NEUES BUCH "Vor Gebrauch schütteln" (Kein Roman)

[notamann]

Ich hab's bisher noch nicht mal bestellt...
Erwarte eher ein "sperrig" zu lesendes Buch, welches man desöfteren zur Seite legen muss um über den Inhalt nachzusinnieren. Denke nicht, dass es sich besonders leicht bzw. flüssig durchlesen läßt.

Bis jetzt fand ich es gewöhnungsbedürftig. Aber ist das nicht oft so, wenn man gerade erst angefangen hat zu lesen? Welches Buch packt einen schon ab der ersten Seite?

John Irving ...

John Irving - das ist dann aber auch ein Roman!!!

[reedinger]

Ich hab's jetzt durch, möchte mich aber noch nicht festlegen und warte erst einmal andere Meinungen ab. Außerdem: Kein Wort von mir zum Inhalt, weil "man" sich das Buch ja selbst kaufen (und lesen) soll. Immerhin kann man einiges aus der Kindheit des HRK erahnen, auch wenn es um einen Herrn Trubschacher geht.

Im Netz habe ich folgendes zur Lesung in Oldenburg gefunden. Zitat: "Ein überraschendes Buch eines außergewöhnlichen Künstlers. Last but not least live spannend wie unterhaltend umgesetzt durch das Gitarrenspiel von Heinz Rudolf Kunze plus einem weiteren Musiker – inklusive einiger großer Kunze-Songs im voraussichtlich 2. Teil dieses besonderen Gastspiels!" (Hervorhebung von mir!)

Die Lesereise scheint für Heinz demnach voraussichtlich kein Zuckerschlecken zu werden..."Lola"-Zwischenrufe eingeschlossen, wenn Trubschacher z. B. drei Seiten lang meditiert.

[Natascha]

Außerdem: Kein Wort von mir zum Inhalt, weil "man" sich das Buch ja selbst kaufen (und lesen) soll. Immerhin kann man einiges aus der Kindheit des HRK erahnen, auch wenn es um einen Herrn Trubschacher geht.

Ich glaube nicht, dass Du irgend jemanden mit einem Wort zum Inhalt vom Kauf abhalten würdest. Aber neben dem Inhalt gibt es ja die Form. Könnte man Dich überreden, darüber was zu schreiben?

[Thofrock]

Die Lesereise scheint für Heinz demnach voraussichtlich kein Zuckerschlecken zu werden..."Lola"-Zwischenrufe eingeschlossen, wenn Trubschacher z. B. drei Seiten lang meditiert.

Ich bin da auch sehr neugierig ob Heinz sich für die Lesungen vorzugsweise bekömmlichere Passagen aussucht, was einen Brückenschlag zum Lesungsformat der letzten Jahre versuchen würde, oder ob er zurückkehrt zum verstörenden Element der Lesungen aus den 90ern, was zu der geplanten musikalischen Untermalung ohne Frage passen würde.
Da man an einem Abend ja schwerlich das ganze Buch vortragen kann, bieten sich ja Möglichkeiten, Schwerpunkte zu setzen.

Wer allerdings unvorbereitet in die Lesung kommt, und etwas in der Preislage von "Kommando Zuversicht" (nur ohne Songs) erwartet, der wird sich so oder so scheußlich wundern.


Ich bin noch nicht durch und werde mich sicher nicht vor Anfang nächster Wochen mit ersten Eindrücken melden.

[reedinger]

Ich glaube nicht, dass Du irgend jemanden mit einem Wort zum Inhalt vom Kauf abhalten würdest.

Also - leider - befürchte ich das durchaus. Aber um etwas zur ...

Aber neben dem Inhalt gibt es ja die Form. Könnte man Dich überreden, darüber was zu schreiben?

... Form zu sagen, muss ich es trotzdem wagen. Erst einmal: das Buch ist quadratisch und schön gebunden inklusive eines Schutzumschlages und einer lustigen Eröffnung mit der Kurzbeschreibung der Kapitel 1 bis 3, die aber nichts zu bedeuten hat.

