Lorsch

Moderator: Moderators

Antworten
Kalle
Das Original
Das Original
Beiträge: 2468
Registriert: 24 Nov 2002, 13:00
Wohnort: Nottuln
Kontaktdaten:

Lorsch

Beitrag von Kalle »

PRESSE: "Heute gibt es Mark Mettwurst" Deutschrocker Heinz Rudolf Kunze begeistert mit Musik und Lyrik

LORSCH. Nur rund hundert Menschen sind am Donnerstagabend ins Lorscher "Rex" gegangen, um das literarisch-musikalische Programm "Räuberzivil" von Deutschrocker Heinz Rudolf Kunze zu erleben. Diese feierten aber Kunze und seine beiden Mitstreiter umso mehr. weiterlesen........

http://www.main-rheiner.de/region/objek ... id=3593776
Schreibe (Redet), was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es lesen (hören).
Epheser 4,29
Mecki
Stirnenfuss
Stirnenfuss
Beiträge: 226
Registriert: 26 Okt 2006, 15:56
Kontaktdaten:

Prophet des gefühlvollen Untergangs

Beitrag von Mecki »

Prophet des gefühlvollen Untergangs
Von unserem Mitarbeiter Martin Vögele

Ihn umweht ein Hauch standhafter Unangepasstheit, auch mit 52 Jahren noch. Der Musiker und Literat mit der markanten Brille schreckt nicht davor zurück, anzuecken - was ihn bekanntermaßen auch schon ins Kreuzfeuer der Kritik gebracht hatte. So verwundert es nicht, dass Heinz Rudolf Kunze sein Konzert im Lorscher Musiktheater Rex nach einem ausgedehnten Streifzug durch das eigene, üppige Oeuvre mit "We Don't Get Fooled Again" und "My Generation" der Rebellen-Rocker The Who beendet (bevor er doch noch "Dein ist mein ganzes Herz" nachlegt). "Räuberzivil" nennt sich das Trio aus Kunze an Gitarre und E-Piano, dem Gitarristen und Percussionisten Wolfgang Stute und Hajo Hoffmann an Geige und Banjo.

Über 20 Alben hat Kunze aufgenommen - das neueste, "Protest", steht kurz vor der Veröffentlichung - daneben schrieb er mehrere Bücher und Libretti für Musicals. Räuberzivil bietet ihm in einer Mischung aus Lesung und Konzert Raum, beide Seiten der Künstlerseele zu entfalten. Lakonisch, sarkastisch und immer wieder urkomisch dokumentiert Kunze eine gesellschaftliche, kulturelle Eschatologie: "Kein Bushido-Hörer weiß mehr was die Bibel ist", mutmaßt er. "Gibt es die als Klingelton?" Er entwirft Utopien, in denen "Prominente im Schweiße ihres Angesichts einer ehrlichen Arbeit nachgehen", konstatiert: "So sieht es aus, das Ende der Sozialdemokratischen Partei" - und meint Thorsten Schäfer-Gümbel.

Auch musikalisch zündet das Trio, nicht zuletzt dank der exzellenten Instrumentalisten Stute und Hoffmann: "Immer für dich da", "Finden Sie Mabel" oder "Irrland" werden gefühlvoll, frisch und knackig gespielt. Zweieinhalb Stunden dauert das Set zwischen Pop, Blues, Folk und akustischen Balladen. Rund 70 Besucher sind ins Rex gekommen - aber sie applaudieren für die doppelte Zahl.

aus Mannheimer Morgen17. Januar 2009

http://www.morgenweb.de/nachrichten/kul ... 84045.html
Mecki
Stirnenfuss
Stirnenfuss
Beiträge: 226
Registriert: 26 Okt 2006, 15:56
Kontaktdaten:

Viel Beifall für den "Frauenversteher Ferdinand"

Beitrag von Mecki »

Viel Beifall für den "Frauenversteher Ferdinand" Musiktheater: Deutschrocker Heinz Rudolf Kunze präsentierte sich bei seinem Auftritt in Lorsch frisch und wenig altersmilde

Lorsch. Zirka 70 Prozent der Kunze-Käufer sind Frauen. Sagt zumindest seine alte Plattenfirma. "Du bist mein ganzes Herz, du bist mein Reim auf Schmerz", sang der Mann mit der Buchhalterbrille in den achtziger Jahren. Seither hat Heinz Rudolf Kunze über 280 Songs und 27 Alben veröffentlicht. Hinzu kommen 1300 Texte, literarische Programme und Musicalübersetzungen, mit denen der Deutschrocker mit dem Intellektuellenbonus über die Jahre erfolgreich gegen die öffentliche Unkenntlichkeit gearbeitet hat.

