HEINZ äußert sich als Verursacher
der PROTESTwelle (nicht nur) zur TOURNEE
Vor der Abreise zu den Tourneeproben im Nordosten Deutschlands, hatten wir kurz entschlossen die Gelegenheit genutzt, HEINZ nicht nur zur „PROTESTwelle“ nochmals eingehend zu befragen. Der von uns schriftlich vorbereitete Fragenkatalog wurde kurzerhand, während des Frühstücks, quasi auf gepackten Koffern sitzend, ebenfalls schriftlich beantwortet.
Die Presse titelt: Riesenerfolg für Heinz Rudolf Kunze! Nachdem sein Album "Protest" sich in den Chartplatzierungen, als das erfolgreichste seit nahezu zehn Jahren erwies, melden nun auch die Tour-Stationen absolut Positives: Der Auftakt in Rostock und das Konzert in Hamburg sind ausverkauft, die Fans wollen Kunze auch live sehen!
HEINZ: Ich bin natürlich sehr, sehr glücklich über die Akzeptanz meiner Musik und den Zuspruch der Fans. Wir können für unsere Tour den Zuschauern jedenfalls jede Menge Überraschungen versprechen.
Zwölf Konzerte kreuz und quer durch die Republik stehen Dir jetzt bevor, was sind die ersten Assoziationen, wenn Du an Deutschland denkst?
HEINZ: Ich denke an die Wiedervereinigung. Dass ich sie erleben durfte, ist das größte historische Wunder. Meine Eltern sind geflohen. Ich habe ausschließlich Verwandte im Osten, insofern hatte ich Kontakt zur DDR und zum Lebensgefühl dort. Obwohl ich als einer der ersten Westsänger ab 1987 Tourneen in der DDR machen durfte, hätte ich nie gedacht, dass ich das erlebe. Obwohl ich die Spannung und Unzufriedenheit mitbekommen habe, kam der Mauerfall für mich überraschend.
Hast Du Dich mit den Nachwirkungen der Nazi-Zeit und des Krieges auseinandergesetzt?
HEINZ: Mich hat die deutsche Vergangenheit sehr beschäftigt, das zieht sich wie ein roter Faden durch meine acht Bücher. Mein Vater war bei der Waffen-SS Offizier und, nebenbei bemerkt, war er ein unglaublich lieber Kerl. Das passte für mich nicht zusammen. Aufgrund meiner Familiengeschichte ist mein Verhältnis zu Deutschland kein unverkrampftes. Es bleibt ein gespanntes Verhältnis und wird es auch immer bleiben.
Was vermisst Du an Deutschland, wenn Du im Ausland bist?
HEINZ: Wenn man länger im Ausland ist, ist man das Weißbrot satt. Das deutsche Brot ist schon eine historische Errungenschaft. Ich kann mir vorstellen, dass man nach Jahren im Ausland sogar den deutschen Regen vermisst. Selbst als professioneller Nörgler, der ich in meiner Arbeit manchmal gerne bin, muss ich zugeben: Wenn man nach längerer Zeit nach Deutschland zurückkehrt, merkt man, dass es hier so schlecht gar nicht ist. Wir genießen eine Art persönlicher Freiheit, die woanders nicht selbstverständlich ist.
In den 60 Jahren Bundesrepublik ist doch einiges auf den Weg gebracht worden?
HEINZ: Es ist vor allen Dingen eine Erfolgsgeschichte des Friedens. Es gibt in der deutschen Geschichte kaum eine Periode - vielleicht gar keine - in der so lange Frieden herrscht. Das ist das Allerwichtigste.
Und was ärgert den «professionellen Nörgler» in Deutschland?
HEINZ:Mich stört diese Neigung der Deutschen zu Untergangs-Visionen. Alles wird immer ganz furchtbar hysterisch schwer genommen, immer steht der Weltuntergang bevor. Da könnten wir etwas mehr Gelassenheit von anderen Mentalitäten übernehmen. Das wäre heilsam. Ein bisschen mehr hemdsärmliges Pionierdenken - das packen wir schon - könnte unserem Land gut tun.
Nun kommen wir mal zum mehr technischen Teil einer solchen Deutschlandtournee. Wer übernimmt denn, zum Beispiel die musikalische Leitung?
HEINZ: Wir alle im Team, also die komplette Verstärkung.
Wie ist es wenn man mit einer völlig neuen Tourcrew arbeitet, neue Menschen, neue Mentalitäten?
HEINZ: Nach zwei NDR-Konzerten kennen wir die Mannschaft ja schon und die kennen uns. Da sind erfahrende Profis am Werk, die wissen wie so eine Tournee funktioniert.
Wer redet bei der Setliste mit?
HEINZ: Zunächst hatte ich gehofft, alle, aber es bleibt wohl an mir hängen.
Spielt „der neue Verstärker“ Zoran Grujovski nur Gitarre während der Show oder macht auch andere Sachen?
HEINZ:Einsetzbar ist er überall, da muss man mal sehen.
