Das Jobcenter Mannheim lädt in einer bundesweit einmaligen Aktion Arbeitslose "Ü 50" zu einem Gratis-Rockkonzert ein.

Kunze und Purple Schulz Foto: BZ.
MANNHEIM. Auf Pionierpfaden bewegt sich das Jobcenter Mannheim. Mit einem kostenlosen Konzert der Deutschrocker Heinz-Rudolf Kunze und Purple Schulz will Geschäftsführer Ulrich Manz jenen 2400 Menschen über Fünfzig, die schon länger auf Arbeitssuche sind, neue Hoffnung geben. "Wir vermitteln fast täglich Leute, die zu Unrecht zum alten Eisen gezählt werden", sagt Manz.
Die rote Laterne in der baden-württembergischen Arbeitslosenstatistik gehört traditionell der Stadt Mannheim. 7000 von 28 000 Menschen sind längere Zeit ohne Arbeit und erhalten Hartz IV. Mehr als ein Drittel gehört zur Kategorie "Über 50". Vor zehn Jahren galten Jobsucher ab einem gewissen Alter als fast unvermittelbar. "Inzwischen hat sich der Wind gedreht", sagt Manz. Immer mehr Unternehmen würden die Loyalität, Zuverlässigkeit und Belastbarkeit von älteren Arbeitnehmern schätzen. Die Bilanz des Jobcenters untermauert die Aussage. In den vergangenen drei Jahren haben 1000 Langzeitarbeitslose eine Stelle gefunden– die meisten davon in fester Anstellung.
Rocksänger Kunze – ebenfalls über 50 – will mit seinem für Mannheim komponierten Titel "Nicht zum alten Eisen" Jobsuchenden Mut machen, gerade weil immer mehr Unternehmen nach Jahren des Jugendwahns wieder auf Erfahrung und Können von Beschäftigten bauten. Das Jobcenter hat allen 2400 Langzeitarbeitslosen über 50 per Post mitgeteilt, dass die Tickets für das kostenlose Konzert am 24. November von sofort an abgeholten werden können.
Schritt für Schritt wolle man die hohe Zahl der Hartz-IV-Empfänger senken, doch ohne einen Motivationsschub gelinge es kaum mehr, die erfolglos suchenden Arbeitswilligen bei der Stange zu halten, weiß Manz. Dass die Idee, ein Gratiskonzert nur für Ältere zu veranstalten, auch Naserümpfen hervorrufe, ist ihm ebenfalls bewusst. Doch bei dieser Veranstaltung seien auch Firmenvertreter vor Ort, um Kontaktgespräche mit Jobsuchenden zu führen. "Das Beste: Wir haben den Auftritt mit Sponsorengeldern finanziert."
Zehn Mannheimer Unternehmen sind mit im Boot. Wie zum Beispiel das Universitätsklinikum Mannheim: Dort gehören laut Jobcenter mehr als 25 Prozent der Mitarbeiter zur "Ü 50"-Fraktion. Die Verantwortlichen im Klinikum sehen ihr Unternehmen als Spiegel der Gesellschaft. Die Konsequenz daraus liegt für Personalchef Torsten Hintz auf der Hand: "Es ist selbstverständlich, dass wir auch ältere Menschen mit Erfahrung und Kompetenz einstellen."