41* Schöne Grüße Vom Schicksal" - nach VÖ

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Kalle
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41* Schöne Grüße Vom Schicksal" - nach VÖ

Beitrag von Kalle »

Schöne Grüße vom Schicksal

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Erscheinungstermin: 4. Mai 2018
Label: Electrola
Rhingtön/Electrola Release; 2018 Universal Music GmbH © 2018 Universal Music GmbH
Gesamtlänge: 1:07:25
Kalle
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Ein Gespräch - DAS INTRO KOMMT SO OFT

Beitrag von Kalle »

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„Schöne Grüße vom Schicksal“
Ein Gespräch - DAS INTRO KOMMT SO OFT, DAS LASSEN WIR VORNE WEG...


Endlich, nach einer für wahre Fans schon fast unerträglichen Wartezeit von 26 Monaten erscheint Heute, am 4. Mai ein neues HEINZ RUDOLF KUNZE & Verstärkung Album. Die Wunderkinder haderten schon fast mit ihrem Schicksal, da ein Prelistening Termin zwar schon frühzeitig anvisiert wurde, aber durch den knappen Terminplan unseres Lieblingskünstlers immer wieder verschoben werden mußte. Erst mitte April konnte man in der Wedemark das neue Produkt begutachten und (der Kalauer muss jetzt kommen) „Das Schicksal“ in die eigene Hand nehmen.

Eines schon mal vorab, was wir zu hören bekamen, ist weit entfernt von den entsetzten Vermutungen einiger Wuki´s, auf Grund der Radio tauglichen Vorabsingle „Ich sag´s Dir gerne Tausendmal“. Das was wir zu hören bekamen, war eine musikalische Entdeckungsreise in Gefühlswelten mit unterschiedlichsten Mitmenschen, urigen Typen, Charakteren und viel Herz ist auch mit dabei - versprochen. *„Songs, die von Schicksalsergebenheit ebenso erzählen wie von unbeugsamen Trotz; von den Schlägen, die man nicht kommen sieht, wie von den Momenten, in denen alles perfekt ist und einem die List der Vernunft ein Lächeln schenkt. Kurz: Musik für die Beste aller möglichen Welten. Mindestens.“

Was HEINZ und seine, wie er immer während des Gesprächs betonte, genialen, kollegialen, professionellen und menschlich hervorragend zusammen passenden, harmonischen Verstärker da gezaubert haben, ist eine bemerkenswerte Fortsetzung und gleichzeitig das Ende einer Trilogie (Stein vom Herzen 2013, Deutschland 2016).

Auch Marc Schettler am Mischpult - HEINZ spricht vom 6. Bandmitglied -, hat das Album, die HEINZ Stimme als Instrument immer ganz nach Vorne gemischt, zu einem völlig begeisternden Klangerlebnis verfeinert. Total echt und authentisch, was natürlich auch an der Stärke des Materials lag, wie HEINZ lächelnd anmerkte. Wir können zu Recht von einem Rock- und Popalbum sprechen, denn es werden alle musikalischen, aber auch textlichen Möglichkeiten ausgeschöpft.

Wieder einmal ist es Martin Huch (ehemaliges, langjähriges Verstärkungsmitglied & Profifotograf) mit seinen Fotos gelungen, das KUNZE Projekt mit einer tollen Covergestaltung zu versehen und dadurch den sehr guten Gesamteindruck zu vervollständigen. Ein Fankommentar: „Das könnte man sich auch an die Wand hängen!“

Doch lassen wir den Künstler selber zu Wort kommen.
Ein Gespräch - DAS INTRO KOMMT SO OFT, DAS LASSEN WIR VORNE WEG...

Wukis: Beim "Deutschland"-Album gab es eine recht aufwendige Vorproduktion, bevor es ins Studio ging. Das hatte sich ja bewährt. Wie war es diesmal?

HEINZ: Ich habe mich mit Ingo Schmidt getroffen, unserem Mischer der Solokonzerte. Und wir haben, ähnlich wie beim letzten Mal, nackige Versionen mit ein oder höchstens mal 2 Spuren aufgenommen. Die Band hatte sich gewünscht, dass wir das bei meinen Songs wieder so machen.

Wukis: Weil sie dann schon zeitig Ideen entwickeln konnten, bevor man sich im Studio trifft.

HEINZ: Genau. Und die Songs, die die Jungs geschrieben haben, waren natürlich schon fast fertig entwickelt. Die hatten da schon richtig Gas gegeben. Ich kriege da dann immer ein bisschen Minderwertigkeitskomplexe, aber das ist bei der begrenzten Zeit ja nicht hinderlich.

Wukis: Klar, der Zeitplan steht und endlose Diskussionen sind heute nicht mehr drin.

HEINZ: Deshalb ist es so toll, dass die Atmosphäre in dieser Band so außergewöhnlich harmonisch und konstruktiv ist. Es gibt in dieser Kapelle einfach keinen Streit. Jemand schlägt was vor und das wird dann tatsächlich einvernehmlich angenommen oder abgewählt. Klar kommt es mal vor, vielleicht bei jedem dritten Stück, dass ich Leo sage, ich hätte gerne beim Bass das oder das. Dann sagt er "Ja klar, kein Problem". Ansonsten richte ich mich nach ihm, weil er normalerweise besser weiß wie das geht. So ist es bei allen.

Trotzdem hätte ich gern mal wieder drei, vier Tage mehr, damit man eine Entscheidung auch mal sacken lassen kann. Bei unserer Produktionsweise muss am Ende des Tages was stimmen und abgehakt werden. Sonst schaffen wir es einfach nicht.

Wukis: Das war ja nicht immer so. In den 80ern wart ihr oft Monate im Studio um 40 Minuten aufzunehmen.

