27* PROTEST (2009) Meinungen - (Teil 5) IS OUT NOW

die HRK Produkte und Meinungsbilder
Tom
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Beitrag von Tom »

Hallo,

mangels Zeit konnte ich die Titel des neuen Albums nur kurz anspielen und bin noch nicht in der Lage diese zu kommentieren.

Aber eine Bemerkung zum Bezug aller zum Album zuordbaren Titel kann ich mir nicht verkneifen:

a) Titel 1-15 finden sich auf dem im "normalen" Handel erhältlichen Album
b) Titel 16 und 17 finden sich nur als exclusive Amazon-Bonus-Stücke:
- Du bist ganz einfach schön
- umsonst rasiert
c) Titel 18 findet sich nur im iTunes Shop
- Süße Liebe
d) Titel 19 und 20 finden sich nur auf der Single
- Astronaut in Bagdad (Single Version, abweichend von Album Version)
- Astronaut in Bagdad (englisch)

Mittlerweile liegen mir alle Titel vor, war aber nicht ganz einfach.
Wahrscheinlich führt heute kein Weg dran vorbei, verschiedene Vetriebswege mit Bonus-Titeln zu beglücken, aber es ist für mich als Kunde mehr als umständlich verschiedene Quellen abzuklappern um alle Stücke vollständig zu sammeln.

so long
Thomas
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Beitrag von An »

Zu Ulf:
"Auch textlich scheint sich fortzusetzen, was bei den Lesungen schon aufgestossen ist. Der Biss, das Süffisante weicht zunehmend einer plumpen Prollprosa."

Genau, das stört mich seit einiger Zeit und insbesondere auf dem letzten Album (auch schon auf Klare Verhältnisse). Auch in seinen Sprechtexten zielte er in den letzten Jahren doch immer mehr auf das schnelle Lachen seines Publikums. Leider waren es genau die im Vergleich mit anderen immer außergewöhnlichen Texte, die mich an HRK fasziniert haben. Nun sind sie eben doch eher gewöhnlich geworden. Bei HRK scheint das Nachdenken und die Mühe beim Schreiben auf der Strecke geblieben zu sein. Das erspart zwar dem Hörer oftmals das Nachdenken, macht es in meinen Augen aber eben doch langweilig. Wie sagte er selbst: „Ich wollte Heiner Müller beerben, ich wollte Peter Handke beerben. Was ist aus mir geworden? Ein Clown.“ (http://www.neuepresse.de/newsroom/kultu ... 180,792100) Schade!
Markus1
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Beitrag von Markus1 »

Seit drei Tagen rotiert Protest nun ununterbrochen im Player.

Es gab nur drei Alben, die ich ähnlich exzessiv rauf und runter gehört habe und das ist schon lange, lange her (Einer für alle, Wunderkinder und Der schwere Mut).

Das neue Album strahlt nach wie vor eine unwahrscheinliche Frische aus und ich finde es auch sehr abwechslungsreich von den unterschiedlichen Stilrichtungen.

Über die Texte kann man bei so manchem Lied streiten und ein bisschen mehr Biss wäre sicherlich das Tüpfelchen auf dem I gewesen.

Nichtsdestotrotz bleibt für mich persönlich als Fazit: Ich finds gut, dass Herr Kunze hier teilweise neue Wege beschreitet.

Eine Frischzellenkur zum richtigen Zeitpunkt..
notamann
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Beitrag von notamann »

8) @Ulf: Danke!
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( aus "John Wesley" - Heinz Rudolf Kunze )
manuelg
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Beitrag von manuelg »

Thofrock hat geschrieben:
manuelg hat geschrieben:nur, zum wachsen und gedeihen braucht es substanz...
Ich habe zugegeben dass sogar die letzte Rosenstolz gar nicht so schlecht ist. Damit bin ich gewaltig in Vorleistung gegangen. Du stehst jetzt in meiner Schuld. :twisted:
lieber franky,

dann lasse ich mich einmal aus der reserve locken:

listen to

http://de.youtube.com/watch?v=bhrC3DiSHKY

das ist balladenpower pur! das ist perfekt auf den punkt produzierte popmusik, eine ballade, die unter die haut geht und berührt, jeder ton sitzt, keine unnötigen schwülstigen keyboardteppiche und zum großen finale echte waldhörner, die sich bedrohlich aufbauen.

