Frank Zappa

ein Leben (Musik) auch ohne HEINZ?

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MartinB
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Frank Zappa

Beitrag von MartinB »

Der Vollständigkeit halber auch hier nochmal:

Seit einiger Zeit habe ich durch günstige Umstände die Möglichkeit, das Gesamtwerk von Maestro Zappa plus eine Unmenge an Bootlegs, unveröffentlichtem Material usw. ausgiebig zu studieren. Jeden Tag bin ich fast zwei Stunden unterwegs wegen der Arbeit, und seit mehr als zwei Monaten begleitet mich FZ per MP3-Player dabei. Und ich komme aus dem staunen nicht heraus dabei... Dieser Mensch war unglaublich! Ich bin inzwischen für mich zu dem Schluss gekommen, dass Zappa der bedeutendste Musiker des 20. Jahrhunderts war.

Nun erwarte ich nicht, dass hier jemand diese Meinung mit mir teilt (da gibts an anderen Orten genug von ), aber Eure Meinung zu Frank Zappa interessiert mich doch sehr. Wer mag, ist herzlichst eingeladen, mal seine Gedanken zu FZ zu äussern. Hat vielleicht gar jemand eine Lieblingsplatte von dem Herrn oder ein Lieblingsstück?

Im Nachhinein könnte ich mich in den A**** beissen, dass ich zu Zappas Lebzeiten noch völlig abgenervt von seiner Musik war, wenn ich sie irgendwo mit anhören musste. So bin ich leider nie in den Genuss gekommen, ihn Live zu erleben. War hier vielleicht mal jemand auf einem Zappa Konzert und mag mal seine Eindrücke schildern?

Neugierig, MartinB.
Thofrock
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Beitrag von Thofrock »

Für mich ist Zappa ein ewiges Rätsel, weil er irgendwie nicht zu greifen ist. Der hat mit seinen Leuten ja wirklich nahzu alles abgedeckt, einen wahnsinnigen Output gehabt, und ist nie länger als 5 Minuten einer Linie treu geblieben. Niemand sonst bringt für mich geniale Phasen und gähnende Langeweile so dicht zusammen. Hohe Bewunderung und völlige Ratlosigkeit. Spannung und Belanglosigkeit. Faszination und Unverständnis.

Im Grunde überfordert mich der Mann und sein riesiger Nachlass.
fleure
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Beitrag von fleure »

Also ich finde Zappa auch großartig, sein Werk ist für mich eines der größten, was je geschaffen wurde.
Ich könnte mir auch in den A.....beißen, ich hatte nämlich für seinen letzten Auftritt in der Frankfurter Oper ne Freikarte, da Freunde von mir beim "Ensmble Modern" gespielt haben, die ihn damals begleitet haben. Da mein mittlerweile großes Mädel damals aber mini war und ich noch gestillt habe, dachte ich ...ok das nächste Mal.
Das gab es dann leider nicht mehr.....ärgerlich. Yellow Shark muss sehr gut gewesen sein, hab ich mir dann sagen lassen, obwohl der Meister selber schon sehr von seiner Krankheit gezeichnet war.
Kalle
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Beitrag von Kalle »

Ich war mit einem Freund am 5. Mai 1988 in der Westfalenhalle Dortmund. Meine Erinnerungen an das Konzert sind sehr zwiespältig, genau wie die Meinung zum Künstler Frank Zappa. Als Gitarrist, Komponist war er sicher eine große Nummer. Seine zahlreichen musikalischen Experimente sind mir oftmals aber zu weit gegangen (persönliche Meinung). Textlich war vieles aber flach und oftmals inhaltlich nur durch Schlagworte und bissige, manchmal verletztende Äusserungen gekennzeichnet (ggf. liegt es auch daran, das mein Schulenglisch nicht so wirklich gut ist, um alles genau zu verstehen). Das ganze Werk Frank Zappas hat sich mir nie so richtig erschlossen. Zum Konzertbesuch hatte man mich damals verführt.... :wink: obwohl meine Musikinteressen in eine andere Richtung gingen
MartinB
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Beitrag von MartinB »

Danke sehr. Die zwiespältigen Meinungen kann ich verstehen, mir gehts bei manchen Sachen auch so, dass ich unter Fragezeichen zwischen den Ohren leide (aber immerhin sind sie knallbunt...). Z.B. Civilization Part III verstehe ich überhaupt nicht und fühle mich nach einer Viertelstunde angenervt... Es sind wohl die Synclavier-Werke von Zappa, die mir am schwersten verdaulich erscheinen. Sie gelten ja auch als unspielbar... Ausser dem Ensemble Modern hat sich niemand an diese Dinger herangewagt, das wird schon seinen Grund haben. Aber immerhin - mit richtigen Instrumenten gespielt kann ich etwas besser folgen.

Dem gegenüber steht jedoch ca. 98% des von mir bisher gesichteten Zappa-Werkes, welches mich nach wie vor in Entzücken versetzt. Gestern hatte ich einen Bootleg "Bongo Fury in El Paso" von 1975 in Arbeit - mit Captain Beefheart als Gast. Wirklich witzig, wie z.B. Stinkfoot in dieser Besetzung rüberkommt. Das ist etwas, was ich an Zappa wirklich phänomenal finde - der hat ja nie ein Stück zweimal gleich gespielt (bzw. spielen lassen). Erstaunlich, dass seine Musiker ihm folgen konnten, wenn sie, manchmal noch kurz vor dem Auftritt, die Notenblätter erhielten. So spielen wir das heute Abend...

Was mir auch positiv auffällt: bis auf wenige Ausnahmen sind sämtliche Bootlegs in einer Soundqualität, dass man sie hätte auf Platte pressen können. Zappa war ja ein Soundfetischist, und die Fans, die diese Aufnahmen restaurieren und remastern, eifern ihm nach und leisten saubere Arbeit.

Zappas schrägen Humor mag ich inzwischen sehr. Erst in den späteren 80ern, wo er sich gern auf damals aktuelle Gegebenheiten der US-internen Politik-Querelen bezog, verliere ich den Faden, was den Inhalt betrifft. Aber ganze Symphonien über Schweissfüsse, Verdauungsprobleme, Damenunterhosen oder sexuelle Absurditäten aller Art - das ist schon krass lustig hoch neun, finde ich. Wie kann man nur so eine irrwitzige Musik mit solch banalen Obszönitäten anreichern? Andererseits - mit dieser Stimme könnte er auch das Telefonbuch rezitieren und sein Publikum in Ekstase versetzen...

Auch kaum zu glauben, dass Zappa privat ein biederer Familienvater war, der ausser seiner Musik keine weiteren Interessen verfolgte. Und ausser Kaffee und Zigaretten keine Drogen, welcher Art auch immer, angerührt hat. Dieser Mensch ist wirklich rätselhaft gewesen.
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