Kurz vor der Veröffentlichung seines neusten Albums "Protest" schaute Kunze im Musiktheater Rex für ein intimes Konzertchen vorbei. Es war eine literarisch-musikalische Reise durch Kunzes Gesamtwerk, vorgetragen in einer übersichtlichen Besetzung mit Hajo Hoffmann (Violine, Mandoline) und Wolfgang Stute an Gitarre und Percussion.

Zwischen den Stücken gab es gehaltvolle Texte aus der kritischen Feder des zornigen Hauptdarstellers: Die gewohnt schwere Kost eines chronischen Moralpredigers, der es aber vortrefflich versteht, seine gesellschaftskritischen Häppchen in ein wendiges und recht amüsantes Sprachgerüst zu gießen. Kunze kommentiert das Heimatland in seiner poetisch-sarkastischen Eigenart.

Übrigens verhältnismäßig viele Herren im Rex, was die Sache mit der weiblichen Dominanz irgendwie in Frage stellt. Kunze und seine Verstärkung sind derzeit als Projekt "Räuberzivil" unterwegs. Präsentiert werden neue Interpretationen von alten Songs und neue Stücke wie das treffsicher getextete "Irrland", garniert mit satirischen und manchmal auch ein wenig wehleidigen Texten, in denen sich der Werte-Guerilla über den Zustand von Land und Leuten auslässt.

Kunze stellt sich als "Ferdinand Frauenversteher" (also doch), "Anselm Anprangerer" und "Bernhard Besänftiger" vor und trifft damit seine multiple Persönlichkeit, die letztlich aber doch ein ziemlich rundes Gesamtbild ergibt. Inmitten der wunderbar spielfreudigen Musiker kann der 52-Jährige sein pointiertes Vokabular auf die Bühne bringen und zwischen Rock und Folk, Blues und Liedermacher pendeln.

2009 klingt der pessimistische Lyriker Kunze musikalisch ausgereifter und textlich kreativer denn je. Unbarmherzig rührt er in den Wunden der zeitgenössischen Unkultur aus medialen Darmverschlüssen und politischem Durchfall, bevor er nach seinen Weltenschmerz mit schönen Liebesliedern ("Rückenwind") und hoffnungsvollen Revolutionssongs therapiert: "Träumen darf man ja mal." Dass die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden.

Kunzes Urteil über die Abzocker, die Korrupten und die rücksichtslosen Vorteilsjäger der Welt fällt gewohnt unversöhnlich aus. Die Band spielt gegen Intoleranz, Ignoranz und die schiere Doofheit der Stammtischkommentatoren an. Ohne Deutschland, "diesen Störenfried unter den Völkern", müsste sich Kunze beinahe ein anderes Sujet aussuchen. Musikalisch geht die Reise flott über die Bühne. Hajo Hoffmann ist ein Ausbund an Virtuosität und gibt den Stücken ordentlich Fleisch, während Wolfgang Stute mit einer transparenten Gitarre überzeugen kann.

Ohnehin ist der Klang bei Kunze eher die Sättigungsbeilage für ein sprachlich vitaminreiches Hauptgericht. Heinz Rudolf Kunze hatte in Lorsch die nötige Aufmerksamkeit, ohne die seine Musik deutlich an Intensität verliert. Die nüchternen Arrangements besitzen weniger vom Pathos der frühen Jahre, auch die älteren Stücke klingen heute frischer.

Im Live-Trio beweist Kunze, dass er weder altersmilde noch toleranter gegenüber dem gesammelten Schwachsinn um ihn herum geworden ist. Die Empörung schwingt in nahezu allen Liedern mit. Kunze regt sich noch immer furchtbar gerne auf. Thomas Tritsch

Bergsträßer Anzeiger 17. Januar 2009

http://www.morgenweb.de/region/lorsch_e ... 83496.html
Antworten

Zurück zu „Berichte Erlebnisse“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste