Erlebnisbericht zum Vorentscheid des Eurovision Song Contest
Moderator: Moderators
Erlebnisbericht zum Vorentscheid des Eurovision Song Contest
Erlebnisbericht zum Vorentscheid des Eurovision Song Contest
am 8.3.2007
Es ist Donnerstag, der 8. März 2007. Weltfrauentag! Der Tag, an dem sich entscheidet, wer im Mai für Deutschland beim Eurovision Song Contest antreten wird. Das ist der Tag, an dem wir das Geschehen zusammen mit einigen anderen HRK-Fans in Hamburg live verfolgen dürfen. Aus allen Himmelsrichtungen reisen die Fans an. Einige berichten von Fahrtzeiten von über 5 Stunden. Bahntickets, private und Hotel-Übernachtungen, weitere gemeinsame Aktionen – all das wurde im Vorwege mit ganz viel Vorfreude geplant. Denn es geht nicht nur darum, Heinz Rudolf Kunze & Verstärkung beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest vor Ort tatkräftig zu unterstützen, sondern auch darum, dass sich die Fans, die sich gerade in den letzten Monaten durch verschiedene Aktionen und durch das Lesen und Schreiben in den beiden HRK-Foren kennen gelernt haben, auch einmal persönlich gegenüber treten können. Und das macht einen sehr großen Teil der Vorfreude aus. Die Tatsache, dass Heinz Rudolf Kunze sich diesem Wettbewerb stellt, hat bei seinen Fans im Vorfeld Diskussionen aller Art ausgelöst. Und nun ist der viel diskutierte Tag da. Was er wohl bringen wird?
Es ist 15:41 Uhr. Ich stehe auf dem Itzehoer Bahnhof und warte auf den Intercity, der in Richtung Westerland weiter fahren soll. Simone sitzt in diesem Zug. Ihre Zugfahrt dauert mehr als 5 Stunden. Pünktlich fährt der Zug ein. Nun kann das Abenteuer beginnen. Wenig später sitzen Thomas, Simone und ich im Auto und fahren Richtung Hamburg. Rund eine Stunde dauert die Fahrt. Wir kommen direkt am Schauspielhaus vorbei und sehen, dass die Türsteher schon vor dem Portal postiert sind. Auf der Suche nach einem geeigneten Parkplatz sehen wir André, den wir bisher nur vom Foto kannten. Er überquert gerade die Straße in Richtung Hauptbahnhof. Wir hupen und winken und verwirren damit die Fahrer der vor, neben und hinter uns fahrenden Autos. Kurz darauf finden wir einen Parkplatz in einem Parkhaus. Wir schnappen uns den Fotoapparat, das Banner mit der Aufschrift „HRK HELSINKI RUFT KUNZE und die von Ingo, Andrea, Steffi und mir gebastelten Heinz-Brillen.
Wenig später stehen wir vor dem Schauspielhaus und halten Ausschau nach weiteren HRK-Fans. Kalle und Nadine sind schon da, ebenso Martina und Roland. Eddie stellt sich uns vor. Der ist sogar aus Brüssel angereist. Heiner gesellt sich zu uns und unterhält sich kurz mit uns. Auch die ersten Promis - Thomas Hermanns und Michy Reincke - laufen vorbei – mit Scheuklappen, denn sie reagieren nicht auf unsere „Hallo“-Rufe. Claudia, Phil, Olaf, Andrea, Martin, Winny, Ralf und noch ein Ralf, André, René und Jana gesellen sich zu uns. Wir machen die ersten Fotos mit dem Banner und bezahlen die „Die Welt ist Pop“-T-Shirts, die Phil mitgebracht hat. Wer die Szenerie als Außenstehender beobachtet, der hätte Grund genug, die Polizei zu alarmieren. Phil hat seine T-Shirts in einer Plastiktüte mitgebracht und hockt in einer dunklen Hausecke zwischen dem Maritim-Hotel und dem Schauspielhaus. Wir stehen scheinbar schützend um ihn herum, zücken unsere Geldbörsen und halten im die Geldscheine hin. Der Aus-der-Tüte-Verkauf dauert nur ein paar Minuten, und Phil verschwindet dann vorerst in der Versenkung.
