31* ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

die HRK Produkte und Meinungsbilder
DasUltimatum
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von DasUltimatum »

Was heißt hier 'immer wieder diskutieren'? Wenn die Anzeichen sich mehren, dass die "Schlagerstrategie" nicht aufgeht, dann müssen diese Dinge wieder diskutiert werden! Eine erfolglose Strategie immer weiter zu führen kann doch nicht sinnvoll sein.

Das "Spagatalbum" Protest war recht erfolgreich. Diesen Erfolg hat man offenbar der "Schlager"-hälfte und nicht der "Rock"-hälfte zugewiesen. Das "Schlager"-album DGDS startete ordentlich, stürzte dann aber massiv ab und stieß - mit samt den konsequenter auf das Schlagerpublikum ausgerichteten Promotion - insgesamt auf ein enttäuschendes Echo. Das Projekt "Ich bin" scheint bisher zu floppen (vielleicht ändert sich das ja noch und beweist, dass ich falsch liege ...). Also muss man schon die Frage stellen, ob beim Schlagerpublikum eine nennenswerte Zahl an HRK-Käufern zu finden ist. Denn damit das nur irgendwie aufgeht, müsste in diesem Publikum ja mehr 'Fans' zu holen sein, als "Rock-"fans durch die "Schlager-"strategie verschreckt werden. Meine Befürchtung ist, dass HRK sich insgesamt mehr schadet als nutzt und netto Käufer seiner Produkte verliert -- und sich der Abbau der (vormals treuen) Fans beschleunigt.
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Ghosti »

Natascha hat geschrieben:
Thofrock hat geschrieben:Und zur Nebel geht man, weil das der einzige Weg ist 6 bis 7 Mio Leute an einem Abend zu erreichen.
Und wie viele davon hören Rock?
Fies... :mrgreen:
Die letzten beiden Titel, mit denen HRK im Nebel aufgetreten ist ("Längere Tage" und "Hunderttausend Rosen"), passten da auch wunderbar hin. Und auch die "neue" Doppel-Herz-Version scheint dort bestens aufgehoben.
Welle
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Welle »

An hat geschrieben:Ich glaube, dass Einzige, was langfristig Ballermann und Dschungelkamp verhindern wird,wäre der Wechsel zu einer kleineren Plattenfirma, die eine andere Idee von HRK hat. Wobei ich zugegeben schon lange nicht mehr weiß, welche Vorstellungen HRK selbst von seiner Arbeit und seiner Zukunft hat. Es ist schon schade zu sehen, wie da jemand sein Lebenswerk in den Sand setzt.
Das sehe ich ähnlich. Und das Modell "Wunschkind im Vertrieb von Alive" gibt's ja auch schon. Sollte man beibehalten und weiter ausbauen, falls Sony/Ariola Heinz irgendwann mal fallenlassen sollte. Mein Eindruck ist nämlich auch, dass HRK nach wie vor immer dann am besten ist, wenn man ihn einfach machen lässt und nicht zuviel "berät". Ich hatte es hier vor langer Zeit schon mal geschrieben: Ein authentisches Alterswerk nach dem Modell "Cash" (oder BAP oder Bargel/Heuser oder Hausboot o.ä.) scheint mir allemal ratsamer als dieses ewige nervende (Heinz offensichtlich inklusive) Hin und Her zwischen Schlager-Heini und progressivem Songwriter. Denn das braucht offensichtlich wirklich weder der Schlager-, noch der HRK-Fan wirklich. Stelle mir immer mal wieder vor, was hier los wäre, sollte Heinz mal sein "Radio Pandora" abliefern.
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Natascha »

DasUltimatum hat geschrieben:Eine erfolglose Strategie immer weiter zu führen kann doch nicht sinnvoll sein.
Das meinte ich mit betriebsblind. Es wäre sicher längst an der Zeit, sich zu überlegen, wie man sich zumindest an der vordersten öffentlichen Wahrnehmungsfront anders positionieren könnte als in den letzten zehn Jahren geschehen.
Ich mag immer den Mann mehr lieben, der so schreibt, wie es Mode werden kann, als den, der so schreibt, wie es Mode ist.
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Miro »

