25* Kommando Zuversicht (2007)

die HRK Produkte und Meinungsbilder
Matt
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Beitrag von Matt »

Norddeutsch hat geschrieben:
Lisa_legt_nicht_auf hat geschrieben:Ich mag die CD. Besonders die "Walzer-Version" könnte ich mir endlos reintun!!!
Eine schöne Erinnerung an eine schöne Lesetour!
OK, beim nächsten Meeting tanzen wir einen Walzer mit Linksdrehung ( oh , kann ich den eigendlich noch ?? ) :roll:
Ok, ich mach dann schon mal den Vertrag und unsere finanziellen Forderungen startklar...Du würdest dann mit der Walzerprinzessin persönlichst tanzen...dumdidum
Musik ist die Kurzschrift des Gefühls.
Lisa_legt_nicht_auf
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Beitrag von Lisa_legt_nicht_auf »

Oh jaaaaaaa!!!! Walzertanzen mit Thomas!!!!! :D

Da bin ich natürlich sofort dabei, bin ja Walzerprinzessin... :wink:
Norddeutsch
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Beitrag von Norddeutsch »

Wie Walzerprinzessin ??? Oh oh, auf was habe ich mich da eingelassen. Muß dann die ADTV - Urkunden mal raussuchen :

Hey Galaxy : Schiche den Vertrag schon mal los , - aber denk dran - keine " Knüppelverträge -
Gruß Thomas
Carpe diem - Nutze den Tag -
Matt
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Beitrag von Matt »

Norddeutsch hat geschrieben:Wie Walzerprinzessin ??? Oh oh, auf was habe ich mich da eingelassen. Muß dann die ADTV - Urkunden mal raussuchen :

Hey Galaxy : Schiche den Vertrag schon mal los , - aber denk dran - keine " Knüppelverträge -
Gruß Thomas
Vergiß die Urkunden, dadurch wir's auch nich besser :lol: , gib Dir einfach Mühe...Das Kleindedruckte im Vertrag solltest Du dann besser nicht lesen, das ist der Absatz mit der freiwilligen Entschädigung deinerseits :lol:

Galaxy wünscht einen schönen Nikolaus Tag
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Abstinenzler
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Beitrag von Abstinenzler »

So, habe mir dann eben auch endlich die einzige CD in Hilden gekauft, ausgepreist mit 20,49, abgerechnet mit 17,99€ ;-), leider noch nicht 'reingehört, aber schon der Endwarn-Hinweis auf dem Cover ist sehr geil!!! Naja, hörn' wir mal.... :lol:
PatrickH22
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Beitrag von PatrickH22 »

Also ich finde die neue CD wahnsinnig geil. Gerade das Stück "Ich steh dir bei" ist eine richtig gute Version. Genau wie "Naherholungsgebiet" und "Wahrheit vom letzten Hemd". Von den Sprechtexten sind "Nachgefragt" und "Norwegische Romanze" meine Favoriten. Aber auch "Peinlich" überzeugt mich durchaus. Das teilweise die Stücke mit Text und komischen Glocken im Hintergrund nicht so gut ankommen verstehe ich, dass fand ich schon bei "Puls" auf der Golem-CD nicht besonders gelungen und die "Wasser bis zum Hals" hatte ja auch manche solche Stücke. Sicher hat Heinz eine kleine Lebenskrise und die neue CD wird davon auch nicht unberührt bleiben nur sind auch Stücke wie "König mit leeren Händen" so gut verpackt das er da auch rauskommen wird.
heikomannes
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Beitrag von heikomannes »

Ich habe nun endlich auch die Ruhe gefunden, die CD mal richtig von vorne bis hinten durchzuhören und ich neige Ans Meinung zu: Ich bin eher enttäuscht.

Einerseits kommt an etlichen Stellen die unglaublich intensive Performance durch, die dieses Konzert sicher zu einem wahnsinnigen Liveerlebnis gemacht haben.

