"Wir trauen uns einfach mal was"
Hatten während der Proben in Schwerin Zeit für ein gespräch: Heinz Rudolf Kunze (l.) und Tobias Künzel Ulrich Grunert
Die langjährige Freundschaft zweier alter Hasen der deutschsprachigen Pop-Musik führte zu einer Konzert-Premiere, wie sie spannender kaum sein konnte. "KuK" heißt das neue Live-Projekt von Heinz Rudolf Kunze und Tobias Künzel, das noch bis Ende Januar auf Tournee ist.Mit diesem Live-Projekt haben sich Kunze und Künzel eine neue Spielweise geschaffen, die kreativem Streben und gemeinsamen musikalischen Vorlieben erhebliche Freiräume bietet. Ulrich Grunert hat die mehrtägigen Proben in Schwerin verfolgt und mit den beiden Bandleadern über gemeinsame Wurzeln und den Mut zum musikalischen Risiko gesprochen.
Viele Anhänger der Prinzen und viele Fans von Heinz Rudolf Kunze sind noch etwas unsicher, was sich hinter der Abkürzung KuK verbirgt?
Tobias Künzel: Die Idee zum Projekt liegt Jahre zurück. Wir haben lange Zeit nur darüber geredet und uns nun endlich auch die nötige Zeit freigeschaufelt. Im Grunde wollen wir mit Kunze und Künzel unsere gemeinsamen musikalischen Vorlieben und Wurzeln auf der Bühne ausleben.
Kunze: Es ist nicht so, dass wir in unseren Bands etwas machen, dass wir nicht wollen. Aber es bleiben immer ein paar Dinge übrig, die in den normalen Band-Kontext nicht hineinpassen. Dafür haben wir dieses Live-Projekt geschaffen. Musikstrategisches Denken ist bei KuK nicht nötig. Wir trauen uns jetzt einfach mal was. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es wird sowohl die Prinzen als auch Heinz Rudolf Kunze weiterhin geben.
Tobias Künzel: Kunze und Künzel ist so etwas wie ein Urlaub, den wir uns zum Spaß gönnen. Wir haben dafür gemeinsam neues Material geschrieben, uns immer wieder Texte und Musik zugespielt. Die neuen Lieder sind in vielerlei Varianten entstanden. Entweder Text von Kunze, Musik von Künzel oder umgekehrt. Es gibt aber auch Lieder, die jeder allein zu verantworten hat.
Kunze: In der Show sind vierzehn nagelneue Songs von Tobias und mir zu hören. Dazu kommen einige bekannte Titel von uns beiden. Der Witz besteht darin, dass Tobias meine Lieder singt und ich mir Prinzen-Stücke vornehme. Wir werden in guter alter Everly Brothers-Tradition auch viel gemeinsam singen.
In der Regel geht eine Band erst auf große Tournee, wenn die neue Platte bereits in den Charts steht. Gehen da KuK nicht ein großes Risiko ein?
Kunze: Wir haben erst einmal zehn Konzerte im Januar gebucht. Wir möchten dort beobachten, wie die Leute mit unserem Angebot umgehen. Natürlich ist das auch ein Risiko. Das Publikum bekommt ja überwiegend Stücke von uns geboten, die es noch nie gehört hat. Früher wurde so etwas oft gemacht. Musiker gingen mit neuem Programm auf Reisen und schauten, wie die beim Publikum ankamen. Erst danach wurde entschieden, welcher Song im Studio auf die neue Platte kam. Heute ist die Regel umgekehrt. Wir machen die Ausnahme, gehen neue Wege. Im Grunde sind dies alte Wege, nur etwas vom Zeitgeist überwuchert. Und noch ein Trumpf: Mit Paul Millns,Christof Stein-Schneider und Peter Pichl haben wir starke Partner im Boot.
Kunze und Künzel sind Jahrgang 56 und Jahrgang 64. Wo liegen bei einem Abstand von acht Jahren die gemeinsamen musikalischen Wurzeln?
Heinz Rudolf Kunze: Obwohl Tobias um einiges jünger ist teilen wir unsere musikalischen Helden. Wir treffen uns im Progressive Rock der 70er-Jahre. Eine interessantere musikalische Phase wie die zwischen dem Ende der Beatles und dem Split der Sex Pistols hat es weder zuvor noch später gegeben.
Tobias Künzel: Als wir uns näher kennenlernten, konnten wir uns schnell über großartige Prog-Bands wie Yes, King Crimson und Emerson, Lake & Palmer verständigen. Ich hatte als Thomaner auf den Tourneen die Möglichkeit, sehr früh an die Platten meiner Helden heranzukommen. Möglicherweise hat das unseren kleinen Altersunterschied ausgeglichen.
Wird es im Anschluss an die Tournee ein KuK-Album geben?
Kunze: Ob wir im Studio etwas machen wollen, ist noch nicht klar. Geplant ist allerdings ein Live-Mitschnitt. Als limitierter USB-Stick im Digipak wird der in Schwerin aufgenommene Tour-Auftakt am Merchandising-Stand erhältlich sein. Und ich bin sehr froh, hier als eingefleischter CD-Hörer verkünden zu können, dass das Schwerin-Konzert später auch in einer CD-Version erscheinen soll.
Hintergrund:
Heinz Rudolf Kunze wurde 1956 in Nordrhein-Westfalen geboren. Er studierte Germanistik und Philosophie. 1980 wurde er bei einem Songschreiber-Wettbewerb entdeckt und bekam einen Plattenvertrag beim der Plattenfirma WEA. Kunzes größter Hit „Dein ist mein ganzes Herz“ erschien 1985. Kunze ist auch als Schriftsteller, Musicaltexter, Übersetzer und Dozent der Hochschule Osnabrück tätig. In über drei Jahrzehnten hat er ein vielseitiges Werk geschaffen, zählt neben Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen zu den großen deutschen Songschreibern.
Tobias Künzel wurde 1964 in Leipzig geboren. Er war Thomaner und studierte Schlagzeug und Gesang an der Leipziger Musikhochschule. Seit 1990 ist er Frontmann und Songschreiber der Gruppe „Die Prinzen“. Etwa sechzig Prozent des Prinzen-Repertoires stammt von ihm. Seit 2009 ist er außerdem auch stellvertretendes Aufsichtsratsmitglied der Gema.
Tour-Termine: „KuK“ werden auf ihrer „Uns fragt ja keiner“-Tournee am heutigen 23. Januar im Berliner Postbahnhof und am 28. Januar in der Fabrik Hamburg auftreten.
QUELLE PRESSE
http://www.svz.de