatazong pardauz uuund aus. Und funktionierte ebenso prächtig. Laut wars und gut wars.

Ich habs versucht war mir das Stück, welches ich durch zuoftes hören in Auftritten aller Art versucht war in Ich habs verflucht umzubenennen. Doch diesmal kam es anders, und es war vom feinsten, denn diese sanfte kleine Ballade wurde gegen Ende zum Artrock-Monster mit voller Verstärkung ausgeufert. Gaaanz tolles Arrangement, unerwartet wuchtig im Finale - super Sache, vielen Dank!

Mit Leib und Seele war nicht neu arrangiert, sondern "nur" die recycelte Version von der Protest-Tour. Dennoch eine höchst unterhaltsame Variante, durchaus weiterer Aufführungen würdig. Floydiges Intro, welches den unbedarften Zuschauer erstmal völlig im Unklaren lässt, was sich da denn gerade anbahnt und dann freudige Wiedererkenntnisse beschert, wenn Heinz zunächst sehr sanft mit dem Gesang loslegt. Mich hats sehr gefreut diese geniale Variante von Leib und Seele nochmal geniessen zu dürfen. - Lola gabs auch, aber in der Standart-Version. War interessanter das Publikum zu beobachten als die Kapelle, denn die Leute lieben es immer noch und haben es sicher nicht so oft angehört wie meiner einer, der es irgendwie nicht mehr hören mag.

Zu Schlaf gut kann ich nichts schreiben, ausser dass ich tatsächlich gut geschlafen habe in der kurzen Nacht auf Samstag.

Und dann waren da noch zwei Stücke, die weder mit der Gunst der Stunde noch mit den alten Sachen was zu tun hatten. Zum einen Was immer du willst, das Status Quo Cover, über das ich mich an anderer Stelle abwertend geäussert habe. Das nehme ich hiermit zurück, denn die Nummer war wirklich spassig und kräftig.

Zum anderen Ihr findet keine Insel, was ein richtiger Hammer-Song ist. Kaum zu glauben, dass dieses Monsterding quasi nebenbei innerhalb weniger Stunden während eines normalerweise richtig stressigen Tages (letzte Probe vor der Tour) entstanden ist. Das Ding grummelt und grollt, ballert heftig los und transportiert dazu einen Inhalt, welcher momentan jedem irgendwie die Lebensfreude trübt. Die richtigen Worte, die richtige Musik, sehr intensiv. Interessant die Reaktion des Publikuns: anfangs skeptisch, denn das Stück kannte kaum jemand im Vorfeld und gegen Ende des Stückes kollecktives OoohOooohoooohooo-Gegröhle, als wäre das Stück ein Altbekannter. Toll, dass das Ding so gut funktioniert und das Angebot, damit seine Unbehaglichkeit gegenüber Fuck-u-Shima zum Ausdruck zu bringen von der Mehrzahl der Anwesenden erkannt und angenommen wurde. Das ist Livemusik im besten Sinne des Wortes - das genaue Gegenteil der durchkalkulierten Gunst der Stunde. Heinz müsste blind, blöd und blau sein nicht zu erkennen, dass genau das seine Stärke ist, den Zahn der Zeit genau im Hier und Jetzt zu treffen und zum Ausdruck zu bringen. Ich wünsche mir für die Zukunft viel mehr solcher Spontanaktionen von ihm. Es gibt nicht viele Künztler, die zu sowas imstande sind. Und dazu noch in der Lage sind, vor versammeltem Publikum Begeisterung für solche Ungehörtheiten zu erwecken. Das ist mutig, Heinz. Mach mehr davon. Du schreibst doch jeden Tag ein paar Texte...

Sprechtexte gabs leider nur zwei, das war mir zu wenig.

Mein Fazit: Kunze rockt. Ausgewogenes Verhältnis zwischen alten und neuen Songs. 100000 Rosen ist ein Hit geworden. Die Insel zeigt Heinz spontan wie nie - und dazu erfolgreich. Klasse Band mit Eiern dick wie es sich kurz vor Ostern geziemt. Lustig und fröhlich sowie ernst und bedrückend passen unter einen Hut. Ich bin sehr froh, Heinz in so guter Verfassung zu erleben und erleichtert, dass er seine Ausflüge ins Reich der Musikindustrie unbeschadet überstanden hat. Ich kann allen, auch den momentan verunsicherten und skeptischen Fans guten Gewissens empfehlen, Kunzekonzerte zu besuchen wo immer sie verfügbar sind. Es lohnt sich, es ist ein Genuss, es macht Spass und es hat erbauliche Wirkung. Man fühlt sich gut danach.

Und Ich liebe dich ist ein grosses Stück Musik.
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von Der Alte Herr »

Lieber Martin,
habe mir wie immer die Zeit genommen Deinen Konzertbericht zu lesen.
Eine Wonne!!!
Vlt. kannst Du Dich als ofizieller Kunztzpressefuzzi oder so beim Heinz einbringen...

SUPER KLASSE!!!

UND DANKE!!!
Ich brauche nahe Menschen fern um mich herum
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von notamann »

Ja - wie schon bei SF gesagt - klasse Martin.