Andererseits öden mich die Lesepassagen über weite Teil irgendwie an. Es ist einfach für Heinz Verhältnisse zu klamaukig. Früher kam mal ein "witziger" Text zur Auflockerung zwischen der Hirnkost, die mich natürlich auch überforderte. Aber wenn ich zu Heinze gehe, erwarte ich kein Kabarett für Arme, sondern Lyrik für Schlaue :-)

Natürlich gibt es auch Highlights in den Sprechtexten, aber irgendwie kommen die mir so anbiedernd vor, wie einige der letzten Plattenproduktionen. Dabei verliert Heinz aber seine eigentlichen Stärken, auch wenn er die Stücke natürlich alle 1a präsentiert.

Ich hatte ein ähnliches Gefühl schon latent bei der Lesung zur Leipziger Buchmesse, bei der ich das erste Mal Heinz mit Wolfgang Stute zusammen gesehen habe: Die Reise geht mehr in Richtung massentaugliches Abendunterhaltungsevent als in Richtung Lesung.

Das ist natürlich auch ein Weg, aber für den erwarte ich mir dann ein höheres kabarettistisches Niveau. Auf der CD brechen immer wieder Texte in "sexuellen Phrasen" ab. Dann muß Heinz hier auch kabarettistisch "hingehen, wo es weh tut" und nicht einfach "Ficken" brüllen... (im übertragenen Sinne). Die Stärke hätte er, wie in den Texten angedeutet wird und wie es sich auch in dem ein oder anderen Kommentar wiederfindet, der eine politische Neuausrichtung problematisiert. (Diese Neuausrichtung ist für mich persönlich der Grund, warum ich Heinz heute noch zuhören kann. Die Texte auf `Die Städte sehen aus...' kommen mir über 20 Jahre danach nur noch anachronistisch vor.)

Die Liedauswahl müsste ich lieber in dem Thread zu den schlimmsten Liedern besprechen, aber schlechte neue Lieder werden von "Brille" getoppt - gähn! Nicht immer rettet "unplugged" den Künstler...
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Beitrag von ulf »

heikomannes hat geschrieben: Die Liedauswahl müsste ich lieber in dem Thread zu den schlimmsten Liedern besprechen, aber schlechte neue Lieder werden von "Brille" getoppt - gähn! Nicht immer rettet "unplugged" den Künstler...
wobei die interessanteste Performance zeigt er bei einem der ältestesn Stücke. "Mit meinem leeren Glas" als er "völlig losgelöst" kräftig den Refrain interpretiert.
notamann
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Beitrag von notamann »

heikomannes hat geschrieben:Ich habe nun endlich auch die Ruhe gefunden, die CD mal richtig von vorne bis hinten durchzuhören und ich neige Ans Meinung zu: Ich bin eher enttäuscht.

Einerseits kommt an etlichen Stellen die unglaublich intensive Performance durch, die dieses Konzert sicher zu einem wahnsinnigen Liveerlebnis gemacht haben.

Andererseits öden mich die Lesepassagen über weite Teil irgendwie an. Es ist einfach für Heinz Verhältnisse zu klamaukig. Früher kam mal ein "witziger" Text zur Auflockerung zwischen der Hirnkost, die mich natürlich auch überforderte. Aber wenn ich zu Heinze gehe, erwarte ich kein Kabarett für Arme, sondern Lyrik für Schlaue :-)

Natürlich gibt es auch Highlights in den Sprechtexten, aber irgendwie kommen die mir so anbiedernd vor, wie einige der letzten Plattenproduktionen. Dabei verliert Heinz aber seine eigentlichen Stärken, auch wenn er die Stücke natürlich alle 1a präsentiert.

Ich hatte ein ähnliches Gefühl schon latent bei der Lesung zur Leipziger Das ist natürlich auch ein Weg, aber für den erwarte ich mir dann ein höheres kabarettistisches Niveau. Auf der CD brechen immer wieder Texte in "sexuellen Phrasen" ab. Dann muß vor.)

