Andrea Kathrin Loewig
Fesche Lola verführt Präsidenten im Varieté
VON MARIA BÖHME
Präsident Ebers (Helmut Krauss, links), verliebt sich in Lola (Andrea Kathrin Loewig) und Heinz Rudolf Kunze singt dazu. (FOTO: JÖRG ESCHENFELDER)
LEIPZIG/MZ. "Kann denn Liebe Sünde sein" singt Andrea Kathrin Loewig mit falschen Wimpern klimpernd. Lässt die Hüften kreisen, streicht sich gedankenverloren übers Dekolleté. Statt glattem, Kurzbob trägt die Blondine Wasserwellen. Weißen Kittel und Birkenstocksandalen hat sie gegen Pelz, Puscheln und Pumps getauscht.
Aus der vorbildlichen Muster-Anästhesistin Kathrin Globisch aus Deutschlands beliebtestem TV-Krankenhaus, der Sachsenklinik, ist die fesche Varietékünstlerin Lola aus der gleichnamigen Inszenierung geworden. Die Verwandlung ist perfekt - auch wenn die Verführerin hier eher verbindlich und verlässlich als verrucht rüberkommt.
Fest steht: Schauspielerin Andrea Kathrin Loewig ist mit der Theaterproduktion "Lola" der liebgewonnenen Fesseln ihrer "In aller Freundschaft"-Rolle für eine Weile entschlüpft. Die gebürtige Merseburgerin wagte wieder den Schritt vom Krankenhausflur auf die Bühne - diesmal auf die der Musikalischen Komödie in Leipzig. Dort feierte "Lola" Anfang der Woche Premiere.
Bereits vor zwei Jahren spielte die Mutter einer Tochter die Lola im "Blauen Engel". In Mario Eicks musikalischem Schauspiel "Lola" soll nun die Geschichte der Varietésängerin aus dem Film "Der blaue Engel" (1930) weitererzählt werden.
Dabei dient die Geschichte um die Sängerin Lola, die in einem verrufenen Lokal einen ehrenwerten Mann mit ihren Verführungskünsten zu Fall bringt, als Folie für ein Stückchen politisches Kabarett - mit Gesangs- und Tanzeinlagen im Stil der "Roaring Twentys". Diesmal ist es sogar der Präsident, der Lola in die Falle tappt. Der größte Verfechter von Werten und Moral ist dank einer Intrige des Vizekanzlers (Boris Schumm als Guttenberg-Verschnitt) im Tempel der Lust gelandet: Die Rolle des gemütlichen, etwas autoritären, aber ungefährlichen Präsidenten Ebers ist dem Schauspieler Helmut Krauss auf den Leib geschrieben.
Den Staatsmann gibt er genauso souverän wie den schrulligen Nachbarn aus der ZDF-Kinderserie "Löwenzahn". Ebers verfällt in dem Etablissement, das den Namen seiner Hauptattraktion trägt, Lolas Charme. Obwohl ihn die Kanzlerin aus der kompromittierenden Affäre mit einer Vertuschungsaktion befreien will, tritt der von seinem Amt zurück und will mit Lola in ein neues Leben aufbrechen...
Die Welt des Varietés - halb Bordell, halb Theater - wird in der Produktion zur Manege des politischen Zirkus. Als Nummernrevue wird der Aufstieg und Fall von Ebers inszeniert. Mit dabei: Illusionisten, Verwandlungskünstler, Gorillas, der Clown "Otto Normal" - und Heinz Rudolf Kunze.
Der Musiker ("Dein ist mein ganzes Herz") tritt als er selbst in der Revue auf. Begleitet von einer sechsköpfigen Live-Band, die den gesamten Abend musikalisch in die Zeit der großen Tonfilmschlager katapultierte: "Ich brech die Herzen der stolzesten Frau'n", "Nur nicht aus Liebe weinen", "Mein Gorilla hat 'ne Villa im Zoo". Und Loewig singt - in Strapsen und Abendrobe. Nicht technisch einwandfrei - aber mit soviel Herzschmelz, dass das Publikum nur noch eines kann: Mitklatschen.
"Lola": 10. Dezember, 19.30 Uhr, Musikalischen Komödie Leipzig
Tickets bei der Oper Leipzig: 0341 / 12 61 261