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Kalle
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Pressebericht GEMEINSAME SACHE in Nürnberg, 18.01.08

Stimmstarkes Doppel - Heinz Rudolf Kunze und Purple Schulz in Nürnberg
Heinz Rudolf Kunze hat es endlich geschafft – vom Rockclub auf die Kleinkunstbühne. Im bestens gefüllten Karstadt-Kultur-Café in Nürnberg gastierte er zusammen mit seinem Kollegen Purple Schulz.

«Ich grüße all die tapferen Leute, die bei meinen Konzerten im Hirsch dabei waren», ruft Kunze den Fans zu, «aber irgendwie ist es doch schöner, in einem zivilisierten Rahmen zu musizieren.»

Egal, ob das nun ironisch oder ernst gemeint war: der abgespeckte, locker-luftige Rahmen dieser Unplugged-Deutschrock-Revue tut den zwei Herren und ihren Songs hörbar gut. Beide sind mit ihren langjährigen Begleitern angereist: Purple Schulz, dünn und quirlig wie eh und je, eröffnet den Abend am E- Piano, unterstützt von Gitarrist Josef Piek, Freund und Partner seit den 70er Jahren.

Mit der frechen Unbedarftheit eines Harlekins balanciert er auf dem schmalen Grad zwischen Schlager und Pop, Tiefsinn und Blödsinn, Banalem und Gewitztem. Da reißt er erst als absurde Xavier-Naidoo-Parodie das Publikum zu Lachsalven hin, um dann mit seinem unsterblichen Hit «Sehnsucht» ein tiefes Loch in die noch kicherwarmen Herzen zu bohren: «Warum hast du mich geboren? Bevor ich da war, war ich schon verloren» – das markerschütternde «Ich will hier raus!» lässt noch immer die Luft gefrieren. Doch schon folgt ein harmloses Liedchen für die Maus aus der Kindersendung. Herr Kunze und dessen Perkussionist und Gitarrist Wolfgang Stute gesellen sich dazu, worauf auch gleich aufs hinterfotzigste gescherzt und gefrotzelt wird, dass sich die Balken biegen.

Damit ist erstmal Schluss, als Heinz Rudolf und Partner den zweiten Teil des Abends allein beginnen. Kunze ist nicht nur körperlich das perfekte Gegenstück zu Schulz: Der Mann fürs Schwere, Kantige. «Am schönsten wär's, wenn niemand weiß, woran man mit mir war», singt er, um im Lauf des Abends dann die breite Palette seiner musikalischen Persönlichkeiten zu präsentieren: Der verschroben-intellektuelle Poet mit dylanesken Versgranaten, der Mahner des sozialen Gewissens, der ätzende Sarkast, der nostalgische Rocker.

Als die Herrenrunde, inzwischen wieder zum Quartett angewachsen, mit dem unwiderstehlichen Kunze-Hit «Finden Sie Mabel» auf die Zielgerade einbiegt, kennt die Stimmung im Publikum kein Halten mehr. Bei soviel ungezwungener Musizierlust stört es dann auch nicht groß, dass die rebellische Attitüde des abschließenden The-Who-Krachers «Won't Get Fooled Again» dem Dichter nicht so gut steht, wie dieser vielleicht glaubt.

PETER GRUNER 21.1.2008"

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