Die Liedauswahl müsste ich lieber in dem Thread zu den schlimmsten Liedern besprechen, aber schlechte neue Lieder werden von "Brille" getoppt - gähn! Nicht immer rettet "unplugged" den Künstler...
:D Jungs (oder Mädchen),
ist doch klar: Nicht immer gefällt jedem alles und das ist auch gut so! Aber gebt doch Heinz auch mal die Chance älter zu werden und viele Dinge anders zu sehen wie vor 20 Jahren! Ich habe es schon einmal an einer anderen Stelle gesagt: Nur wer sich ändert bleibt sich treu (Wolf Biermann) Der intellektuelle und oft bösartige Kritiker alles Establishments war gestern.... heute geht es ums richtige, tägliche Leben und auch seine ganz persönliche Sicht darauf (und seine oft bitterböse Art hat er halt - gottseidank - beibehalten).
Es ist uns ja vergönnt auf seiner website (Klare Verhältnisse) schon ein wenig vorzulesen:" Ihr kriegt mich nicht verteufelt und nicht auf den Altar..."
Heinz, Du hast uns auch heute etwas zu sagen!!!!!
Kalle
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Beitrag von Kalle »

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Unter nachfolgendem Link findet man die Produktbeschreibung von Amazone und Kundenrezensionen:

http://www.amazon.de/gp/product/B000JR0DP6?tag2=hrk-21
MVS
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Beitrag von MVS »

Das Hörbuch gefällt - trotz manch ungefälliger Zwischentöne, die teils schon genannt wurden. Beim dick auftragen von Hass und Liebe wäre manchmal weniger erheblich mehr. Kein Vergleich zur Liveatmosphäre - die konnte nicht aufs Album tansportiert werden. Musikalisch sind Highlights dabei - wie diese Whoanspielungen bei "Fetter Alter Hippie" und "Möglicherweise ein Walzer". Hut ab auch vor Wolle Stute und seiner störrischen Greensleeve Einlage mitunter.

Kein unwichtiges Werk zur Komplettierung der HRK Vollsammlung, aber an "Wasser bis zum Hals ..." kommt es bei weiten nicht ran, z.B.

Grüße Matthias
Schamanen lesen Knochenwurf und Vogelflug
reedinger
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Beitrag von reedinger »

Einige Gedanken zum Hörbuchtitel "Kommando Zuversicht":
Ich frage mich gelegentlich, ob die derzeitige Aktivitätsflut von HRK (Hörbuch, Lesungen mt dem alten Buch, mit dem neuen Buch, Fernsehauftritte, TV-Serie, Zeitungsinterviews, Album, ESC Vorentscheid, Singleveröffentlichung die niemand kaufen kann) nicht gefährlich ist. Vielleicht verbraucht er seine Ideen und Kraft für zu viele Projekte und alles wird am Ende nur Mittelmaß? Ich halte es für auch bedenklich, weil immer schwieriger zu steigern, wenn er zum Beispiel zu KV sagt, er habe für das Album sein ganzes Leben in die Waagschale geworfen und dann wird es kein wirklicher Hit. Wie lange wird er die Kraft und die Ideen noch haben um vor sich und seinen Ansprüchen zu bestehen. Ich jedenfalls höre mir in letzter Zeit gerne die drei ersten Alben an, die immer noch funktionieren und träume davon, daß ihm sein Lebensspagat gelingt. Siehe auch bei http://specials.bunte.de/bunte/newsline ... ws_id=5854
"Wenn man keine Freunde mehr haben darf und, wenn man bei den Freunden im Gästezimmer übernachtet, nach einer Rechnung verlangen muss, dann verändert sich die Republik zum Negativen."
HenryKupfer
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Beitrag von HenryKupfer »

Könnte jemand hier noch 'ne Umfrage zufügen? Bewertung des Albums fehlt nämlich noch.
Danke.
:)
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Kalle
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Beitrag von Kalle »