Welle hat geschrieben:
An hat geschrieben:Ich glaube, dass Einzige, was langfristig Ballermann und Dschungelkamp verhindern wird,wäre der Wechsel zu einer kleineren Plattenfirma, die eine andere Idee von HRK hat. Wobei ich zugegeben schon lange nicht mehr weiß, welche Vorstellungen HRK selbst von seiner Arbeit und seiner Zukunft hat. Es ist schon schade zu sehen, wie da jemand sein Lebenswerk in den Sand setzt.
Das sehe ich ähnlich. Und das Modell "Wunschkind im Vertrieb von Alive" gibt's ja auch schon. Sollte man beibehalten und weiter ausbauen, falls Sony/Ariola Heinz irgendwann mal fallenlassen sollte. Mein Eindruck ist nämlich auch, dass HRK nach wie vor immer dann am besten ist, wenn man ihn einfach machen lässt und nicht zuviel "berät". Ich hatte es hier vor langer Zeit schon mal geschrieben: Ein authentisches Alterswerk nach dem Modell "Cash" (oder BAP oder Bargel/Heuser oder Hausboot o.ä.) scheint mir allemal ratsamer als dieses ewige nervende (Heinz offensichtlich inklusive) Hin und Her zwischen Schlager-Heini und progressivem Songwriter. Denn das braucht offensichtlich wirklich weder der Schlager-, noch der HRK-Fan wirklich. Stelle mir immer mal wieder vor, was hier los wäre, sollte Heinz mal sein "Radio Pandora" abliefern.

Bloß kein halv su wildes Radio Pandora!

Noch einen Berufssenior mit einem "authentischen Alterswerk" braucht es nicht. Dann lieber das, was er derzeit macht.

Ich wäre viel mehr an HRKs "Sonx" interessiert.
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Welle »

[/quote]Ich wäre viel mehr an HRKs "Sonx" interessiert.[/quote]
Meinetwegen gerne. Das wäre bei HRK dann wohl sowas wie die Fortsetzung von "Richter-Skala"...
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Thofrock »

DasUltimatum hat geschrieben:Was heißt hier 'immer wieder diskutieren'? Wenn die Anzeichen sich mehren, dass die "Schlagerstrategie" nicht aufgeht, dann müssen diese Dinge wieder diskutiert werden! Eine erfolglose Strategie immer weiter zu führen kann doch nicht sinnvoll sein.
Wir haben, eben weil das hier so inflationär bei jeder neuen Platte wieder bemüht wird, beim letzten Interview zur "Gunst der Stunde" ausführlichst thematisiert. Und Heinz hat sich dem ebenso geduldig wie ausführlich gestellt. Wem die Erklärungen (man muss schon fast von Rechtfertigungen sprechen) nicht ausreichen, der hat vermutlich einfach ein paar grundsätzliche Dinge nicht verstanden nund möge noch einmal nachlesen.

Nebenbei, wie wäre es denn, wenn das nun schon zum achtzehnten Mal diskutiert werden muss, wenn das mal etwas weniger destruktiv abläuft. Bei aller "Befremdung" und bei allem Unverständnis könnte ja auch mal jemand skizzieren, was da eigentlich anders gemacht werden soll.
DasUltimatum hat geschrieben:Meine Befürchtung ist, dass HRK sich insgesamt mehr schadet als nutzt und netto Käufer seiner Produkte verliert -- und sich der Abbau der (vormals treuen) Fans beschleunigt.
Genau so klang das beim "Alter Ego"-Album (und bei zahlreichen Weiteren) auch. Das ist jetzt über 14 Jahre her, und es scheint immer noch "treue Fans" zu geben, die gegen den Abbau resistent waren. Die haben sogar "Halt" überstanden, "KV" durchlitten, und selbst DGDS mitgemacht. Bitte was soll denn jetzt noch passieren und sich "beschleunigt" abbauen?
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von reedinger »

