An hat geschrieben:
Natürlich sei auch HRK zugestanden, seine politischen Überzeugungen zu wechseln, auch wenn ich ihm dabei genauso wenig wie bei seinen politischen Analysen der letzten Jahre zustimmen kann. Sehr störend empfinde ich jedoch die Betonung des Nationalen in den letzten Jahren (Migrantenbanden, Mitteldeutschland usw.), die zunehmende Überheblichkeit bei der Beurteilung anderer (z.B. die zehn Thesen zur Medienlandschaft, Texte wie Demokratisch u.ä.) oder auch das bei HRK vorkommende Frauenbild (das wäre sicherlich ein eigenes Thema).
Was ist denn national an dem Begriff "Migrantenbanden"? Ist nicht "Migrant" gerade die politisch-korrekte Verklärung des Wortes "Ausländer", die es den Benutzern ermöglicht, die von ihnen vorgenomme sprachliche Ausgrenzung als "gut" darzustellen, während alle "böse" sind, die das Wort "Ausländer" benutzen? Die sprachliche Aus- und Abgrenzung einer Bevölkerungsgruppe bleibt jedenfalls die gleiche.
Mit "Mitteldeutschland" habe ich auch kein Problem. Es gibt z.B. eine envia Mitteldeutsche Energie AG (
www.enviam.de) genauso wie den Mitteldeutschen Verkehrsverbund (
www.mdv.de) oder den Mitteldeutschen Rundfunk (
www.mdr.de). Das ist offensichtlich ein stehender Begriff im Gebiet südlich von Berlin. Oder meinst Du, hier leben nur Neonazis?
Dein Beitrag dreht sich jedenfalls denklogisch im Kreis, denn wenn Du Heinz der "Überheblichkeit bei der Beurteilung anderer" beschuldigst, bedienst Du Dich gleichzeitig genau dieser Überheblichkeit bei der Beurteilung seiner Meinungsäußerung. Denn dann legst Du fest, ab wann man überheblich ist und irgendwie unausgesprochen vor allem, mit welchen Themen. Aus dem Dilemma kann man nur entkommen, wenn man nichts und niemanden mehr (öffentlich) beurteilt? Ist das ein erstrebenswertes Ziel?
Es flammen manchmal Threads auf, die sich mit Heinz vermeintlicher politischer Einstellung beschäftigen. Ich finde die immer noch so diffus, daß ich darüber nicht reden kann. Festlegen kann man Heiz nur, wenn man einzelne Äußerungen herausgreift und den Rest weglässt. Das war früher sicher anders, da hat er den gleichen linken Friedensbewegungsquatsch gelallt, wie alle Anfang 20jährigen und wußte gaaanz genau, was Richtig und Falsch ist.
Was ich aber für mich weiß sei hier mal polemisch in den Raum gestellt: Es sind genau diese Aspekte seines Schaffens, die mich in meiner Lebensrealität sehr ansprechen, weil sie sich von dem politisch-korrekten Gleichmachergefasel voller Tabus, Unworte und Nicht-Themen in Deutschland abheben. (Es ist doch bezeichnend bei den Lesungen, daß die bloße Nennung von Reizworten zu Lachern führt, egal wie der Kontext ist.)
Es gibt z.B. in Deutschland Probleme mit Ausländern, aber kein Ausländerproblem. Wer ersteres anspricht, bekommt aber reflexartig den Vorwurf zu hören, er würde zweiteres behaupten. Diskussion beendet, Problem bleibt bestehen. Außer man steht auf (halb-)öffentliche Diskreditierung als Neo-Nazi.
Es gibt in Deutschland keine Neo-Nazis oder Rechtsextremisten, sondern "Rechte". Das kann man dann sprachlich wunderbar vermischen im Ungenauen, so daß mind. die CDU dazu gehört. Diskussion beendet, Problem bleibt bestehen. Gleichzeitig brennen Autos, die von Linksradikalen entzündet werden mit der heimlichen Sympathie vieler!?
Es gibt in Deutschland Anti-Amerikanismus en masse, aber das die ganze Sprache umgemodelt wird, weil es in Amerika Mode ist und man einen Neger nicht mehr so nennen darf, obwohl man nie "Nigger" o.ä. meinte, das ist dann genau richtig. Welche Worte man sonst sagen soll, wird dann sprachwissenschaftlich entschieden. Meine afrikanischen Freunde sehen sich selber aber weder als "Schwarze", weil zu hell, noch als "Farbige", weil nicht bunt genug. Die neueste Mode der Steuerung des Denkens durch Veränderung der Sprache ist dann gender mainstreaming, oder wie das heißt.
Letzlich werden in der Mediengesellschaft Begriffe besetzt und gesetzt, um eine Sachdebatte zu verhindern. Wer das am schnellsten schafft, hat jeweils gewonnen. Dahinter steckt oft ein totalitärer Geist unter Ausnutzung der freiheitlichen Rechte. Das ist natürlich. Aber unnatürlich wird es, wenn man dies nicht mehr benennen darf. Wenn Denkverbote aufgestellt werden, die auch und vor allem über Sprache laufen. Z.B. wenn man nicht mehr Mitteldeutschland sagen darf oder Migrant.
Ich bin so im Laufe der Zeit fast ohne eigenes Zutun "rechts" geworden und ein
Unmensch, der oft nicht weiß, ob seine Meinung nicht vielleicht schon ein "Verbrechen" ist. Und an der Stelle trifft mich Heinz Kunst unabhängig vom Niveau.