Tourauftakt HRK & Verstärkung in Leipzig. Das Haus Auensee ist ausverkauft, wie die meisten Stationen auf der Tour.
Erstes von zwei Stehkonzerten (Leipzig und Magdeburg), alle anderen Tourorte sind bestuhlt. Die Bühne ist komplett abgehängt. Das kennen wir schon von der legendären "Brille" Tour. David Beta, Singer-Songwriter aus Hamburg - produziert von Jens Carstens - als Vorprogramm. Empfehlung. Bitte mal reinhören. Ist gut der Jungspund.
Heinz läßt uns heute warten. Es geht nicht pünktlich um 20:00 Uhr los, sondern 15 Minuten später. Spannungsaufbau mit Intro Soundeffekten, hinterm Vorhang Bewegung, Vorhang fällt, Heinz steht in Zwangsjacke da. Der erste "Wow" Moment des Abends. Die Band legt mit "Der Irrsinn hat System" los und packt direkt danach die "Wunderkinder" aus. Was folgt ist der übliche Mix aus Stücken des aktuellen Albums (acht von vierzehn), gespickt mit unverzichtbaren HRK Klassikern und natürlich einigen Perlen. Musik und Geschichten der Songs werden mit teilweise aus den Medien bereits bekannten Videos dargeboten (z.B. die tolle Ulmer Komposition und Single Auskopplung "Halt das Herz an"). "Der schwere Mut" und das Albumtitelstück "Können vor Lachen" folgen. Das zusammen mit Heinz Sohn Paul als Darsteller wundervoll und recht emotional in Szene gesetzte "Klar hab ich geweint", sowie ein intensiver "Igor" sind als nächstes dran. Mit dem folgenden "Aller Herren Länder" wird wieder ein HRK Klassiker packend und kraftvoll in Szene gesetzt. Vier Einzelwalls im Hintergrund, die zusammen ein imposantes Ganzes ergeben, bebildern die Musik. HRK 2024 präsentiert sich technisch modern auf der Höhe der Zeit, mit einer durchaus "fetten" Produktion.
Nicht nur bei mir kommt während dem Song "Brille" wohlige Nostalgie auf. Seinerzeit mein HRK Einstiegsalbum. Auf den Videowänden im Hintergrund werden viele, teils sehr private Fotos und Erinnerungen an Heinz Werdegang präsentiert. Ein Paar neben mir ist hörbar und sichtbar beglückt vom Anblick des jungen Heiner Lürig auf diversen Fotos. Erinnerungen eben.
Das Konzert bietet viel Schönes, aber auch ungewohntes (Jazz), von dem ich noch nicht ganz beurteilen mag, wie ich das nun finde. Man frage mich in einigen Tagen nochmal, sobald ich das Ganze wiederholt "begutachten" konnte und beurteilen mag, ob sich der erste intensive Eindruck tatsächlich festsetzt oder ändert. Beim Titelstück des Albums "Können vor Lachen", dem fünften Stück des Abends, bekommt Heinz seine Telecaster (Sonderanfertigung) ausgehändigt und hat sichtlich Spass ein bisschen den "Boss" raushängen zu lassen, umrahmt von Manuel Lopez und Andrew Gräser an den Gitarren. Später, zum Ende des Abends folgt nochmal eine kleine Reminiszenzzeile an Herrn Springsteen. Dies möge der aufmerksame Konzertbesucher aber selbst herausfinden. Schwer ist es nicht. Wie so oft bei Heinz werden auch Reminiszenzen anderer Künstler in die eigenen Songs mit eingebunden. Zwischendurch, wie immer auch, dürfen die Sprechtexte nicht fehlen. Dem aufmerksamen HRK "Solo" Konzertbesucher wird der ein- oder andere Text vertraut sein.
