HRK Zehn Thesen zur Kultur in Deutschland

alles was passt (MELDUNG - MEINUNG - ALLGEMEINES)

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Scharlatan
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Beitrag von Scharlatan »

Thofrock hat geschrieben:Wirklich intelligenter oder nur gefälliger ?
Ich bin wahrlich auch der Meinung, dass Heinz zu politischen Themen schon sympathischere Meinungen hatte, als in den letzten Jahren. Z.B. habe ich erhebliche Vorurteile gegen FDP-Wähler, und habe somit über Heinz sein Wahlvorhaben 2003 geschluckt.
Nur kam er damit nur raus weil er gefragt wurde. Und das eine eigentlich private Frage dann von anderen zur Wahlempfehlung aufgebauscht wird, dafür kann er nichts. Und wo leben wir denn, dass man sich für sein Wahlgebahren entschuldigen müßte ? Die Parteien werden sich sowieso immer ähnlicher.
Sehe ich alles genau so.
Aber in der Enquete sitzt er nunmal als einziger Künstler und damit - gewollt oder ungewollt - auch repräsentativ für die Kollegen.
Und viele von denen werden von seinem "Zwischenbericht" 2005 nicht begeistert gewesen sein, wo es u.a. heißt
– es war mir in der Tat immer wichtig, das Publikum gut zu unterhalten, auf die spezielle Art und Weise freilich, wie ich Unterhaltung verstehe. Das hat dazu geführt, daß ich recht gut davon leben konnte und weder dem Staat noch einer Künstlersozialkasse noch sonstwelchen Auffangorganisationen für geplatzte Lebenslügen bis dato zur Last fallen mußte.

Das klingt hart, aber ich stehe dazu. Gewiß gibt es den Sorgenfall des unverstandenen Genies, das Unterstützung verdient. Seltener allerdings, als es das zeitgeistige nivellierende und maßstabsfeindliche „kulturelle Klima“ wahrhaben will, davon bin ich überzeugt, ohne es statistisch belegen zu können oder zu wollen. Eine zur Krampfigkeit ausgeartete „Toleranz“ hierzulande möchte sich gern grundsätzlich dünnbrettbohrend vor Qualitäts- und Wertentscheidungen im Ästhetischen drücken. Aber es gilt, die Spitzwegs vor den Holzwegs zu schützen.
D.h., wer es nicht geschafft hat, von seiner Kunst ordentlich leben zu können, hat es in der Regel auch nicht verdient.
Was gut ist, setzt sich (meistens) durch, alles andere sind auf dem Holzweg geplatzte Lebenslügen.
Sozialdarwinismus á la Westerwelle & Co. - alles rein privat?
Deswegen hat die Kümmerei um das soziale Wohl und Wehe von Künstlern, diesen zutiefst asozialen Subjekten, etwas Rührendes und Vergeblich-Lächerliches zugleich. Was ein richtiger Künstler ist, der will bis knapp vor dem Verhungern nicht, daß man sich staatlicherseits um ihn müht. Fürsorgliche Belagerungen aller Art sind ihm lästig, peinlich, klebrig. Wer dergleichen dankbar annimmt, wird von den anderen nicht für voll genommen. Die Welt der Künstler ist der einzelgängerische Kampf ums Dasein. Die sozialdemokratisierende Trockenlegung dieses Dschungels, dieses erdrückend gutgemeinte humanitäre Anliegen fast quer durch alle Parteien, wird niemals funktionieren. Was mich irgendwie nicht sonderlich beunruhigt.
Einer der Themenschwerpunkte der Kommission heißt übrigens "Öffentliche und private Förderung von Kunst und Kultur (Strukturwandel)".
Da wird man die obigen Äußerungen des Sachverständigen Kunze mit Interesse und haushaltspolitischem Wohlgefallen zur Kenntnis genommen haben.
Sehr zum Leidwesen u.a. jener Nachwuchstalente, deren Chancenlosigkeit auf dem heutigen Markt auch von HRK immer wieder beklagt wird.
Die sind auf jede Förderung angewiesen, die sie kriegen können, stattdessen gibt's trostreiche Worte wie
Wer als Künstler tatsächlich mehr wollte als den jeweils herrschenden Geschmack zu bedienen, tat immer gut daran, anderweitig materiell abgesichert zu sein, oder er tat sich prinzipiell schwer mit dem Lebenserhalt.