Wehmut..und Zuversicht, 28. Dezember 2006
Von Charly

Das neue Doppelalbum von Heinz Rudolf Kunze erfüllt mich mit Wehmut...und mit Hoffnung.
Wehmut, da es an die besten Zeiten von HRK erinnert, als er mit dem Album "Die Städte sehen aus wie schlafende Hunde" den Zenit seines Schaffens erreichte. Wehmut auch beim Wiederhören des vielleicht besten Kunze- Liedes "Balkonfrühstück" - warum ist man nur zu faul, öfters mal wieder die großen schwarzen Scheiben aufzulegen?
Mit Hoffnung, oder optimistischer und den Titel des Albums aufgreifend, mit Zuversicht, erfüllt mich das Album musikalisch: Heinz Rudolf Kunze kann`s noch!
Kunze, nur von seiner und seines Partners Wolfgang Stute`s Gitarre begleitet, lässt Lyrik zu Liedern werden, die neue Version von "Brille" übertrifft die ursprüngliche Studioversion bei weitem, und das lässt sich von den anderen Liedern aus neuerer Zeit, die hier im "schlichten" Kleid präsentiert werden, genauso sagen: Weniger ist Mehr. Und wenn Kunze sagt: "So war das Lied, bevor sich die Band damit befasste", dann wünschte man sich doch von ihm die Konsequenz, dass er zukünftig die Band an die Kandare nimmt und in den Dienst seiner Lyrik stellt, und die Texte nicht in akustischem Rock- Brei ersticken lässt, wie auf den letzten HRK- Studioscheiben zu oft passiert. Warum will Heinz Rudolf Kunze unbedingt zweitklassiger Rocker sein, wenn er erstklassige Lieder machen kann? Und so sind die Rock- Coverversionen von "Lost Highway" und "Hey Hey, My My" die einzigen überflüssigen Stücke auf dieser Platte, Hank Williams und Neil Young können das einfach besser.

Nun hat der Album aber den Untertitel "Das musikalische Hörbuch", und konsequenterweise dominieren im Gegensatz zu "Die Städte sehen aus.." die gesprochenen Texte. Die Texte waren es, die auch die letzten Studioplatten von HRK trotz der Vergewaltigung durch die Band hörenswert machten. Und hörenswert sind sie auch hier, oft zynischer als in den Liedern, sie sind ironisch, zum Nachdenken oder zum Lachen, und immer beweisen sie, dass HRK ein Wortkünstler ist, und insbesondere einer des gesprochenen Wortes - selten ist ein Hörbuch besser als ein Buch, aber Kunzes Wortdrechseleien erwachen erst im Vortrag wirklich zu Leben.

Mir persönlich hat die Gewichtung Wort - Musik in "Die Städte sehen aus wie schlafende Hunde" mehr zugesagt. Wer dieses Album liebte wird "Kommando Zuversicht" aber mögen, ebenso jeder, der den "frühen" Kunze mochte. Für die Fans des Rockmusikers Kunze ist "Kommando Zuversicht" wahrscheinlich zu wort- und kopflastig.

Trotzdem 5 Sterne, weil HRK gezeigt hat, dass er kann, wenn er will, und in der Hoffnung und Zuversicht, dass er sich in Zukunft auch bei seinen Studioplatten wieder mehr auf seine Qualitäten besinnt.



Von Tysan "tysan8" (Zürich) -

Der Mann, der es vermag, die deutsche Sprache zu beherrscht, als wolle er mit 8 Bällen gleichzeitig jonglieren und dabei sowohl die Zeitung lesen, wie sich auch noch schnell die Fingernägel zu schneiden... natürlich ohne dabei sein gleichmütiges Lächeln zu verlieren....;ist zurück, mit seinem 4. literarischen Programm, und auf einem erneuten Zenit seines Könnens.

Immer schon hat mich HRK fasziniert, inspiriert und ins Staunen gebracht, immer wieder aufgezeigt, wie vielfälltig und aussagekräftig die deutsche Sprache sein kann... und zugleich, wie schwierig es ist, derart gekonnt und dennoch nie mit der historischen Schwere in Worte zu fassen, was ihn selbst, sowie wohl auch die Nation, wenn nicht sogar die Welt bewegt und was so vielen Interpreten oder Literaten misslingt. Dabei ist nicht zuletzt sein bestechender, gnadenloser und auch oft selbstkritischer Humor bestechend.