HEINZ: Ja, da wundert man sich heute gelegentlich. Das war auch nicht immer notwendig. Da wurde auch viel Zeit verschwendet. Wenn keiner Fragen stellt und das Geld ist da, dann machst du das eben.

Wukis: Dann ist Harmonie aber auch zwingend erforderlich, weil der enge Zeitplan keinerlei Konflikte zulässt?

HEINZ: Mal ein Beispiel, das für mich in die Ewigkeit eingeht. Matthias Ulmer hatte für "Schäme dich nicht deiner Tränen" etwas mit Streichern vorbereitet. Und es fiel mir unendlich schwer, ihm zu sagen, dass das ungeeignet war. Das ging in eine Richtung, die ich mir wirklich gar nicht vorstellen konnte. Ich bin ja belehrbar und wenn ein Kollege gute Arbeit macht, auch leicht beeinflussbar. Aber ich habe ihm gesagt, es tut mir leid, ich weiß, dass du tagelang daran geschraubt hast, aber das ist hier einfach falsch. Das geht nicht. Matthias hat sich eine halbe Stunde zurückgezogen, Mund abgeputzt, und dann hat Jens gesagt, "OK, jetzt machen wir das mal als Bandnummer und hat angefangen zu trommeln. Und Matthias war wieder da, setzt sich an die Orgel und gibt wieder Vollgas. Das ist einfach extrem professionell und zeigt eine große menschliche Qualität. Ich glaube, ich hätte gekündigt.
Das ist uns auch zum ersten Mal passiert. Normalerweise weiß er genau was ich spüre, das muss man gar nichts sagen.

Wukis: Dann ist es auch noch nicht so weit, dass der heimische PC das Studio schon komplett ersetzen kann, wie es bei den Kollegen von der Elektronik oft behauptet wird? Ihr arbeitet noch authentisch.

HEINZ: Machen wir uns nichts vor, wenn das amtlich klingen soll, kommt man ohne richtiges Studio nicht aus. Das ist eine Utopie. Und wenn es irgendwann eine Einbildung ist, dann halte ich an dieser Einbildung fest. Ein Schlagzeug das im Gaga-Studio in diesem wunderbaren Raum aufgenommen wird, klingt einfach völlig anders.

Wukis: Produziert hast du wieder mit Jens?

HEINZ: Ich würde mich da zurücknehmen. Das waren diesmal Jens Carstens, Peter Koobs und ich. Peter ist in seine Rolle stark hinein gewachsen. Das fühlt sich an, als wäre er schon immer da gewesen. Und das Alles bei beiden ohne jedes Gockelgehabe. Natürliche Autorität nennt man das wohl. Und ich dann als Spiritus Rektor.

Wukis: Kommen wir mal zum Cover. Bei der ersten Ansicht, noch ohne Kenntnis der Songtitel waren wir etwas überrascht. Diese schwarz-weiße einsamer Wolf-Pose ist ja der Gegenentwurf zum großartigen Deutschland-Cover. Hier denkt man spontan an das spärlich instrumentierte, durchgängig folkige und langsame Alterswerk.

HEINZ: Ja, aber ich finde es gut, diese erdigen Farben, vielleicht einen Tick zu dunkel, das entsteht dann vielleicht auch noch im Druckwerk. Aber diese Bildwahl, diese Sprache, diese Atmosphäre, da treffen sich Martin und ich schon sehr gut.

Wukis: Wir waren jedenfalls recht erleichtert, dass die Platte dann doch sehr bunt und lebhaft ausgefallen ist, eben nicht so eintönig wie das Cover andeuten könnte.

HEINZ: Wir hatten auch wenig Zeit. Am ersten Tag hat es geschüttet wie aus Eimern, am nächsten Tag gewindet wie aus Windhosen. Wir haben in zwei Sessions einfach das Beste aus den Bedingungen gemacht. Es ist auf jeden Fall stimmig, vielleicht für die Platte ein bisschen dunkel.

Wukis:
Wo waren die Aufnahmen?

HEINZ:
In der Bluesgarage in Hannover.

Wukis:
Ah, der Live-Club in Isernhagen. Schöne Idee.

HEINZ:
Ja, da hat dieser Henry ein Motel gebaut, wo auch die Musiker meist übernachten die da spielen. Da gibt es richtige Themenzimmer mit Originalutensilien alter Blues Größen wie z.B. John Lee Hooker, Frank Zappa, Rory Gallagher.

Wukis: Reden wir mal über die Platte selbst. War die Anordnung der Songs schwierig?

HEINZ: Die Reihenfolge der Songs ist von Jens. Er hat eine gemacht, ich habe eine gemacht, wir haben wie fast immer seine genommen. Er hat da ein Händchen für. Ich habe das gelesen und gesagt "Ja, das ist es".

Wukis: Die Platte ist wirklich sehr abwechslungsreich, vor allem die Songs der ersten Hälfte unterscheiden sich stark voneinander.

HEINZ:
Ja, z.B. mit "Komm mit mir" habe ich wohl einen der lustigsten Songs meines Lebens geschrieben und hatte einen Sauspaß dabei. Das war beim Komponieren so das Gefühl wie ich mir vorstelle, dass es John Fogerty manchmal hatte. Ein ganz einfaches tolles CCR-Lied. Es geht auch ohne h-Moll7.

Wukis:
Groß eingeschlagen hat bei uns ja "Herzschlagfinale". Die Nummer hat ja mal wieder unglaublich viel Text. War das schwer, sie aufs Album zu bekommen? Der siebenminütige "Kakadu" beim letzten Album endete ja als Bonustitel.

HEINZ:
Richtig, aber das war für mich gesetzt. Ich habe es geschrieben im Dezember auf Sylt bei Sturm. Im Hotelzimmer vor dem Auftritt abends.

Wukis:
Den ganzen Text am Stück?

