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Mecki
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Beitrag von Mecki »

Quelle http://www.nwzonline.de/index_regionala ... id=2178425&

Kunze im Krieg mit Worthülsen
LESUNG Kritik an Umgangssprache – Ironisch und nachdenklich

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Ohne Schnauzer: Heinz Rudolf Kunze stellte im Gymnasium sein neues Buch vor.
Sein schwarzer Humor kam nicht bei allen Besuchern gut an. BILD: KERSTIN WILL


VOLKSWEISHEITEN WURDEN SEZIERT. MIT DER DEUTSCHEN SPRACHE NIMMT ES KUNZE GENAU.
VON KERSTIN WILL
BRAKE - Erwartungsvoll sitzt das Publikum am Sonnabend im Braker Gymnasium. Angekündigt wird Heinz Rudolf Kunze, doch zunächst kommt erst einmal sein Freund und Manager Wolfgang Stute auf die Bühne.
Er wird bei der Lesung den Künstler musikalisch an der Gitarre unterstützen. Dann erscheint der Meister selbst. Im Laufe der Jahre hat er sich verändert: Der charakteristische Schnauzer ist ab und seine schwarze, markante Sonnenbrille muss einer unscheinbaren Lesebrille weichen. Dennoch erscheint er auf der Bühne, wie seit vielen Jahren: mit Jeans, Weste und einem schwarzen T-Shirt.
Ironie und Sarkasmus
Vielen, die Heinz Rudolf Kunze aus der Zeit kennen, in der er kritische Texte auf Platte bannte, erleben an diesem Abend einen ganz anderen Mann.
Dieser jedoch sprüht noch immer vor Intellekt. Sein Sinn für Humor, oftmals jedoch rabenschwarz, kommt unterschiedlich beim Publikum an. Die Texte aus seinem neuen Buch „Saldo mortale“ sind gesellschaftskritisch und halten den Menschen einen Spiegel vor, in den sie nicht immer sehen wollen. Sie sind ironisch, teilweise sarkastisch, hin und wieder sehr böse oder nachdenklich. Platte Witze sind nichts für Kunze. Er studierte Philosophie und Germanistik und gab sein Dasein als Deutschlehrer auf, um sich voll und ganz der Musik hinzugeben.
Die deutsche Sprache nimmt er deshalb genau unter die Lupe: Musik wird zum „download“ und „MP3“ klinge wie ein Maschinengewehr. Promis dürften sich alles erlauben. Auch Volksweisheiten werden seziert. Vorsicht unter anderem vor Leuten, die Fünfe gerade sein ließen, sie könnten sicher nicht bis drei zählen.
Vieles komme nur als leere Worthülsen daher. So soll man sich vor Leuten hüten, die die Seele baumeln lassen, denn es könnten Henker sein. Überall wirft Kunze einen kritischen Blick drauf. So könnten Kirchen bald ganz schließen, denn Menschen unter 70 Jahren könnten keine Fragen mehr zur Bibel beantworten, so Kunze.
Vielfalt überzeugt
Wolfgang Stute, der wie ein Derwisch Gitarre spielte oder auf dem Cajon, das er auch als Sitz nutzt, für den Rhythmus sorge, unterstützte Kunze bei seinem Auftritt.
Auch wenn die rund 120 Besucher hin und wieder nur verhalten Applaus klatschen, zeigten sie sich doch sehr begeistert von der Vorstellung und spendeten am Ende stehende Ovationen für zwei Künstlern, die vor allem durch ihre Vielfalt überzeugten.
Mecki
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Re: Brake

Beitrag von Mecki »

Quelle http://www.kreiszeitung-wesermarsch.de/ ... 76673.html

Bissig und zynisch gegen die Welt
Brake. Eleonore Gollenstede von der gleichnamigen Buchhandlung kündigte schon zu Beginn an, dass es ein „scharfer Abend“ werden würde. Heinz Rudolf Kunze las am vergangenen Freitag im Braker Gymnamsium aus seinem neusten Buch „Saldo mortale“ mit Texten aus den Jahren 2007 bis 2009. Mit dabei hatte er den Gitarristen Wolfgang Stute.

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Wolfgang Stute mit roten Lederschuhen begleitete Heinz Rudolf Kunze auf der Gitarre.

Und der war richtig gut. Zu Beginn wärmte der das Publikum mit lateinamerikanischen Rhythmen auf und wechselte sich dann mit Heinz Rudolf Kunze ab. „Erst spiele ich, dann liest er, dann spiele ich wieder und Heinz liest wieder“, erläuterte er gleich zu Anfang.

Heinz Rudolf Kunze kam auf Einladung der Buchhandlung Gollenstede und der Kulturförderung Brake in die Kreisstadt. 120 Personen wollten den Sänger dann auch hören und sehen. Scharf sollte der Abend werden. Mit olivgrüner Jacke und Goldkette um den Hals legte Heinz Rudolf Kunze dann auch gleich los.

Als eingefleischter Musiker zog Heinz Rudolf Kunze über MP3-Player und Downloads her, machte sich seine Gedanken über das Klima und die „Schlechtschreibreform“. Er nahm kein Blatt vor den Mund: „Schmieren, korrumpieren – überall. Hätte die Sonne für uns Augen, bräuchte sie eine Brille“.

