27* PROTEST (2009) Meinungen - (Teil 5) IS OUT NOW

die HRK Produkte und Meinungsbilder
MartinB
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Beitrag von MartinB »

Ich bleibe dabei: Ich kann nicht verstehe, wie Hörern, die HRK in den 1980ern und 1990ern schätzten, mit diesem Album irgendetwas anfangen.

Das scheint hier für einige ein echtes Problem zu sein und ist denen vielleicht die Ursache der Enttäuschung. Time goes on, die 80er und die 90er sind vorbei, warum sollte ausgerechnet Heinz im ewigen Ausnahmezustand verharren? Ob man will oder nicht, man entwickelt sich weiter, und obendrein auch noch die Welt um einen her. Mein persönlicher Kunze-Schock war Dein ist mein ganzes Herz, da hab ich auch ne Zeitlang nicht verstanden, wie Althörer dem was abgewinnen konnten... Ich hab mehr als ein Jahr gebraucht, bis ich mir die LP doch noch gekauft hatte (gehört und auf Cassette hatte ichs natürlich schon...), und dann fing ich an, sie zu mögen. Das hatte auch mit einem Konzertbesuch zu tun, dass mir doch nochmal die Ohren aufgingen für Henz. Eine Art Reststrahlung dieses Erlebnisses macht es mir bis heute leicht, jede HRK-Scheibe freudig zu begrüssen. In diese Falle tappe ich kein zweites mal - Stichwort Retrozentrifuge...

Es interessiert mich einfach, wie sich dieser Mann weiterentwickelt und fühle mich nach wie vor zumeist beflügelt, inspiriert und bestens unterhalten von ihm. Protest ist ja nur eine Facette seines unglaublich vielfältigen Werkes, und als solche passt sie nahtlos in meinen konstant positiven Gesamteindruck. Sicher finde ich z.B. Korrekt "besser", aber das verdirbt mir deshalb nicht den Spass an Protest. Und wenn ich 25 Jahre zurückdenke, wäre ich im Leben nicht auf die Idee gekommen, Sachen wie Räuberzivil oder Gemeinsame Sache auch nur in Erwägung zu ziehen. Tja, und heute finde ich sowas richtig klasse... Vielleicht ist das einsetzende Altersmilde oder gar -weisheit :roll: . Und ich nehme an, dass Heinz sowas auch erlebt, was sich in Protest m.E. auch hier und da niederschlägt.

Behält man im Hinterkopf, dass der Mann inzwischen 52 ist muss man doch ehrlichen Respekt zollen, wenn man z.B. Selbst ist die Zerstörung mal richtig laut hört. Wirklich sportlich! Dazu noch die fast ständige Bühnenpräsenz und die nicht nachlassende Schreibsucht...

Vor diesem Hintergrund finde ich es kleinlich und oberflächlich, Heinz Schlagerhaftigkeit, Niveau- und Belanglosigkeit zu unterstellen, Protest als das schlechteste Rockalbum anzuprangern und beleidigt Konzertboykotte anzukündigen. Wer im Jahr 2009 immer noch die Erwartung hegt, sowas wie schlafende Hunde oder Draufgänger2 vorgesetzt zu bekommen, hat selbst schuld, wenn er/sie den Spass an Heinz verliert. Wartet mal ab, was Heinz wohl macht, wenn er erstmal 72 ist...

In meinem Altenheim gibt es Bewohnerinnen, die nur am meckern sind. Eine sehr alte Dame (92!) hält dann immer dagegen. "Also ich finde es hier schön. Ich will es einfach schön finden." Beide Parteien haben auf ihre Weise recht, aber mir gefällt letztere besser...
Kalle
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Beitrag von Kalle »

manuelg: laut hrk.de ist die komposition von herrn ulmer, laut gb 19 von heinz höchstpersönlich?!
hrk.de bzw. das Booklett haben natürlich recht - "Ein besonderer Tag" Komponist Matthias Ulmer

sorry (wir geloben Aus-besserung)
Schreibe (Redet), was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es lesen (hören).
Epheser 4,29
Thofrock
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Beitrag von Thofrock »

An hat geschrieben:Allenfalls die Stimme ist gleich geblieben.
Also die ist aber nun wirklich besser geworden.


