30* "Die Gunst der Stunde" (2011)

[MartinB]

Nach reiflicher Prüfung habe ich meinem "Kunze A-Z"-Ordner , wo ich alle mir hörenswerten Stücke (jetzt grade sinds 464) von Rudi K. in normalisiertem Zustand zwecls Heinzrandomhörerei aufbewahre, von der Gunst der Stunde folgendes hinzugefügt:

In der Mitte der Sanduhr
Ganz von selbst
Kampfzone Mitte (*)
Susanne es ist aus
Der stille Gast
Wie man tanzt und singt
Eisfrei (*)
Jeder weiss
Waving at Trains (*)

wobei (*) bedeutet, naja, der Vollständigkeit halber oder in der Absicht, diesen Stücken noch einzwei Chancen zu geben, sich von mir doch noch wirklich gut finden zu lassen. Solchen Stücken kann es durchaus passieren, dass sie in einem für sie ungünstigen Moment wieder aus dem Verzeichnis gelöscht werden. Über die Daumen gepeilt meine ich, dass etwa die Hälfte dieser "Wackelkandidaten" diesem Schicksal einst anheimfällt.

Meine persönliche Statistik zeigt klar, dass eine so hohe Ausschussquote incl. noch zweifelhafter Stücke bisher auf keinem HRK-Album aufgetreten ist. Schwächer als durch die Gunst der Stunde wurde die Liste meiner Kunze-Favoriten noch nicht bereichert. In diesem Sinne die unergiebigste Heinzerei aller Zeiten in meinem eigenen kleinen Kunzekosmos... Da hilft auch kaum, dass ich sogar die Unplugged-Version der 100000 Rosen (**) vorläufig mit in die Sammling übernehme. Das Ding gefällt mir ohne diesen einheizbreiigen Allerweltssound ein wenig besser als im Original. Wird vielleicht im Laufe der Zeit mal eine durch besondere Kuriosität (Jörgs Background-Gesang...) auffallende Unverzichtbarkeit. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt jetzt grade bei etwa 39einhalb Pro Cent.

[Ghosti]

Meine Ausbeute fällt noch wesentlich ungünstiger aus. Mit

"In der Mitte der Sanduhr" und
"Der stille Gast"

sind zwei richtig gute Lieder dabei, die sich auch auf anderen HRK-Alben wacker geschlagen hätten, da aber weit weniger heraus geragt wären, als es auf der "Gunst der Stunde" der Fall ist.

Jo, fertig eigentlich.



Gut, drei weitere Lieder ("Ich glaub du liebst mich", "Ganz von selbst" und "Meinungen") kann ich mir immerhin problemlos anhören, weil’s Heinz ist. Könnte ohne sie aber genauso gut leben.

Die CD ist schon seit Ende letzter Woche aufgeräumt. Dass sie je den Weg aus dem Schrank wieder raus findet, halte ich momentan für absolut ausgeschlossen. Vielleicht dereinst, wenn ich am Tag nur noch zwei Schnäpse vertrag und nur noch einmal im Monat... nee, das ist schon wieder 'ne andere Geschichte...

[manuelg]

an die insider gerichtet: meint ihr heinz hat zumindest über dritte von den eher zurückhaltenden bis teilweise enttäuschten feedbacks zur "gunst" über dritte (z.B. leo oder wolle) erfahren bzw. interesse daran gezeigt, was der gemeine fan von solch einer gleichförmigen songansammlung zu halten vermag?

[derWestermann]

@manuelg: Vermutlich nur am Rande.
Die Gunst der Stunde dürfte dem Brötchenerwerb dienen und weitere Kunzt ermöglichen.
....Hoffe ich zumindest.....Wenn nicht der PR-Rummel die Einnahmen auffrisst.......