Für jedes Gebiet künstlerischer Betätigung gibt es heutzutage so etwas wie Rankings, Polls, Hitparaden – wer die anführt, ist ein Großkünstler. Freilich nicht automatisch (sogar eher selten) ein großer Künstler, was Wagemut, Neugier, Innovationskraft betrifft. Die können nur ausgelebt werden, wenn modernes Mäzenatentum dahintersteht – oder eben finanzielle Unabhängigkeit.
oder
Der Künstler muß seit seiner Emanzipation von der höfischen Welt zwangsläufig mit dem „Markt“ kooperieren, um zu überleben.
Ein Narr, wer da irgendeinen Widerspruch zum vorher Gesagten zu entdecken glaubt!
Und welcher "richtige Künstler" würde nicht gerade die Anbiederung an den Markt als "lästig, peinlich, klebrig" empfinden und "knapp vor dem Verhungern" dann doch eher eine angemessene Subvention vorziehen?
Es ist ja nun mal so, dass der "Markt" einerseits und "Wagemut, Neugier, Innovationskraft" andererseits sich inzwischen in der Kunst (anders als im Geschäftsleben) geradezu gegenseitig ausschließen, woran nicht zuletzt auch der Künstler Kunze heftig zu knabbern hat.
Der Künstler ist also geradezu der Prototyp des Selbständigen, des Freiberuflers. Eine janusköpfige Freiheit, teuer erkauft durch Anpassungsdruck und die Willfährigkeit, in die immergleichen Erwartungskerben des Publikums zu hauen, um überleben zu können. Jedoch in einer Gesellschaft, die sich Hals über Kopf und heillos ins Hyperindividualistische atomisiert, wird es von Mode zu Mode, von Hype zu Hype schwieriger, Sprachrohr und Ausdrucksträger für irgendeine hinreichend große Kundschaft zu sein. Nur wenige Künstler erreichen je die materiellen Lebensumstände des Bürgertums, das sie mit geistigen Anregungen beliefern. Der arme Künstler ist, wie die meisten Klischees, nur allzu wahr.
Ja, das stammt immer noch aus dem selben Text, vom selben Autor!
Und da könnte man jetzt noch seitenweise jeden einzelnen Satz sezieren und anderen Aussagen gegenüberstellen, aber mein Punkt ist: Was im Rahmen dieser Kommission geschieht, ist nicht privat.
Kunze ist da als SACHVERSTÄNDIGER berufen, und noch dazu als einziger seiner Profession, nicht nur als narrenfreier "bunter Vogel", der gelegentlich ein paar unverbindliche Provokatiönchen in die Runde wirft gegen die allgemeine Langeweile.
Was er in dieser Funktion von sich gibt, fließt unweigerlich ein in die Meinungsbildung der anderen Mitglieder und schließlich in ganz konkrete Beschlussempfehlungen mit ganz konkreten Konsequenzen, z.B. für Künstlerinnen und Künstler.
Das immer nur augenzwinkernd wegzuwischen als so eine Art Rollenspiel, das je nach Lage der Dinge entweder mit ihm selbst gar nichts zu tun hat oder aber nur ihn selbst was angeht, halte ich für bestenfalls naiv.
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Beitrag von EwigGestrieger »

Thofrock hat geschrieben:Hat Regener, Distelmeyer, Spilker, Stoppok oder der Typ von Kettcar jemals politische Statements abgegeben ?
da muß ich ja nun doch schmunzeln. gerade der typ von kettcar und blumfeld sind oder waren sehr politische bands. ich maschine von blumfeld war und ist eines der politischten alben die ich kenne. und die vorgänger band von kettcar spielte ja in jeder autonomen kneipe die ich kenne. but alive als unpolitisch zu bezeichnen grenzt ja schon an verleumdung. und blumfeld haben ja songs gemacht wie mein system und die diktatur der angepassten. wenn das nicht politisch ist?
meine güte zwei der politischten bands als unpolitisch hinzustellen ist schon mehr als dies.
distelmeyer hat ja heinz schon in eine ecke gestellt die garantiert nicht links ist wie im r. stone nachzulesen war. zur deutsch quote wo heinz immer wieder bands wie blumfeld aufgezählt hat um die es ihm ginge hat distelmeyer im r. stone gesagt:-"diese nationale scheiße intressiert mich nicht und wir sind gegen die deutsch quote wo auch immer" die kettcar vorgänger band but alive hatte folgende textzeile in einem liedchen:-
Ich möchte Ilona Christen die Brille von der Nase schlagen.
Heinz Rudolf Kunze möchte ich einmal fragen,
Was er sich eigentlich dabei denkt,
Worauf er kurz überlegt und - zack - eine fängt.
Gegen die beiden für ein besseres Leben,
Und ich sagte ja schon, es muß mehr als das hier geben.
Soviel mehr als sie und ihn und ihre Brillen.
Wir sind die Träumer mit 'nem Willen.
________________________________________________________________________