Ich bin übrigens ganz zufrieden mit euch. Wir haben schon eine hübsche Ansammlung, ziemlich aufwendiger und durchdachter Kommentare. Und sie gehen dermaßen weit auseinander, dass jeder, der sie zur Orientierung liest, sich zwangsläufig selbst wird überzeugen müssen.
Ich denke, meine umfassendere Meinungsbildung habe ich heute Abend oder spätestens morgen in Worte gefasst.
PatrickH22
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Beitrag von PatrickH22 »

Also auch aus meiner Erfahrung hier mit den Wunderkindern bin ich richtig froh, das die Meinungen soweit auseinander gehen, denn sonst hätte Heinz wirklich etwas falsch gemacht, ein Kunze-Album das nur gelobt wird und nicht eine kritische Stimme hervorruft ist doch kein richtiges Kunze-Album.
MVS
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Beitrag von MVS »

Ja es ist ein richtiges Kunzealbum. Andere gefallen mir zwar besser. Meistens die, welche bei der Mehrheit durchfallen ;)

Und es hat sehr wohl sehr viel mit dem Kunze der 80er und 90er zutun, dies hört man in vielen kleinen Sequenzen, teilweise schon nach zwei bis drei Anschlägen.

Die Hörererwartungen gehen ja auch wirklich sehr auseinander, wie man lesen kann. Nichts wirklich neues - liest man da - kennt man schon, aber auch, wir wollen unseren alten Kunze. Ja was denn nun?

Und wenn so manches nach Werbung für Bier oder Joghurt klingen mag, dann kann ich das nur als Kompliment empfinden, Kunze hat ein Faible für TV Easy Listeningschleifen - ich auch. Das ist alles keine neue Erkenntnis.

Freilich scheiden sich auch an diesem Album sehr die Fangeister. Gut so - sehr gut.

Das es auf dem Album hin und wieder ein paar glattere Sprachschlichtheiten gibt, würde ich mitunter darauf zurückführen, dass zwischen den Kleinkunstprogrammen und einer Rockplatte größere Unterschiedungsmerkmale nötig wurden. Das scheint mir gewollt, dass Räuberzivil, Gemeinsame Sache sich deutlicher noch als früher von Protest unterscheiden.

Habe grade endlich das Wukiinterview gelesen mit HRK im Studio. Kompliment, sehr informatives und gut gemachtes Interview.

MVS
HDB
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Protest

Beitrag von HDB »

Ich habe sie gerade erst erhalten und höre sie mir jett erst einmal in Ruhe an !! :wink:
An
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Beitrag von An »

Ich bin sehr gespannt auf die Meinungsäußerungen von Ulf und Thofrock (ich hoffe ohne positive Voreingenommenheit).

Natürlich kann HRK sich verändern wie er will. Und wenn er nun soetwas wie "Protest" will, bitte. Über Geschmack läßt sich streiten - aber über Qualität nur in engen Grenzen, da es dafür Kriterien gibt. Ich bleibe daher dabei: Textlich ist das Album deutlich schlechter als alles andere, was HRK bisher veröffentlich hat. Und musikalisch ist das einfach in meinen Ohren über weite Strecken grausam. Mag es einigen gefallen, mag sich das der ein oder andere aus alter Verbundenheit "schön"hören, ich kann es mir nicht einmal schöntrinken.
MVS
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Beitrag von MVS »

aber über Qualität nur in engen Grenzen, da es dafür Kriterien gibt
ja den eindruck habe ich auch so langsam :D how sweet.
Natascha
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Beitrag von Natascha »

