Ostalgie

ein Leben (Musik) auch ohne HEINZ?

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HenryKupfer
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Ostalgie

Beitrag von HenryKupfer »

"25 Jahre Karat - Das Jubiläumskonzert" - mehr oder weniger zufällig bin ich erst jetzt über diese sehr schöne DVD gestolpert. Denn das Jubiläumskonzert fand bereits im Jahr 2000 (!) statt, die DVD erschien 2001. So kann's gehen mit null Promotion (oder ich hab einfach nur gepennt). Aber besser zu spät als nie, denn die DVD ist wirklich ein Leckerbissen. Neue Maßstäbe kann die Band mit dieser Veröffentlichung zwar nicht setzen (Vollbild, null Extras und eine magere Spieldauer von gerade mal 75 Minuten), dafür hat man aber die größten Hits entstaubt ("Ich liebe jede Stunde", "Mich zwingt keiner auf die Knie", "König der Welt", Magisches Licht", "Der blaue Planet"...) und präsentiert sie in wunderschönen Arrangements, unterstützt vom Filmorchester Babelsberg. Vor allem die Variationen von "Ich liebe jede Stunde" und "Der blaue Planet" (mit einem äußerst spielfreudigen Bernd Römer) gehen richtig unter die Haut. Das Ganze kommt in warmen, stimmungsvollen Farben recht ruhig und unspektakulär daher. Als Geburtstagsgast gratuliert übrigens Peter Maffay, der in den Hit "Über sieben Brücken musst du gehen" mit einstimmt. Wie gesagt, die DVD an sich kann zwar einer der wichtigsten DDR-Bands mit dem Ost-Rock-Denkmal Herbert Dreilich (der leider im Dezember 2004 im Alter von 62 Jahren an einem Krebsleiden gestorben ist) nicht so ganz gerecht werden, aber sie bietet auf jeden Fall ganz feine Musik nicht nur für verklärte Ostalgiker.
HenryKupfer
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Korrektur

Beitrag von HenryKupfer »

Kleine Korrektur:
Das Jubiläumskonzert erschien 2001 auf CD und VHS (längere Laufzeit, insgesamt mehr Songs, aber ohne "König der Welt"). Die DVD erschien tatsächlich erst im April 2005, was die technische Umsetzung und die Ausstattung allerdings noch wesentlich fragwürdiger erscheinen lässt.
Regenfreund
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Beitrag von Regenfreund »

Wahrscheinlich wäre die DVD ohne Dreilichs Ableben überhaupt nicht erschienen.
" Jede Stunde " ist in meinen Ohren der beste Karat- Song ( von denen die ich kenne ).
An sich haben mir als Westdeutscher von den früheren DDR-Bands, die in der alten Bundesrepublik veröffentlicht wurden, Silly wesentlich besser gefallen, als Karat oder auch die Puhdys.
"Mont Klamott" und Battasillion D' Amour, waren mitte der 80 er, als sie in der alten BRD veröffentlicht wurden, aussergewöhnlich gute Alben.Auch wenn es hier und da ein paar entsetzlich pathetische "Friedensliebeleien" gehagelt hat ( Ein Lied ). Wohl notwendig aus politataktischen Gründen.
Leider lebt die Sängerin ja auch schon Jahre nicht mehr.
Auch Stern Combo Meißen und Rockhaus fand ich seinerzeit ( aufgrund ihrer völlig anderen Herangehensweise sehr interessant.
Kilian
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Ostalgie: Soll ich mal was verraten?

Beitrag von Kilian »

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HenryKupfer
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Lakomy

Beitrag von HenryKupfer »

Ich kenne den Reinhard Lakomy ja nicht persönlich, also kann ich dazu nicht so viel sagen. Ob ein wunderbarer Song wie "Bier" ("Bier / Leute wir brauchen ein Bier / so ausgetrocknet sind wir / dass wir bald umfallen hier / gibt's kein Bier" oder so ähnlich) ausreicht, ihn als das ostdeutsche Highlight zu bezeichnen, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er am Beginn seiner Solokarriere von 1973 bis 1976 ein paar tolle Platten gemacht mit einer Reihe toller Songs (z.B. "Heute bin ich allein", "Autofahren", "Das Haus wo ich wohne", "Mir doch egal", "Liebe im Wald", "Bier"...). Ich würde mal sagen das ist so 'ne Mischung Liedermacher/Schlager/Chanson. Das war aber eigentlich noch vor meiner Zeit. Ich bin erst so 10 Jahre später drauf gestoßen (da machte Lacky bereits elektronische Musik, mit der ich nicht so viel anfangen konnte) und war recht angetan von diesen Sachen.
Hier mal ein Text eines seiner Lieder ("Das Haus wo ich wohne" - der Text könnte von Fred Gertz sein, der anfangs alle Texte von Lacky geschrieben hat):

"Das Haus, wo ich wohne,
das ist nicht sehr schön.
So duster und muffig,
naja neunzenhundertzehn.
So'n grämlicher,
bröck'liger Altbauzwerg.
Davon gibts noch viele
im Prenzlauer Berg.