noch mehr zu herrn wiebusch und unpolitisch siehst du hier:-

http://www.but-alive.de/musik_mp3.htm

oder lade dir mal folgende lieder runter:-

partys gegen volker rühe

http://www.but-alive.de/hippiekacke/04. ... 0Ruehe.mp3

http://www.but-alive.de/dvhf/Die_Vom_Hi ... igkeit.mp3

http://www.but-alive.de/krawehl/03.%20. ... ystems.mp3
________________________________________________________________________

Dank geht an But Alive für Stunden voller sozialkritischer Schlagzeugsoli, Quotensongs, einfach nur für verdammt perverse Zeiten!
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Beitrag von Thofrock »

Über But Alive habe ich nebenan ja schon einiges geschrieben. Und man kann, wie das eben damals z.B. bei Bots der Fall war, auch politisch texten, um den dafür empfänglichen Markt zu bedienen.

Das Stichwort Blumfeld nehme ich auch gern noch auf. Distelmeyer will sicher keinen Markt bedienen. Aber politische Festlegung stelle ich bei ihm nun wirklich nicht fest. Das viele Texte für mich völlig verschwommen wirken (Pro Famila z.B.), mag meiner mangelnden Intellektalität geschuldet sein, aber das der politische Gehalt, so es einen Greifbaren gab, wird doch wohl von Album zu Album geringer. Auf der letzten Scheibe haben wir es mehr mit einer zoologischen Führung zu tun.
Und "Diktatur der Angepassten" ist sicher eine gelungene Anleitung zum Suizid (und nebenbei einer der wenigen richtig geilen Songs der Band), aber
als Polithymne doch sehr oberflächlich.

Übrigens sprachen wir ja über Statements von Heinz, außerhalb seiner künstlerischen Arbeit. Bleibt also noch die Frage nach den gewagten Äußerungen zum Zeitgeschehen von Wiebusch, Distelmeyer und Co. in gesprochener Form. Distelmeyers unkollegiale und dumme Reaktion zur Quote damals wurde ja überhaupt nur abgedruckt, um Heinz eins auszuwischen. Da hat der Rolling Stone ja nur nach solchen Reaktionen gesucht, und nur solche abgedruckt.
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Beitrag von An »

Mag ja sein, dass ich auch darüber enttäuscht bin, dass HRKs Meinungen zunehmend von meinen abweichen, was in früheren Jahren weniger der Fall war. Dennoch macht mir das in den letzten Jahren einen immer weniger differenzierten und intelligenteren Eindruck, was er da von sich gibt. Dazu tragen sicherlich auch die Widersprüche in seinen Aussagen selbst (s.o.) und zwischen seinen Aussagen und seinem Handeln bei (s.o.), Ob seine Positionen heute wirklich mutiger sind, wage ich zu bezweifeln. Im Übrigen kann ich letzter Zeit häufig eben nicht mehr ein ironisches Augenzwinkern erkennen, sondern oft auch eher das bittere Maulen eines unzufriedenen Mannes, der in die Jahre gekommen ist. Das geht mir übrigens auch so bei vielen Texten von Kommando Zuversicht oder überhaupt aus seinen letzten zwei Büchern. Das Empfinden habe ich auch bei seinen Texten über Beziehungen oder Frauen. In den letzten Jahren ist HRK da ganz eindeutig weniger literarisch geworden, sondern poltert vielfach einfach nur noch. Schade. Und ob HRK mit seinen dem Radio zugespielten Singles oder seinen Fernsehauftritten in Sendungen wie "Fröhlicher Weinberg" wirklich einen wertvollen kulturellen Beitrag leistet, kann ich aus meiner Sicht einfach nur verneinen. Im Unterschied zu anderen oben genannten Bands hat sich Kunze doch sehr dem Markt angepasst - und auch das ist in meinen Augen eben ein Statement. Oh, jetzt war ich aber wieder böser als ich eigentlich sein wollte.
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Beitrag von EwigGestrieger »