MartinB hat geschrieben:Ob man will oder nicht, man entwickelt sich weiter, und obendrein auch noch die Welt um einen her. ...
"Weiterentwickeln"...das Wort geht mal gar nicht. Der Mensch verändert sich. Er nimmt Entwicklungen nach irgendwohin. Aber das Wort "Weiterentwickeln" beinhaltet, dass es einen nicht fertigen Zustand gibt/gab. Das man sich erst noch fertig entwickeln muss.
Für ich ist "Weiterentwickeln" eine Phrase wie "Der Künstler regt mit seinem Text zum Nachdenken an". Sagt auch nichts aus. In der Regel hat derjenige, der das sagt, auch nicht nachgedacht. Sonst hätte er ja statt dessen sein Ergebnis mitteilen können.
Ich mag immer den Mann mehr lieben, der so schreibt, wie es Mode werden kann, als den, der so schreibt, wie es Mode ist.
Georg Christoph Lichtenberg
DasUltimatum
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Beitrag von DasUltimatum »

Nun, denn - Stück für Stück

Längere Tage
Ein gewisser Ohrwurmcharakter sei unbestritten, aber ich werde mit dem Stück nicht warm. Insbesondere der Text ist mir viel zu belanglos, das Arrangement zu langweilig - auch wenn (oder weil?) es stark an die 80er erinnert. Insgesamt eine typische Kunze-Single à la Leg nicht auf, Pegasus oder Finderlohn -- und damit klar besser als unterirdisches wie Guten Tag Traurigkeit oder Immer für Dich da.

Einmal nur und immer wieder
Der Refrain ist absolut megahitverdächtig! Leider halten die Strophen qualitativ nicht ganz mit und das Arrangement ist mir etwas zu mutlos. Dennoch: auf einem ansonsten schlagerfreien Album könnte das eine echte Perle sein. - Nebensächlich: Ich finde, Tal der Lieder wäre ein besserer Titel für das Stück gewesen.

** bis hierin deutet sich ein reines Schlageralbum an; vermutlich der schwächste Albumbeginn seit Alter Ego? Doch nun endlich wird das Schlagereinerlei durchbrochen: **

Astronaut in Bagdad
Absolut genial! Eine echte Übernummer! Textlich und musikalisch großartig!

Sie geht vorbei
Musikalisch gar nicht soo schlecht, insbesondere das Keyboard im Refrain. Aber der Text - insb. der 2. Strophe - ist wirklich katastrophal!

Auf einem anderen Stern
Gefällt mir sehr gut, textlich wie musikalisch. Das ist typisch Kunze und zwar in einem sehr guten Sinne.

Aber Menschen?
Tolle Textidee - aber grausame musikalische Umsetzung. Eine verpasste Chance. Die/das langweilige Schlagerpopallerlei-Komposition/Arrangement verdirbt den Song für mich vollständig.

Dagegen
Von der Kritik geschmäht - ich finde das Stück prima! Es erinnert mich auch weniger an Rammstein oder Helmet als vielmehr an Amok. Sehr gut.

Frei zu sein
Ein gutes Stück, würde auf keinem Kunze-Album negativ auffallen. Vielleicht sogar ein Single-Kandidat (neben Einmal noch und immer wieder)?

Ein besonderer Tag
Scheußlich! Ohne Worte - ein echter Ausfall.

Möglich
Genauso mies - der Tiefpunkt des Albums.

** An dieser Stelle war ich beim ersten Hören dem Abbruch und Wegwurf des Produkts nahe. Die Titel 9 und 10 kann ich definitv nicht am Stück hintereinander hören. Aber nun kommt das furiose letzte Drittel! **

Selbst ist die Zerstörung
Mein Favorit. Das ist für mich ein Kandidat für meine HRK-Top10 aller Zeiten. Nur das idiotische Ausblenden am Ende stört.

Warum?
Ebenfalls großartig! HRK in Topform. Ein Stück, welches - erfreulicherweise - keinem anderen auf diesem Album ähnelt. Prima Text, gut gespielt.

Regen in meinem Gesicht
Eine typische Kunze-Ballade. Gut. Allerdings hätte ich mir die E-Gitarre am Schluss etwas aggressiver und stärker im Vordergrund gewünscht.

Du bist so süß
Finde ich musikalisch und textlich sehr gelungen!

Elixier
Das einzige wirklich gute Liebeslied auf diesem Album!