Zur literarischen Form kann ich wenig sagen (ich sprach ja schon von einem neuen Genre, dass Heinz hier gefunden hat). Von meinem Vater sind mir Bücher von Thomas Bernhard bekannt und laienhaft würde ich sagen: so geht es zu in "vGs". Alles dreht sich und windet sich in sich selbst, in Sätzen in (end)losen Gedankengängen. Wie ein unendliches, geflochtenes Band. Heinz hat hier ganz offensichtlich seinen Gedanken freien Lauf gelassen.

Oft findet man Zitate, die man schon aus seinen Liedern kennt und am ehesten erinnert mich das Buch an die zwei von mir schon zitierten Kunze-Werke und zwar das Album "Wasser..." und den Song "Die Verschwörung der idioten".

Wo HRK draufsteht, ist natürlich immer auch HRK drin (selbst wenn es um Trubschacher geht), so auf Seite 50, wenn er über "Gabi" und "Venedig" erzählt (führte ihn nicht vor kurzem seine Hochzeitsreise mit ihr dort hin?), auf Seite 130/131, wenn er über den Musiker berichtet, der nach vier Tagen Tour nach Hause zurückkehrt und nichts mehr wiederfindet, oder auf Seite 242, wenn er (hoffentlich hatte er da nicht vergessen, dass er Trubschacher ist) sich mit "Heinz" und "Rudolf" tituliert.

Hier noch eine kleine Leseprobe, völlig aus dem Zusammenhang gerissen, die aber recht gut wiedergibt, wie man sich das Buch vorstellen kann: "Es gewinnen immer die Falschen. Es verlieren immer die Richtigen. (...) Käme DaDa aus Russland, hieße es JaJa."

Also: ein Roman ist das wahrlich nicht und was die Bestsellerchancen angeht, so sind die wohl geringer als beim letzten Album. Wer "vGs" in einer Buchhandlung findet und flüchtig anliest, wird nicht richtig viel Spaß damit haben.

Und ich als weibiches Wesen finde auch die Passagen nicht so toll, wenn HRK sich in Feuchtgebiete vorwagt, die andere schon beackert haben (z. B. wenn Trubschacher berichtet, dass er mit seinem Finger oft im After herumspielt, um sich danach an dem Geruch zu laben, weil doch Parfüms auch aus Tierexkrementen hergestellt würden). Nicht dass ich denke, dass Heinz so etwas wirklich machen würde. Aber ...

...ich hoffe, ich habe jetzt nicht zu viel und zu falsch über das Buch geurteilt.

[Thofrock]

[Von meinem Vater sind mir Bücher von Thomas Bernhard bekannt und laienhaft würde ich sagen: so geht es zu in "vGs".

Vor allem wenn man Bernhard´s grandiosen Band "Der Stimmenimitator" kennt, drängt sich der Vergleich auf den ersten Seiten ein bißchen auf. Das läßt dann aber nach, weil die Passagen sperriger werden, desto weiter man ins Buch eindringt.

[CL]

Und ich als weibiches Wesen finde auch die Passagen nicht so toll, wenn HRK sich in Feuchtgebiete vorwagt, die andere schon beackert haben (z. B. wenn Trubschacher berichtet, dass er mit seinem Finger oft im After herumspielt, um sich danach an dem Geruch zu laben, weil doch Parfüms auch aus Tierexkrementen hergestellt würden). Nicht dass ich denke, dass Heinz so etwas wirklich machen würde. Aber ...

Zu "vGs" selbst kann ich keine Aussage machen, habe es noch nicht vorliegen. Aber: auf "Intimdetails" ähnlich wie in Charlotte Roches "Feuchtgebiete" kann ich verzichten. Schreckliches Buch. Verstehe nicht, warum so eine Art "Literatur" es auf Platz eins der Verkaufscharts geschafft hat.

[Thofrock]

Verstehe nicht, warum so eine Art "Literatur" es auf Platz eins der Verkaufscharts geschafft hat.