"auf einem anderen stern" wimmelt es bspw. nur so von selbstzitaten, ein mix aus "ich brauch dich jetzt", "alles gelogen" und "wo warn wir stehngeblieben" - die gitarren, das arrangement, der sound, klingt zu vertraut, als dass es mich umhaut, fesselt.
schade, um eine eigentlich hübsche melodie.

"regen in meinem gesicht" mit dem feinen bass in den strophen ist insgesamt auch ungenießbar produziert, die von heinz oft gescholtenen "bon jovi" lassen grüßen. hätte gut als schlusssong auf "eines der 80er alben "herz", "wunderkinder" oder "gute unterhaltung" gepasst.

hochachtungsvoll
manuel.
GEIST ist geil!

HRK, 2013
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Beitrag von notamann »

8) bin zwar nicht angesprochen, muß aber...:

...und das nennt man dann eben den berühmten unterschiedlichen Geschmack (solange dieser nicht in Geschmacklosigkeit ausartet) - ich finde und empfinde bei der Nummer garnichts.... aber "Auf einem anderen Stern" spricht mich nun wieder sehr persönlich an...darüber kann man zwar streiten - aber sicher nichts ändern...
gruß
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Thofrock
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Beitrag von Thofrock »

manuelg hat geschrieben:
http://de.youtube.com/watch?v=bhrC3DiSHKY

das ist balladenpower pur! das ist perfekt auf den punkt produzierte popmusik, eine ballade, die unter die haut geht und berührt, jeder ton sitzt, keine unnötigen schwülstigen keyboardteppiche und zum großen finale echte waldhörner, die sich bedrohlich aufbauen.
Ich mag aber keine Waldhörner.
Im Ernst, Du hättest jetzt ruhig was Besser aussuchen können. Diese Nummer gibt mir nun so gar nichts. Und ich finde auch wahrlich nicht dass da jeder Ton sitzt.
"auf einem anderen stern" wimmelt es bspw. nur so von selbstzitaten, ein mix aus "ich brauch dich jetzt", "alles gelogen" und "wo warn wir stehngeblieben" - die gitarren, das arrangement, der sound, klingt zu vertraut, als dass es mich umhaut, fesselt.
schade, um eine eigentlich hübsche melodie.
Dass Du von Heinz nach fast dreißig Jahren noch erwartetst dass er Dich umhaut, finde ich zu viel verlangt. Kannst Du mir einen einzigen Künstler nennen, der das bringt ? Und bitte wie soll Heinz Vertrautheit ausschalten ? Dann müßte er Keith Jarrett-mäßige Pianoimprovisationen spielen.
"regen in meinem gesicht" mit dem feinen bass in den strophen ist insgesamt auch ungenießbar produziert, die von heinz oft gescholtenen "bon jovi" lassen grüßen. hätte gut als schlusssong auf "eines der 80er alben "herz", "wunderkinder" oder "gute unterhaltung" gepasst.
Wo Du da Bon Jovi hörst, ahne ich jetzt nicht, aber sonst gebe ich Dir Recht. Nur finde ich das nicht schlimm. Gerade diese Nummer könnte der Klassiker sein, der in etlichen Jahren von diesem Album übrig bleibt.

Was mir auf "Protest" fehlt, ist der alles übertreffende Hammersong wie "Nicht mal das", "K", "Lebend kriegt ihr mich nicht", "Jesus Tomahawk", "Schutt und Asche", "Die Fütterung" usw.
Wie schon auf KV gibt es auch hier keinen Überflieger. Und das ist schade. Aber sonst kann ich bei mir keinerlei Enttäuschungen feststellen. Vielleicht auch weil ich einfach nicht so viel erwartet habe. Weil ich realistisch war. :)


(P.S.: Wenn Du noch einmal unter einen an mich gerichteten beitrag "Hochachtungsvoll" drunterschreibst, sorge ich dafür dass ihr eure 3 Punkte aus der Hüpfburg wieder verliert. :D
ulf
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Beitrag von ulf »

notamann hat geschrieben:8) @Ulf: Danke!
wofür?
Scharlatan
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Beitrag von Scharlatan »

Ist etwas länger geworden, aber falls es wen interessiert - hier nun auch meine Meinung zum Album:

Längere Tage
Es gab wahrlich schon schlimmere Kunze-Singles, "Mit Leib und Seele" durchaus eingeschlossen, geht als Opener völlig in Ordnung.