Thofrock hat geschrieben:Distelmeyers unkollegiale und dumme Reaktion zur Quote damals wurde ja überhaupt nur abgedruckt, um Heinz eins auszuwischen.
wie würdest du dich denn fühlen wenn ich sagen würde ich will die quote nicht weil ich menschen wie dich unterstützen will? was anderes war das nicht. heinz zählt blumfeld auf um die quote zu rechtfertigen ohne das die jungs das wissen. sollen die da gleich hura schreien wenn sie anderer meinung sind?

liebste grüße
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Beitrag von Thofrock »

Auf "Hurra schreien" ist was geschissen. Aber Distelmeyer und Regener werden ja nicht zu blöd gewesen sein, um den tieferen Sinn hinter der Quotenidee zu kapieren. Die wollten sich billig profilieren, und sonst gar nix. Und nur weil man nicht Hurra schreit, muss man dem Kollegen ja nicht gleich ein Messer in den Rücken rammen.

Immerhin hat Distelmeyer nach dem peinlichen letzten Album den Absprung geschafft, und die Band liquidiert. Da ziehe ich immerhin meinen Hut.
Thofrock
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Beitrag von Thofrock »

Und ob HRK mit seinen dem Radio zugespielten Singles oder seinen Fernsehauftritten in Sendungen wie "Fröhlicher Weinberg" wirklich einen wertvollen kulturellen Beitrag leistet, kann ich aus meiner Sicht einfach nur verneinen.
Ich find diese ständige Erwähnung dieses dämlichen Weinbergs unfair, weil ich mich darüber selbst am meisten aufrege. Das ist tragisch genug, und sollte mir nicht dauern aufs Brot geschmiert werden.
Im Unterschied zu anderen oben genannten Bands hat sich Kunze doch sehr dem Markt angepasst - und auch das ist in meinen Augen eben ein Statement. Oh, jetzt war ich aber wieder böser als ich eigentlich sein wollte.
Dem Markt angepasst ?
Davon hat der Markt aber noch nichts gemerkt, oder ?
Naja, und die anderen Bands, das hatte ich ja schon erwähnt. Kettcar ist um Längen braver als But Alive. Blumfeld spielen grad ihre Abschiedstournee. Und EOC brauchen für 40 Minuten neue Musik in der Regel 4 Jahre. Die musizieren zwar nicht angepasster, haben aber eigentlich seit 20 jahren nur 3 oder 4 Songs geschrieben, die sie mit neuen Texten immer wieder veröffentlichen. kannst Du einen 15-sekündigen Instrumentalteil eines EOC-Songs dem dazugehörigen Album zuordnen ?
Siehst Du, ich auch nicht.
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Beitrag von HenryKupfer »

Scharlatan hat geschrieben: [...]
Ja, das stammt immer noch aus dem selben Text, vom selben Autor!
Und da könnte man jetzt noch seitenweise jeden einzelnen Satz sezieren und anderen Aussagen gegenüberstellen, aber mein Punkt ist: Was im Rahmen dieser Kommission geschieht, ist nicht privat.
Kunze ist da als SACHVERSTÄNDIGER berufen, und noch dazu als einziger seiner Profession, nicht nur als narrenfreier "bunter Vogel", der gelegentlich ein paar unverbindliche Provokatiönchen in die Runde wirft gegen die allgemeine Langeweile. [...]
Das immer nur augenzwinkernd wegzuwischen als so eine Art Rollenspiel, das je nach Lage der Dinge entweder mit ihm selbst gar nichts zu tun hat oder aber nur ihn selbst was angeht, halte ich für bestenfalls naiv.
Bisher ging’s hier um die 10 Behauptungen zur Rolle der Kultur in den Medien. Die kann man m.E. nicht so ohne weiteres mit seinem Abschlussbericht zur Enquete-Kommission („Was ist das: Künstler? Wer? Warum?“) in einen Topf werfen. Ich kenne mich da in der Materie nicht so gut aus, dass ich behaupten könnte, jetzt alles in diesem Abschlussbericht richtig verstanden zu haben und vor allem auch, was wie gemeint war (einige Zitate sind auch aus dem Zusammenhang gerissen usw. Bild). Aber gut, wenn jemand meint, da Widersprüchliches finden zu wollen, dann muss er das tun.
Auf die Frage, was er den Leuten erwidert, die ihm nach der Medienschelte (die 10 Thesen) und der gleichzeitigen Teilnahme am GP und „In aller Freundschaft“ Inkonsequenz vorwerfen, antwortete er zuletzt kurz und knapp: „Die haben das Spiel nicht verstanden.“
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thommes
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Beitrag von thommes »

