30* DIE GUNST DER STUNDE Meinungen vor VÖ

[Thofrock]

Ich frage aber nochmal, weil Du ja gar nicht geantwortet hattest, etwas konkreter nach.
Wen gibt es denn, bei dem diese Flamme nach 3 Jahrzehnten noch so brennt wie du es reklamierst ? Aus meiner Sicht erwartetst du da etwas was kein Künstler auf diesem Planeten leisten kann.
Übrigens auch nicht die Knyphausens, Kante, Kettcar, oder wer sonst so im Moment für die Flammen sorgt.

Einen Qualitätsverlust bei den Texten sehe ich übrigens auch nicht. Die werden nur inzwischen im Sinne des Charakters der jeweiligen Programme aufgeteilt.

[reedinger]

[DasUltimatum]

Also, ich finde nicht, dass Kunze von Album zu Album schlechter wird. Die bisherigen Tiefpunkte für mich waren "Alter Ego", "Halt" und "Das Original" - zu meinen absoluten Highlights gehören "Brille", "Rückenwind", "Draufgänger", "Wunderkinder" und "Eine Form von Gewalt" -- allesamt aus verschiedenen Schaffensperioden des Künstlers. "Protest" gehört für mich - trotz einiger Tiefschläge - zu den besseren Alben von HRK und übertraf seine beiden Vorgänger.

Allerdings habe ich - genährt durch die vorhandenen Infos (Interviews, Kommentare, Ton-Schnipsel, ...) - die Befürchtung, dass "Die Gunst der Stunde" eine Konkurrenz für "Alter Ego" wird. Auch meine Vorfreude tendiert daher gegen null.

Musikgeschmack ist ja bekanntlich subjektiv. Aber ich persönlich kann mit den pseudo-lebensfrohen Kunze-Liebeslieder nichts anfangen; ich finde sie insbesondere textlich ausgesprochen platt und schlager-haft. Das kann er einfach nicht, meiner Meinung nach. Die Begeisterung der Schlagerfuzzis von Ariola über "Die Gunst der Stunde" lässt mich da Angst und Bange werden.

Nun ist es natürlich ein Unterschied, ob mir etwas gefällt und ob es kommerziell Sinn macht. Der Schlager-Kunze als Verkaufsstrategie - ich bin gespannt, ob das aufgeht. Und ich bin da - ehrlich gesagt - eher skeptisch, aber wir werden sehen.

Ich finde es sehr schade, dass wir tolle Stücke wie "Irrland" oder "Alaska Avenue" (usw.) nur noch im Rahmen eines Kabarettprogramms geboten bekommen und nicht mehr mit voller Band auf regulären Alben oder im 'richtigen' Konzert.
Aber vielleicht beim nächsten Album 2013 - hoffentlich gibt es keine dauerhafte Schlagerorientierung ...

[An]

Ich sehe es auch so, dass HRK im letzten Jahrzehnt bedeutend nachgelassen hat. Und zwar nicht nur wengen der immer häufigeren Schlagerannäherung, sondern auch wegen der Veränderung der Texte. Denn die sind bei den letzten Alben doch deutlich schlichter geworden. Mittlerweile wirbt ja sogar die Plattenfirma damit, dass HRK weniger Metaphern benutzt und viel direkter sei. Dabei war gerade dies ein Qualitätsmerkmal von HRK. Dass es sich nur um eine Anpassung an die verschiedenen Programme handelt, wage ich zu bezweifeln. Zum einen finde ich vieles von Räuberzivil oder Kommando Zuversicht auch nicht besonders gelungen (Songs wie Legt die Waffen nieder, Noahs Eisenbahn oder Steckbrieflich gesucht sind textlich ja auch eher schlicht), so dass ich den ganz großen Niveauunterschied da nicht sehe. Zum anderen sind die Leute doch früher nicht trotz, sondern wegen HRKs besonderer Art zu texten in die Konzerte gekommen. Und wenn man sich heute einmal im Publikum umsieht, dann sind das doch dieselben Leute die früher da waren und mit HRK gealtert sind. Junge Menschen unter 25 gibt es doch kaum in HRK-Konzerten. Ergo könnte man den auch textlich und musikalisch mehr zumuten als Sie geht vorbei oder Susanne. Und bei den übrigen Programmen ist es doch wohl auch so, dass viele Leute kommen, weil HRK in ihre Stadt kommt. Diese Konzerte finden ja eben zu einem nicht geringen Teil in Klein- und MIttelstädten statt, wo sonst weniger los ist.