Einmal noch und immer wieder...
... mag er sich bei der Festlegung der Song-Reihenfolge gesagt haben, aber zwei von der Art unmittelbar hintereinander hätten es dann doch nicht unbedingt sein müssen - verzichtbar.

Astronaut
Sehe ich auch so - der erste richtige Weckruf, coole Nummer, und da auch Heinz das Unzeitgemäße der sich unmittelbar aufdrängenden "Botschaft" bewusst gewesen sein dürfte, würde ich zu seinen Gunsten gerne annehmen wollen, dass er wohl eher aufs Ganze zielt, als explizit den Irak zu meinen.
Ein grundsätzlicher Sinneswandel also in dieser Frage?

Sie geht vorbei
Nach erstem kurzen Aufstöhnen reißt's dann der Refrain für mich doch wieder raus - mag einfach diese Art von Harmoniegesang unheimlich.

Auf einem anderen Stern
Die Art von Ballade, die man zwar irgendwie schon kennt, von der ich aber trotzdem nicht genug bekommen kann und mir immer fürs jeweils nächste Album Nachschub erhoffe. Gewisse Erwartungen wollen eben erfüllt werden, und das geschieht hier endlich mal wieder auf einem Niveau, das zumindest bei mir keine Wünsche offen lässt.

Aber Menschen?
"Als Schlachter bin ich viel zu sehr MENSCH, um Humanist zu sein!" sagte schon Wolfgang Neuss.
Kunze in Verkleidung ist immer für Irritationen gut, aber hier werde ich den Verdacht nicht los, er verstellt sich viel weniger, als wir glauben sollen, und thematisiert klammheimlich auch seine eigene Unsicherheit im Umgang mt Menschen - was ja die Fähigkeit zur Liebe im konkreten Einzelfall nicht ausschließen muss.
Mangel an Doppelbödigkeit ist manchmal auch nur Mangel an Phantasie beim Hörer...

Dagegen
Inhaltlich einer dieser undifferenzierten Rundumschläge, die so pauschal adressiert und beliebig sind, dass sich eigentlich niemand so richtig davon angesprochen fühlen kann.
Trotzdem irgendwie gut gemacht, mit einem unwiderstehlichen Drive, gehört musikalisch ganz sicher zu meinen Favoriten.

Frei zu sein
Was im vorangegangenen Song schon ein wenig sauer aufstieß, wird hier nun vollends unerträglich. "...wer das nicht erreicht hat / der hat nichts erreicht" - soll heißen, letztlich hat es jeder selbst in der Hand, und wem es nicht gelingt, ist selber schuld?
Zugegeben: selten sind Politiker-Sprechblasen wie "Chancengleichheit", "Deregulierung" und "Eigenverantwortung" in so schön klingende Verse übersetzt worden, doch am anmaßenden Zynismus der Grundaussage kann das nicht viel ändern.
Und hier leistet - anders als beim Song vorher - auch die Musik nichts, was über den inhaltlich starken Tobak hinweg zu trösten vermag.
Ob es von der FDP schon Angebote zum Einsatz im anstehenden Bundestags-Wahlkampf gibt?

Ein besondrer Tag
Noch an Heinzens Freiheits-Hymne würgend, hält sich meine Lust in Grenzen, mit ihm unbeschwert über Blümchenwiesen zu hüpfen, als wäre nichts gewesen.
Muzak. Sorry.