Thofrock hat geschrieben: es scheint immer noch "treue Fans" zu geben, die gegen den Abbau resistent waren. Die haben sogar "Halt" überstanden, "KV" durchlitten, und selbst DGDS mitgemacht. Bitte was soll denn jetzt noch passieren und sich "beschleunigt" abbauen?
Endlich einmal ein ehrliches Wort von einem Menschen aus dem "näheren Umfeld" von Heinz, der meiner Meinung nach fast wie ein Lemming unbeirrt in den künstlerischen Tod läuft. Mir gefällt der Ausdruck "überstanden" und irgendwie ahne ich bei HRK, dass wir da noch nicht alles "überstanden" haben werden. Insofern überstehe ich auch die neue Veröffentlichung.

Mit der Treue ist das allerdings so eine Sache. Wie hier schon völlig richtig beschrieben wurde, lässt die Anzahl von Beiträgen in diesem Forum mit der Zeit immer mehr nach (ganz zu schweigen vom anderen Fan-Forum, dass seit Monaten im Wachkoma liegt). Ich finde, dass dies ein klares Zeichen für eine Entwicklung ist: auch Treue kann sich abnutzen und "es ist fast nie zu spät das zu kapieren".

Andererseits ist das ist ja auch wirklich kein Wunder, denn die offizielle Webseite von HRK führt beide Foren ja gar nicht mehr, fast so, als ob es gar keine Fans mehr gibt. Ein Schelm, wer dabei denkt, dass man dort nur der Etwicklung einen Schritt voraus ist. Offiziell ist nun Facebook angesagt und da gibt es fast nur noch Lobhudeleien. Ist ja auch viel angenehmer, als wenn sich der arme Heinz ständig rechtfertigen muss.

Aber, das muss er überhaupt nicht! - Genauso wenig wie ich mich rechtfertigen muss, wenn ich seine Schlagerparaden nicht mitmache und solche halb-herzigen Produkte wie das "Doppel-Herz" nicht kaufe. Ich für meinen Teil bin jetzt dreißig Jahre alt. Heinz begleitet mich gut die Hälfte meines Lebens. Die guten Alben höre ich mir immer wieder an und die anderen, die kommen eben nicht ins Körbchen und Köpfchen.
"Wenn man keine Freunde mehr haben darf und, wenn man bei den Freunden im Gästezimmer übernachtet, nach einer Rechnung verlangen muss, dann verändert sich die Republik zum Negativen."
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Welle »

