Ghosti hat geschrieben:„Hunderttausend Rosen“ scheint mir aber doch eine andere Hausnummer zu sein als „Leg nicht auf“, „Alles was sie will“ oder „Pech und Schwefel“. Nicht nur musikalisch, auch textlich.
Ja klar, ich wollte die auch nicht gleichsetzen, sondern nur aufzeigen dass diese Nummern seinerzeit im Hausfrauenrundfunk hervorragend liefen, und deshalb irgendwie auch "Schlager" waren.
Übrigens halte ich "Rosen" keinesfalls für einen repräsentativen Albumtitel, und hätte unter allen in Frage kommenden Gesichtspunkten eine andere Single ausgewählt. Aber das ist bei mir immer so.
Allerdings bin ich mir nicht so ganz sicher, ob manche Lieder wirklich einfach nur so unkalkuliert raussprudeln. Wenn ich lese, dass Heinz gerne wieder erfolgreicher wäre, lieber statt oberes Drittel zweite Liga zumindest unteres Drittel erste Liga spielen würde (wohlgemerkt nicht qualitativ sondern verkaufstechnisch), wenn Leo sagt, Schlager wie „Hunderttausend Rosen“ müsse man machen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, hab ich da so meine Zweifel. Vielleicht lässt er sich auch von Management und/oder Plattenfirma zu viel/falsch beraten (seit die WEA „Jesus Tomahawk“ durch „Halt“ ersetzt hat - und wer weiß, was vorher oder danach noch war - kann man eh skeptisch sein).
Heinz hängt da in einem Teufelskreis. Als er Ende der 80er richtig erfolgreich wurde, war er ja keinesfalls hochzufrieden, weil die Alben damals schließlich nicht wirklich das waren was er machen wollte. Es war ja kein Zufall, dass "Draufgänger" und "Richter-Skala", die wieder schräger angesetzt waren, die Verkaufszahlen drückten. Da war Heinz zwar mit seinen Platten im Reinen, aber der Erfolg ging zurück.
Natürlich gab es dann Druck von der Wea, und anschließend Kompromisalben. Aber der Weg zurück war verbaut. Und wer sich beim Management, beim Label, oder und im Studio vorstellt, man könne jetzt auf Schlagerkunden zielen, der hat sich einfach nicht mit der Materie befasst.
Insofern kann es den Versuch geben, mit einer radiotauglichen und weichgespühlten Single etwas Airplay und den einen oder anderen Auftritt im Fernsehgarten zu bekommen, um auf das Produkt aufmerksam zu machen. Aber NIEMALS wird der Stammhörer von Brunner und Brunner ein komplettes Kunze-Album kaufen, oder gar mögen können. Solche Alben könnte Heinz gar nicht machen. Würde er es versuchen, würde es ihn so sehr deprimieren, dass die nächste Platte zwangsläufig Speedmetal mit "Räuberzivil"-Texten wäre.
Auf „Protest“ waren „Block 4“-Nummern und mit „Astronaut in Bagdad“ und „Selbst ist die Zerstörung“ zwei weitere Kracher (im wahrsten Sinne), die aufhorchen ließen und dem Album noch eine besondere Note gegeben haben.
Vor allem haben sie dem Album den roten Faden genommen. Womit ich um Himmels Willen nichts gegen die Titel sage. Aber die Platte als Ganzes wirkte einigermaßen zerrissen.
Er hat jede Menge korrekte Alben veröffentlicht, unbequeme Songs wie „Romanze“, „Das Ultimatum“, „Die Fütterung“, „Dein vorletzter Wille“, „Kadaverstern“, „Amok“, „Sex mit Hitler“, „Halts Maul“, „Menschenfleisch“, „So tun als ob“, „Naherholungsgebiet“, „Im Sarg“ oder „Selbst ist die Zerstörung“ sind doch nicht entstanden, um nach 30 Jahren kreativsten Schaffens Dauergast in einer Volksmusiksendung zu werden.
Und das sehe ich nicht so eng. Scwache Songs hat es auf allen Alben gegeben. Und diesen Schlagervorwurf wird nach eingehendem Hören der neuen Platte sowieso niemand aufrecht erhalten. Auch wenn es nicht wirklich "kracht", sind da sehr schöne Songs drauf. Die "Sanduhr" z.B. wäre auf jedem einzelnen HRK-Album eine Veredelung gewesen. Und noch einiges mehr.
Übrigens: "So tun als ob" und "Amok" mochte ich noch nie. So unterschiedlich fallen Geschmäcker aus. Naja, und das wir wohl keinen würdigen nachfolger für das "Ultimatum" bekommen werden, damit muss man leben. Bei den Beatles und den Stones war nach 10 Jahren die Luft raus.