Möglich
Aber was haben wir denn da?.
Zunächst mal eine Abfolge von groben Skizzen scheinbar auswegloser Situationen, kleine Andeutungen großer Geschichten mit ungewissem Ausgang. Worin letztlich die Ungewissheit besteht, ob es "nur" noch um die Frage geht, was denn nach dem Tod kommen könnte, oder doch zunächst mal um mögliche Alternativen zum tödlichen Ausgang, macht die Sache so spannend.
Scheint jedenfalls nicht vordergründig religiös gemeint zu sein, wofür u.a. die Tatsache spricht, dass die Begegnung mit dem "Schöpfer" nur als ein weiteres von vielen denkbaren Beispielen angeführt wird.
Auch das "Embryo im Boot" über den Hades wird wohl kaum wegen seiner Perspektive im Jenseits erwähnt, sondern als "möglicher" Mensch.
So wird aus der Übernahme einer "fremden" Song-Idee etwas doch ganz Eigenes, das deutlich über die Vorlage hinausgeht, schon weil es sich ausnahmsweise nicht auf eine weitgehend wörtliche, versmaßgetreue Übersetzung beschränkt, wie in anderen, hier gelegentlich schon diskutierten Fällen.
Musikalisch nicht so ganz meine Welt, aber insgesamt bemerkenswert und vielleicht der beste Beleg für die weiter unten noch zu erörternde Behauptung, dass HRK mit dieser Scheibe gerade als Texter zu lange nicht mehr gekannter Form zurück gefunden hat.

Selbst ist die Zerstörung
"Amoklauf macht stramme Waden" - jo, dat is der Kunze, den ich liebe!

Warum?
Der Meister lacht sich vermutlich ins Fäustchen, wie Manche jetzt vezweifelt nach dem tieferen Sinn suchen werden.
Robert Gernhardt grüßt von seiner Wolke, und die Verstärkung hat hörbar Spaß dabei - großartig!

Regen in meinem Gesicht
Na ja, mein Bedarf an Balladen war eigentlich mit dem "Anderen Stern" schon vorzüglich bedient worden, und diese hier fügt dem nichts hinzu, was ich noch dringend vermisst hätte.
Voraussichtlich eine von denen, die ich mir schnell übergehört haben werde.

Du bist so süß
Da denkt man dann doch ein wenig wehmütig an einen Song wie "Männergebet", auch wenn der Text "geborgt" war.
Oder an Maurenbrechers brachialkomisches "Dumm fickt gut / dumm fickt gut / du bist mir nicht dumm genug!"
Gesellschaftskritik? Och nö. Einfach nur der zweite Sieger im Ranking um den überflüssigsten Gute-Laune-Song in der Kollektion, gleich nach "Besondrer Tag".

Elixier
Das Glück sei ihm gegönnt.
Ein passabler Rausschmeißer, passend zum ebenso passablen Eröffnungs-Stück, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die Bonus-Songs lasse ich mal außen vor.

Unterm Strich:
Lange hat mich keine Kunze-Scheibe mehr so gründlich beschäftigt wie diese.
Vermutlich, weil mich lange keine mehr so stark an den Kunze "von früher" erinnert hat, der noch mehr - im besten Sinne - "Liedermacher" war, als nur regelmäßig Teile seiner Dichtkunst vertonender Literat. Dessen Lieder von der besonderen Gabe geprägt waren, Komplexität und Tiefe mit sprachlicher Klarheit zu verbinden, mit scheinbar einfachen Worten, die dennoch sonst kaum jemandem so einfallen würden und über ihren unmittelbaren Anlass hinaus weisen.
Das ist ja viel größere Kunst, als die seit ca. den späten 90ern in mehr oder weniger routinierter Serienproduktion hergestellten Sprachvergewaltigungen; surreale Monstrositäten, die immer das schale Geschmäckle hatten, intellektuelle Überlegenheit zur Schau stellen zu wollen. Was in Büchern und auf Kleinkunstbühnen bestens aufgehoben war, funktionierte im Pop-Kontext für mich immer weniger.
Etliche dieser PROTEST-Songs haben statt dessen wieder die virtuose Leichtigkeit im Umgang mit der Sprache, die nur oberflächlich platt und banal wirkt, bei näherer Betrachtung aber durchaus nicht arm an doppelten Böden, Deutungsebenen und - schlichter Schönheit ohne angestrengte Dichter-Pose. Nicht von oben herab, sondern authentisch und auf Augenhöhe begegnet dieser Kunze seinen Hörern.
Dies alles mit den oben exemplarisch aufgelisteten Einschränkungen, aber doch ein Schritt in eine Richtung, die ihm bei mir viele Sympathiepunkte zurück erobern könnte.
notamann
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Beitrag von notamann »