HEINZ:
Ja, das war wie im Rausch. Ich habe grad irgendwie Sport Reportage laufen gehabt und da ging es um einen Zieleinlauf. Und ich dache "Alter Schwede, was für ein tolles. Wort: „Herzschlagfinale". Und dann habe ich erstmal alle Wörter aufgeschrieben, die sich auf Finale reimen.

Wukis:
Es wirkt übrigens wie live eingespielt.

HEINZ: Ist es natürlich nicht, aber das ist dann auch die Qualität von Koobsi und der Band, einen längeren Song so aufzubauen, dass immer wieder was passiert. Man muss ja dann die Spannung halten. Der Rhythmus war übrigens tatsächlich meine Idee. Das ist ein Steely Dan-Zitat vom "Gaucho"-Album.

Wukis:
Wir hatten übrigens den Gedanken, dass du vom ersten Takt an sofort los singst, um keine Sekunde zu verschenken, damit die Nummer nicht bei 10 Minuten ankommt.

HEINZ:
Das hat Peter entschieden. Er hat gesagt, das Intro kommt so oft, das lassen wir vorne weg.

Wukis: Und ein anderer Gedanke war, das wird HEINZ auch ins Solo-Programm nehmen.

HEINZ: Ja, das wird er ganz bestimmt. Es ist so eine schöne Liebesbeziehung mit blauen Flecken. Noch existent, aber mit vielen Blessuren. Aber jetzt mal weiter, der Kunsthöhepunkt ist doch "Der Vogel, der nach Süden zieht". Das ist doch ein Lied wie ganz früher, mit diesem ganz opaken, undeutlichen Text, den auch ich nur bedingt erklären kann.

Wukis: Ja klar, wunderbar schwermütig. Strindberg zum Hören irgendwie.

HEINZ: Den Refrain kann ich erklären. Das ist dieses typische Kunze-Modell, wo man niedergeschlagene, depressive Zeilen singt und das Publikum widerspricht "Nein, stimmt gar nicht und dann bei Konzerten ein Plakat hochhält – Wir lieben Dich Du Träumer".

Wukis: In "Der Vogel, der nach Süden zieht" ist wirklich eine schöne Portion Jazz.

HEINZ: Ja, der zweite Akkord ist sehr Keith Richards. Das ist einer dieser Akkorde, die man nur ganz schwer notieren kann weil man nicht weiß wie der heißt. Und das ist übrigens ein Neun-Achtel-Takt. Wir haben erst beim Aufnehmen gemerkt, wie tricky das ist mit neun Achteln. Na klar, Studentenmucke, lange nicht mehr gemacht, hat die Band geflachst. Und dann sind sie fast verzweifelt. Bis auf Jens, der hat sich da durch getrommelt wie ein Jazz-Trommler. Aber Matthias und Leo hatten tierisch Schwierigkeiten mit diesem krummen Takt.

Wukis: Klingt ja nach einem richtigen Zappa-Moment im Studio.

HEINZ: Ja, das war ein Späßchen. Selbst Ulmer, mein Experte in Prog-Rock hat geflucht wie ein Scheunendrescher.

Wukis:
Es gibt im Sound Genreverweise und Bandbezüge von Country bis Artrock, von Roxy Music bis AC/DC – was hast Du während des Kreativprozesses so gehört?

HEINZ: Hauptsächlich Jazz (lacht), kein Witz! Was man höchstens bei ein, zwei Keith-Jarrett-artigen Akkorden bemerkt. Aber schon auch die alten Bands. Neue Bands nicht mehr so, weil ich da nur noch weniges finde, von dem meine Aufmerksamkeit nicht bald abgleitet.

Wukis:
Weil der Speicher voll ist?
HEINZ: Genau. Wir hören schon so lange Musik. Man hat genug damit zu tun, die Dinge zu pflegen, die man schon kennt. Man kann nicht mehr unentwegt Neues aufnehmen. The National ist eine Band, die ich gut finde. Aber eben nur gut. Dann höre ich mir das neue Album an und greife hinterher doch wieder zu Led Zeppelins „III“.

Wukis: Könnt ihr das dann im Konzert überhaupt aufführen?.

HEINZ:
Das weiß ich noch nicht. Es kann sein, dass ich weder "Herzschlagfinale", noch den "Vogel" mit der Band live spielen werde.

Wukis:
Da wir gerade im unfassbar starken letzten Albumdrittel sind, ein paar Worte zur Schlussnummer.

HEINZ: Ja, die "ganz normalen Menschen" ist das Lied, das Martin Schulz im Wahlkampf gefehlt hat.

Wukis: Erinnert uns übrigens von der Stimmung an "Es wird ein gutes Leben". Quasi die Aufheller am Ende der Platte, aber eben nicht banal erzwungen, sondern absolut schlüssig aufgebaut.

HEINZ: Deshalb bin ich auch der Meinung, dass die drei Alben "Stein vom Herzen", „Deutschland“ und „Schöne Grüße“ eine Trilogie sind.

Wukis: Warum?

HEINZ:
Das hat mit der Band und der von uns gemachten Musik zu tun. Wir haben eine Truppe zusammen, die auf ihre ganz eigene Weise klingt. So wie die Kunzeband der Achtzigerjahre ihren Klang hatte. Die eigene Handschrift ist auf diesen drei Alben sehr ausgeprägt.

Wukis: Das glauben wir auch. Die Nullerjahre bis "Bis Gunst der Stunde", waren irgendwie rastlos und eine Suche nach dem beständigen Weg, den du jetzt in Form dieser Trilogie wiedergefunden hast.

HEINZ:
Ja, aber deshalb müssen wir uns jetzt was einfallen lassen. Eine abgeschlossene Trilogie heißt ja im Umkehrschluß, wir müssen uns mal wieder woanders hinbewegen. Ich weiß nur noch nicht wohin.