Übern Hof, drei Treppen im Hinterhaus,
da ruh' ich mich auf den Lorbeeren aus.
Mit Stube, mit Küche, Korridor, Klo,
das ist mein Appartement. Da haus' ich nun so.
Das Klo, das ist innen, das ist schon enorm!
Da sitz' ich und grüble über Inhalt und Form.

Das Haus, wo ich wohne,
ist wirklich nicht schön.
Ich glaube, all' die Leute seh'n
mich viel lieber geh'n.
Weil ich Musik mach',
das nehm' sie mir krumm
und hecheln und nörgeln an mir herum.
Wenn ich mal tagsüber 'ne Taste anschlag',
klopft unten schon Müller,
der schläft am Tag.
Und abends rummst Schulze,
gleich nebenan,
ich stör' sie beim Fernsehen,
der Krimi fängt an.
Und ich frag' mich,
warum er mir die Brötchen nicht gönnt?
Das Klavier,
das ist mein Produktionsinstrument!

Das Haus, wo ich wohne,
das bringt mich in Wut.
Die meisten sind sauer,
nur 'n paar sind ganz gut.
Die Mädchen, die vielen,
was geht da bloß vor?
Na, ich hab' doch keinen Harem,
ich hab' doch 'nen Chor!
Ein Konzert , zwei Stunden,
man, seht doch ein,
das will doch probiert
und einstudiert sein.
Die grienen und denken,
das ist ein Hahn!
Bei dem gehts doch zu,
wie im Liebesroman.
Also gut, wenn sie meinen,
dann kommen sie mal rein -
Das woll'n sie nun auch nicht,
dazu sind sie zu fein.

Das Haus, wo ich wohne,
drückt mir aufs Gemüt.
Davon könnt' ich singen,
na nicht nur ein Lied.
Denn als ich so grad'
dieses Ding komponier',
da klingeln die Kinder
schon an meiner Tür.
Guten Tag Onkel Lacky,
ein Autogramm?
Wann singst du wieder
im Fernsehprogramm?
Na kommt schon,
ihr Geister, hier ist ein Bild.
Und wehe,
ihr schreit auf dem Hof so wild!
Ich mach' hier ein Liedchen,
da kommt ihr drin vor.
Da war'n sie ganz leise
und waren ganz Ohr.

Das Haus, wo ich wohne,
das steht nicht mehr lang',
es gibt ja bekanntlich
ein Neubauprogramm.
Bis neunzehnhundertneunzig,
so sagt die Partei,
sind wir alle wohnraumsorgenfrei.
Damit sowas wie diesmal
nicht wieder passiert,
wird für Musiker
gleich ein Block reserviert.
Dann können wir spielen,
solange wir woll'n,
und keiner verlangt,
daß wir leise sein soll'n.
Da seht ihr, ich mecker' nicht,
wenn ich was sag'.
Ich mach' immer zugleich
auch 'nen Verbesserungsvorschlag."

:wink:
EwigGestrieger
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ostalgie (echt niedlich) .....

Beitrag von EwigGestrieger »

....meines erachtens wie kilian schon richtig feststellte ist sandow die mit abstand beste und intressanteste band die der osten hervorgebracht hat.wenn 40 jahre ddr dazu gebraucht wurden um diese band hervorzubringen dann DANKE 40 jahre ddr.
deswiteren gab und gibt es so geniale liedermacher wie wenzel , gerhard schöne , biermann und kurt demmler. für die blueser im osten gabs wohl renft , keimzeit , pusteblume , freygang , monokel , cesar , hansi bibel band und und und.
für die normalos gabs puhdys , karat , silly , city , pankow , rockhaus , jessica , electra , lift und und und.
für die metal freaks gabs biest und kaltfront.
und für leute wie mich gabs und gibts bands wie sandow (einzigartig in ihrem schaffen !!!)ag geige , expander des fortschritts , körper der einfalt , papierkrieg , nina hagen , mixed pickles erste vorband von rio reiser im osten und wohl beste freunde bis zu dessen tod :( , die art (die wohl traurigste und tröstenste band des osten ) , die vision (die guten laune rocker aus berlin) , gefahrenzone aus saalfeld.
natürlich sind aber von den sogenannten etablierten bands silly , city und pankow die besten.im osten wars aber anders wie im westen zu jener zeit. im westen waren die meisten zuschauer auf den konzerten die am meisten beworben wurden oder wo die künstler im radio tv zu sehen und zu hören waren. wies jetzt halt so ist. bei uns wars ja so das auf einen sandow , die art oder freygang konzert viel mehr los war und das faktisch nur durch mundpropaganda als bei den puhdys , karat u.s.w. die immerhin die unterstützung von den radio und tv stationen im rücken hatten und offensiv in allen ddr blättern beworben wurden. . wir haben uns da nicht manipulieren lassen.dafür haben wir aber ab '89 ganz schön aufgeholt.
alles gute
"Politik" ist das Endstadium einer Krankheit deren erste Symptome
Gier und Selbstsucht sind."
HenryKupfer
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Kult

