Der Künstler über Künstler - der Enquete-Bericht

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HenryKupfer
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Der Künstler über Künstler - der Enquete-Bericht

Beitrag von HenryKupfer »

"Als Parteiloser von der Union berufen, verblüfft es mich schon beträchtlich, daß keine der anderen Parteien einen Maler, Schauspieler, bildenden Künstler oder wen auch immer aufbieten konnte oder wollte. Mehr anwesende Künstler hätten nicht unbedingt zu mehr Ergebnissen geführt – eher im Gegenteil, so wie ich zumindest die mir bekannten Säcke voller Flöhe einschätze."

"Harald Schmidt ist der wahre ästhetische Bin Laden."

Für alle, die Heinz' Enquete-Bericht noch nicht entdeckt haben sollten:
http://www.heinzrudolfkunze.de/aktuell/ ... richt.html
Zuletzt geändert von HenryKupfer am 03 Sep 2005, 06:44, insgesamt 1-mal geändert.
Gerrit
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Möchtegern-Opfer

Beitrag von Gerrit »

"Möchtegern-Künstler", "Möchtegern-Opfer" sind zwei Begriffe, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind.
Regenfreund
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Beitrag von Regenfreund »

Heinz hat Recht: Es heißt tatsächlich näher am Mann, auch im Frauenfußball.
Mit diesem Text ist er sicher auch näher am (Thomas)Mann als Karl Kraus.
HenryKupfer
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Tagesschau

Beitrag von HenryKupfer »

Gerrit hat geschrieben:"Möchtegern-Künstler", "Möchtegern-Opfer" sind zwei Begriffe, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind.
Heinz „Möchtenichtgern-Opfer“ sein. Vielmehr hat er sich selbst „geopfert“, die Interessen von Leuten zu vertreten, deren Interessen er gar nicht (mehr) vertreten will und von solchen, die ihrerseits nicht wollen, dass Heinz ihre Interessen vertritt.
Die jüngsten Erfolge deutscher und/oder deutsch-sprachiger Bands beweisen, dass die von (u.a.) Heinz unterstützte Initiative viel mehr erreicht hat, als viele glauben oder wahrhaben wollen.
Heinz ging dabei aber mal wieder (fast) leer aus.
Immerhin war er in der Tagesschau.
Zuletzt geändert von HenryKupfer am 05 Sep 2005, 13:01, insgesamt 1-mal geändert.
thommes
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Beitrag von thommes »

Moin,

ich möchte hier ja wirklich kein Fass aufmachen, aber unterstellte Kausalzusammenhänge gehören nun mal hinterfragt. Ob es wirklich die Kampagne von Heinz u.a. war, die für den neuen Deutsch-Boom gesorgt hat?
Es gibt zumindest zahlreiche Menschen, die gerade im Erfolg der jungen deutschen Bands den klaren Gegenbeweis zur Notwendigkeit einer Quotierung sehen...

Ich persönlich habe in dieser Sache - frank und frei bekannt - keine dezidierte Meinung, aber HRKs Quotenforderung als Ursache für erfolgreiche Helden- oder Juli-Alben - das scheint mir dann doch etwas weit hergeholt.

Nix für ungut.
thommes
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Verbaler Hardrock

Beitrag von HenryKupfer »

Zunächst muss noch einmal darauf hingewiesen werden, dass das Ziel dieser Initiative ja nicht wirklich die Einführung einer Deutschquote im Radio war. Man brauchte für das Anliegen einen starken Aufhänger, der auch wahrgenommen würde. Also hat man den Holzhammer rausgeholt. "Verbaler Hardrock" (Heinz). Das Maximum fordern, um ein Minimum zu erreichen. Man wollte keine staatliche Regulierung, sondern eher ein Umdenken in den Musikredaktionen erreichen, weg von der Geschmackszensur hin zur Förderung von Vielfalt, auch deutschsprachiger Titel, und Förderung des Nachwuchses in den Rundfunkanstalten. Eine gesetzlich festgeschriebene Quotenregelung würde auch der verfassungsmäßigen Programmfreiheit der Radio-Sender widersprechen.