Wukis:
Die Kuh will aufs Eis, weil es ihr zu wohl ist?

HEINZ: Solche Aussagen sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen, gerade im Windschatten einer neuen Veröffentlichung. Das hat oft nicht viel Bestand und kann in einem Jahr ja auch wieder ganz anders aussehen. Aber es darf am Ende auch keinen Stillstand geben.

Wukis:
Nochmal in die Einzeltitel. Beim ersten Lesen der Songtitel war ja "Hartmann" am meisten im Dunkeln. Da ahnt man so gar nicht worum es geht.

HEINZ:
Ich habe mal in Flensburg in einem Army-Laden ein Bundeswehr-Hemd gekauft, wo Hartmann draufsteht. Auch so kann man auf Lieder kommen.

Wukis: Vortrefflich. Hast du überlegt, ob eine ruhige, moll-lastige Instrumentierung die bittere Thematik nicht besser transportiert?

HEINZ: Ich hab mich für diesen schönen Rocker entschieden, um zu zeigen, der Typ hat noch Kraft, der ist noch nicht fertig. Der ist nur sauer. Das ist ja ein Unthema. Die kriegen ja keine Rückendeckung die Jungs.

Wukis:
Wo wir grad bei den Rockern sind, "Schieß" versucht ja sehr schön, Led Zeppelin und Deep Purple zusammenzubringen.

HEINZ: Jau, und das zu einem relativ jungen und spontanen Text, wo ich einfach mal versucht habe, dieser Stimmung nachzugeben, wenn man sich von allen verkauft und verraten und verlassen fühlt. Mach einfach Schluss, ich schaffe es nicht. Nicht mal das schaffe ich.

Wukis:
Der Mittelteil ist im übrigen auch ganz toll geworden. Da zerfließt der Song regelrecht.

HEINZ:
Ja, ich weiß gar nicht wie die Jungs das gemacht haben, diese komischen Sounds zu erzeugen.

Wukis:
Da schließt sich die Frage an, wie viel Autobiografie steckt denn da drin.

HEINZ:
Es ist der Versuch dem Ausdruck zu geben, einem Gefühl, wenn man verraten, im Stich gelassen wird. Das bin ich ja auch schon in diesem Leben, klar.

WUKIS: Wir hatten uns als Frage nur notiert, ob es eine Abrechnung mit der Musikbranche sein könnte.

HEINZ: Das wäre zu pauschal und ungerecht. Die Branche hat mir ja auch viel Gutes getan. Aber es könnte die Abrechnung mit Einigen sein. Manche in meiner langen Laufbahn haben mich schon zutiefst enttäuscht. Ich glaube schon, dass der Song auch davon handelt. Vor allem hat er aber seine Berechtigung, weil es vielen Menschen ab und zu so geht.

Wukis:
Die böseste Nummer ist Schorsch, oder?

HEINZ:
Es ist meine Reaktion auf das Stück "Revolution Blues" von Neil Young auf "On the Beach". Da singt er mit Einverständnis von Warner Br: Well, I hear that Laurel Canyon is full of famous stars, But I hate them worse than lepers and 'll kill them in their cars. (Nun, ich höre, dass Laurel Canyon voll von berühmten Sternen ist, aber ich hasse sie schlimmer als Leprakranke und werde Sie in ihren Autos zu töten.)

Wukis: Bei dir geht es ja noch viel tiefer. Die Bedeutung der Schere, einmal als Symbol für abnehmende soziale Gerechtigkeit, und andererseits als halsabschneidendes Regulativ, ist schon sehr spannend. Und sehr anschaulich.

HEINZ: Ja, das ist es schon. Irgendein Schnabelschuhtyp hätte das auch im Mittelalter auf Marktplätzen singen können. Im Bauernkrieg.

Wukis:
Vor allem bildet die Musik einen herrlichen Gegensatz zu der finsteren Message.

HEINZ: Ja, es ist auch sehr interessant arrangiert. Das war wieder so eine Teamarbeit. Ich saß am Klavier, und dann kam jeder so mit seiner Idee. Jeder tat also was dazu und dann kam Matthias mit diesem wunderbaren Genesis-Keyboard von "And the there were Three...". Und ich wusste sofort, Danke Matthias, das war es, das ist mir nicht eingefallen.

Und dann kam der Höhepunkt der gesamten Session. Koobs hatte sich sehr lange Gedanken gemacht über dieses schwierige Solo, das zweite Steely Dan-Zitat auf dem Album. Das ist wirklich sehr schwierig und geht ja schon in Richtung Chick Corea. Irgendwann hatte es dann auch drauf. Und dann sagte Ulmer: Ich geh mal rein, gell? Und spielte das Solo mal eben 1:1 mit. Uns fiel die Kinnlade runter. Das ist unser Matthias.

Wukis:
Aufgenommen habt ihr wieder Gaga Studio Hamburg und im Studio Nord in Bremen. Man kann ja im Internet besichtigen was für ein breites und teilweise auch historisches Equipment in Bremen für euch verfügbar war.

HEINZ:
Das ist richtig. Bei "Wie tut man denn sowas" hört man ein ganz flach klingendes, aber auch total niedliches Keyboard. Die hatten da wirklich diese alte Dampforgel, die Hanns Dieter Hüsch immer hatte. Dieses kleine Teil, auf dem er immer so rumgejazzt hatte, sodass seine Zettel immer davon heruntergefallen sind. Das klang so süß. Und in "Zitadelle" haben wir den verrücktesten Sound auf dem ganzen Album, ein Solo auf einem verstimmten Westernklavier mit Nägeln an den Hämmerchen. Da musste mich die Band überzeugen, mal irgendwas ganz anderes auszuprobieren.

Wukis:
Wie ist eigentlich die Aufteilung der Komponisten. Texter ist klar, aber welche Stücke sind von wem?