Beitrag von HenryKupfer »

Ich glaube, dass Bands wie City oder Karat den Kultstatus, den sie heute genießen, erst einige Jahre nach der Wiedervereinigung erhalten haben. Nachdem sich die Leute bei den "West"bands (klingt ja voll blöd) satt gehört haben und festgestellt haben, dass die auch nur mit Wasser kochen. Zu DDR-Zeiten hab ich mich kaum für DDR-Bands interessiert und ich kenne auch so gut wie niemanden, der sich großartig für die einheimischen (zumindest die „großen“) Bands interessiert hätte, man fuhr halt auf die Dörfer, wo Underground-Bands wie Madhouse Sachen von Destruction und Kreator nachgespielt haben. Aber zum Beispiel beim Deutschen Festival 1996 in der Berliner Waldbühne haben mir Bands wie eben City, Karat, Stern Combo Meißen oder Die Zöllner mit ihren DDR-Songs wesentlich besser gefallen als Extrabreit oder Selig. Naja, und die 17.000 Leute hat ja auch niemand gezwungen, 2000 zum Jubiläumskonzert von Karat in die Parkbühne Wuhlheide zu rennen…
Kilian
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Beitrag von Kilian »

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Beitrag von HenryKupfer »

Interessanter Artikel zum Thema (Ost-)Musik:

http://www.trend.infopartisan.net/trd0901/t310901.html
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Beitrag von Kilian »

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Beitrag von Thofrock »

Kilian hat geschrieben: Resumee: "Ab 18. September wird sich hier sowieso einiges ändern." (CDU General Kauder.)

Herr Kauder sollte mal das ach so ehrliche 39-seitige Wahlprogramm seiner Partei lesen, bevor er über Änderungen spricht. Auf einer Rot-Kreuz-Ankündigung für eine Kleidersammlung stehen mehr Informationen, als in dem Ding.
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Link(s)

Beitrag von HenryKupfer »

@Kilian:
Du meinst, das sei ein linker Link? Wenn man sich nur auf den Link konzentriert, ist er gar nicht so link(s)...
Sehr interessant fand ich auch die Passagen zum "deutsch-freien Sender" zwecks Werbeinteressen. Du müsstest doch am besten wissen, wieviel da dran ist, Kilian. Und wenn es so ist, dann könnte man ja in der Forderung nach einer Deutsch-Quote (die so ja eigentlich gar keiner gefordert hat) dann doch wieder mehr sehen als reine Deutschtümelei...
:wink:

Nochmal zu Reinhard Lakomy: Natürlich wollte ich sein künstlerisches Schaffen nicht auf das Lied "Bier" reduzieren, aber man muss zugeben, dass die besungene Erfrischung nicht ganz unwichtig ist, auch für Lacky nicht...
:)
Kilian
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Beitrag von Kilian »

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Lakomy und Kunze

Beitrag von HenryKupfer »

Ja, und mindestens 2 Schulen tragen bereits den Namen "Reinhard Lakomy Schule"...
Als Lacky am 01.11.2004 in Dresden sein letztes Konzert für Erwachsene gab, begründete er das mit Worten, die an Heinz Rudolf Kunze erinnern. Er sprach vom schwachen Niveau der Comedy im deutschen Fernsehen, von zunehmender Amerikanisierung des Musikprogramms im Rundfunk und von Ignoranz gegenüber deutschsprachiger Musik: "Das ist doch einfach nur noch schlimm. So eine Verblödung ärgert mich." Und: "Wenn Politik und Hörer es gut finden, dass die Amerikaner nicht nur weltpolitisch, sondern auch kulturell das Sagen haben, müssen sie das mit sich abmachen - ich jedenfalls ziehe meine Konsequenzen."
Also ist es vielleicht nicht so verwunderlich, dass Heinz die Lacky-Bio und eine CD von ihm besitzt. Und vielleicht hat Lacky ja das/die eine oder andere Buch/CD von Heinz...
:wink:
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Beitrag von EwigGestrieger »

"Wenn Politik und Hörer es gut finden, dass die Amerikaner nicht nur weltpolitisch, sondern auch kulturell das Sagen haben, müssen sie das mit sich abmachen - ich jedenfalls ziehe meine Konsequenzen."

*wenn r.e.m. die gleiche botschaft wie bush und rumsfeld haben sollten hab ich was verpasst.green day , r.e.m. , nofx , the remones und vor allem hendrix haben ja wohl genau das gegenteil gewollt. dieser satz von lakomy ist schon irgendwie bezeichnend für diese ganze quotendebatte. einfach nur intolerant und fremdenfeindlich.statts den freien markt für freien und fairen wettbewerb zu nutzen jammern sie nur umher.bands und künstler die eine quote fordern sollten sich in die ecke stellen und schämen.und an alle anderen wie die toten hosen , einstürtzende neubauten , die ärzte , wir sind helden , blumfeld , kraftwerk , kettcar , tomte , herbert g. und und und. macht weiter so und zeigt allen das es auch ohne geht. denn qualität setzt sich ebend doch durch und das ganz ohne zesur !!!!
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