Kommen zur musikalischen Lesung ins Clubzentrum Comma nach Gera - Heinz Rudolf Kunze (r.) und Jan Drees. Foto: Martin Huch.
Heinz Rudolf Kunze liest am 2. November im Geraer Clubzentrum Comma aus seinem neuen Buch "Vor Gebrauch schütteln". Er selbst geht aber nie zu Buchlesungen.
Mit Purple Schulz waren Sie schon da als Sänger, vor etlichen Jahren mit ihrem Buch "Artgerechte Haltung". Am 2. November kommen Sie wieder nach Gera - als Vorlesender. Ihr Neues Buch "Vor Gebrauch schütteln" wurde auf der Buchmesse vorgestellt. Wie kommt es beim Publikum an?
Das kann man jetzt noch nicht so genau sagen. Erst wenn die gigantische Lesetour vorüber ist - und die hat 40 Stationen.
Aber ein erster Eindruck des Künstlers vom Publikum?
Das ist mal belustigt, mal reagiert es fassungslos. Ich halte ja keinen Vortrag. Mein Buch hat über weite Strecken Aphorismencharakter und kurzweilige Abschnitte über ganz alltägliche Dinge. Die vorzulesen, macht auch mir Spaß. Ich flechte bei jeder Lesung auch noch tagesaktuelle Dinge in die Texte ein, die nicht in dem Buch stehen. Sonst wird das Lesen für mich langweilig - immer dieselben Texte auf 40 Lesestationen. Ich hab ein gutes Gefühl für das Buch. Aber nein, ein Resümee ziehe ich erst, wenn die Tour rum ist.
Was beschäftigt Sie am Tagesaktuellen derzeit am meisten?
Das Phänomen der Piratenpartei und die Ratlosigkeit der Anti-Banken-Demonstranten.
In Gera zwar nicht, dort sind Sie im Comma zu Gast, aber anderswo lesen Sie in Sparkassen und nehmen dort die Boni für Banker aufs Korn.
Das macht Spaß, wenn die Banker in der ersten Reihe knallrot anlaufen. Ich bin der Hofnarr, der anderen den Spiegel vorhält und der unverhüllt Wahrheiten sagt.
Verstehen Sie sich als politischer Künstler?
Nein, ich mache meine Arbeit, in der auch Politik vorkommt.
Gehen Sie zu Buchlesungen?
Nein, nie.
Würden Sie zu einer Kunze-Lesung gehen?
Ja, wenn ich nicht Kunze wär... Nun ja, zu einer Lesung von Peter Handke würde ich gehen - aber der liest nicht.
Warum gerade der Österreicher Handke?
Nun, er ist ein Beispiel für hervorragende Literatur.
Wollten Sie nicht auch einen Roman schreiben?
Im Moment bin ich komplett ausgebucht. Meine Arbeit beschränkt sich nicht auf die gigantische Lesetour. In Kürze spiele ich eine neue Doppel-CD mit meiner Band "Räuberzivil" ein. Im Frühjahr wird das gemeinsam mit Kollegen aufgenommene "Best Of"-Album erscheinen.
"Dein ist mein ganzes Herz", der Song, der jedem bei dem Namen Kunze als erster einfällt, ist auch dabei?
Ja, sicher wird der auch dabei sein. Ich denke, mit dem Album werden wir gute Aussichten beim Publikum haben.
Sie hatten auch schon mit Erfolg Libretti für Theaterbühnen geschrieben. Ist da Neues geplant?
Nein, derzeit nicht. Das ist einfach eine Zeitfrage. Für ein Bühnenlibretto sitzt man einen Monat lang am Schreibtisch. Eine kleine Neuigkeit gibt es aber: Für das Staatstheater Trier habe ich mein Libretto zu Shakespeares "Sommernachtsraum" komplett umgeschrieben. Statt Musical nun Sprechtheater, denn dort gibt es kein Musicalensemble.
Wenn Sie mit dem geplanten "Best of"-Album auf Tournee gehen werden - wird Gera dann eine musikalische Station sein?
Das weiß ich nicht, das liegt immer an den Veranstaltungsagenturen, ob wir dann gebucht werden.
Musikalische Lesung
mit Heinz Rudolf Kunze und Jan Drees am Mittwoch, 2. November, um 20 Uhr, in Gera im Clubzentrum Comma.
QUELLE PRESSE Angelika Munteanu / 25.10.11 / OTZ