Ich kenne den Reinhard Lakomy ja nicht persönlich, also kann ich dazu nicht so viel sagen. Ob ein wunderbarer Song wie "Bier" ("Bier / Leute wir brauchen ein Bier / so ausgetrocknet sind wir / dass wir bald umfallen hier / gibt's kein Bier" oder so ähnlich) ausreicht, ihn als das ostdeutsche Highlight zu bezeichnen, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er am Beginn seiner Solokarriere von 1973 bis 1976 ein paar tolle Platten gemacht mit einer Reihe toller Songs (z.B. "Heute bin ich allein", "Autofahren", "Das Haus wo ich wohne", "Mir doch egal", "Liebe im Wald", "Bier"...). Ich würde mal sagen das ist so 'ne Mischung Liedermacher/Schlager/Chanson. Das war aber eigentlich noch vor meiner Zeit. Ich bin erst so 10 Jahre später drauf gestoßen (da machte Lacky bereits elektronische Musik, mit der ich nicht so viel anfangen konnte) und war recht angetan von diesen Sachen.
Hier mal ein Text eines seiner Lieder ("Das Haus wo ich wohne" - der Text könnte von Fred Gertz sein, der anfangs alle Texte von Lacky geschrieben hat):
"Das Haus, wo ich wohne,
das ist nicht sehr schön.
So duster und muffig,
naja neunzenhundertzehn.
So'n grämlicher,
bröck'liger Altbauzwerg.
Davon gibts noch viele
im Prenzlauer Berg.
Übern Hof, drei Treppen im Hinterhaus,
da ruh' ich mich auf den Lorbeeren aus.
Mit Stube, mit Küche, Korridor, Klo,
das ist mein Appartement. Da haus' ich nun so.
Das Klo, das ist innen, das ist schon enorm!
Da sitz' ich und grüble über Inhalt und Form.
Das Haus, wo ich wohne,
ist wirklich nicht schön.
Ich glaube, all' die Leute seh'n
mich viel lieber geh'n.
Weil ich Musik mach',
das nehm' sie mir krumm
und hecheln und nörgeln an mir herum.
Wenn ich mal tagsüber 'ne Taste anschlag',
klopft unten schon Müller,
der schläft am Tag.
Und abends rummst Schulze,
gleich nebenan,
ich stör' sie beim Fernsehen,
der Krimi fängt an.
Und ich frag' mich,
warum er mir die Brötchen nicht gönnt?
Das Klavier,
das ist mein Produktionsinstrument!
Das Haus, wo ich wohne,
das bringt mich in Wut.
Die meisten sind sauer,
nur 'n paar sind ganz gut.
Die Mädchen, die vielen,
was geht da bloß vor?
Na, ich hab' doch keinen Harem,
ich hab' doch 'nen Chor!
Ein Konzert , zwei Stunden,
man, seht doch ein,
das will doch probiert
und einstudiert sein.
Die grienen und denken,
das ist ein Hahn!
Bei dem gehts doch zu,
wie im Liebesroman.
Also gut, wenn sie meinen,
dann kommen sie mal rein -
Das woll'n sie nun auch nicht,
dazu sind sie zu fein.
Das Haus, wo ich wohne,
drückt mir aufs Gemüt.
Davon könnt' ich singen,
na nicht nur ein Lied.
Denn als ich so grad'
dieses Ding komponier',
da klingeln die Kinder
schon an meiner Tür.
Guten Tag Onkel Lacky,
ein Autogramm?
Wann singst du wieder
im Fernsehprogramm?
Na kommt schon,
ihr Geister, hier ist ein Bild.
Und wehe,
ihr schreit auf dem Hof so wild!
Ich mach' hier ein Liedchen,
da kommt ihr drin vor.
Da war'n sie ganz leise
und waren ganz Ohr.
Das Haus, wo ich wohne,
das steht nicht mehr lang',
es gibt ja bekanntlich
ein Neubauprogramm.
Bis neunzehnhundertneunzig,
so sagt die Partei,
sind wir alle wohnraumsorgenfrei.
Damit sowas wie diesmal
nicht wieder passiert,
wird für Musiker
gleich ein Block reserviert.
Dann können wir spielen,
solange wir woll'n,
und keiner verlangt,
daß wir leise sein soll'n.
Da seht ihr, ich mecker' nicht,
wenn ich was sag'.
Ich mach' immer zugleich
auch 'nen Verbesserungsvorschlag."