Weitere Fans erreichen das Schauspielhaus: Oliver und Yannick und andere, deren Namen ich nicht kenne. Wir verteilen die Pappbrillen, die gleich mit großem Gelächter getestet werden. Spätestens jetzt sieht jeder, dass wir nicht für Monrose oder Roger Cicero, sondern als Unterstützung für Heinz Rudolf Kunze gekommen sind. Wir breiten noch einmal das Banner aus und locken damit ein paar Reporter an – vom Fernsehsender PRO7 und von einem regionalen Radiosender. „Birgit, mach Du mal …“, höre ich von den anderen Fans und schon hält mir jemand ein Mikrofon vor das Gesicht. Schon ein paar Sekunden später weiß ich nicht mehr, was ich gefragt wurde. Aber ich antworte, ohne zu stottern und ohne rot zu werden. Puh! Wie muss es erst den vielen Prominenten ergehen, die an diesem Tag im Schauspielhaus als Akteure auf der Bühne und als V.I.P.-Gäste in den vorderen Reihen sitzen? Auch sie werden vor laufenden Kameras befragt und geben bereitwillig Auskunft. Ein schwerer Job, finde ich!
Inzwischen ist es 19 Uhr. Kalle erscheint mit einem Stapel Eintrittskarten für die Fans, die ihr Ticket bei ihm bestellt haben. Ich sammle schnell das Geld bei meinen Kartenbestellern ein (41 Euro pro Person) und lasse mir von Kalle die Abendkasse zeigen. Auf dem Weg dorthin gibt es den ersten Dämpfer: „Was ist da in Ihrem Rucksack?“, fragt mich der Türsteher? Ich öffne den Rucksack, ziehe zwei T-Shirts heraus und die Tüte mit dem Banner. „Das darf nicht mit rein, das bleibt hier!“, sagte der schwarz gekleidete „Bulle“. Ich frage: „Warum? Das ist doch nur ein Stück Stoff?“ – „Das ist nicht erlaubt!“ Mehr hat der Mann nicht zu sagen. Er nimmt mir die Tüte einfach aus der Hand. „Was passiert denn damit? Wo kann ich das Banner nachher wieder abholen?“, frage ich ein wenig eingeschüchtert. „Das werfen wir weg!“ ist die knappe, aber gnadenlose Antwort. Das lasse ich nicht zu! Da steckt so viel Arbeit drin, das ist nicht für den Müll gemacht. Ab ins Auto damit, da ist es sicher! An der Abendkasse zahle ich 656 Euro für 16 Eintrittskarten. Dort treffe ich dann auch auf Sebastian, der schon angekündigt hatte, dass er etwas später kommen würde. Alle meine „Schäfchen“ sind jetzt da. Wunderbar! Nun kann ich entspannen und mich voll und ganz auf das Geschehen konzentrieren und den Abend genießen.
Unsere Sitzplätze sind im zweiten Rang. Nur Winny sitzt eine Etage tiefer. Mit jeder Treppenstufe, die wir zum zweiten Rang hinauf steigen, wird es wärmer. Oben angekommen, eilen wir Frauen erst einmal zu den sanitären Einrichtungen, um uns heinzgerecht zu kleiden. „Die Welt ist Pop“ ist unser Motto des Abends und so lautet auch der Spruch auf unseren T-Shirts. Jetzt wird es ernst – eine halbe Stunde noch bis zum Beginn der Fernsehaufzeichnung! Wir suchen – und finden – unsere Plätze und sind erst einmal wie erschlagen: Auch ohne Messinstrument wird klar: Hier oben herrschen Temperaturen wie in der Sahara: Wir tippen auf 40 Grad Celsius und fragen uns, wie wir die drei Stunden in diesem Hexenkessel ohne Pause und ohne einen Schluck Wasser überstehen sollen. Aber wir sind ja nicht aus Zucker, also nehmen wir unsere Plätze ein und bewundern den herrlichen Saal. So schöne Theater oder Schauspielhäuser findet man nur selten, vielleicht ist das Schauspielhaus Hamburg sogar die schönste „Location“ in ganz Deutschland. Ob die Kameras das wunderbare Deckengewölbe und die kuscheligen Logen in all ihrer Schönheit überhaupt einfangen können?
Ich sitze neben Oliver, der mit seinem 10-jährigen Sohn in mehr als 5-stündiger Fahrt angereist ist. Auf der anderen Seite sitzen Cicero-Fans. Sie begutachten unsere Brillen und probieren sie sogar an. Sie sind sehr angetan davon, wie sehr wir, die HRK-Fraktion, als Einheit, als Fan-Block zu erkennen sind. Später werden wir auch dem restlichen Publikum zeigen, welcher der drei Acts die tollsten Fans hat. Das Schauspielhaus füllt sich, bald sind alle Plätze besetzt.