Die Band mit Stephan Gade am Bass (der "Neue" auf dieser Tour) und Sängerin Natalie Pütz funktioniert wunderbar und hat sichtlich Spaß zusammen. Im Unplugged Set, welches mit "Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort" beginnt, nimmt Heinz am Klavier Platz und - Überraschung - einer der schönsten HRK Liebeslieder überhaupt "Ich hab's versucht" wird als stimmiges Duett von Natalie Pütz und Andrew Gräser präsentiert. Höchst ungewohnt, aber harmonisch und schön. Eigentlich eine gemeine (!) aber auch großherzige (?!) Aufgabe von Heinz. Schwer für die beiden, eine echte Königsdisziplin Aufgabe. Die Nummer hat sich natürlich bei den Fans als jahrelanger, höchst intensiver Bestandteil unzähliger HRK Konzerte fest und intensiv eingebrannt. Diesen Titel NICHT von Heinz selbst gesungen zu bekommen ist erstmal ungewohnt und anders. Die Folgenummer "Meine eigenen Wege" wird bei dieser Tour als Reggae präsentiert. Interessant. Mal was anderes.
Wir haben das halbe Set hinter uns und jetzt folgt mein Liebling des neuen Albums. Der "Halt mich fest" Thunderstorm rauscht über das Publikum hinweg. Genauso hatte ich mir das gewünscht. Was für ein kongenialer Song.
"Kein Zeitgefühl" und "Himmelfahrtskommando" folgen. Danach mit "Leg nicht auf" und "Mit Leib und Seele" zwei gute alte Bekannte.
Während "Leuchtturm", dem 18. Stück des heutigen Sets, einer Komposition von Drummer Jens Carstens, bekommt Heinz zwischenzeitlich die Zwangsjacke wieder angezogen. Ende des Songs. Der Vorhang fällt und das jubelnde Publikum blickt auf die übergroße Hyäne mit dem Schriftzug "Heinz Rudolf Kunze", dem Cover Hingucker zum aktuellen Album. Umgesetzt von der Künstlerin Anjuta Schneider, nach einer Idee von Matthias Winkler. Ich habe das Bedürfnis, dem Tierchen die flauschig anmutenden Öhrchen zu streicheln, mir die Lederjacke anzuziehen, unterm Vorhang hindurch die Bühne zu erklimmen, um Heinz mit intensiver Umarmung aus Freude um den Hals zu fallen. Das lassen wir aber mal lieber. Der arme Mann könnte sich gegen so viel Übermut ja gar nicht wehren, noch in der Zwangsjacke steckend. It's only Rock'n Roll, but i like it... Begnüge mich für heute damit, nur den virtuellen "Fantüv" Stempel zu verleihen. Soweit erstmal bestanden.
Danach dreht die HRK Party noch mal richtig auf. "Dein ist mein ganzes Herz" wird von der Leine gelassen, gefolgt von "Alles was sie will" und "Mabel". Das Publikum wird mit übergroßen bunten Luftballons bespaßt. Die Leute mögen es. Hausaufgabe für die Technik Crew: bis zum Ende von "Finden Sie Mabel" muss das bunte Spielzeug wieder eingesammelt sein.
"Ich brauch dich jetzt" und "Lola" sind Nr. 22 und 23 im Set. Wir haben die Ziellinie im Blick. Heinz und die Band wirken hochzufrieden und glücklich. Der Auftakt ist soweit fast durch. Intensiver Applaus als Lohn für die Proben der letzten Tage in Sankt Peter Ording (inklusive Warm Up Konzert für Fans) und Leipzig. Die HRK 24er Tour rollt.
Diesmal endet das Konzert nicht mit einer Ballade wie so oft in den ganzen Jahren. Die kommt schon als vorletzte Nummer. Mit "Rückenwind" wurde ein sehr überraschender Titel ausgewählt. Das Set selbst schließt etwas ungewohnt mit "Wenn du nicht wiederkommst". Nach 25 Stücken ist für heute Feierabend. Es ist 22:41 Uhr. Ich hätte es ja stimmiger gefunden den Abend mit "Rückenwind" abzuschließen. Nun gut, diesmal eben anders. Heinz und Verstärkung kommen natürlich wieder, versprochen, z.B. in Chemnitz, Berlin, Dresden, Düsseldorf, Jena, Saarbrücken, Frankfurt/M, ... usw.
Man sieht sich.