Und ob das Publikum mehr wird, wenn sich HRK im Schlager versucht? Ich wage das zu bezweifel. Wir brauchen uns ja nur hier bei den Wukis umzusehen: Wir sind doch in den letzten Jahren nicht ohne Grund immer weniger geworden.

[Thofrock]

Zum anderen sind die Leute doch früher nicht trotz, sondern wegen HRKs besonderer Art zu texten in die Konzerte gekommen.

Nur in der Vor-Lürig-Zeit als der Studentenanteil im Publikum sehr hoch war. Als es dann mit Heiner in die großen Hallen ging, ist genau das Gegenteil passiert. HRK war Mainstream, und die Konzertbesucher waren die gleichen wie bei Pur und Westerhagen. Die kamen doch ausschließlich wegen den "schlichteren" Sachen wie "Mabel", "Mit Leib und Seele" etc.
Das waren dann auch die Leute, die Mitte der 90er in Scharen wieder abwanderten, ohne das ein Grund dafür erkennbar gewesen wäre. Und danach waren die stärker auf Lyrics fixierten Fans bei den Konzerten wieder unter sich.

[An]

Glaube ich nicht. Ich bin Mitte der 1980er mehrfach mit anderen Abiturienten zu HRK gegangen. Mittlerweile lästern die nur noch über Schlager-Kunze. Zu Pur oder Westernhagen wären die nie gegangen.

[Thofrock]

Naja, das liegt dann aber an den Leuten. Die meisten sind ja nun belegbar abgewandert zwischen Draufgänger und Richter-Skala. Und wenn die da nennenswerte Veränderungen ausgemacht haben sollten, dann eher wegen geringerer Schlagerlastigkeit. Jedenfalls sind das gewiß nicht die, die heute Knyphausen hören.

[manuelg]

das bittere ist doch, dass gerade auch sender, die heinz jahrelang gepusht bzw. immer wieder gespielt haben inzwischen auch die unzähligen rosen dankend ablehnen und sie ignorieren.
ndr2 hat vor zwei jahren "längere tage" und sogar "bagdad" für kunze-verhältnisse rauf u. runter gespielt und schütteln bei "hunderttausend rosen" nur noch den kopf, gerade weil sie von heinz mehr erwarten, vor allem textlich.
gerade auf der textebene hat er sich doch von den üblich verdächtigen deutschrockkollegen über 2 dekaden positiv abgegrenzt.
"LT" hatte einen passablen altersmilden text in ein "weiches" soundgewand gekleidet.
"HR" ist des guten zuviel, da sich beide ebenen gegenseitig zum unerträglichen hochschaukeln, dass sogar die grundsätzlich wohlgesonnenen öffentlich-rechtlichen mainstreamformatradiosender abwinken.

es ist nicht zu leugnen, dass heinz` veröffentlichte musik sich in den 2000ern in der breite grundlegend verändert hat. was mit "halt" begann, wurde im folgenden konsequent weitergeführt, ausnahmen wie "killroy", "wahres gesicht", "K" und die 3 bis 4 "protestsongs" bestätigen die regel.
die allgemeine musikfarbe hat sich gewandelt, sie ist nicht schlechter , aber objektiv gesehen schlicht weg anders geworden.
subjektiv konstatieren viele wukis hier, die überwältigende mehrheit, eine qualitätsverlust - textlich wie musikalisch.

und die knyphausens, poisels, freverts etc. dieser welt haben mit dem heutigen HRK so gut wie nichts mehr gemein, bestenfalls ist heinz´anfangsphase anfang der 80er in dieser singer/ songwriter - kategorie zu verorten.