Kurz vor 20 Uhr geht ein Raunen durch die Menge. Georg Uecker betritt die Bühne und begrüßt das Publikum. Seine Aufgabe ist es, uns zu erklären, wie der Abend ablaufen wird und wie wir uns zu verhalten haben. Wir sollen dem Fernsehpublikum zeigen, wie toll die Stimmung im Schauspielhaus ist. Georg Uecker rät uns, auszuflippen, wenn Thomas Hermanns die Bühne um Punkt 20:15 Uhr betritt. Wir sollen klatschen, jubeln, trampeln – am besten alles gleichzeitig! Das muss erst einmal geübt werden. So schafft es der Mann auf der Bühne, uns anzuwärmen und in Stimmung zu bringen. Anwärmen – als wenn das nötig gewesen wäre! Der Stimmungspegel im Saal wächst unaufhörlich. Und der Zeiger der Uhr rückt gnadenlos voran. Der ARD-Wetterbericht wird eingespielt, anschließend hören wir eine Programmvorhersage, und schon ertönt die vertraute Eurovisions-Melodie.
Das ist unser Zeichen. Wir klatschen, jubeln, trampeln, springen von den Sitzen auf und erleben den Auftritt von Thomas Hermanns. Was dann auf der Bühne geschieht, seht Ihr gerade selbst an den Fernseh-Bildschirmen. Ich beschränke mich also in meinem Bericht darauf, alles das zu beschreiben, was wir sehen und fühlen und was die Kameras nicht einfangen können.
Ich wende meinen Blick von der Bühne ab und schaue auf unseren HRK-Fanblock. Die meisten von uns tragen die gebastelten Brillen und schwitzen …! Ein paar Minuten später kündigt Thomas Hermanns endlich die erste Runde an. Alle drei Acts haben sich einen alten Grand Prix-Titel ausgesucht, den sie an diesem Abend neu interpretieren wollen. Heinz Rudolf Kunze wird „Merci Chérie“ von Udo Jürgens singen, Monrose interpretieren „Wunder gibt es immer wieder“ von Katja Ebstein und Roger Cicero hat sich für „Zwei kleine Italiener“ von Cornelia Froboess“ entschieden. Heinz singt als Erster!!! In dem Moment, in dem er angekündigt wird, geht ein Raunen durch unsere Reihen. Martina schreit „Heinz!!!“ und schon betritt Heinz unter donnerndem Applaus die Bühne. Wie gebannt lauschen wir dem Gänsehaut-Titel „Merci Chérie“. Schade, dass man von hier oben das Gesicht von Heinz nicht sehen kann. In diesem Moment freue ich mich, dass ich vorher noch daran gedacht habe, unseren Videorecorder zu programmieren. In der Fernseh-Aufzeichnung werden die Künstler sicher auch in Großaufnahme gezeigt. Ob Heinz auch so schwitzt wie wir? Er trägt die „Pegasus“-Brille, wie auch schon bei den letzten Fernsehauftritten und bei den Proben zu dieser Show. Herzklopfen wird er haben, das ist sicher! Als der letzte Ton des Liedes verklingt, wagt Martina noch einen Schrei: „Zugabe!“ tönt es durchs Schauspielhaus, und mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen lassen wir Heinz von der Bühne abtreten. Ich beobachte, wie das Publikum bei den anderen beiden Musikbeiträgen reagiert. Reichlich Zuspruch gibt es auch für Monrose und Roger Cicero. Georg Ueckers einführende Applaus-Übungen wirken nach. Die Stimmung im Publikum ist großartig. Ich sehe Monrose-Fans, die ein Plakat an den Türstehern vorbei in das Schauspielhaus geschmuggelt haben. Es ist aber weder einen Cicero- noch einen Monrose-Fanblock auszumachen. Wir sind also doch einzigartig!
Die Spannung steigt, denn der eigentliche Grand Prix-Titel steht noch aus. Das Show-Programm, das uns zwischendurch geboten wird, kommt beim Publikum gut an, und es gibt für alles, was auf der Bühne passiert, donnernden Applaus. Und dann ist es so weit – der Moment ist da. Jetzt wird es ernst. HRK wird „Die Welt ist Pop“ singen, Monrose „Even heaven cries“ und Roger Cicero „Frauen regier´n die Welt“. Wer wird siegen? Wer fährt nach Helsinki? Welchen Namen werden die Kesslers-Zwillinge nachher verkünden? Wer wird jubeln, wer nicht?
