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Mecki
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Heinz-Rudolf Kunze begeistert als pointierter Wort-Künstler
Störbote am Montag, den 10.12.2007

Ironisch gab er sich, zynisch, ja bitterböse und manchmal sogar verzweifelt. Beim Kulturverein „PEP" in der Ulmenhofschule präsentierte Heinz Rudolf Kunze (oder kurz: „HRK") sein Buch mit dem Titel „Ein Mann sagt mehr als tausend Worte". Bekannt ist Kunze seit den 80ern als deutschsprachiger Rockmusiker. Neben seiner Arbeit als Songtexter und Übersetzer ist er auch als Autor erfolgreich - und zeigte sich als wortgewaltiger Schriftsteller. Hier wurde deutlich: Wo bei anderen der Spaß auf hört, fängt er für Kunze erst an. Der zeigte sich als unbequemer Beobachter, und schöpfte als gewandterWort-Künstler aus einem schier unerschöpflich scheinenden Sprachreservoir.
Gekleidet in olivgrüner Uniform-Jacke und einem T-Shirt mit der Aufschrift „Held der Arbeit", seine dickrandige, dunkle Brille neben einem Becher Selters vor sich auf dem Tisch, lief er zu großer Form als Beobachter und Kritiker gesellschaftlicher Abgründe auf. In pointierten Textminiaturen lotete er in geißelnder Schärfe die liefen und Untiefen der Gesellschaft aus. Er spielte mit Rollen und Haltungen, schmähte und ironisierte, geißelte die Orientierungs und Ziellosigkeit in Politik und Privatem.

Ob er einen Seitenhieb an „die Musikrichtung Hip Hop austeilte („Musikrichtung: War es das je?"), sich die Nöte des Polarfrosches „Birger" mit seinem Wirt, dem Eisbären „Holger", ausmalte, ob er über die Autofahrer mit „Baby an Bord" -Aufklebern herzog - seine Texte waren mit Witz und Hintersinn oder scharfer Satire im Überfluss angereichert. Dies galt auch für die Kochkünste der Liebsten („Man kann ja auch nachwürzen"). Genüsslich trat er die Schwierigkeiten eines Bundeswehr-Offiziers in Afghanistan breit, auf dessen Ausruf »Attacke!" er vom renitenten, beinahe schon friedensbewegten Untergebenen nur zu hören bekommt: „Nicht in diesem Ton!" Der Vorgesetzte, so das Fazit, erschießt sich schließlich selbst, da er sich als „nicht teamfähig" erwiesen hat.
Auf diese und ähnliche Weise legte Kunze die schleichenden Veränderungen auf bittere oder kokette Weise gnadenlos bloß. Das ließ das Publikum teils in lauthals geäußerter Heiterkeit, teils in resignierter Ratlosigkeit zurück.
So persiflierte er den nervend dauerfröhlichen Privatfunk - Fuzzi und kam nahtlos vom „Flitzer-Blitzer" zum „Blitzkrieg“ Kunze gab den geistig-lustvollen Provokateur aber genauso kunstvoll wie den bissigverbiesterten Ehemann oder den spießigen Duckmäuser.
Begleitet von dem Gitarristen („dem Mann, den sie Pferd nannten") Wolfgang Stute, präsentierte er sich natürlich auch musikalisch, sang zum Schluss einige seiner Songs - ebenso gekonnt. Das riss das Publikum schließlich zu lang anhaltendem Applaus hin.
Besonders die etwa 15 Mitglieder des Fanclubs „ HRK50 " in den ersten beiden Sitzreihen genossen die Gesellschafts-Häme, die er über dem Publikum ausgoss.
Thomas Rentz aus Itzehoe war schwer angetan: „Klasse, dass er mal hierher kommt", fand er. Er habe Kunze schon einige Male live gesehen, aber: „Er ist so vielseitig, dass er sich immer wieder anders präsentiert."

http://www.pep-kulturverein.de/

Matthias von Schramm hat 13 Fotos von der Lesung auf Fotocommunity
eingestellt

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/pcat/359162

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