[MVS]

wenn ich jetzt so nach einiger zeit die kritiken lese (ich vermisse frankys rezension - oder hab ich die hier übersehen?), sehe ich den einen oder anderen betrachtungsfehler.

künstlerische projekte leben eigentlich immer durch eine gewisse konzeption und einheitlichkeit. der widerborstige kunze hat es eigentlich nie geschafft so ein ebenes gleich lautes album zu machen. dies hat der hardcorefanschaft immer ganz gut gefallen. er wollte aber immer auch ein gradlinigeres album. dies ist nun geschehen.

man kann darüber streiten, ob dieses gradlinige unbedingt zum jubiläum erscheinen muss, wo man den kunze mit allen facetten erwarten könnte. man kann auch über die art der gradlinigkeit streiten, über diese in dieser durchgängigkeit nicht typische gute laune auf dem album.

und es entspricht auch nicht meinem geschmack, wenn zum erfolg des albums carmen nebel eine startbahn bietet und so manch anderes auch nicht ...

aber für mich ist unbestritten, dass hrk sich auch auf diesem album wieder textlich weiter entwickelt hat, dass es da etwas stetiges hat, dass er es mittlerweile schafft bilder in songs zu schaffen, die nicht von wortgewalt und einem wortwitz nach dem anderen erschlagen werden. man kann sich auch gut in metaphern verfaseln. genau da schauen viele über die für sie gemachten gefälligkeiten nicht mehr hinaus, sondern sehen die unbedingte banalität in einfacheren, klareren formulierungen.

"ich liebe dich
verstehst du mich"

dieser reim ist für mich brilliant wie einfach und dieser würde eben kein schlagerfuzzi einfallen.

das insbesondere diese platte für einen charterfolg gestrickt wurde (wie wohl jede) glaube ich auch. und das links und rechts höhen und tiefen abfallen und geopfert werden ist durchaus schade. ein wenig mehr "guter gaga" wie auf den letzen scheiben vermisse ich auch.

die tendenzen, die zu dieser art von songs führten, auch musikalisch, waren schon auf den letzten alben ablesbar. ich kann damit ganz gut leben, denn ich war nie ein großer fan vom lürigstil.

[notamann]

an die insider gerichtet: meint ihr heinz hat zumindest über dritte von den eher zurückhaltenden bis teilweise enttäuschten feedbacks zur "gunst" über dritte (z.B. leo oder wolle) erfahren bzw. interesse daran gezeigt, was der gemeine fan von solch einer gleichförmigen songansammlung zu halten vermag?

Ich denke Heinz weiß sehr wohl was er tut und daß er mit der Neuen nicht jeden Altfan zufrieden stellen kann.
Aber neue Hörer kann er mit diesem Album gewinnen (die Chartzahlen zeigen es ja) und ein paar Songs für Altfans sind doch wohl auch dabei.
Ich glaube Heinz wird auf der Tour dann mit Liveversionen der neuen und alten Kunzesongs uns alle wieder versöhnen!!

[Der Alte Herr]

wenn ich jetzt so nach einiger zeit die kritiken lese (ich vermisse frankys rezension - oder hab ich die hier übersehen?)

siehe letztes Spot(t)light!!!

[An]

Aus den Chartplatzierungen die Schlussfolgerung zu ziehen, HRK habe neue Hörer hinzugewonnen, ist möglicherweise etwas voreilig, da wir keine Angaben über verkaufte Stückzahlen des Albums haben und die Anzahl der CD-Verkäufe weiterhin rückläufig sind. In den US-Charts wird zur Zeit nahezu wöchentlich ein neuer Rekord gemeldet: Die jeweilge Nummer 1 kann für sich in Anspruch nehmen, mit so wenig verkauften Einheiten wie nie zuvor den Spitzenplatz erobert zu haben. Darüber hinaus wissen wir auch nicht, wie lange sich das Album in den Top 100 hält und wie schnell es dort auf untere Ränge purzelt. Die Behauptung, der "Dunst der Stunde" sei das bestverkaufte Album nach "Brille" sollten wir daher ersteinmal als Werbegag von HRK und seiner Plattenfirma verstehen. Ich selbst finde ja solche Slogans wie "Jetzt ist der Künstler wieder da" etwas befremdlich, wenn alle zwei Jahre ein oder gar zwei Alben auf den Markt kommen.

Bei der Liveumsetzung einiger Songs mögen ja die Gitarren etwas lauter gedreht werden - enttäuschend flache Texte und biedere Kompositionen ändern sich dadurch nicht.

