Samstag, 23. April 2022- 20:00 Uhr Georg-Friedrich-Händel in HALLE (Saale)
Was Viele schon fast abgehakt hatten, einige orakelten ja schon solche Veranstaltungen würden eh nie wieder stattfinden können - alles Schnee von Gestern. Der Frühling, der April der ja oft nicht weiß, was er will, hat alle lügen gestraft und es doch möglich gemacht. Unser aller Lieblings- und Vertrauenslehrer HEINZ RUDOLF KUNZE und sein Mega Kollegium starteten Heute die DER WAHRHEIT DIE EHRE TOUR und holen mit einem grandiosen Konzert, wie ganz nebenbei noch das 40.zigste, korrekterweise 41. Bühnenjubiläum nach. Wir Fans bedanken uns in erster Linie bei den Künstlern HEINZ, Andrew, Jens, Leo, Manuel, Matthias, aber besonders auch bei den verantwortlichen Peter, Bernard, Maik, Stanislav, Florian, Jochen, Stefanie, Lucas, Robert, Conrad, Torsten, Wilfried, Jan, Jochen, Stefan, Alex, Dustin, Nico, Philipp, Matthias den MÖGLICHMACHERN, all die Kulturarbeiter, die jenseits des Scheinwerferlichts dafür sorgen, dass diese Konzertreise stattfindet. Engagierte, nette Mitmenschen unterwegs um uns Fans zu begeistern. Wir alle wissen wie die Pandemie die ganze Branche gebeutelt hat und sind unheimlich froh und dankbar für das Durchhaltevermögen und Engagement. Endlich dürfen wir das live erleben und feiern was im Frühjahr 2020 mit dem Einstieg auf Platz 3 in den Charts für Aufmerksamkeit sorgte und uns Fans verzückte, begeisterte. Oh wie herrlich… DIE ZEIT IST über-REIF und wirklich DIE DUNKELHEIT HAT eben NICHT DAS LETZTE WORT. DIE GANZ NORMALEN MENSCHEN gehen alle wieder MIT LEIB UND SEELE zum Konzert.
Nachfolgend zunächst die nackte Setlist:
HRK & Verstärkung - Der Wahrheit die Ehre Tour 2022
01 Der Prediger
02 Spießgesellen der Lüge
03 Mit welchem Recht
04 Aller Herren Länder
05 Nimm mit mir vorlieb
06 Ich brauch dich jetzt
07 Meine eigenen Wege
08 Die Zeit ist reif
09 Kampfzone Mitte
10 Leg nicht auf
11 Stirnenfuß
12 Kadaverstern
13 Mit Leib und Seele
14 Die ganz normalen Menschen
15 Alles gelogen
16 Wenn du ohne Liebe bist
17 Dein ist mein ganzes Herz
18 Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort
19 Drum Intro - Pervers
20 Nachts um halb drei (Version: Die Städte sehen aus wie schlafende Hunde 1983)
21 Lola
22 Ein Traum & Alles was sie will & Mabel
23 Wenn du nicht wiederkommst
24 Ich habs versucht
Kommen wir also zur eigentlichen Show. Ein Ratespiel hinsichtlich des Openers braucht es diesmal nicht. HEINZ beginnt ohnehin gern mit dem Eröffnungssong des aktuellen Albums, diesmal drängt der sich aber ohnehin als Anheizer aus dem Lehrbuch auf. Der Opener beginnt in der Showversion mit einem starken quasi Orgelvorspiel. HEINZ wechselt dann zum singen ans Zentralmikro. Das ist die ideale
Eröffnung, und der Saal ist sofort wach. Druckvoll, fordernd und
natürlich etwas roher als in der Studio Fassung. Aber gerade an dieser rockigen Nummer kann man schon mal wunderbar feststellen, wie geil der Sound rüberkommt.
Der Plan ist, die Halle gleich mal in Bewegung zu halten. Denn auch „Spießgesellen der Lüge“ ist fett und saftig, auch hier live kantiger und aggressiver. Einer der wenigen Songs, die auf dem Wahrheit Album vielleicht ein bisschen zu geschliffen daher kamen und hier jetzt ganz anders atmen. Ganz fein auch das Licht. Als Bühnenbild dient ja ein Ausschnitt aus dem Werdegang Cover, der HEINZ mit riesigen Augen ins Publikum blicken lässt. In Szene gesetzt wird das Riesenteil von einer oberen Strahlerleiste und seitlichen Varistrahlern, die alle Farben, alle Richtungen, alle Stärken und alle Formen abbilden können. Dazu eine ganze Reihe von quadratischen Lichtblöcken, die sehr kreativ auf und über der Bühne verteilt sind. Damit lässt sich schon sehr schön arbeiten.