** Bonus**

Du bist ganz einfach schön
Eine prima Bonustitel. Schön, aber nicht überragend. (Leider sind ein paar Albumstitel schlechter ...)

Umsonst rasiert
Große Klasse! Hätte definitv auf das Album gehört!

Süße Liebe
Bei dem Titel entstanden bei mir im Kontext anderer "Protest"-Lieder ja Befürchtungen - aber das Stück ist wirklich gut und wächst mir jedem Hören. Obwohl eine Midtempo-Nummer hebt es sich wohltuend von den anderen Midtemponummern ab.

Astronaut in Baghdad
Auch in der englischen Fassung großartig! Die Textübersetzung ist - abgesehen von 2-3 Stellen, die etwas "clumsy" wirken - gut gelungen. Es wird zwar im Ausland niemand zu Gehör bekommen, aber mit leichter textlicher Überarbeitung hätte das sogar Hitpotenzial!

** Insgesamt gefällt mir Protest deutlich schlechter als Rückenwind, aber deutlich besser als Das Original oder Alter Ego. **
notamann
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Beitrag von notamann »

Nun ist es an der Zeit Stellung zu beziehen..Über 10 x ist die Scheibe rotiert und meine Meinung hat sich verfestigt: Das neue Album ist ein kleines Meisterwerk mit toller Musik und tollen Texten – ein echter Kunze des Jahres 2008/2009.
Doch bevor ich zu einigen Titeln etwas schreibe möchte ich generell zu einigen Diskussionen in den Foren schreiben.
Selbstverständlich kann und soll man eine eigene Meinung zu den Songs und zum Album haben – die Geschmäcker sind verschieden und entwickeln sich auch - ganz besonders bei Musik- verschieden..
Es wäre schlimm wenn wir alle die gleiche Meinung hätten und es wäre sehr langweilig im Forum.

Aber zu denen, welche immer noch klagen, daß der Kunze nicht mehr der der 90-er und schon garnicht der 80-er Jahre wäre muß ich wohl doch fragen was das soll? Habt ihr euch und euren Geschmack nicht weiter entwickelt oder erwartet ihr, daß – während ihr in euren mehr oder weniger bequemen gutbürgerlichen Betten sitzt, daß Heinz euer Restrevoluzzertum gut bedient?
Selbstverständlich macht ein junger und wilder Künstler mit 25 Jahren eine andere Musik als mit 50 Jahren, selbstverständlich ist der musikalische und inhaltliche Ausdruck der Songs eines Poeten und Musiker , welcher oft innerlich zerrissen nach Sinn des Lebens und wahrer Liebe sucht ein anderer als die Songs, welche ein glücklicher Mensch schreibt dessen Lebenswunsch in Erfüllung zu gehen scheint und der seine Stellung im Leben gefunden hat....
Trotz alledem bleiben Wort und Musik immer „echte Kunzes „ und vom Liebeslied bis zur rockigen Gesellschaftskritik ist alles immer enthalten gewesen.

Natürlich hatte auch ich ab und an Probleme mit dem Verständnis für den jeweilig „neuen Kunze“. So das erste mal bei „ Herz und Heiner“ und das zweite mal noch stärker bei „ Richterskala“ – aber doch erkennt man immer die Handschrift Kunzes – auch wenn für den einen oder anderen die Erkenntnis erst spät oder noch später kommt......Und bei wem das überhaupt nicht mehr klappt – na der muß sich dann halt mit den „unschlagbaren Platten“ begnügen...auch gut...

Nun zu den Songs des Albums:

- Längere Tage, Einmal noch

2 Tolle und fröhliche Songs, welche die neue Lebenshaltung Kunzes prächtig dokumentieren und so richtig Freude verbreiten, Die Sonne geht in meinem Zimmer auf!!!!

-Astronaut in Bagdad

Toller rockiger Song, feine Riffs , ehrliche Aussage - da es den Song sicher schon länger gibt wäre eine Single vor einem halben Jahr eine tolle Aussage zur passenden weltpolitischen Lage gewesen – so verpufft die Aussage leider etwas...