ulf hat geschrieben:
notamann hat geschrieben:8) @Ulf: Danke!
wofür?
Das ich bemerkt habe, daß louning mit Lounge zusammenhängt!!!Alter mann eben....
:oops:
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Kalle
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Beitrag von Kalle »

Scharlatan: Frei zu sein - Was im vorangegangenen Song schon ein wenig sauer aufstieß, wird hier nun vollends unerträglich. "...wer das nicht erreicht hat / der hat nichts erreicht" - soll heißen, letztlich hat es jeder selbst in der Hand, und wem es nicht gelingt, ist selber schuld?
Deine, für mich nicht nachvollziehbaren Schlüsse aus diesem Text habe ich mal unterschlagen, aber kann man diese Aussage (Zitat HEINZ: „Das ist die wichtige Stelle, das ist der Brecht-Satz, quasi der Lernsatz“- „Doch wer das nicht erreicht hat, der hat nichts erreicht!“- das muss so pointiert da hin.) nicht auch nur als Feststellung verstehen? Als für Menschen höchst erreichbares Ziel? Muss "Freiheit" denn zwangsläufig mit "Chancengleichheit", "Deregulierung" und "Eigenverantwortung" zu tun haben. Es kann doch auch einfach nur bedeuten, eben nur über sich und sein irdisches Leben selbst zu entscheiden, wie man z.B. mit seinem Umfeld umgeht, sich nicht dem Mainstream unterzuordnen, eine eigene Meinung zu haben. Ich denke, es geht weniger um die wirtschaftliche Freiheit oder die sicher vorhandenen Zwänge in der Gesellschaft, als vielmehr um eigene Standpunkte, eigenes Anpacken und sich nicht in einer Gesellschaft (resigniert) zu verstecken. Ich denke es drückt eher das Bedauern aus wenn man diese Freiheit nicht erreicht und ist mit Sicherheit nicht zynisch gemeint.
ZITAT: Frei zu sein zu leben wie wir möchten
und zu glauben was uns heilig ist
frei zu sein mit allen unsern Rechten
ohne daß man seine Pflicht vergißt.
Frei zu sein dafür sind wir geboren
säe aber sei für Sturm bereit
ohne Freiheit ist der Mensch verloren
eingekerkert in Natur und Zeit
Zuletzt geändert von Kalle am 04 Feb 2009, 18:24, insgesamt 2-mal geändert.
Schreibe (Redet), was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es lesen (hören).
Epheser 4,29
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Beitrag von thommes »

ulf hat geschrieben:
Auf einem anderen Stern:
textlich banal.
Mein Appell: Bitte dieses Stück mal ganz konzentriert 3-4 Male hintereinander hören.

Der Song zählt für mich zu den ganz raren Album-Highlights. Ein Text wie ihn wirklich nur Heinz kann: "Da war noch immer ein Rest von Vernunft, von rationaler Niederkunft" oder "Treibsandbaggerführer" - das ist der Stoff, den ich brauche, wenn ich ein Kunze-Album höre. Und das Arrangement wirkt hier auch erfreulich reduziert, obwohl ich auf Tamburin und Mobile-Geklimper noch gut hätte verzichten können. HRK so schön und gut wie früher!
"Doch nicht alles, außer man ist jung, ist gleich Majestätsbeleidigung"
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Beitrag von ulf »

thommes hat geschrieben:
ulf hat geschrieben:
Auf einem anderen Stern:
textlich banal.
Mein Appell: Bitte dieses Stück mal ganz konzentriert 3-4 Male hintereinander hören.

