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Kalle
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PRESSEBERICHT Mein ist mein ganzer Schmerz

Dortmund Süd, 12.09.2007, Von Klaus Brandt

Hörde. Man kennt mehr Musik als Texte von Heinz Rudolf Kunze. Das wird wohl auch so bleiben.
Verdammt lang her, die Achtziger. Nena pumpte 99 Luftballons auf, Markus reimte Spaß auf Gas, "Da-Da-Da" ging richtig was ab - völlig losgelöst, die Neue Deutsche Welle. Er platzte mittenrein, dieser Typ, der schon damals aussah wie ein Buchhalter. Die dicke Hornbrille hat vor Augen, wer Heinz Rudolf Kunze kennt. Dazu Lieder wie "Dein ist mein ganzes Herz", "Finden Sie Mabel".
Bei der großen Liebe fehlte ihm der Mut
In letzter Zeit liest der 51-Jährige öfter. Montagabend, im Cabaret Queue, lauschten ihm 100 Leute. Sie hörten Heiteres, Ironisches, Kritisches, Nachdenkliches. "Deutschland ist schön", sagt er und haut drauf: "Wir sind mit Ländern befreundet, da hätten früher nicht mal unsere Panzer zum Tanken gehalten." Hiebe auch für selbstgerechte Elendsverwalter in Brüssel: "Wahre Macht ist schlank, die EU zuckerkrank."
Jeder Vers ein Schlag: gegen das Establishment, gegen Privatfernsehen, gegen die Polkappenschmelze. Vor allem aber gegen die Gefühlsschmelze - die eigene. "Ich hatte keine leichte Jugend, bei Partyspielen war ich immer der Früchtetee für die, die noch fahren mussten." Frauen kamen und gingen. Doch: "Am Ende des Weges wartest immer noch du, das ist die Wahrheit vom blutigen Schuh." Bitter, aber: Bei der großen Liebe fehlte ihm der Mut. "Dich hab' ich tragen und trösten gewollt, du warst die Schönste von allen, nie hab' ich dir meine Frage gestellt, du hast mir furchtbar gefallen."
Dass Hermann van Veen letzteren Kunze-Text singt, spricht Bände. Der Autor trägt den Welt- und Herzschmerz mit sich rum, andere lassen ihn raus. So bleibt unklar, wer oder was hinter der Brille steckt. Etwas Hannes Wader, aber ohne dessen Kraft. Etwas Benjamin von Stuckrad-Barre, ohne dessen Aura. Ein bisschen Kästner, ein bisschen Tucholsky. Ein bisschen viel von Hinz und Kunz. Der wahre Kunze taucht nicht auf.
Dafür ein Ausnahmekönner: Wolfgang Stute begleitete die Lesung musikalisch. Der 56-Jährige hat seine Liebe früh gefunden. Es ist die Akustikgitarre. Er zupft, pickt, schlägt und streichelt seine 34 Jahre alte spanische Ramirez, dass es eine Wonne ist. Zum Finale greift auch Kunze in die Saiten - für drei Lieder.
Es hätten mehr sein dürfen.

http://www.derwesten.de/nachrichten/sta ... etail.html

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