Sie geht vorbei

..auch ein Liedchen , hübsch, sowas muß auch mal sein...

Auf einem anderen Stern

Toller kunziger Text ( „In einem Zustand wie Hemingway um 17.00 Uhr auf Malaga .. ein Fuß blieb auf dem Teppich der sich für den anderen schämte.... obwohl ich nutzlos wäre hätten sie mich gern... – das ist doch genial!!) tolle Musik, ruhig und klar
mein Lieblingssong

Aber Menschen

Auch das ist ein Protestsong! Die Liebe zu banalen Alltäglichkeiten, materiellen Dingen selbst drivialster Art sind eher zu lieben als Menschen....Gesellschaftskritik – passend zur sozialen Kälte der Gesellschaft

Gute musikalische Umsetzung, toller Text - feiner Gesang (ich höre stimmlich immer mal Lou Reed nachhallen – ist aber mehr gefühlt)

Dagegen

Rockig punkige Nummer – Alles was in dieser Welt keinen Erfolg ist dagegen - subtile Gesellschaftskritik!

Frei zu sein

Hymne mit dem Versuch einer positiven Aussage – der Text beweist aber: Wir sind noch nicht frei!
Die derzeitige Großwetterlage (Terrorismus/Wirtschaftskrise) verschlechtert die Bedingungen – „darum säe – aber sei für Sturm bereit“

Ein besondrer Tag

Hübsches fröhliches Lied mit feinem Rhythmus – verbreitet Optimismus – und das ist in der heutigen Zeit sehr selten

Möglich

Tiefe Verbeugung vor dem Meister mit toller musikalischer und hoffnungsfroher textlicher Umsetzung – auch für Nicht-kleriker- gut zu verstehen.
„wenn du ruderst auf dem Hades mit einem Embryo im Boot“ - ist das nicht genial???
Mein 2. Lieblingslied

Selbst ist die Zerstörung

Wer hat denn da zu meckern – blickt da nicht doch ein wenig der alte Kunze durch die Textzeilen und Noten....

Warum

...und gleich noch so einen.... hier rockt es wieder....und: Wo nimmt der Mann nur die Texte her???

Regen in meinem Gesicht

Das fällige Abschiedslied....oder? Schlicht ergreifend....tolle Musik mit notwendigen Schmalzanteil...
Ich durfte den Feinschliff im Studio miterleben - Waaaaahnsinn wie der Mann singen kann...

Du bist so süß

Intelligente Gesellschaftskritik - ohne verletzen zu wollen... Bildung, Fernsehen und eigene Einstellung zu solchen Dingen...


Elexier

Hymne ans neue Leben, braucht sich nicht vor den Liebeslieder alter Klassiker verstecken , im musikalischen Stile der Homelandsongs der großen Amisänger



Du bist ganz einfach schön

Wieder ein Song wie er wahrer nicht sein kann – subtil empfunden und Aufforderung zum Handeln und zur Selbstachtung – alle Frauen sind schön....sollte sich manche Emanze auch mal anhören..

Umsonst rasiert

..da sind wir schon bei meinem 3. Lieblingssong! Ist der Take nicht wahnsinnig gut, witzig und punkig-rockig...solche Texte schreibt nur Heinz

Also ich bin sehr zufrieden mit Protest und freue mich auf die Live-Show!

...naja und hoffentlich wird die Vermarktung noch aktiv damit sich auch Heinz (und sein neues Management) freuen kann

manne 8)
Die Welt ist ein Arsch
welche Hälfte
willst du
( aus "John Wesley" - Heinz Rudolf Kunze )
Ralvieh
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Beitrag von Ralvieh »

Au Mann, welch eine lauwarme Einheitssauce!
Die meisten Texte erreichen bestenfalls gehobenes Schlagerniveau und enthalten ähnlich tiefgreifende Botschaften. Die Musik bedient sich ausgelutschter Muster, die auch noch ohne irgendwelche Überraschungen das ganze Lied lang erbarmlos durchgezogen werden.
Und dann nennt er das auch noch "Protest"...
Das Album hat das Potenzial, "Alter ego" als schlechtestes Kunze-Album abzulösen.