HEINZ:
Die Single ist von Carstens/Koobs, "Schieß" ebenso, dann auch "Raus auf die Straße" und "Luft nach oben".

Wukis: Also elfmal (11) Kunze. Apropos Single. Kann es sein, das "Straße die zweite Auskopplung fürs Radio ist. Ein toller Opener, dabei sehr eingängig, und nach unserer Meinung organischer als "Hunderttausend Mal".

HEINZ: Könnte sein. -

Am Ende wird dann wieder die Frage stehen, wie das Schicksal, es mit dem seid Jahren kontinuierlich, beständig, gleichbleibend und konstant tolle Alben produzierenden HEINZ, denn so meint? Ist die künstlerische Vielseitigkeit nun ein Fluch oder ein Segen? So unterschiedlich wie die Kunstformen des HEINZ RUDOLF KUNZE sind auch seine Fans, seine Hörerschaft, aber mit diesem Album könnte der immer währende Spagat zwischen Kunst und Kommerz, zum wiederholten Male gelingen und alle Hörer und Fans zufrieden gestellt werden.

Alle Richtungen von Liedern im unplugged „Räuberzivil“und Solo-Stil, bis nahe am Mainstream-Schlager, über geilen, stampfenden Rock und ambitionierten Pop, mit fast schon Schlagertextnähe, aber auch epische, lyrische Texte, reich an rhetorischen Stilmitteln. Hier wird alles geboten, was den KUNZE-Fan beglückt, sofern er alle Spielarten der Musik und Dichtung ertragen kann. Eine Produktion die nicht in erster Linie auf kommerziellen Erfolg schielt, sondern die Vielseitigkeit des Künstlers eindringlich dokumentiert und quasi als ein Angebot zu verstehen ist. HEINZ sagte uns, er steht voll und ganz zu all den Facetten dieser Produktion und auch bei den sogenannten Popnummern, habe er viel Spaß gehabt, was man dem neuen KUNZE Baby auch wirklich anmerkt. Nebenbei erwähnte er auch, dass ein Album zur Welt zu bringen, bei ihm auch mit einer Schwangerschaft zu vergleichen sei und dazu auch meistens noch 9 Monate braucht. (lacht) HEINZ singt (Zitat) „Ich war lange verborgen, hab mir Menschen ausgedacht, alles was sie erleben selbst mit durchgemacht, mit Tönen gedichtet, mit Worten gemalt, ich erfinde neue Welten, dafür werd ich bezahlt.“ Ein tolles Werk mit großer Spannweite von Pop bis Extrem, eben ein Dr. Jekyll und Mr. Hyde, also KUNZE typisch mit vielen wundervollen Poesieanteilen, teils nachdenklich und durchaus mit Aussage, aber meist klar und deutlich, verliebt in Menschen und der Welt freundlich gegenüber, absolut ohne Besserwisserei oder Oberlehrerhaftigkeit, was früher oftmals die behaupteten, die nie ein Album von HEINZ RUDOLF KUNZE wirklich einmal komplett durchgehört haben. Jetzt hätten sie die Gelegenheit ihre unbegründeten Vorurteile abzubauen und sich ein ehrliches Bild vom Dichter, Denker Mitmenschen HEINZ RUDOLF KUNZE zu machen.

Abschließend bedanken wir uns bei HEINZ für ein "Schicksalhaftes Gespräch" und die Möglichkeiten der Analyse dieses Kunstwerks mit Hand und Mund. Es sind wirklich "Schöne Grüße vom Schicksal" geworden und "Schicksalsschläge" sind ab Heute nur noch unbedrohliche, wundervolle Taktschläge, Rhythmen von HEINZ, Jens & Leo und eine bunte "Schicksalsmelodie" von HEINZ, Matthias & Peter.

Wir drücken jedenfalls die Daumen, denn die WUNDERKINDER bestätigen gerne DEIN IST UNSER (MEIN) GANZES HERZ. Es ist besser, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und in der *„KUNZE Trutzburg gegen Oberflächlichkeit und Herden-Mentalität“ bis zur letzten Platzpatrone "aufrecht!" weiter zu kämpfen. Wir WUNDERKINDER wollen, in unseren bescheidenen Möglichkeiten, gerne die Flanke sichern und eine Prise Glück gehört natürlich auch dazu. HEINZ und seine Truppe, werden den neuerlichen Durchbruch schon schaffen. Letztlich glauben wir, ist es nur eine Frage von emotionalem Erreichen des Menschen, um eine Single, ein ganzes Album zum Erfolg zu verhelfen. Das Schicksal wird’s gut meinen mit HEINZ.

„Schöne Grüße vom Schicksal“ ein Album wie ein Buch oder besser gesagt, wie ein Bestsellerroman, den man anfängt zu lesen und ihn nicht mehr aus der Hand legt. Ein wirklicher Spannungsbogen bis zum Schluss. Unsere Empfehlung - am Besten die Vinyl Platte mit Genuss auflegen und nach der Hälfte umdrehen auf dem Plattenteller, alle Sinne ansprechen lassen, genießen, in Gefühlen schwelgen und die Texte sezieren, an sich ranlassen und durchaus damit rechnen auch einmal rhythmisch zu tanzen. Wie? - Ich kann nicht tanzen! Wunderkinder können das...! HEINZ zu hören ist doch unser Schicksal.