Die Ankündigung der drei Wettbewerbs-Lieder geschieht aus völlig anderer Perspektive. Direkt neben uns taucht plötzlich ein Kamera-Team auf und kurz danach Thomas Hermanns, der sich an die Balustrade des zweiten Ranges lehnt. Wir können ihm genau ins Gesicht sehen. Und nun kommt sein Einsatz: Wieder sagt er Heinz Rudolf Kunze an und wieder geben wir alles, damit Heinz unsere Unterstützung wahrnimmt. Wir sind laut, wir sind gut, wir fordern Heinz mit unserem Applaus zu Höchstleistungen heraus. Und schon ertönt die Musik zu „Die Welt ist Pop“. Ganze drei Minuten dauert der Auftritt, dann ist der Spuk auch schon vorbei. Noch einmal zeigen wir dem Publikum, wer hier im Saal die größten Fans hat. Uns hält nichts mehr auf den Sitzen. Martina und Roland haben es geschafft, ihr schwarzes Banner mit der Aufschrift „Heinz Rudolf Kunze“ ins Schauspielhaus zu schmuggeln. Sie breiten es aus und halten es hoch. Ich sehe nichts mehr, denn ich stehe dahinter. Wir feiern unseren Heinz so laut, dass sich Thomas Hermanns´ Gäste auf dem kuscheligen Bühnensofa zu uns nach oben umdrehen. Ob Heinz uns auch hört? Er nickt dankend ins Publikum und tritt von der Bühne ab. Gespannt verfolgen wir auch die anderen beiden Wettbewerbstitel und fragen uns erneut, welcher Titel am Ende der Siegtitel sein wird. In den Abstimmungen, die in den vorigen Tagen von Radio- und Fernsehsendern und im Internet stattgefunden haben, lag die Casting-Band Monrose vorn, gefolgt von Roger Cicero und Heinz Rudolf Kunze. Wir wünschen uns ein anderes Ergebnis, befürchten aber, dass die Teenies mit ihren Handys Monrose zum Erfolg verhelfen werden. Abwarten, ein paar Minuten dauert es noch, dann wird das Ergebnis bekannt gegeben.
Der nächste Höhepunkt der Show kündigt sich an, als Hunderte von Puscheln (heißen die so?) im Publikum verteilt werden. Auf der Bühne hektisches Treiben. Leuchten, die aussehen wie Kakteen, werden aufgestellt. Alles klar! Texas Lightning, die Gewinner des Vorjahres, werden gleich die Menschen im Saal in eine tobende Menge verwandeln. Und schon werden sie angekündigt. Sie stolzieren durch das Publikum und scheinen den Applaus zu genießen. Sicher erinnern sie sich in diesem Moment an ihren Sieg im letzten Jahr. Ihr Titel „No, No Never“ hallt durch das Schauspielhaus und verzückt das Publikum vom vordersten Parkettsitz bis hinauf in die Logen und zum obersten Rang. Wir alle wissen ganz genau, dass in diesem Moment Hunderttausende von Menschen sich die Finger wund wählen, um ihren Favoriten des Abends nach Helsinki zu bringen. Auch wir bedienen unsere Handys, schicken sms und geben somit unsere Stimmen ab. Ob es reichen wird?
Und dann ist er da – der große Moment der Wahrheit! Es geht alles ziemlich schnell und unspektakulär. Wenn man bedenkt, wie lange die Moderatoren die jungen Sängerinnen und Sänger bei DSDS zappeln lassen, bis sie endlich damit rausrücken, wer in der nächsten Woche nicht mehr dabei sein wird …! Der Umschlag mit dem Namen des Gewinners des diesjährigen Vorentscheides zum Eurovision Song Contest wird auf die Bühne gebracht. Thomas Hermanns reicht ihn den Kesslers-Zwillingen. Sie öffnen den Umschlag und lesen den Namen, zunächst einmal ganz leise für sich. Für einen kurzen Moment, und das sieht man an den Fernsehbildschirmen nicht – schauen die Zwillinge zu Roger Cicero. In diesem Moment ist für mich klar, dass er der Gewinner sein wird. Trotzdem stehe ich immer noch mit zusammengekniffenen Augen da und sage wieder und wieder leise vor mich hin: „Lass es nicht die Monrose sein, lass es nicht die Monrose sein …!“ „And the winner is – Roger Cicero!“ Dieser Moment wird unvergesslich bleiben! Jubel!!! Jubel auf allen Rängen und auch unten im Parkett. Jubel sogar bei den HRK-Fans. Denn die Befürchtung, dass Monrose Platz 1 belegen wird, ist nicht eingetreten. Wunderbar!!! Die Deutschen haben gewählt. Nun singt Roger noch einmal für alle seinen Siegertitel. Ich beobachte Heinz. Sein Gesicht sehe ich leider nicht, aber er schnippt mit seinen Fingern im Takt der Musik, während die Mädels von Monrose wie versteinert da stehen.