[An]

Ich stimme Dir in allen Belangen zu und würde jedoch gerne bei der neuen HRK-Single wiedersprechen, mit dem Hinweis, dass diese den Radiostationen sicherlich erst ab morgen vorliegt. Dem ist jedoch nicht so: Beim Googlen kann man erfahren, dass der Titel am 7. Dezember bereits bei Radio Aktiv in Bad Pyrmont lief.

http://radio-aktiv.he-hosting.de/index. ... Itemid=149

[schiller2003]

Ich stimme Dir in allen Belangen zu und würde jedoch gerne bei der neuen HRK-Single wiedersprechen, mit dem Hinweis, dass diese den Radiostationen sicherlich erst ab morgen vorliegt. Dem ist jedoch nicht so: Beim Googlen kann man erfahren, dass der Titel am 7. Dezember bereits bei Radio Aktiv in Bad Pyrmont lief.

http://radio-aktiv.he-hosting.de/index. ... Itemid=149

Ui Radio Aktiv....die werbemaschine läuft unaufhaltsam.....

Und noch etwas zu dem Thema, dass es kein Künstler schafft über einen so langen Zeitraum mit seinen Liedern zu berühren. Ich denke, dass kann man so nicht behaupten, denn das entscheidet sicherlich der Hörer alleine. Eine Hardcore Fan der Flippers wird mit Sicherheit sagen, dass alle Lieder von der ersten bis zur ( Gott sei dank) letzten Platte "unter die Haut gehen". Also liegt es immer im Auge des Betrachters. Reinhard may schafft es meiner Meinung immer noch zu berühren. Sicherlich auch nicht mit allen Liedern, jedoch überwiegen bei ihm definitiv die Songs mit Tiefgang und Intelligenz. wie gesagt, immer eine Sache der Betrachtung. Daher ist deine Aussage falsch.
Schade auch, dass die Uten textlichen Stücke nur noch im Rahmen des Kabarett Programmes zum tragen kommen. Irrland oder eine Hand, andere Hand sucht man leider vergebens auf den letzten Werken. Ich bleibe dabei...textlich hat hrk in der vergangenheit mehr zu bieten gehabt.....schade schade schade...
Und wenn man diesen thread mal durchschaut, stehe ich ja nicht alleine da mit der Meinung. Und das von seinen hardcorefans.....schade hrk.

[fallensteller]

Sicher Heinz hat sich verändert, er ist nicht mehr Richterskala, oder Draufgänger, sondern ruhiger und popiger geworden. Ob man das jetzt unbedingt Schlager nennen muss? Es gibt mM sicher einige Musiker die deutlich mehr Erfolg haben und auch nicht so weit weg vom Schlager sind, denen würde man das aber nie vorwerfen (z. B. Rosenstolz).
Übrigens ich mag mich ja täuschen, aber ich meine durchaus in "Gunst der Stunde", etwas zu entdecken was mich sehr an den "Abend mit Brille" erinnert, locker beswingte Musik, die einfach Spaß macht, was ja vielleicht auch an den Bläsern liegt die bei der Platte mitgewirkt haben.

[MartinB]

Diesmal bin ich ja auch eher skeptisch und vermisse an mir selbst die vorfreudige Schwanzwedelei beim Gedanken an das neue Album. Mit 100000 Rosen fühle ich mich gar so ungemeint wie noch nie. Dennoch finde ich es ok und legitim, wenn Heinz sich dazu entscheidet (und da sprechen m.E. viele Zeichen - siehe Konzertplakat - für), sich dem "Pöbel" zum Frasse vorzuwerfen. Ich würde es ihm gar gönnen, in diesen Gefilden tüchtig abzuräumen. Wenn dies die Strategie für 2011 ist, seis drum, dann ist es eben so.