Das Gespräch führten Franky Thofern & Kalle Prigge

* Zitat = Oliver Kobold
manuelg
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Re: *Schöne Grüße Vom Schicksal - nach VÖ

Beitrag von manuelg »

Meine ERSTEN Eindrücke:

Meine Erwartungshaltungslatte hing nach den letzten 3 äußerst durchwachsenen Verstärkungsalben schon ziemlich tief.
Mein Motto: Erwarte wenig und freue dich umso mehr, wenn du dich irrst ...!
Das Album enttäuscht mich über weite Strecken sehr!
Viel zu viel weichgespülter plätschernder "Wohl"klang, "nette Nummern zum Duschen" und wie schon seit längerem unheimlich viele musikalische Selbstzitate bspw. "Immerzu fehlt was" ("Fetter alter Hippie 2), "Wie tut man denn sowas" ... mir fehlen Frische, Überraschungen, Inspiration!
Und es mangelt letztlich auch an komponisatorischer Qualität auf Albumlänge. Es wird immer deutlicher, dass ein zweiter Mastermind à la Heiner Lürig als Songlieferant fehlt, der +- die Hälfte des Albums beisteuert.
Allein die ersten 3 Songs des Albums: Was für ein zahnloser und schwacher Albumstart! "Raus auf die Straße" bewirbt sich für den Titel des schwächsten Album-Openers ever.
Die stärksten Momente hat SGvS im Mittelteil zwischen Track 7 und 11, wobei Track 9 "Nie wieder besser" in diesem Kontext völlig deplaziert wirkt.

FAZIT: HRK braucht frischen Wind von außen und neue Mitstreiter für die Verstärkung. So sympathisch mir Jens Carstens auch ist, sein Produktionsstil verwaltet zu sehr das Gesamtwerk von HRK, es fehlen über weite Strecken die Ecken und Kanten, knackige Impulse.
GEIST ist geil!

HRK, 2013
thommes
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Re: *Schöne Grüße Vom Schicksal - nach VÖ

Beitrag von thommes »

manuelg hat geschrieben: unheimlich viele musikalische Selbstzitate bspw. "Immerzu fehlt was" ("Fetter alter Hippie 2), "Wie tut man denn sowas" ... mir fehlen Frische, Überraschungen, Inspiration!
Bleibt auf so langer Wegstrecke auch nicht aus und wird mit zunehmendem Werkumfang auch immer wahrscheinlicher. Und Fetter alter Hippie 2 ist doch nach 24 Jahren ganz legitim.

Ich will mich nach dem ersten Durchhören noch nicht detailliert zu einzelnen Titeln äußern, mache aber aber eine Ausnahme bei der Albumballade: "Schäme dich nicht deiner Tränen" gefällt mir textlich und musikalisch so gut wie HRK-Material in den besten alten Tagen. Das leichte orchestrale Crecsendo rundet das Ding so richtig ab. Genommen!

Natürlich sind auch wieder Carmen-Nebel-Gedächtnis-Nummern dabei, aber wann gab es das letzte Verstärkungsalbum ohne?

Zum Rest äußere ich mich dann später mal. Ich habe aber nach längerer Durststrecke mal wieder Bock auf Heinz!
"Doch nicht alles, außer man ist jung, ist gleich Majestätsbeleidigung"
Thofrock
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Re: *Schöne Grüße Vom Schicksal - nach VÖ

Beitrag von Thofrock »

Das Album ist ziemlich lang geraten. Mit fast 70 Minuten ist es eigentlich ein Doppel-Album, Und als Vinyl-Ausgabe (meine hängt skandalöserweise noch im Ziel-Verteilerzentrum) nicht nur eigentlich.

Und auch wenn Manuels Enttäuschung am Erscheinungstag eine liebgewonnene Tradition ist, die sich regulieren wird, führt diese Länge natürlich fast automatisch auch zu schwächeren Songs.

Mich hat anfangs vor allem das Cover irritiert. Es hätte grandios zu "Tiefenschärfe" gepasst, dem reinen und nackten Kunze ohne jeden Kompromiss.
Das hier ist ein Band-Album. Bund, mit einer riesigen stilistischen Bandbreite, und vielleicht im Grenzbereich auch mal zu grell. Dabei aber mit vier, fünf Songs aus dem aller-obersten Regal. Bitte wer soll in der deutschsprachigen Musiklandschaft so etwas wie "Schorsch", "Vogel" oder "Herzschlagfinale" hinbekommen?

Übrigens ist der Vergleich zu FAH2 verbraucht. FHH2 war das Titelstück vom Deutschland-Album.
manuelg
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Re: Ein Gespräch - DAS INTRO KOMMT SO OFT

Beitrag von manuelg »

Vielen Dank Kalle & Franky für dieses ausführliche und interessante Gespräch und Einblicke in Heinz' Selbstverständnis!

Sehr aufschlussreich und interessant, dass auch Heinz nach Abschluss dieser Trilogie eine Neuausrichtung/ einen Richtungswechsel für angesagt hält bzw. anstrebt.
Möge es ihm gelingen!
Bleibt die Frage, ob es noch "leichter" und seichter oder doch wieder spannender, relevanter u. progressiver wie zuletzt 2012 mit "Hier rein, da raus" wird ...!
GEIST ist geil!

HRK, 2013
Miro
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Re: *Schöne Grüße Vom Schicksal - nach VÖ

Beitrag von Miro »

Ich mache mir nach den ersten Durchläufen (mit Fokus auf die Musik, in die Texte fummel ich mich später rein) Sorgen um die Durchhörbarkeit. Im krassen Gegensatz zu "Deutschland", das von einer einheitlichen Stimmung durchsetzt war, nimmt einen SGvS auf eine Achterbahnfahrt mit. Ich finde es grundsätzlich besser so, aber hier könnte es "too much" sein. Vielleicht schleift sich das aber auch noch ab.