Kurze Zeit später ist die Live-Übertragung zu Ende. Im Schauspielhaus aber geht es noch weiter. Roger wird bejubelt, der Applaus nimmt kein Ende. Die zweite Zugabe wird gnadenlos eingefordert. Und dann sagt Roger: „Solll ich noch einmal „Zwei kleine Italiener“ singen? Oder einen meiner Albumtitel in der a capella-Version? Wir haben keine Playback-Musik mitgebracht. Das konnten wir ja nicht wissen. Oder wollt Ihr noch einmal „Frauen regier´n die Welt“ hören?" Und so kommt es dann auch. Ein drittes Mal ertönte der Siegertitel und Roger stolpert beinahe über die Bühnendekoration. Am Rand der Bühne stehen drei weinende Mädchen, während auf der Bühne und im Publikum immer noch gejubelt wird. So ist das Leben …!
Und dann ist Schluss. Ganz plötzlich! Alle sind noch in Feierstimmung, wir überlegen gerade, ob wir jetzt endlich „Wenn du nicht wiederkommst“ anstimmen sollen, als aus den Lautsprechern die Aufforderung ertönt, dass wir den Saal bitte umgehend verlassen sollen. Na so was! Das geht doch auch freundlicher! Nun gut, wir verlassen das Schauspielhaus und sammeln uns draußen. Mir fehlt der Überblick, ob alle Fans da sind. Heiner hatte uns Tage zuvor verraten, dass die Band nach der Show im benachbarten Hotel an der Bar sein wird. Wir betreten also das Maritim-Hotel und sind überrascht. Die Halle ist voller Menschen: Die Promis, die eben noch auf der Bühne agierten, geben den wartenden Reportern Interviews. Wir erspähen Heinz in der Bar und begrüßen ihn. Er begrüßt mich und sagt mir ins Ohr: „Tut mir leid, ich konnte nicht mehr für Euch rausholen!“ Apropos rausholen: Das ist der Moment: Ich hole mein Banner aus der Tüte, die Thomas noch schnell aus dem Auto geholt hat. Heinz hält es an einer Ecke fest, ich an der anderen. So erfüllt das Banner nun doch noch seinen Zweck (Anmerkung: Einen Tag später signiert Heinz das Banner in Sittensen nach seiner Lesung mit folgenden Worten: „Highway to Hell-sinki … Heinz, 9.3.2007“ und zwei gebastelte Brillen befinden sich jetzt auch in seinem Besitz). Wir genießen die vielen Promis um uns herum, beobachten das bunte Treiben ein Weilchen und verlassen dann das Hotel.
In einer Kneipe nebenan lassen wir den Abend in Hamburg ausklingen. Zu vierzehnt füllen wir unsere ausgetrockneten Körper mit reichlich Wasser und Bier. Um halb zwei am nächsten Morgen sind wir wieder in Itzehoe. Hier geht die Party weiter. Zu acht feiern wir bis 4 Uhr, schauen uns die Fernsehaufzeichnung an und versuchen, die vielen Erlebnisse zu verarbeiten.
Dass Heinz zweiter Sieger des Vorentscheides zum Eurovision Song Contest ist, erfahren wir einen Tag später in Sittensen. Auch wenn die Meldungen aus den Medien so klingen, als wäre Heinz auf Platz 3 gelandet, ist doch sicher: Heinz hat mehr Stimmen bekommen als die Favoriten Monrose! Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Wir haben unseren Heinz jetzt wieder, freuen uns, dass die Tour wie geplant verlaufen wird und gratulieren ihm herzlichst zu seinem zweiten Platz und zu dem Mut, sich in einer solchen Veranstaltung zu präsentieren und damit Diskussionen aller Art auszulösen. Jetzt beginnt wieder der Alltag, das neue Buch kommt in den nächsten Tagen auf den Markt, es gibt eine Buchpremiere, dann die Tour, auf die wir uns alle freuen.