Die nun vorliegende Doppel CD ist derart vielfälltig und dicht gepackt, dass es beinahe eine unendliche Freude wird, ihm zuzuhören. Gleich einem ausbrechenden Vulkan fördert HRK hier zutage, was scheinbar in Jahren aufgestaut zu sein scheint und sich nun in einem literaischen Ausbruch offenbahrt, ohne zu erschlagen. Ein gekonnter Mix aus Monologen, kleinen Dialogen und wunderschöner Handmade-Darbietungen seiner nicht bekanntesten, aber überaus wertvollen Songs werden hier angeboten,
auf geniale Weise entsteht hier ein Gemisch aus anspruchsvollem Nachsinnen, sprachlicher Hochgenuss und humoristischer Unterhaltung. Wieder ist es die ausgewogene Mischung, die Heinz Rudolf Kunzes Breitbandkönnen dokumentiert und wieder einmal beweisst, dass Genialität nur schwer zu begrenzen ist.
Für mich das bisher beste Werk von HRK!

Nun gut, kritisch wäre nur anzumerken, dass ihm jemand endlich einmal sagen sollte, dass ihm weder Frisur, noch Brille, an der er beharrlich seit Jahrzehnten hängen bleibt, NICHT stehen!
Aber wer fragt danach, alles für die Kunst und alles andere ist Nebensache.

Navin R. Johnson (Bückeburg) -

"Kommando Zuversicht" ist ein musikalisches Hörbuch im besten Sinne. Oder ein Unplugged-Album mit Sprechtexten. Wie auch immer, für langjährige Kunze-Fans wie mich ist es schon etwas besonderes, wenn der Meister zur Akkustikgitarre greift und seine Songs ohne "Verstärkung" (im doppelten Sinne) darbietet. Schön auch, dass er kein 08/15 Greatest Hits Set spielt, sondern Lieder ausgräbt, die er entweder noch nie oder schon seit Jahren nicht mehr live gespielt hat. So gibt es ein Wiedersehen bzw. Wiederhören mit "Brille", "Balkonfrühstück", "Mit meinem leeren Glas" und vielen mehr. An seinen Sprechtexten können sich schon immer die Geister scheiden, und so auch in diesem Fall. So ist die Trennlinie zwischen Poesie und Polemik bewusst dünn gewählt. Seine Texte sind oft "ätzend" und nicht "schön", aber das macht sie mitunter interessant.

Musikalisch begleitet wird Heinz Rudolf Kunze von Wolfgang Stute. Quasi als Bonus enthalten die CDs zwei Instrumentalstücke von Stute, die zwar mit dem eigentlichen Kunze-Set nichts zu tun haben, die aber zum Träumen einladen. Wirklich schöne Nummern eines Mannes, der wohl eigentlich im Flamenco und weniger im Rock 'n' Roll zuhause ist. Und das ist wieder ein Punkt, der das Album für mich von anderen unterscheidet. So bleibt das Gitarrenspiel abwechslungsreich und nicht "wie zu erwarten war". Aber keine Angst: Kunze rockt natürlich dennoch. Songs wie "Ich steh Dir bei" gehen auch akkustisch sehr ab.

"Kommando Zuversicht" ist somit sicher angenehmes Kontrastprogramm zu Kunzes kommendem Album "Klare Verhältnisse". Zwei Platten, die einander nicht widersprechen, sondern zwei Seiten (bzw. drei Seiten, wenn man Unplugged und Lesung einzeln zählt) eines facettenreichen Künstlers aufzeigen.

q.e.d.

Danke, Heinz Rudolf Kunze, für den Beweis.
Kalle
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Beitrag von Kalle »

(3.01.2007 )

In der Fremde nicht fremd

„Und wir alle machen mit, eine ganze Bevölkerung wird freiwillig KZ, Kommando Zuversicht. Irgendwas
zum Ausgrenzen braucht jede Empörungskultur (…)“