Generell frage ich mich, ob das Format "Album" in Auflösung begriffen ist. Will man neuen mobilen Hörgewohnheiten gerecht werden, bei denen Einzeltracks durcheinandergeschmissen werden? Dem Flow hat man bei SGvS wohl nicht die oberste Priorität eingeräumt. Es wirkt auf mich bisher wie eine Aneinanderreihung von Non-Album-Tracks.
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Re: Ein Gespräch - DAS INTRO KOMMT SO OFT

Beitrag von Kalle »

Bleibt die Frage, ob es noch "leichter" und seichter oder doch wieder spannender, relevanter u. progressiver wie zuletzt 2012 mit "Hier rein, da raus" wird ...!
Ja es bleibt spannend.
Nur soll man (HEINZ) meiner Meinung nach nicht die unterschiedlichen Projekte vermischen. Du musst bitte neben "Hier rein, da raus", dann auch von dem leider viel zu kurz kommenden Album "Tiefenschärfe" aus 2015 Kenntnis nehmen.
Schreibe (Redet), was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es lesen (hören).
Epheser 4,29
thommes
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Re: *Schöne Grüße Vom Schicksal - nach VÖ

Beitrag von thommes »

Nach 3-4 Durchläufen versteige ich mich mal zu einem modifizierten Ranking, das die Songs vier Qualitätsbereichen zuordnet - wie immer streng subjektiv und selektiv wahrgenommen - und natürlich ohne den Anspruch auf Empfehlungscharakter. Kurzbegründung in Klammern.

1. Musenkuss
Schäme dich nicht deiner Tränen (siehe 2 Postings weiter oben)
Herzschlagfinale (Textgewalt und Melodiekunst wie zu allerbesten Heinzen)
Der Vogel der nach Süden zieht (für "Goethes Banjo" brauchte ich länger)

2. Heinz-Klasse
Schorsch genannt die Schere (schließe mich Thofrock an, kann nur Heinz)
Wie tut man denn sowas (musikalisch nah am Kakakdu, für mich aber irgendwie runder)
Hartmann (Old School Rock, packt mich am nostalgischen Nerv)
Nie wieder besser (Shanty-Spaß, leider mit David-Hamilton-Filter produziert, sonst höher)
Immerzu fehlt was (groovy, ey!)

3. Solider deutscher Pop-Rock
Raus auf die Straße (leider wie NWB weichgespült und rundgelutscht, sonst höher)
Schieß (rockig, mag ich)
Zitadelle (passabel, mir aber musikalisch zu vorhersehbar)
Die ganz normalen Menschen (ok, aber textlich mir etwas zu glatt - normal halt)

4. So ganz werd' ich Kunze nie verstehen
Komm mit mir (hab' "Gehen" schon nicht kapiert)
Ich sag's dir gerne tausendmal (mal wieder konsequent die Single aus dem untersten Regal, auch textlich)
Luft nach oben (weiß Gott!)

Noch ergänzend zur Einordnung: ich konnte mit Deutschland bis auf 3-4 Songs nichts anfangen, fand SvH aber besser.
"Doch nicht alles, außer man ist jung, ist gleich Majestätsbeleidigung"
manuelg
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Re: *Schöne Grüße Vom Schicksal - nach VÖ

Beitrag von manuelg »

Miro hat geschrieben:I Es wirkt auf mich bisher wie eine Aneinanderreihung von Non-Album-Tracks.
Jetzt musste ich schmunzeln ... welch treffende Bezeichnung/ Charakterisierung, wobei die Betonung für mich auf "Non" liegt.

Zu viele Songs gehen hier rein, da raus, sind eines HRK-Albums nicht würdig.
HRK veröffentlicht seit einem Vierteljahrhundert Alben, die im Schnitt 13 - 15 Songs enthalten und +- 60 min dauern.
Insofern lasse ich die Relativierung, dass es ein volles Album geworden ist, nicht gelten.
"Korrekt" bspw. ist ähnlich umfangreich und strotzt nur so vor Einfallsreichtum, Kreativität, Genialität, atmosphärischer Dichte und packender und fesselnder Momente, bei denen einem der Mund offen stehen bleibt und sich meine Ohren gaaanz weit öffnen. Da muss man die Ausfälle mit der Lupe suchen. Bei SGvS ist es eher anders herum.
Richtig, 2-3 schwächere Songs kann jedes Album verschmerzen. Hier jedoch sind die schwachen bis durchschnittlichen Songs in Überzahl und prägen den Gesamteindruck maßgeblich. 3 - 4 überdurchschnittliche Songs sind mir zu wenig, wahre Großtaten vermisse ich komplett.
Vieles ist mir zu konform, plätscherig, gleichklangig, schlichtweg Mainstream pur.
Harmonien und Arrangements wie bei "Schäme dich nicht ..." haben wir von HRK so doch schon zig mal gehört, die Nummer an sich sicher noch eine der besseren, die Produktionsweise reißt jedoch vieles wieder ein.
"Raus auf die Straße" hätte Howard Carpendale nicht besser hinbekommen.
GEIST ist geil!

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Re: Ein Gespräch - DAS INTRO KOMMT SO OFT

Beitrag von manuelg »

Kalle hat geschrieben:
Nur soll man (HEINZ) meiner Meinung nach nicht die unterschiedlichen Projekte vermischen. Du musst bitte neben "Hier rein, da raus", dann auch von dem leider viel zu kurz kommenden Album "Tiefenschärfe" aus 2015 Kenntnis nehmen.
"Tiefenschärfe" habe ich selbstverständlich nicht nur zur Kenntnis genommen, lieber Kalle, sondern mich auch ausführlich damit beschäftigt. Jedoch hat sie mich nie so gepackt wie HRDR.
Und weshalb sollte ich für eine turnusmäßige Verstärkungsalbumproduktion meine Qualitätsmaßstäbe von vorne herein runtersetzen und relativieren?
Diese Spielwiese ist immer noch seine Hauptbaustelle (bzgl. regelmäßiger VÖ) und bietet im grundsätzlich (produktionstechnisch) die größten Möglichkeiten seine Klasse, Vielseitigkeit und Ausnahmestellung (textlich wie musikalisch) unter Beweis zu stellen!
GEIST ist geil!