Und jetzt bin ich mal ganz fies und mache (ohne großer Fan zu sein) den Grönemeyer-Vergleich: Was für eine musikalisch innovative und gewagte Designer-Single. Biedermeier HRK macht dagegen in Gelsenkirchener Barock - und gemeinsame Sache mit Pur. darüber täuscht auch der ganze WerbeCarmenNebel nicht.

Und ob HRK sein Schlager-Image, gegen das er lange angekämpft hat und das er nun selbst gefestigt hat, so bald wieder los wird? Dieser Markel wird vielen lange im Kopf bleiben.

[Thofrock]

Und jetzt bin ich mal ganz fies und mache (ohne großer Fan zu sein) den Grönemeyer-Vergleich: Was für eine musikalisch innovative und gewagte Designer-Single. Biedermeier HRK macht dagegen in Gelsenkirchener Barock - und gemeinsame Sache mit Pur. darüber täuscht auch der ganze WerbeCarmenNebel nicht.

Sehr originell, dieser Vergleich. Ausgerechnet der Marktführer, dem im Schnitt pro Jahr 10 Minuten einfallen. Ich möchte dich mal lesen, wenn Heinz mit seiner nächste Platte 5 Jahre wartet.
Außerdem ist "Schiffsverkehr" nicht gewagt sondern langweilig. Wenn ihm die letzten 4 Jahre nicht mehr eingefallen ist, wird das ja eine ulkige Platte. Damit landet er auch entweder bei Gottschalk oder Guido Crantz. Oder beides.

Grönemeyer ist doch übrigens auf andere Ebene auch vom Publikum gestraft. Die meisten der 3,7 Mio Einheiten hat "Mensch" verkauft weil das Album zum Hausfrauen-Establishment erklärt wurde. "Mensch" steht wie selbstverständlich in den Regalen von Wendler, Petry und Berg-Fans. Und die waren mit dem eigentlich sehr gelungenen Nachfolger "12" strunzunglücklich.

[DasUltimatum]

Album Charts 11.01.

38 8 Die Gunst der Stunde Heinz Rudolf Kunze


z. Vergleich "Protest" in den ersten zwei Wochen: 15 - 23 (dann: 28 - 42 - 62 - 69 - 78 - 73)

Ob also DGDS besser verkauft hat als Protest ist mindestens ungewiss!

z. Vergleich die anderen 'Top' Einsteiger der letzten Woche:
2 1 21 Adele
14 9 Songs From The Heart Celtic Woman
40 12 Tausend wahre Worte - Lieblingslieder 2002 - 2010 Wir sind Helden

[Thofrock]

Enttäuscht mich ein bißchen. Ich hätte so 17 bis 21 getippt. Das wird für 8 Wochen Top100, wie beim Vorgänger, eher nicht reichen.

[Ghosti]

Ausgerechnet der Marktführer, dem im Schnitt pro Jahr 10 Minuten einfallen.

Das ist nicht mal ein schwaches Argument, das ist gar keins. Als Heinz im Rolling Stone auf den Einwurf, andere Künstler bräuchten vier oder fünf Jahre für ein neues Album, fragte, was die bloß in der Zeit machen, antwortete der Praktikant, der das Interview geführt hat, süffisant: „An ihren Songs feilen, vermutlich“. Eine volle Breitseite gegen das Jubiläumsalbum. Also statt jetzt sowas wie „Die Gunst der Stunde“ zu kriegen, hätte ich auch lieber noch zwei weitere Jahre auf ein, öhm… anderes Album gewartet.
Nicht zu vernachlässigen ist auch das mediale Getöse, das Grönemeyer auslöst, wenn’s denn endlich mal wieder soweit ist. Wahrscheinlich will er gar nicht öfter was neues veröffentlichen.

Aber neue Hörer kann er mit diesem Album gewinnen (die Chartzahlen zeigen es ja)

Mal angenommen, Heinz gewinnt mit dem Album tatsächlich neue Hörer, ist aber auch klar, aus welcher Richtung die kommen. Die Hörer anspruchsvoller Rockmusik sind es mit Sicherheit nicht… Jedenfalls wollen diese neuen Hörer künftig auch weiter bedient werden, und wenn das so weitergeht, dann stehen HRK-Alben in Zukunft auch „wie selbstverständlich in den Regalen von Wendler, Petry und Berg-Fans.“ Wenn’s „Die Gunst der Stunde“ nicht bereits macht.