Thofrock hat geschrieben: Genau so klang das beim "Alter Ego"-Album (und bei zahlreichen Weiteren) auch. Das ist jetzt über 14 Jahre her, und es scheint immer noch "treue Fans" zu geben, die gegen den Abbau resistent waren. Die haben sogar "Halt" überstanden, "KV" durchlitten, und selbst DGDS mitgemacht. Bitte was soll denn jetzt noch passieren und sich "beschleunigt" abbauen?
Die inhaltliche Qualität von zunehmend mehr Texten und Musiken! "Alter Ego" hatte Texte wie "Löwin" oder "Ich rede mit mir selbst". "Halt" war produktionstechnisch mit Nummern wie "Fühlst du das" oder "Jesus Tomahawk" ganz weit vorn, hatte geniale Texte wie "Abschied muss man üben", litt aber schon unter einer immensen Einflussnahme der WEA (bis hin zu Abfolge und Anzahl der Titel). "Klare Verhältnisse" bot vom schon merkbar autobiographischer gewordenen Kunze ("Woran man mit mir war") über Verstörendes und musikalisch an "Jesus Tomahawk" Gemahnendes ("Die Köpfe in der Kühltruhe") bis hin zur harmonisch wunderbar ausgetüftelten Schlussnummer "Schlaf gut" das ganze Kunze-Spektrum und bekam von Arne Willander noch 4 Sterne im "Rolling Stone". "Die Gunst der Stunde" schließlich enthält immer noch Perlen wie "In der Mitte der Sanduhr" oder "Der stille Gast", erreicht aber für mich insgesamt überhaupt keinen Spannungsbogen mehr. Die kreative Reibung mit Heiner scheint mir zu fehlen. Die brachte eben früher schon mal Phänomene wie "Alles gelogen" oder (viel später) die Dopplung "Immer für dich da" (Versionen 1+2) hervor.
Sollte Heinz weiterhin alle "progressiven" Elemente (also das, was ihm offensichtlich am meisten Spaß macht) auf "Räuberzivil"-Alben auslagern und über Wunschkind/Alive veröffentlichen, bei Sony/Ariola dagegen zunehmend "reine" Schlageralben raushauen, wird (so fürchte ich) das bald ganz fehlen, was HRK auf der "Man sieht sich"-DVD noch über Heiner (sinngemäß) sagte: "Er bündelt meine Einfälle und Gedanken so, dass zumindest einige noch was damit anfangen können."
Mir scheint, dass inzwischen die schizophrene Situation entstanden ist, dass das Chamäleon Kunze selbst manchmal nicht mehr weiß, was es mit seinen Ideen anfangen soll: Auf den "Schlager-Platten" findet man immer noch anspruchsvolle "Sanduhren", auf der Spielwiese "Räuberzivil" wird sich dann richtig kreativ ausgetobt, was das Publikum auch spürt, was aber bisher nicht zu größerer Medienpräsenz (z.B. neben Leuten wie Hagen Rether in Formaten wie "Neues aus der Anstalt") führt.
Aber sei's drum: Ich behaupte ja (siehe oben), dass HRK immer dann am besten ist, wenn er sich nicht zu sehr beraten lässt. Insofern sollte mein Posting lediglich als Antwort auf Thofrocks Frage nach konstruktiven Vorschlägen gelesen werden: Nur noch bei einer Firma (gerne auch einer kleinen) unter größtmöglicher Autarkie veröffentlichen. Insgesamt weniger veröffentlichen (wofür Heiner über lange Zeit immer wieder vergeblich plädiert hat) und die Qualität länger prüfen. Und dann gerne mit 'ner textlich beißenden Politsatire zu meinetwegen anheimelnder Musik in die "Anstalt". Aber das verbietet sich ja inzwischen leider auch schon fast wieder, wenn HRK sich öffentlich für seinen Bundespräsidenten-Darsteller-Freund ins Zeug legt...
Ganz unabhängig davon liebe ich HRKs Werk (wie wir wohl alle hier) als Ganzes seit Anfang der 90er heiß und innig. Ich wünsche ihm, dass er in den nächsten Jahren für sich und das, was er machen möchte, so etwas wie "einen roten Faden" findet - falls er das überhaupt möchte...
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Natascha »

Thofrock hat geschrieben:Wir haben, eben weil das hier so inflationär bei jeder neuen Platte wieder bemüht wird, beim letzten Interview zur "Gunst der Stunde" ausführlichst thematisiert. Und Heinz hat sich dem ebenso geduldig wie ausführlich gestellt. Wem die Erklärungen (man muss schon fast von Rechtfertigungen sprechen) nicht ausreichen, der hat vermutlich einfach ein paar grundsätzliche Dinge nicht verstanden nund möge noch einmal nachlesen.

Nebenbei, wie wäre es denn, wenn das nun schon zum achtzehnten Mal diskutiert werden muss, wenn das mal etwas weniger destruktiv abläuft. Bei aller "Befremdung" und bei allem Unverständnis könnte ja auch mal jemand skizzieren, was da eigentlich anders gemacht werden soll.
Ich denke, nicht die User setzen das Thema, sondern HRK.