Um meinen Blutdruck zu schonen, gehe ich nur auf die relativen Highlights ein:

"Astronaut in Bagdad" zeigt immerhin noch ansatzweise Ambitionen.

"Ein besonderer Tag" überzeugt textlich, aber die musikalische Konfektionsware macht es denn doch zunichte.

Bei "Selbst ist die Zerstörung" blitzt noch ein wenig der böse, alte HRK durch.

"Warum?" ist das einzige halbwegs gelungene Stück, textlich wie musikalisch.

Fazit: Nach dem altonkelhaften "Klare Verhältnisse" hat HRK mit "Protest" das zweite Album hintereinander vorgelegt, das die Welt nicht braucht.
Macht sich das Alter langsam bemerkbar?

Gruß
Ralf
Thofrock
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Beitrag von Thofrock »

O.K., ich versuche es dann auch mal:



"Bleibt alles Anders" hätte man dieses Album gut nennen können. Der griffige Titel "Protest" verwirrt nämlich nicht weniger, weil wir es hier möglicherweise mit dem unkritischsten HRK-Album aller Zeiten zu tun haben. Aber dazu später. Es gibt nämlich noch mehr Neues, was Vergleiche mit dem gewohnten Kunze-Stoff recht schwierig macht.
Das erneute Ausscheiden von Heiner Lürig, der diesmal nicht wie bei "Rückenwind" von einem anderen "starken" Produzenten ersetzt wurde, führte zu einer nie gekannten Demokratisierung im Studio, und die gesamte Band steuerte Kompositionen bei. Kunzes aktuelle Verstärkung, nun schon zum vierten Mal beisammen, ist nämlich zu einer Einheit zusammengewachsen. Die stark beschäftigten Mitstreiter Jörg Sander (u.a. Lindenberg, Witt, Stürmer), Jens Carstens (u.a. Rosenstolz), Matthias Ulmer (u.a. Anyones Daughter) und der hauptamtliche Produzent Leo Schmidthals, der parallel gerade seine alte Band Selig mit reformiert, haben in der deutschen Musikszene allesamt klangvolle Namen.
Und noch etwas hat sich verändert. Nach zwei Low Budget-Produktionen wurde diesmal wieder richtig Geld in die Hand genommen, um lang vorher an verschiedenen Orten und letztlich noch zwei Monate im Gaga-Studio angemessen arbeiten zu können.

Alle diese Zutaten lassen ein untypisches HRK-Album entstehen, dass vor allem denen zu schaffen machen wird, die an Kunze festgelegte Erwartungen haben. Richtig sachliche Kritiken bekommt man also diesmal wohl nur von Hörern, die grad neu bei Kunze einsteigen.
Tatsächlich sind die Themen und Texte der 15 (lim. Ed. mit 17) Songs ein ganzes Stück zurückgenommener. Dabei sollte aber auf der vergeblichen Suche nach dem sonst so triefendem Sarkasmus nicht übersehen werden dass die typisch gekonnten Wortspiele sehr wohl vorhanden sind. Sie beißen nur diesmal nicht so unerbittlich zu.
Wem z.B. die etwas verspätete Abhandlung des Irakkrieges "Astronaut in Bagdad", zu zahn- und kritiklos daherkommt, dem sei zu dem grandiosen "Operation Medusa" geraten, einem Kunze-Text aus 2002, der als Liedtext aber leider nur für einen Zwölfminüter getaugt hätte, und bitterer als hochkonzentriertes Cortison ist.
Der Schwerpunkt liegt diesmal auf Liebesliedern, schon nachdenklich, auch mal ein bißchen schwermütig, aber eben positiv. Das wird nicht jeder Altfan ertragen. Mich irritiert es auch. Man muss vor allem erstmal begreifen dass HRK das ernst meint. Früher bekam man ja selbst in seinen Liebesliedern unvermittelt noch was auf die Fresse. Diesmal wartet man vergeblich auf die 180-Grad-Wendung innerhalb des Songs.
Radiotaugliche Nummern wie die erste Single "Längere Tage", "Einmal noch und immer wieder" (könnte mit guter Promo zu "Dein ist mein ganzes Herz" Part 2 mutieren), "Ein besondrer Tag" oder der herrlich minimalistischen Schlußnummer "Elixier", haben eine von neuer Leichtigkeit getragene Schwebestimmung, die dem Heinz glatt sein Image versauen können.
Auch luftig leicht, aber eher im textlichen Widerspruch, befindet sich mein bisheriger Favorit "Aber Menschen ?".
Und bevor der Ballon jetzt ganz davon schwebt, sei erwähnt dass das Album auch vier bis fünf Bretter enthält, die für eine bemerkenswerte stilistische Spannbreite sorgen. "Bagdad" rockt wie selten zuvor, und die schrägen "Selbst ist die Zerstörung", "Dagegen" (mit düster wavigen Keyboards), das bluesige "Warum" und der Bonustrack "Umsonst rasiert" tragen ordentlich Hardcoreattitüde ins Feld. Hier bekommt man auch die gewohnte schwere lyrische Kost geboten, die HRK so einzigartig macht. In "Umsonst rasiert" auch inklusive der Frage was der Künstler uns denn eigentlich sagen will.

