AN: Das Ja-Wort ist Kunzes Stellungnahme gegen gleichgeschlechliche Ehen (oder sogar Beziehungen) mit einem Seitenhieb gegen den Frauenfußball. Da sich dieses Thema auch durch die anderen, nicht gesungenen HRK-Texte zieht, lässt sich davon ausgehen, dass dies kein Rollensong ist, sondern es sich um HRKs persönliche Überzeugung handelt.
Ich halte Deine Deutung für eine kühne Behauptung. Bislang habe ich "Das Jawort" eher für eine Fortsetzungs-"Romanze" gehalten. Ich "behaupte" mal und das bleibt festzustellen, dass es zumindest "Hip" geworden ist, irgendwie anders drauf zu sein. Man kann in unserer Gesellschaft schon das Gefühl bekommen, als Hetero mit einer halbwegs funktionierenden Familie zur Minderheit zu zählen, insofern möchte ich mich auch nicht diskriminieren lassen, nur weil ich mein Leben so gewählt habe. In meiner Wahrnehmung z.B. im TV kannst Du heute auch eher eine Chance haben, wenn Du nicht durch Kunst, Handwerk, Leistung überzeugst, sondern eben einer "Minderheit" angehörst und bereit bist dich zu verkaufen. Aber HEINZ hat den Song ja bestimmt für uns geschrieben (lächel), also dürfen wir ihn auch in die Schublade stecken, in der wir ihn gerne legen wollen.
Die Macht der Minderheit - Oh ich bin auch sehr in mich verliebt... würde mich sicher auch selber heiraten, denn dann könnte ich ja Fremd gehen und dass wäre doch eines der letzen Abenteuer in unserer Gesellschaft.
Das Jawort
Ich möchte mir das Jawort geben
und dann mich selber adoptieren
das möchte ich noch miterleben
ich laß mich nicht diskriminieren
Sie hätscheln alle Minderheiten
selbst Frauen dürfen Fußball spielen
wie schön die Rechte auszuweiten
doch wie soll ich mich dabei fühlen
Ich laß mich nicht diskriminieren
ich möchte das noch miterleben
ich will mich selber adoptieren
und vorher mir das Jawort geben
Ich kann halt keine Kinder kriegen
vom Wollen mal ganz abgesehen
das muß ja auch nicht jedem liegen
das muß man schließlich doch verstehen
Doch würde ich mich ehrlich lieben
bis daß der Tod mich von mir scheidet
ich finde das nicht übertrieben
nie werde ich mir selbst verleidet
Ich möchte mir das Jawort geben
und dann mich selber adoptieren
das möchte ich noch miterleben
ich laß mich nicht diskriminieren
Durchbrecht das Monopol der Paare
dies äußerste Tabu muss fallen
zu zweit ist Ehe nicht das Wahre
alleine erst gehört sie allen
Ich wär mir eine gute Mutter
ein guter Vater sowieso
Dreifaltigkeit total in Butter
ansonsten gibt’s was auf den Po
ohoho
Ich laß mich nicht diskriminieren
ich möchte das noch miterleben
ich will mich selber adoptieren
und vorher mir das Jawort geben
Romanze
Ich seh mich
auf der Straße
und bin begeistert
ich spreche mich
beherzt an
und lade mich
zum Kaffeetrinken ein
ich plaudere mit mir
den ganzen Nachmittag hindurch
ich stelle fest daß ich
die gleichen Filme mag
wie ich
Dann ist es Abend und
ich lade mich
zum Pizzaessen ein
es schmeckt wie nie zuvor
dann bummle ich mit mir
noch eine Weile an den Schaufenstern vorbei
und als ich fühle daß es Zeit ist
sag ich zu mir:
komm
wir gehn zu mir
Zu Hause hören wir
Theodorakis
bei Kerzenlicht
ich lese mir noch zwei Gedichte
von F. C. Delius vor
dann streichle ich mich sanft
und schließlich
schlafe ich mit mir
Der nächste Morgen ist
ein trüber Tag
ich öffne sacht die Augen
seh mich um
doch das Bett neben mir
ist leer
ich bin anscheinend
schon gegangen
und ich weiß nicht mal
meinen Namen