Auch ich bin der Meinung, dass sich HRK nicht rechtfertigen muss.

Worum es glaube ich der Mehrzahl hier geht ist, dass HRK konsequent und mit zunehmendem Tempo in eine Sackgasse fährt, in der es immer schwerer wird zu wenden. Das besorgt. Und dies zu thematisieren ist wohl eher als Sympathiebekundung zu verstehen. Destruktiv finde ich das nicht.

Statt zu skizzieren, wie es anders gemacht werden könnte, möchte ich lieber darauf antworten, wie er es hätte anders machen können: Nach Brille war Kunze so etabliert, dass er sich hätte rar machen müssen. Sich selbst zum Ereignis machen müssen. Musikalisch war der Weg in den 90ern durchaus gut. Damals hat er kreativ neue musikalische Einflüsse aufgegriffen und zu einem eigenen Kunze-Cocktail verarbeitet. Wenn er dann alle drei bis vier Jahre ein Album veröffentlicht hätte, wären die Veröffentlichungen unglaublich beeindruckend gewesen, da er aus einem großen Fundus von Songs und Ideen das Beste hätte zusammenstellen können.
Ich mag immer den Mann mehr lieben, der so schreibt, wie es Mode werden kann, als den, der so schreibt, wie es Mode ist.
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Welle »

Natascha hat geschrieben:
Worum es glaube ich der Mehrzahl hier geht ist, dass HRK konsequent und mit zunehmendem Tempo in eine Sackgasse fährt, in der es immer schwerer wird zu wenden. Das besorgt. Und dies zu thematisieren ist wohl eher als Sympathiebekundung zu verstehen. Destruktiv finde ich das nicht.

Statt zu skizzieren, wie es anders gemacht werden könnte, möchte ich lieber darauf antworten, wie er es hätte anders machen können: Nach Brille war Kunze so etabliert, dass er sich hätte rar machen müssen. Sich selbst zum Ereignis machen müssen. Musikalisch war der Weg in den 90ern durchaus gut. Damals hat er kreativ neue musikalische Einflüsse aufgegriffen und zu einem eigenen Kunze-Cocktail verarbeitet. Wenn er dann alle drei bis vier Jahre ein Album veröffentlicht hätte, wären die Veröffentlichungen unglaublich beeindruckend gewesen, da er aus einem großen Fundus von Songs und Ideen das Beste hätte zusammenstellen können.
Schön auf den Punkt gebracht, Natascha.
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Thofrock »

Natascha hat geschrieben:Nach Brille war Kunze so etabliert, dass er sich hätte rar machen müssen. Sich selbst zum Ereignis machen müssen. Musikalisch war der Weg in den 90ern durchaus gut. Damals hat er kreativ neue musikalische Einflüsse aufgegriffen und zu einem eigenen Kunze-Cocktail verarbeitet. Wenn er dann alle drei bis vier Jahre ein Album veröffentlicht hätte, wären die Veröffentlichungen unglaublich beeindruckend gewesen, da er aus einem großen Fundus von Songs und Ideen das Beste hätte zusammenstellen können.
Daran wäre er kaputt gegangen. Außerdem möchte ich nicht weiterdenken, was bei einem Destillat aus "Draufgänger", " Macht Musik" und "Richter-Skala" für ein Album entstanden wäre. Songs wie "Lebend kriegt ihr mich nicht", Goethes Banjo" und "Bleib hier" wären nie aufgenommen worden.
Und wenn doch, dann wären die Verkaufszahlen noch schneller weggebrochen, weil dann das radiotaugliche Zeug gefehlt hätte.

