Seite 1 von 1

Kunze bei Oma Kunzes Möbelträger

Verfasst: 20 Sep 2009, 11:12
von Mecki
Quelle Presse: http://www.moz.de/index.php/Moz/Article ... /id/296516
Kunze bei Oma Kunzes Möbelträger
Von Ingolf Bunge

Schöneiche (MOZ) Der Literat und Rocksänger Heinz-Rudolf Kunze ("Dein ist mein ganzes Herz") hat am Montag in Schöneiche das Haus seiner Ost-Großmutter wiedergefunden, bei der der West-Junge wiederholt die Ferien verbracht hatte. "Sie sind ein guter Detektiv", lobte er den Schöneicher Ortschronisten Ekkhard Brühn, der dies recherchiert hatte.
"Das ist ja ein Ding. Wir haben das Haus tatsächlich gefunden", zeigte sich Heinz-Rudolf Kunze sichtlich gerührt am Ende der Ortsrundfahrt mit Bürgermeister Heinrich Jüttner und einem kleinen Tross. Doch der Reihe nach. Der 52-jährige Künstler ist zu zwei musikalischen Lesungen am Sonntag- und Montagabend nach Schöneiche gekommen, doch das war kein Kunstgeschäft wie gewöhnlich. Kunze hatte in einem Gedicht seine Kindheitserinnerungen an die Oma in Schöneiche bei Berlin verarbeitet und dabei auch gemeinsame Fahrten mit der Straßenbahn nach Köpenick erwähnt. Das war dem Schöneicher Junior-Unternehmer Christian Herrmann (29) aufgefallen, der mit ideeller Unterstützung der Gemeinde die beiden Auftritte organisierte.
"Ich bin viel mit Oma Straßenbahn gefahren", sagte Kunze, während Straßenbahn-Betriebsstellenleiter Sebastian Stahl ihn mit Lebenspartnerin Gabriele Krause durch die Tram-Halle führte. Dass er durch Schöneiche gefahren sei, ist mindestens 40 Jahre her, sagte der Künstler gestern auf einer Sonderfahrt nach Friedrichshagen - Chef Sebastian Stahl lenkte selbst die Tram.
"Ich glaube, gepolstert waren die Sitze damals nicht, und die Schaffnerinnen sind noch mit kleinen Bauchläden für die Pfennige herumgelaufen." Straßenbahnfahren sei für ihn als Kind was Besonderes gewesen: "Ich bin in kleinen Kaffs aufgewachsen, und als ich nach Osnabrück zog, war die Straßenbahn schon abgeschafft." Heute lebt Heinz-Rudolf Kunze bei Hannover.
Aber wo in Schöneiche wohnte Oma Rosalie Kunze? Ganz explizit um diese Frage drehte sich die anschließende Busrundfahrt, die zunächst in die Berliner Straße 1 am Kleinen Spreewaldpark führte. "Das kommt mir gar nicht bekannt vor", so Kunze. Ganz anders in der Stockholmer Straße 40, wo jetzt Dieter Hirseland (70) wohnt. "So ähnlich sah die Straße aus - Kopfsteinpflaster, die Breite, Baumbestand." Aber das Haus? "Ich bin am Grübeln, ob ich es wiedererkenne", sagte Heinz-Rudolf Kunze.
Dieter Hirseland half ihm auf die Sprünge: "Alle Bäume hier sind neu. Das Haus hatte andere Fenster, ist aber das selbe Gebäude. Und hier standen überall Obstbäume." - "Genau, viel Obst. Ich war so klein, mir kam es riesig vor", sagte Kunze. "Hier bin ich rumgetobt und auch mit meinem Cousin in den Wald gegangen." Opa Erich Kunze sei Kohlenhändler gewesen, erzählte Hirseland weiter. 1968 habe Rosalie Kunze das Haus verkauft, weil es ihr zu groß wurde. Sie zog an die Ecke Stockholmer/Watenstätter Straße. "Er war Oma Kunzes Möbelträger", rief Ekkhard Brühn und zeigte auf Hirseland.
Bild
Dort, in dem anderen Haus, sei er nie gewesen, unterstrich der Künstler und merkte an: "Eine schöne Gegend ist das hier auf alle Fälle." Der Ort sei immer noch so grün. "Phantastisch", schwärmte Veranstalter Christian Herrmann. "Das ist ja Ost-West pur. Familie Kunze hat hier ja Tradition."