Wir hier haben ja eine sehr spezielle Wahrnehmung von Heinz, die sich "im Volk" gewiss sonst nirgends findet. Zudem sind sogar hier verschiedene Vorlieben erkennbar. Sollte Heinz ein Album "extra für uns" machen wollen - auweia, das gäbe harte Diskussionen... Es gibt halt neben uns eine überwältigende Überzahl von Menschen, die sich am ganzen Herz und Mabel usw. ehrlich erfreuen und, holt Heinz sie geschickt dort ab wo sie seiner harren, fähig wären tüchtig Kapital ins Kunziversum zu schaufeln. Ich denke, dies kann Heinz auch getrost anvertraut werden. Er ist ja kein SichdenArschvergoldenlasser sondern investiert auch immer wieder tüchtig in von vornherein auf Massenunkompatibilität angelegte Projekte, die ganz eindeutig eben genau an uns adressiert sind. Es ist gewiss nicht so, dass Heinz sein Herz für seine wahren Kenner und Geniesser verloren hat. Man betrachte nur die DVD-Box, die nicht hoch genug zu loben ist und mit der ein Durchschnittsmusikkonsument gewiss herzlich wenig anfangen könnte... Und mit der Bonus-DVD schon gar nicht, denn da werden Fragen besprochen, die sich ausser uns kaum jemand stellen dürfte. Wer ausser uns tut sich denn über drei Stunden echtes Insidermaterial an, bei dem obendrein auch noch so viel Unbequemes zur Sprache kommt und Stimmungen transportiert werden, die weit jenseits der üblichen Selbst- und Fremdbeweihräucherungsrituale schwingen, welche sonst an solchen Orten eher überflüssigerweise mitgeliefert werden? Die massenhaften Bonustracks der remasterten CDs von neulich hauen in dieselbe Kerbe. Wer - ausser uns - kann denn da wirklich was mit anfangen?

Von daher plädiere ich dafür, diesen Grossangriff auf die Masse tapfer mitzutragen und Die Gunst der Stunde nicht allzu persönlich zu nehmen. Ich kann mir auch vorstellen, dass die bevorstehende Tour mit all ihren zu erwartenden Standart-Ritualen (ich befürchte da z.B. jede Menge Mitgröhl-Passagen...) für Heinz richtig schwere Arbeit wird. Er wird mit den Früchten dieser irgendwas vorhaben, was auch ihm (und uns) dann wieder besser gefällt.

[manuelg]

Hundertausend Rosen

Wir alle suchen Liebe
wir alle suchen Glück
egal wie cool man sich stellt
das ist der Lauf dieser Welt

wir alle wolln ein Stück
Von diesem großen Kuchen
der in der Zeitung steht
und der für wenige nur
aber in einer Tour
in Erfüllung geht

Das Herz ist manchmal dunkel
und fragt dich Schlag für Schlag
wann kommst du endlich bei dir an
los schenk mir langsam
einen Sommertag

Hunderttausend Rosen
für die hemmungslosen
radikal verliebten dieser Welt
Blüten soll es regnen
und ich will dir begegnen
unter einem roten Himmelszelt

Ich weiß wovon du redest
wenn du das nicht mehr glaubst
gebrannte Kinder sind wir
doch ich schwöre es dir
daß du dich selbst beraubst

Wenn du nicht daran festhältst
daß Wunder möglich sind
du kannst den Regenbogen sehn
und tu nicht so als seist du
farbenblind

Hunderttausend Rosen
für die hemmungslosen
radikal Verliebten dieser Welt
Blüten soll es regnen
und ich will dir begegnen
unter einem roten Himmelszelt

[manuelg]

...Radio Aktiv in Bad Pyrmont lief.

http://radio-aktiv.he-hosting.de/index. ... Itemid=149

das ist wirklich realsatire pur, wie heinz sie nicht besser hätte schaffen können!

[Thofrock]

und die knyphausens, poisels, freverts etc. dieser welt haben mit dem heutigen HRK so gut wie nichts mehr gemein, bestenfalls ist heinz´anfangsphase anfang der 80er in dieser singer/ songwriter - kategorie zu verorten.

Um Himmels Willen, das fehlte grad noch, wenn die alle versuchen würden, HRK zu kopieren. Mal abgesehen davon, dass der Gisbert sehr wohl (beabsichtigt oder nicht) Anspielungen auf Kunze draufhat ("wo die Verwundeten wohnen, da will ich sein")