Thofrock hat geschrieben:
Im Unterschied zu anderen oben genannten Bands hat sich Kunze doch sehr dem Markt angepasst - und auch das ist in meinen Augen eben ein Statement. Oh, jetzt war ich aber wieder böser als ich eigentlich sein wollte.
Dem Markt angepasst ?
Davon hat der Markt aber noch nichts gemerkt, oder ?
Nein, stimmt. Aber das macht die versuchte Anbiederung ja nur noch peinlicher, oder?
Thofrock hat geschrieben: Und EOC brauchen für 40 Minuten neue Musik in der Regel 4 Jahre. Die musizieren zwar nicht angepasster, haben aber eigentlich seit 20 jahren nur 3 oder 4 Songs geschrieben, die sie mit neuen Texten immer wieder veröffentlichen. kannst Du einen 15-sekündigen Instrumentalteil eines EOC-Songs dem dazugehörigen Album zuordnen ?
Siehst Du, ich auch nicht.
:lol: Auch das stimmt allerdings. Obwohl ich mich für einen ausgewiesenen EoC- und Regener-Fan halte, kann ich dem nicht glaubhaft widersprechen. Wohlerwollend könnte man das natürlich auch als individuellen Stil verkaufen. Immerhin spielt eine international renommierte -und überdies von mir überaus geschätzte- Band wie Tool eigentlich auch nur Variationen ein und des selben Songs, oder? Irgendwie ist alles Schism... Oder Stinkfist. Oder Eulogy. Oder...
Allerdings darf man das angesichts der allzu offensichtlichen Selbstzitate Heinzens auf KV als HRK-Fan auch nicht wirklich kritisieren.

MfG thommes
"Doch nicht alles, außer man ist jung, ist gleich Majestätsbeleidigung"
Thofrock
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Beitrag von Thofrock »

thommes hat geschrieben::lol: Auch das stimmt allerdings. Obwohl ich mich für einen ausgewiesenen EoC- und Regener-Fan halte, kann ich dem nicht glaubhaft widersprechen. Wohlerwollend könnte man das natürlich auch als individuellen Stil verkaufen. Immerhin spielt eine international renommierte -und überdies von mir überaus geschätzte- Band wie Tool eigentlich auch nur Variationen ein und des selben Songs, oder? Irgendwie ist alles Schism... Oder Stinkfist. Oder Eulogy. Oder...
Absolut. Ich hatte das ja auch gar nicht negativ gemeint, denn EOC sind dabei absolut unkopierbar. Heinz sagte mal über Motörhead, die hätten nur einen einzigen Song geschrieben, der jedes Jahr 12 Mal neu aufgenommen wird. Und der Song sei eben geil.

Und für Tool gilt das ohne Frage auch, wenn wir Passagen aus der "heiligen" Aenima mal ausklammern.
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Beitrag von Natascha »

Ich will es mal so sagen: Wenn HRK nicht gerade die Freiheit der Medien beschneiden will, kräht außerhalb dieser Fan-Page kein Hahn danach, was er sagt.
Diese Kommission, in die ihn die CDU gebracht hat, ist ein Feigenblatt für Kulturpolitik. Und Kunze hat lediglich die Funktion des Feigenblatts des Feigenblatts. Von daher ist es völlig schnuppe, welche Meinung HRK hat. Und deshalb bin ich seit einiger Zeit für mich zu dem Schluss gekommen: Lass ihn doch einfach Labern.
Ich mag immer den Mann mehr lieben, der so schreibt, wie es Mode werden kann, als den, der so schreibt, wie es Mode ist.
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Beitrag von Thofrock »