Die Diskussion um die Deutschquote rief natürlich auch jede Menge Gegner auf den Plan. So sagte z.B. ein gewisser Herr Regener: "Zensur ist Scheiße, und wer sie fordert auch." Auf die Frage, wie er dazu stehe, dass Heinz Rudolf Kunze sich in einem Interview mit dem "Spiegel" für eine Deutschquote im Radio eingesetzt habe mit der Begründung, dass dann Bands wie Element Of Crime gefördert werden würden, sagte er: "Der Kunze ist doch das letzte. Wenn ich solchen Unsinn höre wird mir übel. Wildgewordene Altrocker wie Kunze scheinen es nötig zu haben, solches Namedropping zu betreiben, um sich selbst ein Facelifting zu verpassen. Aber ich lasse mich von so einem nicht vereinnahmen, das lasse ich nicht auf mir sitzen. Eine Quotierung für deutsche Musik im Radio steht für alles was ich hasse und die Radiolandschaft wäre arm dran ohne die Songs englischer und amerikanischer Musiker." In einem Fan-Interview mit EoC fragte ein Fan, ob man Heinz Rudolf Kunze verprügelt habe. Nein, habe man nicht, versicherte ein EoC-Bandmitglied. Heinz konterte später in einem Interview der "Tageszeitung": "Das finde ich geradezu unfassbar. Ich, der ich mich aufmache, was zu sagen gegen die herrschende Geschmackszensur zugunsten der angloamerikanischen Popmusik, werde jetzt selber der Zensur beschuldigt. Das ist nicht unpikant... Es ist mir aber relativ egal, ob solche Bands sich von mir als einem Etablierten umarmt fühlen und diese Umarmung zurückweisen." Und: "Ich denke gar nicht daran, immer das öffentliche Arschloch zu sein." Auch völlig absurde Vorwürfe wie "Deutschtümelei" wurden erhoben. Heinz meinte dazu in dem Interview der "Tageszeitung" 1996, es ginge darum, "dass wir hier in diesem Lande nun mal deutsch denken und unsere Gedanken auf deutsch ausdrücken. Dass einige Kollegen in der Popmusik das englisch maskieren, finde ich komisch. Ich kann es gar nicht fassen, dass die simple Tatsache, dass jemand sich auf deutsch ausdrückt, manchen so merkwürdig aufstößt. Es fragt doch auch niemand Bob Dylan, warum er englisch singt. Außerdem gibt es auch gute inhaltliche Gründe: Kaum einer, der in Deutschland englisch singt, kann diese Sprache gut genug, um sich so auszudrücken, dass sich ein englischer Hörer nicht totlacht. Ich denke, ich kann das ein bisschen beurteilen, ich arbeite selber als Übersetzer aus dem Englischen." Und in einem Interview der "Berliner Zeitung", 2003: "Es ist für einen Künstler immer sehr problematisch, wenn er sein Gesicht hinhält - weil man durchweg Missverständnissen ausgesetzt ist. Man wird beschuldigt als Nazi, als kultureller Abschotter, was infam ist, was gemein ist, es ist einfach lächerlich!! Jeder der mich wirklich kennt, weiß doch, was ich Engländern und Amerikaner zu verdanken habe, was ich von ihnen gelernt habe."

Nun habe ich in meinem letzten Beitrag das Wort "beweisen" verwendet. Tatsächlich lässt sich natürlich nur schwer beweisen, dass der momentane Erfolg deutscher Bands eine Folge der Quotendiskussion ist. Aber es finden sich eine Menge Fakten und Beobachtungen, die diese These unterstreichen.
So hatte sich der Sender WDR EinsLive seit seinem Programmstart 1997 (die erste Quotendiskussion war 1996/97) zum Ziel gesetzt, nicht nur aktuelle Hits zu spielen, sondern verstärkt auf jegliche Art deutscher Produktionen zu setzen. Jeder vierte Titel sollte aus deutscher Produktion kommen. EinsLive war unter anderem der erste Sender, der die Single "Junimond" von Echt spielte.
JB’s Radioszene, das Insidermagazin für Radiomacher, meldete im November 2004:

"Die Radiosender in Deutschland spielen wieder mehr deutschsprachige Musiktitel. Im Oktober dieses Jahres stieg die Quote bei den öffentlich-rechtlichen Programmen auf 9,96 Prozent nach 7,65 Prozent im Vergleichsmonat Oktober 2003, bei den Privatsendern von 8,12 auf 9,59 Prozent. Diese Werte veröffentlichte die Baden-Badener Firma Nielsen Music Control, die alle gespielten Titel von 110 deutschen Hörfunkprogrammen rund um die Uhr auswertet.
Ob diese Entwicklung eine Auswirkung der breiten Diskussion über eine Radioquote für deutschsprachige Musik ist, bleibt offen. Ende September hatten sich während der internationalen Musikmesse Popkomm in Berlin Musiker, Plattenbosse, Politiker und Senderverantwortliche vehement über die Einführung einer solchen Quote gestritten; im Bundestag hatte es eine Anhörung zu dem Thema gegeben. Zugleich dominierten im Oktober deutschsprachige Interpreten die Hitparaden, darunter etablierte Bands wie Die Fantastischen Vier und Die Toten Hosen, aber auch Newcomer wie Juli und Silbermond.
Unter den Privatsendern stieg die Quote der deutschsprachigen Musik besonders bei den Sendern der Energy-Kette: Bei Energy Berlin von 4,7 auf 11,3 Prozent im Vergleichszeitraum, bei Energy Hamburg von 4,4 auf 9,4 Prozent, bei Energy München 93,3 von 4,9 auf 9,7 Prozent. Radio Hamburg brachte es auf 11,2 Prozent (Oktober 2003: 5,2 Prozen) nationale Quote, 104,6 RTL Berlin sogar auf 16,8 Prozent (6,2 Prozent) und 94,3 R.S.2 (Berlin) auf 13,5 Prozent (8,7 Prozent).
Bei den öffentlich-rechtlichen Anbietern legte besonders Radio Unser Ding auf 18,8 Prozent (12,8 Prozent) zu, Radio Bremen (4. Programm) von 5,0 auf 9,4 Prozent, Fritz FM (Babelsberg) von 15,7 auf 21,8 Prozent und N-Joy Radio (Hamburg) von 11,3 auf 13,9 Prozent. Es waren allerdings auch Rückgänge zu verzeichnen: Beim privaten Berliner Radiosender JamFM fiel der nationale Anteil von 13,0 auf 6,5 Prozent und bei Radio Arabella in München von 14,2 auf 8,8 Prozent."

Auch der Musikmarkt (musikmarkt.de) schreibt in seiner Bilanz 2004 das Jahr eindeutig der deutschsprachigen Musik zu: "Junge deutsche Bands spielen nicht mehr nur in kleinen Clubs eine Rolle, sondern drängen mit Macht in die Charts und die Radiosender. Vor allem in der zweiten Hälfte des Jahres 2004 standen deutsche Künstler ganz oben in der Album-Hitparade und belegten zeitweise sogar acht der ersten zehn Plätze."
Auf einer Internetseite, die die Entwicklung deutscher Musik seit Dezember 2003 beobachtet und begleitet ist im September 2005 zu lesen: "Zu Beginn dieses Blogs war deutschsprachige Musik noch etwas Außergewöhnliches. Das hat sich mittlerweile geändert. Und es geht weiter. Deutsche Texte werden so normal sein, dass es kaum vorstellbar sein wird, dass ein Deutscher in einer fremden Sprache wie Englisch singt." In Internetforen, in denen auch heftig über die Radioquote diskutiert wird, werden häufig diese Beobachtungen geäußert: "Auf Bayern 3 hört man in letzter Zeit verstärkt deutsche Musikproduktionen. Z.B. von Westernhagen, Grönemayer, Juli, Silbermond, Annett Louisan, Peter Maffay und anderen. Ein Zufall?" (10.03.2005).