Gibt es Songs, wo erst bei der Probe entschieden wird, ob sie ins Pogramm kommen?
HEINZ: Durchaus möglich, aber unwahrscheinlich.
Wie viel, wie lange wird geprobt?
HEINZ: Acht Tage sind vorgesehen und nicht länger als Konzentration da ist.
Wird, ähnlich wie beim Album, mehr „Aufwand“ betrieben? Wir denken da zum Beispiel an die Lichtanlage, Showeffekte etc...
HEINZ: Ja, je nach örtlicher Möglichkeit. Die Bühne, die Halle muss es zulassen.
Gibt es MP3-Sticks/CD´s von den jeweiligen Shows noch am selben Abend zu kaufen?
HEINZ: Keine Ahnung
Zur Albumpromotion warst Du ja beim „ZDF - CARMEN NEBEL“? Eine große TV-Samstagabendshow als Erlebnis und Deine Gefühle beim Auftritt?
HEINZ: Viel warten und die Frau war nett und mochte unseren Titel „Längere Tage“ sehr.
Sind denn noch weitere Promo-Sachen in Vorbereitung?
HEINZ: Mehrere Fernsehsachen - u.a. wie schon bekannt am 7. Juni „ZDF Fernsehgarten“
Wie zufrieden bist Du denn mit Verkäufen und Chartplatzierungen des neuen Albums?
HEINZ:Viel mehr als beim letzten Mal, aber es hätte noch besser sein können.
Wie weit ist das kommende Musical für 2010, wo doch jetzt die vergoldeten Figuren an Ort und Stelle sind und ein vergoldetes Musical doch gut in Deine Sammlung passen würde?
HEINZ: Wir sind gut in der Zeit.
Hast Du die „Aufbruchstimmung“ kurz nach VÖ oder aus dem Studio mit zum Tourstart herüber gerettet, oder bist Du schon beim nächsten Album?
HEINZ: Das Musical Shakespeare III ist halb fertig und ich bin schon beim übernächsten.
Was ist das für ein Chaos mit der zweiten Single? Erst „Einmal noch und immer wieder“ dann „Ein besondrer Tag“ und leider wenig Airplay.
HEINZ: Nein kein Chaos, Leo und der NDR wollten „Ein besondrer Tag“ und so wurde es gemacht.
Das schwer politische "Astronaut in Bagdad" hattest Du der ersten Single sogar auf Englisch beigepackt. Hoffnung auf eine internationale Karriere war das doch wohl nicht ?
HEINZ: Natürlich nicht. Ich singe gern englisch, aber alle Kollegen, die das versucht haben, sind auf die Nase gefallen. In England oder Amerika warte niemand auf deutsche Rocksänger, die haben selbst genug gute Bands.
In Deutschland gibt es doch auch viele Bands?
HEINZ: Das sehe er in Deutschland derzeit gar nicht. Da werden immer Silbermond, Wir sind Helden und Juli genannt, aber mich erinnern die alle nur an Nena. Je älter ich werde, umso häufiger kommen mir neue Bands vor wie welche, die ich von früher kenne.
Leos Album mit „Selig“ schon gehört?
HEINZ:: Nein
Ein Kommentar von Dir zu Heiners Arbeit am Backkatalog hört sich wie folgt an?
HEINZ: Er hat alles rausgeholt, was da war.
Wie ist es zu diesem Remasterprojekt gekommen?
HEINZ: Ein alter Fan, der mein Werk besser kennt als ich selbst, hat so lange gebohrt, bis ich ja gesagt habe. Ich bin niemand, der regelmäßig in seinen Erinnerungen herumkramt. Ich bin leicht irritiert gewesen, dass das alles so lange her ist.
Die angekündigte LIVE CD „Räuberzivil“ ist wann fertig, wird wann veröffentlicht?
HEINZ: Im September 2009
Ein neues Buch erscheint von Dir im Herbst 2009, beim Linksverlag zur Frankfurter Buchmesse ( 14.-18. Oktober 2009)?
HEINZ: Ja
Hat die Produktionsfirma „Großstadtrevier“ sich schon gemeldet und Termine mit Dir abgesprochen?
HEINZ: Nein
Wirst Du denn wirklich den „kleinen, menschlichen Ganoven“ spielen oder doch eher den Gewerkschaftssekretär der GDP? So Verwaltungstypen haste doch drauf, wie man bei Deinem letzten TV-Engagement sehen konnte.
HEINZ: Ich nehme alles, was kommt. Ein guter Schauspieler kann alles spielen. (lacht amüsiert…)
Ein schönes Schlusswort! Wir bedanken uns im Namen aller Fans ganz besonders herzlich dafür, daß du dir die Zeit genommen hast, dieses Fragenpaket durchzuackern. Wir wünschen Dir natürlich ein gutes Gelingen bei den Bandproben und wie sagt man in Künstlerkreisen? „Hals und Beinbruch, toi, toi, toi !“ Wir sind natürlich gespannt und freuen uns riesig auf die kommende Protestwelle.
HEINZ: Viele Grüße und „bis es laut wird !“