Das ist Pressearbeit mit dem Herzen (..und Ohren)! :D
Manne
Die Welt ist ein Arsch
welche Hälfte
willst du
( aus "John Wesley" - Heinz Rudolf Kunze )
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von MartinB »

Oh wie peinlich, ich vergass einen echten Höhepunkt zu erwähnen, den ich der Vollständigkeit halber nachliefere: Brille in der Version 2011. An dem Stück wurde massiv herumgeschraubt mit tollen Ergebnissen. Gewaltig im Refrain, ein sahnig-ekstatisches Gitarrensolo, schön spacig im ruhigen Part (auch hier ist nochmal Jens besonders zu belobigen, seine Arbeit auf den Toms erinnerte mich an Keith Moon, und dennoch klang das ganze sehr sanft und geradezu melodiös. Leckere Trommelkost!), Heinz sang inbrünstig und der Schluss war unterkiefermuskellähmend. Trotz vieler neuer Elemente wirkte die Nummer so selbstverständlich und vertraut, als hätte es sie schon immer so gegeben. Ein bemerkenswerter Effekt.
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von HansabearHH »

Der Tour-Abschluß heute Abend in Hamburg war einfach nur genial! Dank Martins ausgiebiger Berichterstattung wußte ich ja schon ziemlich genau, was mich erwarten würde... aber ich war dann letztlich doch überrascht, wie heftig Heinz & Mannen die Halle gerockt haben!! Das war große Klasse! Davon würde ich mir eine Live-Doppel-CD wünschen...

ich habe ein paar Fotos mit dem Handy gemacht... erwartet aber bitte keine hochauflösenden Profi-Fotos...:


http://s1237.photobucket.com/albums/ff4 ... RIL%202011


Bei der letzten Zugabe kam die Band in weißen Bademänteln auf die Bühne... nur Heinz meinte sichtlich amüsiert, daß er keinen abbekommen hätte, obwohl er doch wohl der Udo Jürgens in dieser Truppe wäre...!! :lol:
Zuletzt geändert von HansabearHH am 14 Apr 2011, 14:20, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von manuelg »

lieber martin,

auch von mir ein rosiges dankeschön für diesen großartigen konzertbericht, der die verzicht-schmerzen bei mir jedoch mindestens verdoppelt...
seit 1991 die erste tour, die ich verpasste. das schreit einmal mehr nach zusatzterminen im herbst, die konzerte waren doch unterm strich gut bis sehr gut besucht,
oder? bis 2007 haben heinz u. co in der regel im herbst noch einmal nachgelegt!?
weiß ein insider (franky?), aufgrund von direktem austausch mit heinz, ob das angedacht, realistisch oder nur wunschdenken ist???
GEIST ist geil!

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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von Thofrock »

manuelg hat geschrieben:weiß ein insider (franky?), aufgrund von direktem austausch mit heinz, ob das angedacht, realistisch oder nur wunschdenken ist???
Leider keine Ahnung. Glaube ich aber nicht, da die Tour ohnehin unfangreicher war als die Letzten, und zudem ja noch Open Airs ausstehen. Ich könnte mir nur vorstellen, dass da noch ein paar dazukommen. Vielleicht sogar im Süden.

Der Herbst wäre auch deshalb problkematisch, weil sich dann wegen der strigenten Buchungspolitik von MAWI die anderen Formate weit ins nächste Jahr verschieben würden.
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Re: Tourtermine 2011

Beitrag von HansabearHH »

Ihr findet keine Insel - Live in Hamburg - HD-Video!! Beste Qualität bis jetzt! 8)

www.youtube.com/watch?v=6SDJ8ay7eFo
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Udo Jürgens in Hamburg

Beitrag von heikomannes »

Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich vor dem Konzert nicht mal mehr Zeit, hier ins Forum zu gucken. Also war die Setlist und alles eine wirkliche Überraschung, wie früher vor dem Internet :D

Es war wirklich gut und nach dieser schwachen Platte fand ich das besonders erstaunlich. Wahrscheinlich kann Heinz auch ein Konzeptalbum über Besenstile machen und komplett live durchspielen und es ist gut...

Man muss allerdings auch konstatieren, dass die Freiheit nicht voll war und das im Publikum kein Altersmix mehr erkennbar war. Manchmal roch es über den grauen Haaren und Glatzen im Saal nach Furz.

Die obligatorischen Mabel und Lola habe ich erwartet, Brille mochte ich noch nie, aber wirklich doof fand ich diese populistisch-platte Anti-AKW-Soße "Insel". Meine Güte, das war ja lyrisch weniger als ein Statement von Claudia Roth. Ich habe sofort geglaubt, dass das nur an einem Tag entstanden ist...

Zur letzten Zugabe kam die Band in weißen Bademänteln heraus. Das habe ich nicht verstanden und deswegen war es brilliant. Heinz Kommentar war neidisch, er wäre doch hier der Udo Jürgens und hätte als einziger einen Bademantel verdient, aber keinen abbekommen.
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