Natascha hat geschrieben:Ich will es mal so sagen: Wenn HRK nicht gerade die Freiheit der Medien beschneiden will, kräht außerhalb dieser Fan-Page kein Hahn danach, was er sagt.
Diese Kommission, in die ihn die CDU gebracht hat, ist ein Feigenblatt für Kulturpolitik. Und Kunze hat lediglich die Funktion des Feigenblatts des Feigenblatts. Von daher ist es völlig schnuppe, welche Meinung HRK hat. Und deshalb bin ich seit einiger Zeit für mich zu dem Schluss gekommen: Lass ihn doch einfach Labern.
Och, wer Heinz ein bißchen mag, oder zumindest mal mochte, hört da schon genauer hin wenn er was sagt. Und sei es nur um ihn dann runtermachen zu können.
So lange dabei zu sein, und dabei immer vielfältigere Bereiche bedienen zu können, schafft eben auch viele Neider. Und die können grad im Moment nicht alle Löcher gleichzeitig zuhalten, weil doch ganz schön viel HRK am Markt ist. Und es geht weiter. :)
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Beitrag von Scharlatan »

Thofrock hat geschrieben:Und es geht weiter. :)
Gerne! :wink:
Also, @Henry:
Es ging mir gar nicht darum, Widersprüchliches zu finden.
Dass das nebenbei auch noch zum Vorschein kommt, dafür kann ich nichts, ich hab den Text nicht geschrieben.
Natürlich hätte ich beim Zitieren alles Richtige und Vernünftige, was da ja AUCH steht, einfach weglassen können.
Dann wäre es zwar nicht mehr widersprüchlich, aber dafür tatsächlich aus dem Zusammenhang gerissen.

Ansonsten war es natürlich nicht direkt ein Beitrag zu den 10 Thesen, sondern eine unmittelbare Reaktion auf die Frage nach der Relevanz von HRKs privaten politischen Ansichten für seine Arbeit, die ja bestritten wurde und die ich am Beispiel nachzuweisen versuchte.
Die Vergleiche mit anderen Bands und deren politischen Äußerungen haben ja nun auch nicht direkt mit dem Thesenpapier zu tun.

Könnte aber als inhaltliches Bindeglied zwischen der Medienschelte und der Beschreibung von Künstler-Existenzbedingungen noch einen dritten Text zitieren, aus der Biographie, S. 224:
"... das deutsche Publikum hat das Musical als Gattung angenommen, unbeeindruckt vom Geheul der Subventionsjunkies im allzu ernsthaften Feuilleton, einem der letzten Reservate für Fans staatlicher Planwirtschaft. Mit hämischem Frohlocken vermelden diese Leuchtturmwärter zuschauerfreier Theaterzonen jede Show, die schließen muss, ..."
In Zeiten, wo ganze Theater geschlossen und Orchester abgewickelt werden, weil den Kommunen das Geld dafür fehlt, wo an kleineren Häusern schon keine festen Ensembles mehr existieren und stattdessen nur noch (möglichst billig!) "projektbezogen" engagiert wird, wobei der Geschäftsführer noch mit dem Dirigenten feilscht, ob man die Chorszenen nicht vielleicht streichen könnte, ist ein solch undifferenzierter und gehässiger Rundumschlag gerade aus Sicht eines KÜNSTLERS schon ziemlich befremdlich und zeigt zugleich, dass er offenbar nicht weiß, wovon er spricht.
Die hocheffiziente Musical-Industrie mit Stagione-Betrieb und "hire/fire"-Personalpolitik ist dem klassischen Repertoiretheater doch gar nicht vergleichbar mit seinem täglich wechselndem Programm, entsprechendem Aufwand an Proben, technischen Umbauten, fest angestelltem Personal etc.
Sowas kann überhaupt nur durch staatliche Subventionen davor bewahrt werden, zur "zuschauerfreien Zone" zu verkommen, weil sich sonst niemand mehr die Eintrittspreise leisten könnte.
Und die süffigen Melodien eines Claude Michel Schönberg sind nun mal massentauglicher als die spröden Zwölftonreihen seines Namensvetters Arnold, also auch interssanter für Sponsoren aller Art ("modernes Mäzenatentum").
Sollen deshalb alle Opernhäuser nur noch sichere Kassenschlager wie "Die Zauberflöte" spielen?
Und müsste er in diesem Fall nicht auch die Opernszene konsequenterweise als "brutalstmögliche Verhinderung des Unbequemen: ein totalitäres Kartell abwiegelnden Grinsens" geißeln?
Und wie steht der Bücherwurm und Schriftsteller Kunze eigentlich zur Buchpreisbindung?