Die Quotendiskussion hat also mächtig Wirbel verursacht und Aufmerksamkeit erregt. Natürlich wird niemand so vermessen sein, den Erfolg deutscher Produktionen allein auf diese Initiative zurückzuführen. Da gibt es jede Menge Leute, die dahinter stehen: die Bands selber, Texter, Komponisten, Produzenten usw. Aber sie hat sicherlich Wege geebnet und Türen geöffnet.
Thofrock
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Beitrag von Thofrock »

Thats it. Sicher kann man nicht messen, wieviel Einheiten nach und wegen der Quotendiskussion zusätzlich verkauft wurden. Aber es gab diese zusätzlichen Verkäufe. Es geht schließlich auch ein bißchen um das Bewußtsein, und Selbstbewußtsein des Konsumenten, Musikstücke in seiner eigenen Sprache zu hören. Das war nämlich nach dem NDW-Hype wieder eingeschlafen. In weiten Kreisen war Deutschhören ja fast als uncool verschrieen.

Jetzt auf einmal bringen die Labels wieder deutsche Acts in erstaunlicher Zahl an den Start, und drücken diese bei den Sendern sogar durch. Irgend so ein deutschsprachiges Tokio Dingsbums hat grad wieder die Spitze der Single Charts erklommen. Vor ein paar jahren hätten die gar keinen Deal bekommen.

Es ging also um den Anstoss der ganzen Kiste. Das ganze schwerfällige Pack von Industrie bis Konsument mal aufzuscheuchen, bis der Stein dann von selbst weiterrollt.

Nur sollen die jetzt höllisch aufpassen, daß die deutsprachigen Künstler auch was zu sagen haben. Die NDW ging kaputt, weil der musikalische und textliche Dilettantismus irgendwann nicht mehr auszuhalten war. Wenn so ein erbärmlicher Mist wie Banaroo sein Album in Deutsch aufgenommen hätte, wäre ich vor Scham ausgewandert.
Kilian
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Beitrag von Kilian »

[Beitrag auf ausdrücklichen Wunsch des Posters gelöscht!]
Gerrit
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nicht im Bundestag dichten

Beitrag von Gerrit »

Passend hierzu vielleicht der Kommentar von Sven Regener über Künstler und Politik im Spiegel (Nr.40/1.10.05): "'Wir packen die Leute bei den Emotionen; Politiker, hoffe ich, packen die leute beim Verstand.' Folglich gebe es absolut nichts voneinander zu lernen: 'Ich bin dagegen, dass im Bundestag gesungen wird.'" Demnach sollte Herr Kunze vielleicht auch nicht im Bundestag dichten.
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Beitrag von Tohuwabohu »

Ich denke nicht, das sich Kunze vorschreiben läßt wo er dichtet.
Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

Tohuwabohu schrieb: "Ich denke nicht, das sich Kunze vorschreiben läßt wo er dichtet."

Ich denke, man sollte nicht alles mit Vorschriften regeln wollen.
Tohuwabohu
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Beitrag von Tohuwabohu »

Gerrit hat geschrieben:Tohuwabohu schrieb: "Ich denke nicht, das sich Kunze vorschreiben läßt wo er dichtet."

Ich denke, man sollte nicht alles mit Vorschriften regeln wollen.
Eben.
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Rock’n’ Sachverstand

Beitrag von Mecki »

Rock’n’ Sachverstand
http://www.jungewelt.de/2008/03-18/049.php
wer da Bock drauf hat kanns ja mal lesen
Thofrock
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Re: Rock’n’ Sachverstand

Beitrag von Thofrock »

Mecki hat geschrieben:Rock’n’ Sachverstand
http://www.jungewelt.de/2008/03-18/049.php
wer da Bock drauf hat kanns ja mal lesen
Gut geschrieben isses ja.
Aber zum Inhalt äußere ich mich frühstens, wenn hier 20 andere Meinungen aufgelaufen sind... 8)
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