[Thofrock]

Das ist nicht mal ein schwaches Argument, das ist gar keins. Als Heinz im Rolling Stone auf den Einwurf, andere Künstler bräuchten vier oder fünf Jahre für ein neues Album, fragte, was die bloß in der Zeit machen, antwortete der Praktikant, der das Interview geführt hat, süffisant: „An ihren Songs feilen, vermutlich“.

Das durfte jetzt aber nicht kommen. Ausgerechnet Grönemeyer feilt an seinen Songs ?
Die Aufnahme und die Bearbeitung der Gesangsspuren dürfte eher 5 Stunden in Anspruch nehmen, aber ganz sicher keine 5 Jahre. Oder meinst Du ernsthaft, der singt seine Sachen hundertachtundzwanzig mal ein, bis auch der Allerletzte kein Wort mehr verstehen kann?

[An]

Ich fand die HG-Alben bis Chaos ganz gut und solide, aber nicht herausragend innovativ (anders als überwiegende Zahl der HRK-Alben der 1990er, wo Kunze verschiedenes ausprobierte). "Bleibt alles anders" war schon eine sehr angenehme Überraschung. Mensch fand ich im Übrigen gar nicht so schlecht und in jedem Fall besser als 12 (halte ich doch für eher langweilig).

Natürlich freue ich mich, wenn mein Lieblingskünstler jedes Jahr oder alle zwei Jahre eine tolle neue CD auf den Markt bringt. Allerdings ist diese Häufigkeit von neuen Alben eben keine Garantie für Kreativität. Auch ich hätte lieber ein Jahr länger gewartet und dafür ein ganz anderes HRK-Album bekommen als den Gunst-Langweiler. Aber HRK und sein Team wollten genau diese CD, die eben auch auf einen ganz bestimmten Markt schielt. Ich bin und bleibe aber sehr skeptisch, dass man mit einem solchen Alben a) neue Hörer gewinnt - erst recht nicht langfristig und b) ehemalige Hörer zurückgewinnt. Zumindest meine Freunde, die früher HRK gehört haben, empfinden diese Art von Musik und Texten als genauso große Zumutung wie Pur. Und ich glaube, dass sich HRK damit endgültig in eine Schublade gespielt hat, aus der er für sehr viele potentielle Kunden auch langfristig nicht mehr rauskommen wird. Schade.

[derWestermann]

Mal angenommen, Heinz gewinnt mit dem Album tatsächlich neue Hörer, ist aber auch klar, aus welcher Richtung die kommen. Die Hörer anspruchsvoller Rockmusik sind es mit Sicherheit nicht… Jedenfalls wollen diese neuen Hörer künftig auch weiter bedient werden, und wenn das so weitergeht, dann stehen HRK-Alben in Zukunft auch „wie selbstverständlich in den Regalen von Wendler, Petry und Berg-Fans.“ Wenn’s „Die Gunst der Stunde“ nicht bereits macht.

Wenn von denen aber nur ein paar sich auch dem weiteren HRK-Werk annähern, dann wäre ja schon viel gewonnen. Wenn dann diese ihrer mainstreamhörerei abschwörten und sich mit guter Musik beschäftigten, Konzerte besuchten, von Künstlern, die sie sonst vielleicht gar nicht wahrgenommen hätten und den eigenen Gewinn genießen und andere wiederum zum hören guter Musik anstifteten (Stichwort Kinder), dann würde ich sagen: "Auftrag erfüllt".
Es kann sein, daß DGDS in manchen Petry-, Wendler, Bergfanschränken verschwindet. Aber was gibt es schon, was zu 100% wirkt, wozu es bestimmt ist?
Ich freue mich auf weitere Projekte , wie "Räuberzivil", die gemeinsame Sache und was er so mit Wolli veranstaltet!
Vorstellen, daß so was und weiteres nicht mehr kommt, kann ich mir nicht. Auch wenn ich die kommerzielle Vorgehensweise von HRK argwöhnisch beäuge.