Dazu kommen die wunderschöne Trennungs-Ballade "Regen in meinem Gesicht", und die auch nach fast dreißig HRK-jahren das Zeug hat in die Gruppe der Klassiker aufgenommen zu werden, das herrlich entspannt sehnsüchtige "Auf einem anderen Stern". Hingegen das etwas zu sehr dahinplätschernde "Frei zu sein", das in die Sackgasse laufende "Möglich" (die Harmonikahymne) und das belanglose "Sie geht vorbei" hätte ich nicht haben müssen, zumal aufgrund der ursprünglich Überlegung, ein Doppel-Album zu machen" über dreißig fertig komponierte Songs zur Auswahl standen. Ein dringend aufs Album gehörender Song versteckt sich übrigens noch auf der gering limitierten Amazon-Edition.

Die Produktion ist übrigens zwiespältig zu sehen. Einerseits professioneller Wohlklang mit glasklaren Konturen, andererseits gelegentlich etwas zu seicht und ganz gelegentlich sogar mal dicht an die Schlagergrenze ausschlagend. Die Chöre oft sehr gefällig und einfallsreich, hier und da aber auch mal etwas zu inflationär eingesetzt. Die Musiker machen einen abgezockten und gekonnten Job, haben auch im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben mehr Raum, sich zu zeigen, aber trotzdem kommt die auch mal rauhe Sessionathmo nicht auf, die man gern mal gehabt hätte. Die Sau kommt nicht richtig raus. Auch die Rocknummern wirken etwas sehr reguliert.
Und obwohl Heinz als Vocalist besser den je daherkommt, wirkt er als Rockshouter nun mal verkleidet.

Nicht zufällig gibts auf der Booklet-Rückseite ein Dylan-Zitat, womit ich abschließend zum eingangs erwähnten Albumtitel komme. "all my Songs are protest songs" antwortete dieser nämlich auf die Frage "Why don´t you write protest songs anymore ?"
Das ist sicher zu einfach um die neue Stimmung auf einem Kunze-Album zu erklären. Aber die Hörer sollten sich auch klarmachen, dass Heinz bereits auf dem Vorgänger "Klare Verhältnisse" in diese Richtung gedroht hatte. Und dass ein Kunze-Album namens "Protest" eine Ansammlung von Stücken ist, die sich an den frühen Achzigern orientieren würden, hat niemand im Ernst erwartet. Wir nehmen Albumtitel sowieso zu wichtig.

Wertung: knapp, aber noch ****/5
MVS
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Beitrag von MVS »

hi franky, beeindruckende und ganz und gar unpeinliche betrachtung mit viel hintergrunddetails. du solltest für die notes schreiben.

:lol:
manuelg
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Beitrag von manuelg »

"Wertung: knapp, aber noch ****/5"


....viereinhalb von ....10 ???? oder 4 von 5?
GEIST ist geil!

HRK, 2013
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