HRK war zu Zeiten von "Brille" trendy. Das wurde aber nicht von Hardcorefans getragen, sondern vom Trendpublikum welches sich anschießend Richtung Pur, Fanta 4 oder Naidoo weiterbewegt hat. Irgendwann zieht die Karawane weiter, unabhängig davon, wie gut oder schlecht die letzte Platte war. Der nächte Trend hieß "Abenteuerland". Das lag aber nun wirklich nicht daran, dass Richter-Skala mißglückt gewesen wäre.
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Thofrock »

Welle hat geschrieben: Mir scheint, dass inzwischen die schizophrene Situation entstanden ist, dass das Chamäleon Kunze selbst manchmal nicht mehr weiß, was es mit seinen Ideen anfangen soll: Auf den "Schlager-Platten" findet man immer noch anspruchsvolle "Sanduhren", auf der Spielwiese "Räuberzivil" wird sich dann richtig kreativ ausgetobt, was das Publikum auch spürt, was aber bisher nicht zu größerer Medienpräsenz (z.B. neben Leuten wie Hagen Rether in Formaten wie "Neues aus der Anstalt") führt.
Natürlich würde Heinz am liebsten noch mehr machen. Ein Künstler, der vor Kreativität nur so sprüht, möchte sein Zeug natürlich auch vortragen. Und zwar unabhängig von Strategien und Verkaufszahlen.
Da sind nun aber, ich möchte fast sagen glücklicherweise, Labels, Verlage, Konzertveranstalter, Management, die das Ganze steuern und hier und da auch mal bremsen, damit es übersichtlich bleibt.
Dieser ewige Stratgievorwurf, Heinz solle zum Schlagerlieferanten gemacht werden, ist doch völlig überzogen. Weder war DGDS (und schon gar nicht die dazugehörige Tour) eine Schlagerplatte, noch fällt Sony durch übermäßige Einflussnahme auf. Im Gegenteil, die könnten RZ verbieten. Vertraglich überhaupt kein Problem.
Klar war DGDS ein Grenzalbum. Ein Pendelausschlag bis zum Wendepunkt. Aber das reguliert sich wie es sich bei Bandalben noch immer reguliert hat. Das hat aber nichts mit Strategien zu tun.

Die Idee mit nur noch einem Label wäre fatal. Sony ist an den "Kleinkunstsachen", die Phil Friedrichs veröffentlicht, null interessiert. Die gäbe es gar nicht.
Nur bei Friedrichs kann Heinz aber hingegen kein Bandalbum unterbringen. Dessen Verlag, der solche quersubventionierten Lieblingsprojekte ermöglicht, hat sein Kerngeschäft in einem völlig anderen Genre, und könnte HRK-Bandalben gar nicht in erforderlichem Maße plazieren und vertreiben. Da wäre Willander aus alter Freundschaft der Einzige, der eine Rezension macht die wenigstens ein paar Leute erreicht.

Das Gesamtgebilde der Marke Kunze befruchtet sich doch aufgrund seiner vielen Genres selbst. Die unzähligen Auftritte in Lesungen, RZ, Gemeinsame Sache sind doch in Anzahl und Wertmäßigkeit nur möglich, weil HRK durch Bandlben, Bandtourneen, Musicals und über literarische VÖs auch nach 30 Jahren noch in aller Munde ist. Gerade das große Angebot bietet doch die Möglichkeit, dass sich jeder was für sich selbst aussuchen kann was ihm liegt. Dass ihm nicht alles liegt, damit muss er leben.
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

Beitrag von Welle »

Thofrock hat geschrieben: Klar war DGDS ein Grenzalbum. Ein Pendelausschlag bis zum Wendepunkt. Aber das reguliert sich wie es sich bei Bandalben noch immer reguliert hat. Das hat aber nichts mit Strategien zu tun.