Ich kenne tatsächlich niemanden, der da anderer Meinung ist. Und beim Vorgänger war es auch so. Es ist absolut räteselhaft, dass das Teil überhaupt verkauft wird.

Das ausgerechnet Herr Lahm es jetzt von der Spitze verdrängt, kann man auch nur mit Sorge beobachten.

[MartinB]

So, jetzt liegt das Buch auch in meinem Haushalt vor.

Zunächst ein kleiner Tadel an Reedinger: das Buch ist ganz und gar unquadratisch. Zumindest meine Ausgabe ist zwar recht eckig, aber beileibe nicht alles, was sich rechteckt ist ein Quadrat. Und die Sache mit dem After stimmt so auch nicht, denn da ist von einem Po-Loch die Rede, welches gewiss nicht sein eigenes ist und welches nur anlässlich des GV inwendig beschnuppert wird, und zwar unter Zuhilfenahme des rechten Mittelfingers - zweifellos die anatomisch sinnvollste und ethnologisch korrekteste Durchführung eines solchen Unterfangens (siehe Volxmund: Stinkefinger). Also ich finde daran nichts zu meckern und traue Heinz noch ganz andere Sachen zu...

Das Buch hat keine Kapitel, ist arhythmisch unterteilt in Abschnitte, die zwischen einer Dreiviertel und übern Daumen gepeilt höchstens hundert Zeilen lang sind. Erstes Stichprobenlesen ergibt, dass jedes dieser Wortkonglomerate für sich selbst geniessbar ist. Das gefällt mir schonmal. Ob alles zusammen ein sinnvolles Ganzes ergibt kann ich noch nicht beurteilen. Muss es meinetwegen glaube ich auch nicht. Es dürfte ohnehin kaum möglich sein, das Ding am Stück zu lesen, ohne Denkschäden zu erleiden oder wesentliches zu verpassen. Bis hierhin kommts mir vor wie eine grosszügig bemessene Sammlung herbstfrischer (Sprech-)Texte in bewährtem Kunze-Originalton, nur dass Heinz sich nicht zu jedem Text einen Titel ausdenken mochte. Vielleicht ein Buch zum es-sich-selber-vorlesen? Heinzes Sprachwitz erschliesst sich traditionell sowieso seit ehedem höchstens Langsamlesern in aller Grösse und Gemeinheit. Ich nehme mir jedenfalls vor, dieses Buch in Zeitlupe zu geniessen.

Was ich bisher las, hat mich durch die Bank erheitert, mindestens mittelschwer.
Seite 185: Frauen, die schweigen, soll man nicht unterbrechen.
Seite 104: Jeder von einem Stier getötete Spanier ist ein guter Spanier.
Seite 33: Ich bin Gesinnungsvegetarier.
Seite 78: Mögest du beim Oralverkehr rülpsen müssen.

Für mich markiert Vor Gebrauch schütteln das Ende der 100000-Rosen-Ära - jetzt gibts wieder richtig was zwischen die Ohren für uns standhafte Heinzliebhaber. Ich finde, es hat sich gelohnt, die Gunst der Stunde auszuhalten. Hat ja wie nach Plan geklappt: die Rosen sind nach wie vor immer wieder mal im Radio zu hören. Was uns jetzt auf den Lesungen erwartet dürfte wieder richtig schön schräg und skurrill werden, denn auch dies offenbart sich schon bei vorsichtiger Testlecktüre: mit Schlagermusik werden diese Texte gewiss nicht funzkionieren... Ich bin sehr gespannt darauf.

[notamann]

Gut gebrüllt - Löwe!!!!

[Natascha]

So, jetzt liegt das Buch auch in meinem Haushalt vor.

