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Kalle
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Beitrag von Kalle »

QUELLE PRESSE n-land

Kunzes brillante Bosheit zum furiosen Auftakt

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LAUF — Unter den Songpoeten und Literaten deutscher Zunge ist er wohl der sprachgewaltigste: Heinz Rudolf Kunze. Und seine Popularität ist ungebrochen. Zum Auftakt der 17. Laufer Literaturtage füllte der flinkzüngige Parade-Spötter Kunze die Bertlein-Aula bis zum letzten Stehplatz.

Bei Heinz Rudolf Kunze gewinnt das Label „LesArt“ eine neue Bedeutung. Denn wenn dieser akribische Sprachmagier liest, ist das tatsächlich fast immer Kunst, im besten Sinne „gemacht“, mit durchschlagender Wortmacht und die Hirnrinde kitzelndem Hintersinn.

Sein letztes Jahr erschienenes Buch „Vor Gebrauch schütteln“ (Aufbau-Verlag) hat Kunze so provokant wie klug „Kein Roman“ untertitelt. Weil der Protagonist Trubschacher sehr eindeutig Kunzes Alter Ego verkörpert. Und weil „Vor Gebrauch schütteln“ eine gezielt geclusterte Sammlung satirisch-sarkastischer Schlaglichter, Gedankensplitter und Wortspiele ist, die in ihrer Totalität eine Persönlichkeit porträtieren, nicht unbedingt ihre Geschichte erzählen wollen.

Wer Heinz Rudolf Kunzes komplexe Gedankengänge nachvollzieht, begreift sehr schnell, wie himmelweit dieser Künstler vom Flachsinn der deutschen Popszene entfernt ist. Eigentlich bohrt „HRK“, wie ihn manche respektvoll abkürzen, permanent dicke Bretter, lässt die Gesellschaft in einen Spiegel schauen, wie dies in der Regel nur Kabarettisten vermögen.

Das macht lachen – und sorgt zugleich für Nachdenklichkeit, denn Kunzes brillante Bosheiten treffen eigentlich immer dahin, wo es auch ein wenig weh tut. Zumal in den zahlreichen Brechungsflächen des nur sanft verzerrenden Kunze-Spiegels fast alles mehr oder weniger schemenhaft sichtbar wird, was die Generation zwischen 40 und 60 geprägt hat: ­Beatles und Beach Boys, der „sterbenslangweilige“ Ulysses aus der Feder der Literatur-Ikone James Joyce genauso wie Dylan, Drachen und Alzheimer.

Dabei zögert Kunze, Jahrgang 1956, keine Sekunde, Unpopuläres zu propagieren, Provokantes zu verbreiten und auch an Gegenwarts-Phänomenen kein gutes Haar zu lassen. So ätzt er zur Beschneidungsdebatte, gibt scharfen Senf zur Euro-Diskussion und prangert den „Fachidioten-Faschismus“ des deutschen Bildungssystems an, das aus seiner Sicht eine Vielzahl doofer, aber glücklicher Schüler produziert.

Nu Folk
Den musikalischen Kontrapunkt zu diesen durchaus kritischen Betrachtungen setzt Kunzes Bühnenpartner Jan Drees mit perkussiv unterstützten Gitarren-Meditationen zwischen Ambient und Nu Folk, die gut als Kontrastfolie und wortloser Kommentar zu Kunzes manchmal fast bitteren Daseinsbetrachtungen taugen.

Man muss kein Sprachfan sein, um dieses klug konstruierte Kaleidoskop zu mögen, sich an seinen schillernden Facetten zu erfreuen und ein paar von Kunzes Lebensweisheiten mit nach Hause zu tragen. Und man lernt manches. Zum Beispiel, dass gefrorene Zeit nach Erdbeeren schmecken kann. Oder dass Kochshows die intellektuelle Entwicklung befördern können – selbst das Absurde hat bei Heinz Rudolf Kunze Sinn und System.

Deshalb greift er auch erst ganz zum Schluss zur Gitarre, um seine gleißenden Geistesvolten zu glätten, nach dem intellektuellen Höhenflug wieder sicheren Boden unter die Füße zu bekommen, sich und sein hingerissenes Publikum zu erden nach einer Lesung, die einer Achterbahnfahrt glich. Spannend, überwältigend, furios.

Hans von Draminski

Bildstrecke.....http://www.nordbayern.de/region/lauf/he ... 0#ancTitle
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Re: Lesung Lauf

Beitrag von Miro »

Ausverkauft? Und das im Süden?

Vielleicht traut HRK sich jetzt häufiger, südlich der Mainlinie aufzutreten.
Kalle
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Re: Lesung Lauf

Beitrag von Kalle »

Rocker Heinz Rudolf Kunze auf der LesArt
Ein Beitrag von: Simone Schülein Stand: 06.11.2012
http://www.br.de/radio/bayern1/sendunge ... f-102.html
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