„Klare Verhältnisse“ live beim Jazzfest Rottweil
„Was Jazz ist, bestimmen wir!“ Immer wieder cool, die Ansage…
Drauf Lust bekommen hatte ich, weil ich zufällig über den Wunschlied-Thread für die Tour hier auf diesen Seiten gestolpert war:
http://www.wunderkinder.de/forum/viewto ... f=50&t=441
Schon beachtlich, was von unseren Wünschen damals letztlich bei der Setlist für die 2007er Tour berücksichtigt wurde (so die Songs von Heinz und Heiner nicht eh geplant waren): „Akrobat“, „König mit leeren Händen“, „Schutt und Asche“, „Nicht mal das“, „Lisa“, „Was wirklich zählt“, „Die kommen immer wieder“, „Die offene See“, „Abschied muß man üben“, „Eigentlich nein“, „Die Verschwörung der Idioten“.
Die Krönung ist der Kommentar von PatrickH22: „Schutt und Asche ist auch gut. Kann man ja sogar als Opener verwenden.“ Ich erinnere mich, dass Heiner damals bei den Nachbarn von Stirnenfuß ein Exemplar von „Jesus Tomahawk“ (ja, die aus dem „Giftschrank“!) für denjenigen ausgelobt hatte, der den Opener errät…
Dieser Mitschnitt aus dem Publikum von Rottweil ist gut hörbar und weckt feinste Erinnerungen. Schon mit dem ersten Lied hatten Heinz und Verstärkung die wahren Fans am Rand der Ekstase (und teilweise darüber, wie ich in München livehaftig erleben konnte), der nächste Überflieger in Form von „Akrobat“ schon an Position 3, dann drei Nummern vom aktuellen Album, ehe „Die kommen immer wieder“ wieder für klare Verhältnisse sorgt.
Die Live-Premiere von „Nicht mal das“ gerät atemberaubend, Leos Cello schluchzt in „Abschied muß man üben“, dass es mir auch heute noch Tränen der Rührung in die Augen treibt, „Was wirklich zählt“ mit Instrumentalteil ausgedehnt auf fast 10 Minuten, nahtlos übergehend in „König mit leeren Händen“ mit cool variierendem Mittelteil gegenüber der Studioversion.
CD-Wechsel im Akkord, und weiter jagt ein Höhepunkt den nächsten. „Woran man mit mir war“ beschert mächtig Gänsehaut, besonders wenn Jörg die Mandoline streichelt, im Anschluss Technikaussetzer („gehn Sie bitte weiter“ *knacks* *fiep* *stör*, „hier gibt es nichts zu sehn - auch nichts zu hörn?“), dann die Bitte von Heinz, ihm nicht unbedingt zu nah zu kommen, sondern einfach unauffällig da zu sein (das da sein, Martin?) und ihn nicht andauernd in den Arm zu nehmen (Schrecksekunde…), aber: „Lasst mich nicht allein - ohh nahein“.
Mystisches Intro, und zack, kriegt der wahre Fan das nächste Schmankerl auf die ungläubigen Löffel: „Die offene See“ - nee, bei dieser denkwürdigen Tournee 2007 war Heinz ganz sicher nicht einer für alle, da wollte er „tanzen ohne Rücksicht auf Verluste“. „Eigentlich nein“ rückt die Macht Musik endgültig ins kollektive Bewusstsein (falls das überhaupt noch nötig war), klingt verdächtig nach letztem Jahrhundert. Kurzer Dank, kurze Erholungspause und schon brettert „Die Verschwörung der Idioten“ wie die Hölle über die Halle - an der Stelle wurde (zumindest in München) jegliche bis dahin zur Schau gestellte gute Erziehung vergessen und wie entfesselt der Bühnenrand geentert, da riss es auch die Letzten von den Sitzen, da tobte schlicht der Bär!
„Lisa“ kühlt das Gemüt gehörig ab, nochmal meterdicke Gänsehaut.
Und nun Damenwahl: „Uhuhu, du bist nicht allein“ - weil das traurig macht? Nein, wir sind inzwischen unverwundbar, wir haben ein Rendezvous mit Heinz und Verstärkung, das ist „Gute Unterhaltung“, mindestens… So, und die Radiohits, die könnt ihr heute gefälligst selber singen: „Lola“, „Alles was sie will“, „Finden Sie Mabel“, „Dein ist mein ganzes Herz“, „Wenn du nicht wiederkommst“ - der Saal unterhält sich selbst, es musste nur wild sein, schräg und laut… oh nee, das war jetzt Kollege Stoppok… naja, jedenfalls waren alle mit vollstem Einsatz dabei.
Nochmal Leo am Cello, und ich werde heute wie damals danach richtig gut schlafen…
Oh Mann, was für ein Konzert!
*huld*