Das Buch hat keine Kapitel, ist arhythmisch unterteilt in Abschnitte, die zwischen einer Dreiviertel und übern Daumen gepeilt höchstens hundert Zeilen lang sind. Erstes Stichprobenlesen ergibt, dass jedes dieser Wortkonglomerate für sich selbst geniessbar ist. Das gefällt mir schonmal. Ob alles zusammen ein sinnvolles Ganzes ergibt kann ich noch nicht beurteilen. Muss es meinetwegen glaube ich auch nicht. Es dürfte ohnehin kaum möglich sein, das Ding am Stück zu lesen, ohne Denkschäden zu erleiden oder wesentliches zu verpassen. Bis hierhin kommts mir vor wie eine grosszügig bemessene Sammlung herbstfrischer (Sprech-)Texte in bewährtem Kunze-Originalton, nur dass Heinz sich nicht zu jedem Text einen Titel ausdenken mochte. Vielleicht ein Buch zum es-sich-selber-vorlesen? Heinzes Sprachwitz erschliesst sich traditionell sowieso seit ehedem höchstens Langsamlesern in aller Grösse und Gemeinheit. Ich nehme mir jedenfalls vor, dieses Buch in Zeitlupe zu geniessen.

Was ich bisher las, hat mich durch die Bank erheitert, mindestens mittelschwer.
Seite 185: Frauen, die schweigen, soll man nicht unterbrechen.
Seite 104: Jeder von einem Stier getötete Spanier ist ein guter Spanier.
Seite 33: Ich bin Gesinnungsvegetarier.
Seite 78: Mögest du beim Oralverkehr rülpsen müssen.

Danke. Jetzt habe ich eine Vorstellung von dem Buch.

[Thofrock]

http://www.amazon.de/Vor-Gebrauch-sch%C ... 621&sr=1-1

Ungewöhnlich kurze Besprechung von Rainer W. Sauer mit unerwartetem Schlußsatz.

[Natascha]

http://www.amazon.de/Vor-Gebrauch-sch%C ... 621&sr=1-1

Ungewöhnlich kurze Besprechung von Rainer W. Sauer mit unerwartetem Schlußsatz.

Freunde sind die beiden ja wohl auch nicht mehr. Vordergründig wirkt die Besprechung auch erst mal viel positiver als es die Sternchen-Bewertung vermuten lässt. Aber nicht nur im letzten Satz setzt er eine Spitze:

"Man kann dem Autor zudem nicht absprechen, dass er aus seinem Philosophie- und Gemanistikstudium auf Lehramt, sowie seiner bisherigen und höchst erfolgreichen Texterei für Musikalben und Musicals, eine gewisse Affinität für das analytisch Belehrende entwickelt hat."

[MartinB]

Was der Herr Sauer da geschrieben hat ist ganz grosse Kunzt. Beschreibt präzise worum es geht, spart nicht mit superlativ anmutendem und schockt am Ende dermassen dass einen der Text plötzlich vexierbildartig ein momentchenlang psychotsunamisch übermannt. Besonders heftig der Moment, wo zwischen den Zeilen das Wort Bücherverbrennung zwinkert. So einer liest Kunze? Boah ey... der Absurdität noch einen draufsetzen und denken, wieso eigentlich nicht, sollen doch die Milliardäre (also die sich sowas leisten können) mit HRK-Büchern heizen, wär doch gut Überlegt mal, was Heinz mit dem ganzen Geld alles machen könnte... (t.b.c.)

Ich liebe Psychotsunamis. Grandios gemacht, danke, Rainer.

"Ungewöhnlich kurze Besprechung von Rainer W. Sauer mit unerwartetem Schlußsatz"
...wär ein toller Titel für einen Text von Max Goldt...

[reedinger]

Siehe auch bei: http://www.buchtips.net/artikel/hrkunze.htm







Fazit: "Insgesamt erleben die Besucher eine überaus gelungene Premiere, die unter Beweis stellt, dass Heinz Rudolf Kunze einer der vielseitigsten Künstler in Deutschland ist."

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PS: Das neue RS-Album ist angekommen. Ich kann nur sagen: Genial!!! - Mein erster Lieblingstitel = "Wir Küssen Amok" (...das Lied ist ungefähr so weit von den unsäglichen "100000 Rosen" entfernt wie "Brille" von "DGDS")