Nach den zwei Brettern gibt es eine launige Begrüßung, die HEINZ mit den Worten beginnt: Da seid ihr ja endlich.
Nun kommt ein thematisches Zwillingspaar. „Mit welchem Recht“ und „Aller Herren Länder“ nehmen sich mit unterschiedlichem Ansatz dem Flüchtlingsthema an, welches Jahr leider immer wieder gespenstischer Aktualität bekommt. Apropos "Aller Herren Länder". Von den Versionen auf Werdegang ist nicht viel übrig geblieben, vielmehr gibt es Arrangements, die wiederum relativ neu sind. Die mächtige Schlagzeug Figur von Jens und vor allem die gedehnt verzerrte Gitarre von Manuel Lopez erinnern zunächst mal ein wenig an "Biko", bevor man dann erkennt um welchen Song es sich handelt.
Die nächsten beiden Songs kommen aus der Schublade stilvolle Liebeslieder. Die Halle wird entschleunigt und bekommt eine wunderbare Version des erstmals gespielten „Nimm mit mir Vorlieb“. Sehr transparent, getragen von zauberhaften unaufdringlichen Keyboard Flächen, und betörenden Vocals. Ab sofort ein Klassiker.
"Ich brauche dich jetzt"" hätten wir auch gern mal in der Fassung der Neuaufnahme gehört, aber die vertraute Fassung tut es selbstverständlich auch. Zumal auch hier neue Akzente mit klingen, z.b. ein paar neue Klangfarben von Matthias Ulmer.
Dann mit „Meine eigenen Wege“ der erste Gassenhauer, um die Bewegung in der Halle wieder hochzufahren. Das klappt in Sekunden, die Nummer kennt jeder aus dem FF, deshalb auch keine Experimente. D.h., am Ende wechselt Heinz in "Go your own way" von Fleetwood Mac.
Und schon wieder ein Song aus dem Album, das der Tour ihren Namen gibt. „Die Zeit ist reif“, quasi die zweite Single, klingt total schön und unterscheidet sich auch live nur in Nuancen von der Studio Fassung. "Kampfzone Mitte“ ist die erste Überraschung des Abends. Titel aus dem Album „Die Gunst der Stunde“ haben sich selten in spätere Setlisten verirrt. Macht sich aber hervorragend, die Leadgitarre bewegt sich gleichzeitig wunderbar entspannt, aber auch messerscharf. Die Rhythmus Sektion geht durch die Decke.
Was ist eigentlich mit den Sprechtexten? Sie sind eingestreut, beginnend nach den ersten vier Songs, haben von der Anzahl von 4 auf 6 zugenommen, sind dafür aber im Durchschnitt etwas kürzer. Der nachhaltigste Text ist für Boris Romanchenko, Überlebender des Holocaust, der am 23. März in der Ukraine im Alter von 96 Jahren bei einem russischen Raketenangriff ums Leben kam.
Es ist warm in der Halle, und HEINZ erzählt vor dem nächsten Song von dem Videodreh dazu, den er seinerzeit in einem Eisbär Kostüm absolviert hat. Der Song heißt "Leg nicht auf", und hat bekanntlich die Eigenschaft, dass man ihn nie über hat, so oft auch immer man ihn hört.
Bis hierhin hatten wir weitgehend die neuen Songs und einige erwartbare Klassiker. Das wird sich jetzt ändern, die nächste Nummer ist zwar auch ein richtiger Live Killer gewesen, aber zuletzt im Set war er wohl vor ungefähr zwei Jahrzehnten. "Stirnenfuß" nämlich. Herrlich nostalgisch und sprühend vor Spielfreude.
„Stirnenfuß“ geht dann direkt über in düstere Keyboardflächen, die Drums setzen ein und der kundige Langzeitkenner erkennt, WOW, das ist doch...... „Kadaverstern“. Im ernst, seit Urzeiten nicht mehr live gespielt, so lange, dass selbst Matthias Ulmer, inzwischen 25 Jahre in der Band, mit dem Song noch nicht vertraut gewesen sein dürfte. Gänsehaut, ein in blaues Licht getauchtes Erlebnis, der Atem stockt ein wenig.
