08* Deutsche singen bei der Arbeit (1987) Doppel-CD-LIVE

[PatrickH22]

Für mich als ein Fan neueren Datums ist dieses LIVE-Album ein absoluter Schatz denn er zeigt wie Heinz live in den 80ern war. Habe hier schon gelesen, dass er mit dieser CD für viele zu kommerziell geworden ist. Finde diese Platte jedoch sehr gelungen und man muss sagen, dass auch die TItelauswahl äußerst gelungen war. Besonders gefallen mir Fallensteller, Glaubt keinem Sänger und Für nichts und wieder nichts

Kommentar Ulf: Umfrage hinzugefügt

[chaosharry]

Die beiden CD's habe ich erst gestern in den Auto-Player geworfen, als wir von der Sylvesterparty kamen. Hat echt gerockt und gut getan.

[MartinB]

Ich hatte das Vergnügen, ein Konzert dieser Tour seinerzeit in Oldenburg live mitzuerleben. Eigentlich fand ich Stücke wie Finden Sie Mabel oder Mit Leib und Seele erstmal Hochverrat im Gegensatz zu den von mir favorisierten Stücken von der Nervensache bis Ausnahmezustand-Phase, aber die Live-Präsentation hat mich dann doch überzeugt. Deutsche singen bei der Arbeit ist mir daher ein wertvolles persönliches Zeitdokument, zudem bin ich über eine etwas obskure Quelle an eine Aufnahme vom damaligen Original-Konzert gekommen, so dass ich beides von ganzem Herzen geniessen kann.

Musikalisch sind mir aber die eher schrägen Songs ein Genuss: Maikäfer flieg z.B. - Wow!!! Das war ein grossartiger Moment im Konzert. Einerseits ein echter Stimmungskiller - plötzlich sooo viele Fragezeichen zwischen aller Ohren? Aber diese Version des Stückes hat eine so einzigartige Stimmung und war auch visuell ein echtes Erlebnis (trotz eigentlich eher bescheidener Lightshow, aber less can be more mit einem guten Lichtmixer), das werd ich nie vergessen. Ganzkörpergänsehaut, auch in der Erinnerung noch reizvoll. Nur schade, dass das kakophonisch-martialische Ende des Songs dem Zuhörer erspart wird auf der Deutsche-Arbeit-CD, wo eine gnädige Ausblende das Vergnügen des Hörers untrübt, aber das hätte wohl auch Rahmen gesprengt, die man gerade erst zu etablieren bemüht war seinerzeit.

Auch die genialen Sprechtexte fehlen völlig auf dem Album. Naja, damals war das ja alles noch auf (Doppel-)LP-Format ausgelegt und musste wohl entsprechend homogenisiert werden... Heutzutage gäbe es wohl eine Bonus-Disc für diese so leider verschollenen Schätzchen deutscher Ton- und Wortgewalt, oder wenigstens einen Link zu einer Seite, wo die eher schwerverdaulichen Reste des Konzerts abrufbar wären. Seinerzeit fiel sowas wohl noch in den ScienceFiction-Bereich. Jetzt, wo es möglich wäre, sowas upzudaten, lässt sich der Heinz wohl nicht mehr dazu bewegen, dieses nachzuliefern. Vielleicht in 20 Jahren oder so? Mal sehen...

[Ralvieh]

Hallo Martin, danke für Deinen posthumen Konzertbericht!
Du führst vieles auf, was auch IMHO auf dem Album fehlt.
Ich gehörte damals zu denen, die Heinz wegen seines Kniefalls vor dem Kommerz vorübergehend die Gefolgschaft aufkündigten. Infolge dessen weiß ich nichts über die damalige Konzertatmosphäre. Da hat mir Dein Bericht weitergeholfen.

Zum Album: Von mir eine 3, Tendenz zur 3-!

Begründung:

"Nach zwei kommerziell äußerst erfolgreichen Alben hätte dieses Live-Album eigentlich ein Höhepunkt werden können. Leider ist es dazu nicht gekommen. Denn Kunze wollte sich auf diesem Album wie auf keinem zweiten massentauglich präsentieren.
Aber das passt nun mal überhaupt nicht zu einem intelligenten Poeten wie ihm. Und so strauchelt er auch bei fast jedem Schritt ins Kommerzielle.

Das fängt schon mit dem Auftrittslied an. "Er ist wieder da", ein müder, drittklassiger Schlager von der vergessenen Sängerin Marion März. Sollte das lustig sein? Oder ironisch? Tatsächlich war es nur peinlich. Vor allem für einen Sänger, der sich mit "Ich glaub es geht los" gerade selbst ein hervorragendes Auftrittslied auf den Leib geschrieben hatte.

Danach facht er mit einigen Hits die Stimmung an. Aber auch hier versteht er es nicht, auf der Woge, die ihm das Publikum entgegen bringt, zu reiten. Warum lässt er sie nicht mal bei "Dies ist Klaus" eine Strophe alleine singen, wenn sie sich schon so willig anbieten? War die Band so unflexibel?

Auch die zaghaften Versuche, eigene Lieder zu variieren, können nicht überzeugen. "Für nichts und wieder nichts" wird durch die Transposition auf die Canned-Heat-Melodie von "On the road again" genauso weichgespült wie "Sicherheitsdienst" in der R'n'B-Version. "Maikäfer flieg" gewinnt auch nicht, wenn man es auf 7 Minuten auswalzt. Und warum er aus all den schönen Oldies ausgerechnet den CCR-Mitgröhl-Song "Hey Tonight" auspacken musste, ist auch schwer nachvollziehbar.

Immerhin ist die Auswahl der Stücke recht ausgewogen: Alle 7 bis dato veröffentlichten Alben steuern Stücke bei. Selbst das Vor-Lürig-Album "Ausnahmezustand" ist mit immerhin vier Liedern vertreten. Kunze steht also zu den Songs, die er vor dem großen Durchbruch aufgenommen hat.

Was aber besonders negativ auffällt: Die Sprechtexte sind nur in der CD-Beilage abgedruckt. Und nicht auf der CD aufgenommen. Gerade bei seinen literarischen Einlagen schafft Kunze noch den intimsten Kontakt zu seinem Publikum.

Insgesamt liegt hier wieder nur eins der vielen soliden, aber wenig aufregenden Live-Alben vor uns: eine Greatest-Hits-Sammlung mit etwas schlechterer Tonqualität als im Studio. Eine besondere Live-Atmosphäre kommt leider nicht rüber."