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Re: *Schöne Grüße Vom Schicksal - nach VÖ

Beitrag von Kalle »

QUELLE LAUT.DE

Heinz Rudolf Kunze - "Schöne Grüße Vom Schicksal"
laut.de-Kritik
Vom Hadern mit Gott und den ganz normalen Menschen.
Review von Toni Hennig
Nach mehr als einem Jahr Funkstille veröffentlicht der selbsternannte "rockende Dichter und Denker" Heinz Rudolf Kunze nun wieder ein Album. "Schöne Grüße Vom Schicksal" lässt (zumindest stellenweise) mit guter Musik und intelligent formulierten Botschaften aufhorchen.
Zunächst aber schmeißt sich Kunze in Rockerpose, es geht "Raus Auf Die Straße". Über seine Arbeit als Musiker reflektiert er in diesem nach vorne gehenden Song mit markanter Pianobegleitung: "Ich erfinde neue Welten, dafür werd' ich bezahlt." Um nicht die Bodenhaftung zu verlieren, wendet er sich in dem Track als deutschsprachiger Bruce Springsteen-Imitator der wahren Realität auf dem Asphalt zu.
Deswegen streift er als Taugenichts im anschließenden "Komm Mit Mir" beschwipst "die Straße runter". Dazu klingt er im Gegensatz zu der Nummer davor mehr nach Buddy Holly als nach dem Boss, wenn er und seine Band namens Verstärkung "Wake Me Up Before You Gogo" von Wham! ein leicht Rockabilly-mäßiges Gewand verpassen. Das allerdings vermittelt einen ziemlich hüftsteifen, aufgesetzten Eindruck. weiterlesen http://www.laut.de/Heinz-Rudolf-Kunze/A ... sal-109423
Ghosti
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Re: *Schöne Grüße Vom Schicksal - nach VÖ

Beitrag von Ghosti »

Hab jetzt zwei Durchläufe hinter mir und bin doch ziemlich überrascht. Absolut positiv überrascht!
Klar, der Anfang erfordert... Geduld. Aber ab Titel Nr. 4 "Schäme dich nicht deiner Tränen" nimmt "Schöne Grüße vom Schicksal" deutlich an Fahrt auf. Dafür das erste Extralob an Jens Carstens, dem 'ne richtig geile Album-Dramaturgie gelungen ist, ein wirklich spürbarer Spannungsbogen. Denn "Schorsch, genannt die Schere" steigert zunächst den Vorgänger, jaaa, dann läßt "Luft nach oben" wieder deutlich Luft nach oben, aber dafür geht's schließlich mit "Immerzu fehlt was" auch permanent nach oben. "Schieß" das erste fette Highlight, Heinz huldigt DEEP PURPLE (LED ZEPPELIN hatten wir ja schon). "Nie wieder besser" deplatziert? Nein, ein perfekter Break, der die Sinne schärft, denn es wird tatsächlich (noch) besser, und wie! "Hartmann" (was ein geiler Rocker!) zieht die Schraube bis kurz vorm Anschlag an, und dann kulminiert das Album wahrlich in dem kaum noch für möglich gehaltenen Doppel "Der Vogel, der nach Süden zieht" und "Herzschlagfinale". Wahnsinn! Wer da keine Großtat(en) erkennt, dem ist einfach nicht mehr zu helfen, denn textlich und musikalisch ist das unser Heinz aus den allerbesten Zeiten. Echt, beim ersten Durchlauf hab ich ungläubig-großäugig geguckt, die Kinnlade fest nach oben gedrückt, damit sie nicht ausrenkt, beim zweiten Durchlauf war ich schon auf den Knien...wie tut man denn sowas?!? Fragt Heinz anschließend auch, gibt mit gleichnamigem Lied Gelegenheit, ein wenig runterzukommen, doch diesmal nicht abrupt, man läßt sich entspannt nach hinten fallen und wird wohlig-sanft aufgefangen - "Mach es wie ich", scheint Heinz zu meinen, um anschließend (u.a. mit verstimmtem Westernklavier) nochmal zu zeigen, warum er und seine Vertärkung - umzingelt von Feinden - die Letzten in der alten "Zitadelle" sind. Recht vertraut klingt das Album aus, mit einem Lied für "Die ganz normalen Menschen"...
Das zweite Extralob geht an den (naja irgendwie immer noch) neuen Gitarristen Peter Koobs. Live hat er mich zuletzt schon überzeugt, hab ich ihn direkt ins Herz geschlossen, auf dem neuen Album hobelt er sich in den Rocksongs ganz lässig richtig coole Riffs aus der Hüfte und setzt auch sonst ganz deutliche Duftmarken mit eigener Note. Der Mann ist fantastisch, denn die Fußstapfen von Heiner und Jörg sind überdimensional riesig - und er verschwindet nicht darin.
Und ein drittes Extralob für Matthias Ulmer, der sich diesmal besonders auffällig in die Songs tastet und nachweist, warum er in der Verstärkung als "Experte in Prog-Rock" gehandelt wird - das sind Sounds zu Genießen.
Zuletzt geändert von Ghosti am 05 Mai 2018, 12:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: *Schöne Grüße Vom Schicksal - nach VÖ

Beitrag von pitscher »

Ich habe das Album nun auch einige male durch. Insgesamt besser als befürchtet. Highlight für mich bisher "Der Vogel der nach Süden zieht". Erinnert musikalisch an die späteren Toto. Aber dann auch so peinliche Nummern wie "Luft nach oben". So Verfehlungen ziehen den positiven Eindruck dann wieder nach unten. Zudem dieser stete Spagat von Rock, Pop zum Schlager. Damit werden doch niemals alle glücklich. Kann er nicht mal die Carmen Nebel-Nummern als Bonustracks nach hinten schieben?
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