Es gehörte eigentlich immer schon eine große Portion Unverfrorenheit dazu, ausgerechnet Heinz Rudolf
Kunze gut zu finden. Den Deutschrocker, den Oberlehrer und Vertriebenen. Den Propheten im
Niemandsland. Schimpftiraden an sich. In servilen Kreisen, die stets um sich selbst kreisen, sich
jeden noch so windigen, anglo-amerikanischen Popschrott durch die Gehörgänge pusten und alles
Weitere mit abschätzig verbogenem Mund als „Mainstream“ geißeln. Okay, Kunze hat sich für
heimatsprachliche Radio-Quoten in die erste Reihe gestellt und wurde dafür als deutschtümelnder Nazi
beschimpft. Das Totschlagargument schlechthin. Wäre es mit dem ersten Plattenvertrag – nach Kunzes
Auftritt, 1980, auf dem Deutschen Pop-Nachwuchsfestival in Würzburg – nichts geworden, stünde nun
vermutlich ein dicklicher, mittlerweile 50jähriger, brillenbetonter Studienrat am germanistischen
Lehrerpult. Irgendwo zwischen Osnabrück und Hannover. Doch es kam anders. Kunze wurde zum
Niedermacher unter den Liedermachern, später gar zum Popstar mit dem Kinks-Cover „Lola“ und dem
Organspenderhit „Dein ist mein ganzes Herz“. Zum deutschen Morrissey – aus poplyrischer Sicht. Seine
bis dato unverzeihlichste Single folgte 1986 auf dem Fuße: „Finden sie Mabel“. 2005 trat er gar auf
dem Evangelischen Kirchentag in heilige Erscheinung und schrieb der chorusträchtigen Jugend einen
blutohrigen Song aufs Kreuz: „Mehr als dies“. Motto: Wenn dein Kind dich morgen fragt. Hartmut
Engler von der mentalen Easyjet-Gruppe Pur hätte es nicht besser hinbekommen.

Doch, was soll’s. All diesen kleinen Verbrechen setzte Heinz Rudolf Kunze stets fabulöse,
stirnenfüßige Kompositionen und Texte gegenüber, die sich gewaschen hatten. Geschichten, irrtümlich
einem Auffanglager für gestrandete Andersdenkende entsprungen, meißelte er in akrobatische Songs,
die Bands wie „Blumfeld“ oder „Die Sterne“ gerne geschrieben hätten. Sieht man einmal von Blumfelds
„Apfelmann“ (aus der aktuellen CD: Verbotene Früchte) ab. Hinzu gesellt sich das, gemeinsam mit dem
langjährigen Gitarristen der Kunze-Verstärkung, Heiner Lürig, produzierte, shakespeareske Musical
„Ein Sommernachtstraum“. Dazu etliche Buchveröffentlichungen, Übersetzungen, musikalische
Nachbarschaftshilfe, unter anderem für Mr. Holland in Not, Hermann van Veen. Literarische
Bühnenprogramme durften nicht fehlen; 2006 tourte Kunze gemeinsam mit Wolfgang Stute als Begleiter
durchs Land und hinterließ - aktuell - die Doppel-CD „Kommando Zuversicht“. Mit einem griffigeren
Titel konnte die Jahreswende nicht eingekerkert werden. Keep the faith!

Eigentlich lief die Tour unter dem Fischwickelprogramm: „Bockwurst und Schadenfreude“. Anders, als
noch 2002, beim Überdrehten „Wasser bis zum Hals mir steht“, platziert Kunze vier Jahre später
lediglich Wolfgang Stute neben sich, dessen halsbrecherische, spanische Gitarrenweisen so
erstaunlich sind, als wären Franz-Josef Degenhard, Hannes Wader und Wolf Biermann gemeinsam bei der
Arbeit an einem Randy Newman- oder Neil Young-unplugged-Album erwischt worden. Höchststrafe für die
Genannten! So etwas darf nur Herr Kunze auf Platte bringen. Und er covert tatsächlich: "Lost
Highway" von Hank Williams und "Hey Hey, My My (Into the Black)" – eben - von Neil Young.

