16.10.2007 Chemnitz Stadthalle
Ich muß leider damit beginnen, daß ich nicht in die Jubelarien einstimmen kann. Ich bin am Dienstagabend nicht mit dem Konzert warm geworden: Es war zu langweilig und zu kurz. Bei einem Beginn um 20:00 Uhr und einer Pause, in der ich die ganze FAZ durchblättern konnte, stand ich um 22:26 Uhr draußen vor der Tür. Dazu passen die Eintrittspreise aus meiner Sicht nicht. Dazwischen gab es wenige Highlights, die vom Publikum bejubelt wurden wie eine Oase in der Wüste (Seekranke Matrosen, Eigene Wege). Das Publikum sah nach einer knappen Stunde noch nicht pausenreif aus.
Was für mich herausstach wie ein Kirchturm aus einem Dorf war Heinz Gesang. Meine Fresse, der singt so gut, gerade auch die schweren Sachen. Da darf man gar nicht mehr "Die Städte sehen aus..." oder andere ältere Platten hören, wenn man aus diesem Konzert kommt. Wie guter Wein wird die Stimme im Alter immer besser. Auch mit "dem Angstgegner" (Heinz) Mundharmonikagestell klappte es gut.
Eigentlich gehöre ich nicht zu der Schweißanbetungsfraktion, wie einige andere Wunderkinderinnen. Aber das war mir dann doch etwas zu viel. Sitzen ist fürn Arsch, heißt es beim FC St. Pauli. Und wenn die Musiker sitzen, dann muß es im Programm "Bumm und nicht plopp machen", um mal den Künstler zu zitieren. Zitat von Heinz in diesem Zusammenhang: "Bitte setzen sie sich meine sehr verehrten Damen und Herren, auch wenn es geil aussieht, wenn ihr steht." Das war nur ein sehr leises "plopp", kein "bumm".
Statt eine Art "Wasser bis zum Hals"- oder "Golem"-Fortsetzung zu kreieren oder Liedern "unplugged" ein neues Gesicht zu geben, blieb das Arrangement irgendwie uninspiriert: Klangteppich + Gitarre und dann kam spätestens ab der dritten Strophe eine der Spezialgitarren von Martin Huch dazu. Einmal nett, auf Dauer langweilig.
Die Setliste entsprach der bekannten (3 Zugabenblöcke aus 4 Liedern...). Beim Merchandising wurden die Reste vom Frühjahr verkauft.
Der Bühnenaufbau war im Gegensatz zu der Beschreibung aus Salzwedel wohl in die Länge gezogen in der seltsamen Halle. So saßen Heinz und Heiner beide in der Mitte bzw. beide links und rechts von der eigentlichen Bühnenmitte. Auf der Bühne erinnert so schnell nichts an Rock'n'Roll, noch nicht mal Verstärker sind wirklich zu sehen.
Ich bin nach hause gefahren und habe im Auto eine alte Kassette gehört, auf der ein Stück vom Album "Richterskala" war. Und dann schlug meine Trauer über die verpassten Chancen und Gelegenheiten (Leg nicht auf, Richterskala-Stücke, Das Ultimatum, Fetter Alter Hippie usw.) um in den Vorsatz, nach Möglichkeit noch einmal hinzugehen. Der Ohrwurm z.B. vom "Prophet im Niemandsland" war zu zwingend, als daß ich diese persönliche Niederlage akzeptiere.
und HIER 3.11.2007 WERNESGRÜN
http://www.familie-prigge.de/wernesgruen.pdf