von Thofrock » 30. Sep 2016, 21:31
Während ich zum zweiten Mal das Coveralbum höre erreicht mich aus Wilhelmshaven die Setliste der "Deutschland"-Tour. Kalle hat sie bereits ermittelt, und während er sich das Konzert vor Ort anhört, habe ich Schreibtischdienst, und soll möglichst zwischen Ende und 23 Uhr für Aktualität sorgen. Ich selbst darf dann übermorgen in Erfurt auch einsteigen.
Das hier ist also kein richtiger Tourbericht, weil ich ja noch gar nicht weiß, ob die Vari-Lights bei "Jeder bete für sich allein" Schwarzlicht aussenden, und ob Jens für "Das Paradies ist hier" die Hells Bells-Glocke von AC/DC verwendet.
Los geht es, nicht völlig unerwartet, mit dem Album-Opener "Es ist in ihm drin*. Und das in diesem Jahr Dreißig werdende "Wunderkinder" hatten wir auch schon mal auf der zweiten Position. Es folgt "Eigene Wege", was zwar einen etwas konservativen Konzertbeginn fortführt, aber auch die Stimmung schon früh unters Dach treibt. Da ich über die Plazierung der vier oder fünf Sprechtexte noch keine Informationen habe, spare ich diese natürlich aus, vermute den Ersten aber an dieser Stelle.
Jetzt wird es entspannter. Ein Dreier-Block des neuen Albums beginnt mit dem countrygetränkten "Setz dich her*, die "Alte Piccardie* sorgt in herrlich langer, sich aufbauender Version für filigrane Athmo, und "Jeder bete für sich allein* schiebt sich düster voran, bis es sich in einem gewaltigen Instrumentalteil entlädt.
"Alles gelogen" hat Heinz ja für die "Einstimmig"-Shows wiederentdeckt, deshalb jetzt auch mal wieder in einer schönen Bandfassung. Dann das Titelstück. Die Studiofassung groovt schon recht gut und die Solo-Version ist ausgesprochen catchy. Aber "Deutschland* live mit Band kommt einfach nur geil. Megafunky.
Nun mal wieder ein nicht so oft gewählter Hit aus der Geheimfavoritenecke. "Die offene See" ist ein Livekiller. Und "Aller Herren Länder" ist vielleicht leicht übergehört, aber gerade dieser Tage als Statement unverzichtbar.
Danach "Elixier" als eindrucksvolle und glasklare Verschnaufpause, aber auch als Beginn eines Dreierblocks von edlen Liebesliedern. Es folgt nämlich, und das ist wirklich eine Überraschung, "So wie du bist" aus dem Räuberzivil-Fundus. Das zeitlose und immer wieder unverbrauchte "Leg nicht auf" schließ den Block ab, leitet aber gleichzeitig in den Airplay-Modus über. "Das Paradies ist hier* kommt live lebendiger, rockiger und kraftvoller. Dann geht es in die 80er. "Mit Leib und Seele" brauch ich jetzt nicht, aber die Wilhelmshavener wollen es hören, "Ich brauch dich jetzt" geht so oder so in Ordnung, und "Jetzt erst recht" ist einer dieser unverwüstlichen Live-Abräumer und rockt heute wie die Sau.
Abgeschlossen wird das reguläre Set überraschenderweise mit dem eingängisten Stück aus "Die Gunst der Stunde", dem augenzwinkernden "Unbeliebt". Das Pumpwerk pumpt und dass Küstenstädte nur halbes Einzugsgebiet haben, merkt man heute mal gar nicht.
Die Forderung nach Zugaben führt zu drei Paketen. Block 1 bringt uns mit "Längere Tage" und "Du bist nicht allein" nicht gerade Kost aus dem obersten Regal, aber den "Kakadu" hatten wir ja auch nicht erwartet. Block 2 ist fasst die Stadtfest-Stampfer "Dein ist mein ganzes Herz", "Mabel", "Lola" und "Wenn du nicht wiederkommst" zusammen. Nun, ich hätte andere Vorschläge gehabt, aber ich bin nun mal so lange dabei, dass ich diese Songs ungefähr dreihundertsechsundsiebzig Mal gehört habe. Und ja, er kommt wieder. Allein und dezent mit der Klavierballade "Ein fauler Trick*, die zu kaschieren versucht, dass die neue Platte heute Abend eigentlich ein bißchen kurz kam. Nur sieben von den neuen Stücken hatten wir, so meine ich, noch nie. Vor allem "Die Letzten unserer Art" und "Zu früh für den Regen" auszusparen, ist eigentlich nicht erlaubt.
So weit dieser im Voraus verfasste Abriss vom Torauftakt. Band, Sound und Licht sind famos, am überraschungsarmen Set arbeiten wir noch. Spätestens bis Magdeburg bauen wir den zweiten Zugabenblock um und machen daraus "Haus der Lüge / Die Letzten unserer Art / Ich möchte Scheitern / Bleib hier"