Fußball-EP und sein neues Album "Räuberzivil"

die HRK - VÖ oder .....
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Kalle
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Fußball-EP und sein neues Album "Räuberzivil"

Beitrag von Kalle »

QUELLE PRESSE: http://www.rollingstone.de

Interview
Heinz Rudolf Kunze über seine Fußball-EP und sein neues Album "Räuberzivil"
Pünktlich zur Fußball-EM in Polen und der Ukraine hat Heinz Rudolf Kunze ein kleines, ironisches Lied mit dem Titel "Im nächsten Leben werd' ich Spielerfrau" geschrieben, das Teil seines zweiten "Räuberzivil"-Albums ist, das im September erscheinen wird. Wir haben den Song bereits exklusiv im Stream. Max Gösche hat ihn zum Interview getroffen.
Bild
Foto: Krafft Angerer/Getty ImagesSinger Heinz Rudolf Kunze

Er hätte als Junge gern Fußball gespielt. Es war ihm nicht vergönnt. Heinz Rudolf Kunze musste sich trotz fußballbegeistertem Vater mit Zuschauen begnügen. Der Grund dafür: "Ich hatte als Kind eine Knochenkrankheit im linken Bein und musste ein Jahr lang in der Schule an Krücken laufen." Was sein Interesse jedoch nicht schmälerte. "Die Weltmeisterschaft 1966 war das erste große, prägende Fußballerlebnis für mich, meine Initiation." Heute sympathisiert Kunze mit Werder Bremen, freut sich aber auch für die Bayern, "solange Dortmund Meister wird". Pünktlich zur Fußball-EM in Polen und der Ukraine hat er ein kleines, ironisches Lied mit dem Titel "Im nächsten Leben werd' ich Spielerfrau" geschrieben, das Teil seines zweiten "Räuberzivil"-Albums ist, das im September erscheinen wird. "Mehr Biss" soll das jetzt wieder haben, so Kunze. Den hätten die Kritiker zuletzt bei ihm vermisst. Aber ob sanfte Ironie für eine umfassende Bestandsaufnahme reicht ...?

RS: Was hat Sie dazu veranlasst, dieses Lied zu schreiben?

HRK: Ich habe immer schon gern die Sportschau und die Berichterstattung verfolgt und mir Gedanken gemacht über diese neue High Society der Top-Sportler. Über das Zwischenmenschliche, was man auch bei Autorennen beobachten kann, am Straßen- beziehungsweise Spielfeldrand.

RS: Es gab also keine konkrete Anfrage vom DFB?

HRK: In meinem Leben haben schon einige Leute angefragt, die was mit Fußball zu tun hatten, aber ich glaube nicht, dass sich der DFB so ein Lied vorgestellt hätte. Borussia Dortmund hat nach der letzten Meisterschaft "Dein ist mein ganzes Herz" umgetextet auf schwarzgelb und Dortmunder Patriotismus. Solche Berührungspunkte mit Fußball gibt es immer mal wieder.

RS: Fühlen Sie sich berufen, wieder mehr Kritik in den öffentlichen Umgang mit Profisport zu bringen, ähnlich wie in ihrem Song "Packt sie und zerhackt sie" von 1986, der die faschistuiden Tendenzen in großen Stadien aufs Korn nahm?

HRK: Ich finde, dass dieser Song nach wie vor große Aktualität hat, denn auch der DFB muss sich ja immer mehr mit der Problematik 'Gewalt in Stadien' herumschlagen, wobei das neue Lied weniger etwas anprangert, sondern mehr im Sinn der allerschärfsten Ray-Davies-Kinks-Lieder etwas auf die Schippe nimmt.

RS: Die musikalischen Mittel der "Räuberzivil"-Alben sind stark an Country und Bluegrass angelehnt. Ein Schritt Richtung Alterswerk?

HRK: Zumindest ist es die Richtung, die bei "Räuberzivil" vorgegeben ist. Das ist so wie bei Neil Young: Wenn der mit den Stray Gators loszieht, klingt das anders, als wenn er mit Crazy Horse unterwegs ist.

RS: Ein Thema, zu dem Sie sich seit Jahren immer mal wieder äußern und das jetzt durch Sven Regeners Wutrede im Bayrischen Rundfunk eine neue Dimension erreicht hat, ist das bestehende Urheberrecht in Deutschland. Pflichten Sie Regeners Einschätzung zur Situation der Popmusik bei?

HRK: Ich finde, da kann es aus unserer Sicht der betroffenen Urheber keine zwei Meinungen geben. Das ist einfach eine beklemmende Entwicklung, dass viele Leute kein Unrechtsbewusstsein mehr haben, wenn sie geistigen Diebstahl begehen. Wenn Musik kostenlos für alle erhältlich sein soll, wird es irgendwann keine Musik mehr geben, denn es kostet viel Geld, Musik herzustellen.

RS: Sie haben mal davon gesprochen, dass es für junge Musiker finanziell unmöglich ist, ein Album in der Form aufzunehmen, wie das früher möglich war. Hat sich daran etwas geändert?

HRK: Ich habe nicht so das Vertrauen in den Optimismus einiger junger Kollegen, die sagen: 'OK, wir stellen das kostenlos ins Internet und erspielen uns unsere Fans durch radikale Öffentlichkeit. Dann kommen die schon in unsere Konzerte.' Ich habe meine Leben lang gut mit "normalen" Plattenfirmen zusammengearbeitet. Ich bin kein guter Kronzeuge gegen die Musikindustrie.

RS: Andererseits ist es heute einfacher, ein Album selbst aufzunehmen und in kleinerem Kreis zu bewerben.

HRK: Wenn man damit seine Öffentlichkeit erreicht, ist ja alles in Ordnung, nur in dieser Flut von Material, muss man ja erstmal einen Fuß in die Tür kriegen, um in den Medien überhaupt vorzukommen. Und da habe ich meine Zweifel, ob das bei den kleinen pionierartigen Vertriebswegen hinhaut.

RS: Wie kommen wir denn aus der Urheberrechts-Misere wieder raus?

HRK: Tja, wenn ich das wüsste … Ich kann nur hoffen, dass meine Hörer so ähnlich veranlagt sind wie ich, nämlich leidenschaftliche Sammler. Dass es ihnen nicht reicht irgendwas herunterzuladen und zu brennen. Wenn ich Musik haben will, dann kauf' ich sie mir, weil ich Musik gern im Regal habe und rausnehme und in den Booklets blättere. Ich möchte Musik – genau wie Bücher – als Objekt bei mir haben. Es ist eine grundsätzliche Entscheidung, ob man Musik auch als Wertobjekt achtet oder ob man sie als akustische Tapete betrachtet. Ich kann mich überhaupt nicht in jemanden hineinversetzen, der von einem Künstler nur ein Lied haben will. Wenn mich jemand interessiert, dann will ich alles von dem haben, ich will auch seine schwachen Momente. Ich will wissen, warum ist das gelungen und das nicht. Ich will es vergleichen und vielleicht zu anderen Schlüssen kommen als die Öffentlichkeit und sagen: 'Moment mal, hier ist ein Track auf Album XY, den überhaupt noch keiner gewürdigt hat. Der ist ganz toll!' Ich will umfassend bescheid wissen, weil Musik eine Hauptrolle in meinem Leben spielt.
Schreibe (Redet), was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es lesen (hören).
Epheser 4,29

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