Das, was Radio Bremen - an zwei Abenden im Juli des verflossenen Jahres - im heimatlich historischen
Sendesaal soundfein mitschnitt, ist stringent klasse gemacht. Oder, aus Sicht unserer Barolo
trinkenden Bildungsbürger: zart, intim, back to the basics. Minimalismus ist Trumpf, wenn Kunze „Die
Wahrheit vom letzten Hemd“ singt und zwar in der Urversion, ohne die konzeptionell coole Sau auf
Platte raushängen zu lassen. Wenn das Anti-Rassismus-Stück „Aller Herren Länder“ neustrophisiert
wird, das „Naherholungsgebiet“ überhaupt erstmals live mit auf Tour genommen wird. „Balkonfrühstück“
und „Mit meinem leeren Glas“ – zwei Tracks aus dem 81er Debüt „Reine Nervensache“ – durch
akustische Defibrilation aus Ruinen auferstehen.

Angekündigt wurde das musikalische Hörbuch von Kunze selbst unter anderem so: „Nichts als Stimme,
Akustik-Gitarre und Percussion, und ich kann Entwarnung geben, keine Mundharmonika." Und so spielt
er sie, ohne am Klavier zu sitzen, ohne den Geleitschutz einer perfekt eingespielten Live-Band, in
reinster Saitenform: erste, aktuelle und frische Leckereien. Dazu gibt es jeweils einleitende Worte.
Über „Brille“ spricht Kunze als einen der wenigen Songs, die wirklich autobiographische Züge tragen.
Für „Fetter Alter Hippie“ gelten da - selbstredend - andere Maxime. Das Bremer Publikum ist
abendaktiv gut gelaunt. Freudentriller, großes Bohei, schöne Live-Atmosphäre.

Zu den 15 ausgewählten Songs – addiert durch zwei derwische Instrumentstücke des Gitarristen -
gesellen sich 20 abwechselnde Sprechstücke, in denen der selbsternannte Verbalpyromane seine
wohlbehüteten, literarischen Brandschätze zur Austobung freien Lauf lässt. Anders, als etwa Kunzes
Kollege Wiglaf Droste, der eher verbal-grobmotorisch gleich auf alles schießt, was nicht bei drei
zum Harakiri bereit steht. Feiner, gezielter ist die Sprache des Pyromanen, geht mehr ins Detail.
Barolo-Bürger würden in etwa so fortfahren: Die Spitze seiner literarischen Feder kitzelt dem Hörer
an der Nase, am Herzen, am Arsch. Und will doch nur spielen. Jedenfalls ist „Das Traumpaar“ so arm
dran, wie gegensätzlich „Musik und Politik“ sind. In „Wir sind kein Volk“ demütigt der zynische
Wessi den Ossi mit den Worten: „So nicht Freundchen. Wir sagen jetzt zehn Mal: Danke für die
Wiedervereinigung (…)“ und ist über die milde Reaktion des Geknechteten ganz von den Socken. Der
Berufszweig des Nichtrauchers wird in „Nachgefragt“ jenen ans Herz gelegt, die immer schon
Passivraucher für Leute hielten, die – dauernd – auf alles reinfallen. „Herr, lass Hirn vom Himmel
fallen“, wünscht man den Protagonisten in Kunzes Texten. Im nächsten Moment, bei genauerer
Hinhörung, stellt man indes erstaunt zur Rede: Meint der etwa mich? Bin ich nicht Teil einer sanften
„Norwegischen Romanze“, in der vom Bleiben und Gehen, vom Fallen und Gefallen gesprochen wird? Und
wusste ich es nicht schon lange, das, was Nichtraucher nach Feierabend machen? „Rauchen natürlich,
Kette.“

Heinz Rudolf Kunze agiert auf der vorliegenden Doppel-CD so lebendig live und unfallfrei, wie man
ihn eigentlich kennt. Einzelne Textpassagen eignen sich übrigens nicht nur zum Hören, nein, man kann
sich damit auch hervorragend, gerne gegenseitig, beschimpfen. Wenn mir dann mal einer sagt:
„Irgendwann hat dich sogar dein Schatten satt“, werde ich beeindruckt sein. Obwohl dieser Satz auf
„Kommando Zuversicht“ ausbleiben musste und der 85er Schmonzette „Du wirst kleiner, wenn du weinst“
entliehen ist.

Frank Bröker
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