"Mutig" sind solche Aussagen höchstens insofern, als die Stärke der Wortwahl anscheinend durch keinerlei tiefere Sachkenntnis gerechtfertigt wird.
Ansonsten ist das billiger Populismus, der so eben auch in jedem FDP-Parteiprogramm stehen könnte.

Gut, das ist ein undatierter handschriftlicher Text, den er aber für die Biographie zur Veröffentlichung freigegeben hat und der die gleiche Sprache spricht wie sein "Zwischenbericht" und die Pauschalkritik an den Medien.

Statt den vom Sparzwang besessenen Damen und Herren Politikern zu erklären (wer könnte das beser als er?), wie unverzichtbar und lebensnotwendig Kunst und Kultur z.B. für den Zusammenhalt einer Gesellschaft sind - noch dazu einer "Kulturnation" wie Deutschland - versucht er sich mit provokanten Thesen in den Vordergrund zu spielen, haut nebenbei die eigenen Künstler-Kollegen in die Pfanne und nörgelt dann noch über deren unsolidarisches Verhalten.
Das ist in der Tat ein "Spiel", das ich nicht verstehe. :?

PS:
Och, wer Heinz ein bißchen mag, oder zumindest mal mochte, hört da schon genauer hin wenn er was sagt. Und sei es nur um ihn dann runtermachen zu können.
Was heißt hier "runtermachen"?
Er wollte eine Diskussion anregen, und ich sehe nichts Verwerfliches dabei, dieser Einladung zu folgen, und schon gar keinen Grund, dafür als "Neider" zu gelten. :roll:
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Beitrag von HenryKupfer »

Scharlatan hat geschrieben:Könnte aber als inhaltliches Bindeglied zwischen der Medienschelte und der Beschreibung von Künstler-Existenzbedingungen noch einen dritten Text zitieren, aus der Biographie, S. 224:
"... das deutsche Publikum hat das Musical als Gattung angenommen, unbeeindruckt vom Geheul der Subventionsjunkies im allzu ernsthaften Feuilleton, einem der letzten Reservate für Fans staatlicher Planwirtschaft. Mit hämischem Frohlocken vermelden diese Leuchtturmwärter zuschauerfreier Theaterzonen jede Show, die schließen muss, ..."
In Zeiten, wo ganze Theater geschlossen und Orchester abgewickelt werden, weil den Kommunen das Geld dafür fehlt, wo an kleineren Häusern schon keine festen Ensembles mehr existieren und stattdessen nur noch (möglichst billig!) "projektbezogen" engagiert wird, wobei der Geschäftsführer noch mit dem Dirigenten feilscht, ob man die Chorszenen nicht vielleicht streichen könnte, ist ein solch undifferenzierter und gehässiger Rundumschlag gerade aus Sicht eines KÜNSTLERS schon ziemlich befremdlich und zeigt zugleich, dass er offenbar nicht weiß, wovon er spricht.
Wenn man das Zitat um zwei, drei Zeilen erweitert, liest es sich durchaus schon etwas anders (genauso verhält es sich übrigens mit den Zitaten aus dem Abschlussbericht weiter oben):
“… zu uns zurückgekehrt ist - verspätet aber logisch, fällig bis überfällig. Weit gefächert ist mittlerweile die Angebotspalette, sie reicht von Riesenshows mit eigenen aus dem Boden gestampften Häusern bis hinunter zu flexiblen, partisanenhaften Klein-Events - und das deutsche Publikum hat das Musical als Gattung angenommen, unbeeindruckt vom Geheul der Subventionsjunkies im allzu ernsthaften Feuilleton, einem der letzten Reservate für Fans staatlicher Planwirtschaft. Mit hämischem Frohlocken vermelden diese Leuchtturmwärter zuschauerfreier Theaterzonen jede Show, die schließen muss, aber rücknehmbar ist die Gesamtentwicklung nicht - Musical is here to stay.
Da es sich bei diesem Zitat um einen - wie du selbst bereits erwähnt hast - „undatierten, handschriftlichen Text“ handelt, erscheint es mir doch sehr willkürlich, dieses (Edit: um den eigentlichen Hintergrund - nämlich: „Deutschland ist ein Musical-Land. […] Eines besseren belehrt wurden damit alle Unkenrufer, die eine Unvereinbarkeit dieser Ausdrucksform mit unserem Nationalcharakter postuliert und dabei geflissentlich oder unwissend ausgeblendet hatten, dass das Musical durchaus auch deutsche Wurzeln aufzuweisen hat…“ - gekürzte) Zitat einfach in einen unpassenden (oder eben dem Verwurster gerade passenden) zeitlichen Kontext zu stellen. Gerade aus deinem Betrachtungswinkel dürfte es einen ziemlichen Unterschied machen, ob das Zitat 15 Jahre alt oder ganz aktuell ist (was es mit ziemlicher Sicherheit nicht sein wird). Edit: Zudem handelt es sich hierbei selbstredend nicht um ein politisches Empfehlungsschreiben zur Verteilung von Fördergeldern. HRK hier als weltfremden Dampfplauderer hinstellen zu wollen, der keine Ahnung hat, wovon er überhaupt redet und seitenlange Berichte verfasst, die sich von vorne bis hinten selbst widersprechen, halte ich schon für den reinen Versuch des „Runtermachens“.