Heinz Rudolf Kunze zog richtig vom Leder. Weder die Musikpreisverleihung noch die Politiker waren vor ihm sicher. Auch auf aktuelle Themen wie den Volksentscheid in der Schweiz zum Bau von Minaretten ging er ein: „Aus einem Loch des Schweizer Käse schaut ein neuer Hitler hervor“.

Erhitze gemüter
Mit harten Worten sprach Heinz Rudolf Kunze all das aus, was ihn an der Gesellschaft stört. Wolfgang Stute holte mit seinen Gitarrenklängen die erhitzen Gemüter wieder auf den Boden.

Die Texte, die Heinz Rudolf Kunze vorgetragen hatte, waren voll von Zynismus. Egal um welches Thema es ging, der Musiker haute immer nur drauf. Er machte sich über Kabarettisten und Comedians lustig, hebt sich selbst aber nur durch seine Wortgewandtheit und sein Spiel mit der Sprache von ihnen ab. Für Texte wie „nichts ist genauer nichts als das Nichts“ aus „Nichts und Alles“ gab es vom Publikum auch anerkennenden Applaus. In einigen Texten übertrieb Heinz Rudolf Kunze einfach, denn im Jahr 2009 ist es völlig unangebracht sich über homosexuelle Menschen lustig zu machen.

Leider muss man sagen, dass das Beste zum Schluss kam. Denn Heinz Rudolf Kunze sang und spielte zusammen mit Wolfgang Stute. Die beiden Virtuosen an der Gitarre lieferten sich als Zugabe für die Gäste ein rasantes Duell. „Das hätte sie mal den ganzen Abend machen sollen“, ist danach aus dem Publikum zu hören. (alt)
S.N.O.W.
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Re: Brake

Beitrag von S.N.O.W. »

Mecki hat geschrieben:Die Texte, die Heinz Rudolf Kunze vorgetragen hatte, waren voll von Zynismus. Egal um welches Thema es ging, der Musiker haute immer nur drauf. Er machte sich über Kabarettisten und Comedians lustig, hebt sich selbst aber nur durch seine Wortgewandtheit und sein Spiel mit der Sprache von ihnen ab. Für Texte wie „nichts ist genauer nichts als das Nichts“ aus „Nichts und Alles“ gab es vom Publikum auch anerkennenden Applaus.
Man kann eben nicht immer nur vor Fans auftreten.
Mecki hat geschrieben:In einigen Texten übertrieb Heinz Rudolf Kunze einfach, denn im Jahr 2009 ist es völlig unangebracht sich über homosexuelle Menschen lustig zu machen.
So einer ist der Heinz also ... pfui Heinz, so was macht man doch nicht.
"Ich habe nie gelogen. Und ich habe mich stets um eine Mischung aus Erlebtem und Erfundenem bemüht, weshalb der Cocktail aus beidem auch immer ein bisschen anders war als der vorige." (HRK im SPIEGEL / Januar 2001)
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Re: Brake

Beitrag von Ghosti »

Leider muss man sagen, dass das Beste zum Schluss kam. Denn Heinz Rudolf Kunze sang und spielte zusammen mit Wolfgang Stute. Die beiden Virtuosen an der Gitarre lieferten sich als Zugabe für die Gäste ein rasantes Duell. „Das hätte sie mal den ganzen Abend machen sollen“, ist danach aus dem Publikum zu hören.
Also ich weiß ja nicht, ob man in einer Lesung unbedingt so richtig ist, wenn man eigentlich nur Musik hören will. :? :roll:
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Re: Brake

Beitrag von notamann »

Mecki hat geschrieben:Quelle http://www.kreiszeitung-wesermarsch.de/ ... 76673.html


Auch auf aktuelle Themen wie den Volksentscheid in der Schweiz zum Bau von Minaretten ging er ein: „Aus einem Loch des Schweizer Käse schaut ein neuer Hitler hervor“.

(alt)
....und so kann man einen Text angepasst (Vorsicht - DDR-Erfahrung!) uminterpretieren.... 8)
Die Welt ist ein Arsch
welche Hälfte
willst du
( aus "John Wesley" - Heinz Rudolf Kunze )
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Re: Brake

Beitrag von Thofrock »

Ghosti hat geschrieben:
Leider muss man sagen, dass das Beste zum Schluss kam. Denn Heinz Rudolf Kunze sang und spielte zusammen mit Wolfgang Stute. Die beiden Virtuosen an der Gitarre lieferten sich als Zugabe für die Gäste ein rasantes Duell. „Das hätte sie mal den ganzen Abend machen sollen“, ist danach aus dem Publikum zu hören.
Also ich weiß ja nicht, ob man in einer Lesung unbedingt so richtig ist, wenn man eigentlich nur Musik hören will. :? :roll:
Das Problem wird man wohl nicht mehr lösen. Der örtliche Veranstalter kauft ein Programm ein, und bekommt dafür ja sogar im Vorfeld Plakate gestellt. Aber wenn er den Eindruck zu erwecken versucht, da käme ein singender Kunze, weil das mehr Besucher lockt, und einen höheren Preis ermöglicht, dann kann man dagegen wenig machen.

Außer den Leuten zu erklären, warum das Mißverständnis entstanden ist.
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