Die Idee mit nur noch einem Label wäre fatal. Sony ist an den "Kleinkunstsachen", die Phil Friedrichs veröffentlicht, null interessiert. Die gäbe es gar nicht.
Nur bei Friedrichs kann Heinz aber hingegen kein Bandalbum unterbringen. Dessen Verlag, der solche quersubventionierten Lieblingsprojekte ermöglicht, hat sein Kerngeschäft in einem völlig anderen Genre, und könnte HRK-Bandalben gar nicht in erforderlichem Maße plazieren und vertreiben. Da wäre Willander aus alter Freundschaft der Einzige, der eine Rezension macht die wenigstens ein paar Leute erreicht.
Eine wirkliche Strategie habe ich nie unterstellt, aber vom Einfluss der Plattenfirmen konnte mir Heiner schon vor Jahren ein trauriges Lied singen. Dass Heinz das schon immer (und bis heute) etwas anders sieht, ist bekannt - und sein gutes Recht. Zum Thema "Beeinflussbarkeit des Künstlers HRK" insgesamt möge man sich nochmal die O-Töne der ehemaligen Musiker auf der "In alter Frische"-DVD anhören.

Phil Friederichs' Label hätte meines Erachtens sogar exakt das Profil, um HRK mehr in Richtung Musik-Kabarett/Kleinkunst zu platzieren, wenn er diesen Weg denn gehen will.
Oder er macht es wie Niedecken: Dort, wo bei "Radio Pandora" noch "(P) + (c) 2008 Capitol Music, a division of EMI Music Germany" stand, findet man beim "Halv su wild"-Album bereits den Vermerk "(P) 2011 The copyright in this sound recording is owned by Wolfgang Niedecken under exclusive licence to EMI Music Germany". Diesen Weg sind in den vergangenen 15 Jahren unendlich viele deutsche Musiker gegangen, von den Ärzten (sehr früh) über Stoppok bis hin zu BAP (sehr spät). Warum also nicht demnächst "Wunderkinder Records" im Vertrieb von Alive? Dabei bleibt im Portemonnaie von Heinz mit Sicherheit nicht weniger über als heute. (Es sei denn, er verliert noch mehr Fans.) Und die von Alive vertriebenen CDs bekommt jeder, der noch physische Tonträger kauft, überall dort, wo sie noch angeboten werden.

Und zum Thema Willander: Der hat aus gutem Grunde bei "DGDS" auf 'ne Rezension verzichtet, weil ihn offensichtlich nicht interessiert, wo die Platte veröffentlicht wurde, sondern welche Qualität sie hat. Die hat dann sein Kollege recht zutreffend eingeordnet, wie ich finde.
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Re: ICH BIN - Heinz Rudolf Kunze

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Thofrock hat geschrieben:Dieser ewige Stratgievorwurf, Heinz solle zum Schlagerlieferanten gemacht werden, ist doch völlig überzogen.
ARIOLA ist eine Schlagermusikfirma, war es schon immer (wenn ich den Erklärungen meines Vaters Glauben schenken darf) und ist es auch heute noch, wie Wikipedia vermeldet. Und was ist dann wohl die Strategie einer Firma wie ARIOLA (mit einem Internetradio namens "Radio Schlagertreff") bezüglich Heinz? Ihn zum Jazz-Musiker zu machen?
Thofrock hat geschrieben:Weder war DGDS (...) eine Schlagerplatte, noch fällt Sony durch übermäßige Einflussnahme auf. Im Gegenteil, die könnten RZ verbieten. Vertraglich überhaupt kein Problem.
Welche DGDS-Sonderedition hast Du denn gehört? Meine CD war voller Schlagerversuche. Und warum "verbietet" ARIOLA RZ nicht? Wahrscheinlich, weil die Verkaufszahlen von RZ-CDs im Vergleich zum Kerngeschäft der ARIOLA so unerheblich sind, dass sich ARIOLA damit nicht befassen mag. Ich sehen das so: Solange Heinz nach ihrer Pfeife tanzt, kann er nebenher machen, was er will.

Übrigens: So etwas möchte ich über Heinz niemals lesen wollen...
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"Wenn man keine Freunde mehr haben darf und, wenn man bei den Freunden im Gästezimmer übernachtet, nach einer Rechnung verlangen muss, dann verändert sich die Republik zum Negativen."
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