Verfasst: 01 Mär 2007, 19:42
Sehe ich alles genau so.Thofrock hat geschrieben:Wirklich intelligenter oder nur gefälliger ?
Ich bin wahrlich auch der Meinung, dass Heinz zu politischen Themen schon sympathischere Meinungen hatte, als in den letzten Jahren. Z.B. habe ich erhebliche Vorurteile gegen FDP-Wähler, und habe somit über Heinz sein Wahlvorhaben 2003 geschluckt.
Nur kam er damit nur raus weil er gefragt wurde. Und das eine eigentlich private Frage dann von anderen zur Wahlempfehlung aufgebauscht wird, dafür kann er nichts. Und wo leben wir denn, dass man sich für sein Wahlgebahren entschuldigen müßte ? Die Parteien werden sich sowieso immer ähnlicher.
Aber in der Enquete sitzt er nunmal als einziger Künstler und damit - gewollt oder ungewollt - auch repräsentativ für die Kollegen.
Und viele von denen werden von seinem "Zwischenbericht" 2005 nicht begeistert gewesen sein, wo es u.a. heißt
D.h., wer es nicht geschafft hat, von seiner Kunst ordentlich leben zu können, hat es in der Regel auch nicht verdient.– es war mir in der Tat immer wichtig, das Publikum gut zu unterhalten, auf die spezielle Art und Weise freilich, wie ich Unterhaltung verstehe. Das hat dazu geführt, daß ich recht gut davon leben konnte und weder dem Staat noch einer Künstlersozialkasse noch sonstwelchen Auffangorganisationen für geplatzte Lebenslügen bis dato zur Last fallen mußte.
Das klingt hart, aber ich stehe dazu. Gewiß gibt es den Sorgenfall des unverstandenen Genies, das Unterstützung verdient. Seltener allerdings, als es das zeitgeistige nivellierende und maßstabsfeindliche „kulturelle Klima“ wahrhaben will, davon bin ich überzeugt, ohne es statistisch belegen zu können oder zu wollen. Eine zur Krampfigkeit ausgeartete „Toleranz“ hierzulande möchte sich gern grundsätzlich dünnbrettbohrend vor Qualitäts- und Wertentscheidungen im Ästhetischen drücken. Aber es gilt, die Spitzwegs vor den Holzwegs zu schützen.
Was gut ist, setzt sich (meistens) durch, alles andere sind auf dem Holzweg geplatzte Lebenslügen.
Sozialdarwinismus á la Westerwelle & Co. - alles rein privat?
Einer der Themenschwerpunkte der Kommission heißt übrigens "Öffentliche und private Förderung von Kunst und Kultur (Strukturwandel)".Deswegen hat die Kümmerei um das soziale Wohl und Wehe von Künstlern, diesen zutiefst asozialen Subjekten, etwas Rührendes und Vergeblich-Lächerliches zugleich. Was ein richtiger Künstler ist, der will bis knapp vor dem Verhungern nicht, daß man sich staatlicherseits um ihn müht. Fürsorgliche Belagerungen aller Art sind ihm lästig, peinlich, klebrig. Wer dergleichen dankbar annimmt, wird von den anderen nicht für voll genommen. Die Welt der Künstler ist der einzelgängerische Kampf ums Dasein. Die sozialdemokratisierende Trockenlegung dieses Dschungels, dieses erdrückend gutgemeinte humanitäre Anliegen fast quer durch alle Parteien, wird niemals funktionieren. Was mich irgendwie nicht sonderlich beunruhigt.
Da wird man die obigen Äußerungen des Sachverständigen Kunze mit Interesse und haushaltspolitischem Wohlgefallen zur Kenntnis genommen haben.
Sehr zum Leidwesen u.a. jener Nachwuchstalente, deren Chancenlosigkeit auf dem heutigen Markt auch von HRK immer wieder beklagt wird.
Die sind auf jede Förderung angewiesen, die sie kriegen können, stattdessen gibt's trostreiche Worte wie
oderWer als Künstler tatsächlich mehr wollte als den jeweils herrschenden Geschmack zu bedienen, tat immer gut daran, anderweitig materiell abgesichert zu sein, oder er tat sich prinzipiell schwer mit dem Lebenserhalt.
Für jedes Gebiet künstlerischer Betätigung gibt es heutzutage so etwas wie Rankings, Polls, Hitparaden – wer die anführt, ist ein Großkünstler. Freilich nicht automatisch (sogar eher selten) ein großer Künstler, was Wagemut, Neugier, Innovationskraft betrifft. Die können nur ausgelebt werden, wenn modernes Mäzenatentum dahintersteht – oder eben finanzielle Unabhängigkeit.
Ein Narr, wer da irgendeinen Widerspruch zum vorher Gesagten zu entdecken glaubt!Der Künstler muß seit seiner Emanzipation von der höfischen Welt zwangsläufig mit dem „Markt“ kooperieren, um zu überleben.
Und welcher "richtige Künstler" würde nicht gerade die Anbiederung an den Markt als "lästig, peinlich, klebrig" empfinden und "knapp vor dem Verhungern" dann doch eher eine angemessene Subvention vorziehen?
Es ist ja nun mal so, dass der "Markt" einerseits und "Wagemut, Neugier, Innovationskraft" andererseits sich inzwischen in der Kunst (anders als im Geschäftsleben) geradezu gegenseitig ausschließen, woran nicht zuletzt auch der Künstler Kunze heftig zu knabbern hat.
Ja, das stammt immer noch aus dem selben Text, vom selben Autor!Der Künstler ist also geradezu der Prototyp des Selbständigen, des Freiberuflers. Eine janusköpfige Freiheit, teuer erkauft durch Anpassungsdruck und die Willfährigkeit, in die immergleichen Erwartungskerben des Publikums zu hauen, um überleben zu können. Jedoch in einer Gesellschaft, die sich Hals über Kopf und heillos ins Hyperindividualistische atomisiert, wird es von Mode zu Mode, von Hype zu Hype schwieriger, Sprachrohr und Ausdrucksträger für irgendeine hinreichend große Kundschaft zu sein. Nur wenige Künstler erreichen je die materiellen Lebensumstände des Bürgertums, das sie mit geistigen Anregungen beliefern. Der arme Künstler ist, wie die meisten Klischees, nur allzu wahr.
Und da könnte man jetzt noch seitenweise jeden einzelnen Satz sezieren und anderen Aussagen gegenüberstellen, aber mein Punkt ist: Was im Rahmen dieser Kommission geschieht, ist nicht privat.
Kunze ist da als SACHVERSTÄNDIGER berufen, und noch dazu als einziger seiner Profession, nicht nur als narrenfreier "bunter Vogel", der gelegentlich ein paar unverbindliche Provokatiönchen in die Runde wirft gegen die allgemeine Langeweile.
Was er in dieser Funktion von sich gibt, fließt unweigerlich ein in die Meinungsbildung der anderen Mitglieder und schließlich in ganz konkrete Beschlussempfehlungen mit ganz konkreten Konsequenzen, z.B. für Künstlerinnen und Künstler.
Das immer nur augenzwinkernd wegzuwischen als so eine Art Rollenspiel, das je nach Lage der Dinge entweder mit ihm selbst gar nichts zu tun hat oder aber nur ihn selbst was angeht, halte ich für bestenfalls naiv.