Scharlatan hat geschrieben:…haut nebenbei die eigenen Künstler-Kollegen in die Pfanne und nörgelt dann noch über deren unsolidarisches Verhalten. Das ist in der Tat ein "Spiel", das ich nicht verstehe.
Da ist auch wieder die Frage, was denn zuerst war…
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Scharlatan
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Beitrag von Scharlatan »

Dass die zitierten Ausfälligkeiten mit dem (aus Platzgründen unterschlagenen) "eigentlichen Hintergrund" des Textes nichts zu tun haben, stimmt natürlich und zeigt nur, wie überflüssig sie in diesem Zusammenhang sind. :P
Wollte ja auch kein neues Fass (Thema Musical) aufmachen, sondern zurück zum ursprünglichen Thema - Medienschelte.
Da wird in starken Worten allgemeiner Niveauverfall angeprangert, der ja im wesentlichen in der Unterwerfung unter das Diktat des "Marktes" in Form der allmächtigen Einschaltquote begründet liegt.
Andererseits gibt es dann eben die ähnlich hart formulierten Plädoyers FÜR das freie Walten des Marktes in Kunst und Kultur, das in der Konsequenz zu den gleichen Verwerfungen führt, die er an den Medien kritisiert und ihn in seiner eigenen Branche unter lästigen "Anpassungsdruck" setzen.

Da spielt es für mich auch keine Rolle, ob er der jeweiligen Meinung schon länger oder erst neuerdings ist, der undatierte Text also neu oder 15 Jahre alt.
Veröffentlicht wurde er JETZT, und höchstwahrscheinlich mit seinem freundlichen Einverständnis, was die Vermutung nahelegt, er steht unverändert dazu.

Inwieweit er mit dieser Einstellung - möglicherweise - auch einen bescheidenen Einfluss auf Beschlussempfehlungen der Enquete-Kommission haben könnte, kann ich natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ich halte es für möglich und würde mir wünschen, er nutzte diese klitzekleine Chance zum WOHLE seiner Zunft.

Und zur Frage, was zuerst war:
Den überflüssigen Seitenhieb nehme ich wegen erwiesener Unsachlichkeit umgehend zurück! :wink:

Unterm Strich bleibt für mich ein zumindest "gefühltes" Missverhältnis zwischen der Selbstdarstellung der dünnhäutig-sensiblen, chronisch missverstandenen Künstlerseele einerseits und dem deftig zulangenden, oft auch herablassend zynischen Polterstil, mit dem er (zu) häufig ohne Not weit über's Ziel hinaus schießt und mit einem einzigen Bad gleich ganze Kindertagesstätten ausschüttet.

Im Gegensatz zu gelasseneren Zeitgenoss(inn)en wie Natascha regt mich das halt immer noch (und in letzter Zeit anscheinend zunehmend) auf.
Aber so lange die neidische Suche nach Argumenten gegen ihn dazu führt, dass der Suchende weiter brav alle verfügbaren
Kunze-Produkte kauft, kann das doch dem Künstler eigentlich nur recht sein, oder? 8)
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