Zeit, der Halle nach diesen Brocken die Leichtigkeit zurückzugeben. „Mit Leib und Seele“ ist da eine gute Möglichkeit, zumal hier wieder alle im Thema sind. Hier spielt auch die Version keine entscheidende Rolle, da wir hier ja immer wieder mal neue Bearbeitungen bekamen, die schönste übrigens mit dem spaceartigen Intro vor ungefähr 10 Jahren.
Es folgt „Die ganz normalen Menschen“, zuletzt ja nicht wegzudenken aus dem Soloprogramm, und in der Bandfassung auch längst auf dem Weg zum Klassiker. Danach mit „Alles gelogen“ erneut ein Song aus dem Album „Brille" und wieder einer mit dem nicht wirklich zu rechnen war. Lange nicht mehr gehört, großartig.
Zurück zum aktuellen Album. „Wenn du ohne Liebe bist“ ist die inzwischen siebte Nummer daraus, die besonders durch den anspruchsvollen Chorgesang besticht. An der Stelle ein paar Worte zu Andrew Gräber, der nicht nur hier den Backgroundgesang regelrecht veredelt und HEINZ mit seinem vielseitigen Gitarrenspiel Freiräume verschafft, die dieser für Interaktionen mit dem Publikum nutzen kann oder eben am Klavier.
Inzwischen sind wir schon fast bei zwei Stunden angekommen, das reguläres Set hält noch zwei Songs bereit, "Herz" ertönt, die Georg-Friedrich-Händel Halle in Halle tobt. Allerdings nicht lange. Denn es folgt wiederum ein Pflicht Song aus dem „Wahrheit-Album“ zum vorläufigen Abschluss des Abends „Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“.
Vorläufig müssen wir großschreiben, denn für die Zugaben Blöcke war man diesmal besonders kreativ. Nicht dass man jetzt den Eindruck gehabt hätte, irgendeiner der Musiker sein müde oder erschöpft, aber den Sturm der nun noch durch die Halle fegen sollte, konnte man nicht erwarten. Haben die hinter der Bühne ein Sauerstoffzelt oder läuft da schnell wirkendes Doping?
Es gibt einen weiteren Song aus dem Wahrheit Album, etwas überraschend ist es "Pervers". Jens, der ja auch wieder die musikalische Leitung für die Tour hat, sorgte wahrlich dafür, dass dem Schlagzeug eine gesunde Wahrnehmung zuteil wird. Und HEINZ shouted, als habe das Konzert gerade erst begonnen. Auch beim nächsten Stück, dem ältesten des gesamten Abends, in dem ein Japaner „Nachts um halb Drei“ seine Hand in die Friteuse hält. Aus "Lola" wird ein regelrechtes Kinks-Medley, die erste Zugabe hat eine stolze Länge. Mit der zweiten geht das Feuerwerk weiter.
Es geht los mit "Ein Traum" aus dem Album „Klare Verhältnisse“. Längst nicht alle werden den Titel kennen, aber alle gehen mit und dann geht er direkt über in "Alles was sie will". Und weiter geht die wilde Fahrt wiederum mit direkter Überleitung zu "Mabel". Bilder für die Götter spielen sich ab. HEINZ begibt sich ans Klavier und beginnt mit Matthias am Keybordturm ein Spielrausch-Duell . Manuel, Leo und Andrew gehen, wohlgemerkt während sie weiterspielen, synchron vor dem Klavier auf die Knie und rutschen mehrere Bühnenmeter bis kurz vor HEINZ Instrument. Hier wird wirklich etwas außergewöhnliches zelebriert. Im Nachhinein konnte man erfahren, die Hosen sind beim Knierutschen heil geblieben und können weiter benutzt werden.
Danach dann noch "Wenn du nicht wiederkommst", wofür uns eigentlich die sehr kreativen neue Version gewünscht hätten, aber daneben doch zugeben müssen, das jetzt und in diesem Hexenkessel das Original einfach besser funktioniert. Auch der zweite Zugaben Blog hatte eine sportliche Länge, die Band verabschiedet sich abermals, und ist wie aus dem Wasser gezogen.
Aber Einen gibt es noch. Mit "Ich hab versucht" schließen die beiden Duellanten von zuvor diesen Abend sehr gefühlvoll ab. HEINZ: „Ich war und bin und bleib für immer
Ohne dich verloren“… und meint seine Fans, sein Publikum, seine Begeisterte Anhängerschaft. Es gibt keinen Grund Zuhause zu bleiben, es sei denn man will wirklich etwas verpassen und das wäre unserer Meinung nach ein schwerer Fehler.
Franky, Kalle