Der Song zählt für mich zu den ganz raren Album-Highlights. Ein Text wie ihn wirklich nur Heinz kann: "Da war noch immer ein Rest von Vernunft, von rationaler Niederkunft" oder "Treibsandbaggerführer" - das ist der Stoff, den ich brauche, wenn ich ein Kunze-Album höre. Und das Arrangement wirkt hier auch erfreulich reduziert, obwohl ich auf Tamburin und Mobile-Geklimper noch gut hätte verzichten können. HRK so schön und gut wie früher!
gelesen, gehört. Berührt mich nicht. Da kann eine Wortschöpfung wie Treibsandbaggerführer es auch nicht reißen.
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Beitrag von ulf »

notamann hat geschrieben:
ulf hat geschrieben:
notamann hat geschrieben:8) @Ulf: Danke!
wofür?
Das ich bemerkt habe, daß louning mit Lounge zusammenhängt!!!Alter mann eben....
:oops:
oh, fehlte in meinem Originaltext das g auch schon?
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Beitrag von Scharlatan »

Kalle hat geschrieben: kann man diese Aussage (Zitat HEINZ: „Das ist die wichtige Stelle, das ist der Brecht-Satz, quasi der Lernsatz“- „Doch wer das nicht erreicht hat, der hat nichts erreicht!“- das muss so pointiert da hin.) nicht auch nur als Feststellung verstehen? Als für Menschen höchst erreichbares Ziel? Muss "Freiheit" denn zwangsläufig mit "Chancengleichheit", "Deregulierung" und "Eigenverantwortung" zu tun haben. Es kann doch auch einfach nur bedeuten, eben nur über sich und sein irdisches Leben selbst zu entscheiden, wie man z.B. mit seinem Umfeld umgeht, sich nicht dem Mainstream unterzuordnen, eine eigene Meinung zu haben. Ich denke, es geht weniger um die wirtschaftliche Freiheit oder die sicher vorhandenen Zwänge in der Gesellschaft, als vielmehr um eigene Standpunkte, eigenes Anpacken und sich nicht in einer Gesellschaft (resigniert) zu verstecken.Ich denke es drückt eher das Bedauern aus wenn man diese Freiheit nicht erreicht und ist mit Sicherheit nicht zynisch gemeint.
Danke Kalle, für die Gelegenheit zur Erläuterung!
Grundsätzlich stimme ich ja mit Dir völlig überein, und hätte das Lied nur Strophen, würde ich es genau so verstehen: als Formulierung eines Ideals, dem jeder nachzustreben aufgerufen ist.
Kurioserweise ist es genau der "Lern-Satz", der für mich Alles ruiniert.
Denn dass jemand "NICHTS erreicht" habe, ist doch ein ziemlich vernichtendes Urteil, und es gibt halt eine Menge Menschen auf dieser Welt, sogar in diesem Lande, für die die von Dir zitierten Liedzeilen nichts weiter sind als eine schöne Utopie, ein frommer Wunsch, was auch immer, jedenfalls kein realistisches, ohne Weiteres aus eigener Kraft erreichbares Ziel.
Denen ihren Mangel an Freiheit vorzuwerfen, indem man folgert, sie hätten ohne diese "nichts erreicht", heißt auch, ihrer kompletten sonstigen Lebensleistung pauschal jeglichen Wert abzusprechen.
Und das, ich muss leider dabei bleiben, finde ich anmaßend und zynisch, und ist für mich nur aus derselben Logik heraus erklärbar, die den Kultur-Sachverständigen Kunze an anderer Stelle seine Verachtung für Einrichtungen wie Künstlersozialkasse, subventioniertes Theater etc. formulieren ließ.
Die Logik Darwins: Was gut ist, setzt sich ohnehin durch, und der Rest hats nicht besser verdient. Das ist auch die Logik des reinen Marktes, dieselbe Logik, der die erwähnten Politiker-Sprechblasen entstammen.
Wenn das Alles nun gar nicht so gemeint ist, muss der gute Heinz die Formulierung Brechtscher Lehr-, äh... Lern-Sätze wohl noch ein bisschen üben, damit auch schlichtere Gemüter ihm zu folgen vermögen, denn das ist ja wohl der Sinn solcher Sätze. Oder?
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