Man sieht sich – im Forum, im Chat, im Konzert oder auf einer Lesung.
Bericht von Birgit Rentz, 11. März 2007
am 8.3.2007
Es ist Donnerstag, der 8. März 2007. Weltfrauentag! Der Tag, an dem sich entscheidet, wer im Mai für Deutschland beim Eurovision Song Contest antreten wird. Das ist der Tag, an dem wir das Geschehen zusammen mit einigen anderen HRK-Fans in Hamburg live verfolgen dürfen. Aus allen Himmelsrichtungen reisen die Fans an. Einige berichten von Fahrtzeiten von über 5 Stunden. Bahntickets, private und Hotel-Übernachtungen, weitere gemeinsame Aktionen – all das wurde im Vorwege mit ganz viel Vorfreude geplant. Denn es geht nicht nur darum, Heinz Rudolf Kunze & Verstärkung beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest vor Ort tatkräftig zu unterstützen, sondern auch darum, dass sich die Fans, die sich gerade in den letzten Monaten durch verschiedene Aktionen und durch das Lesen und Schreiben in den beiden HRK-Foren kennen gelernt haben, auch einmal persönlich gegenüber treten können. Und das macht einen sehr großen Teil der Vorfreude aus. Die Tatsache, dass Heinz Rudolf Kunze sich diesem Wettbewerb stellt, hat bei seinen Fans im Vorfeld Diskussionen aller Art ausgelöst. Und nun ist der viel diskutierte Tag da. Was er wohl bringen wird?
Es ist 15:41 Uhr. Ich stehe auf dem Itzehoer Bahnhof und warte auf den Intercity, der in Richtung Westerland weiter fahren soll. Simone sitzt in diesem Zug. Ihre Zugfahrt dauert mehr als 5 Stunden. Pünktlich fährt der Zug ein. Nun kann das Abenteuer beginnen. Wenig später sitzen Thomas, Simone und ich im Auto und fahren Richtung Hamburg. Rund eine Stunde dauert die Fahrt. Wir kommen direkt am Schauspielhaus vorbei und sehen, dass die Türsteher schon vor dem Portal postiert sind. Auf der Suche nach einem geeigneten Parkplatz sehen wir André, den wir bisher nur vom Foto kannten. Er überquert gerade die Straße in Richtung Hauptbahnhof. Wir hupen und winken und verwirren damit die Fahrer der vor, neben und hinter uns fahrenden Autos. Kurz darauf finden wir einen Parkplatz in einem Parkhaus. Wir schnappen uns den Fotoapparat, das Banner mit der Aufschrift „HRK HELSINKI RUFT KUNZE und die von Ingo, Andrea, Steffi und mir gebastelten Heinz-Brillen.
Wenig später stehen wir vor dem Schauspielhaus und halten Ausschau nach weiteren HRK-Fans. Kalle und Nadine sind schon da, ebenso Martina und Roland. Eddie stellt sich uns vor. Der ist sogar aus Brüssel angereist. Heiner gesellt sich zu uns und unterhält sich kurz mit uns. Auch die ersten Promis - Thomas Hermanns und Michy Reincke - laufen vorbei – mit Scheuklappen, denn sie reagieren nicht auf unsere „Hallo“-Rufe. Claudia, Phil, Olaf, Andrea, Martin, Winny, Ralf und noch ein Ralf, André, René und Jana gesellen sich zu uns. Wir machen die ersten Fotos mit dem Banner und bezahlen die „Die Welt ist Pop“-T-Shirts, die Phil mitgebracht hat. Wer die Szenerie als Außenstehender beobachtet, der hätte Grund genug, die Polizei zu alarmieren. Phil hat seine T-Shirts in einer Plastiktüte mitgebracht und hockt in einer dunklen Hausecke zwischen dem Maritim-Hotel und dem Schauspielhaus. Wir stehen scheinbar schützend um ihn herum, zücken unsere Geldbörsen und halten im die Geldscheine hin. Der Aus-der-Tüte-Verkauf dauert nur ein paar Minuten, und Phil verschwindet dann vorerst in der Versenkung.
Weitere Fans erreichen das Schauspielhaus: Oliver und Yannick und andere, deren Namen ich nicht kenne. Wir verteilen die Pappbrillen, die gleich mit großem Gelächter getestet werden. Spätestens jetzt sieht jeder, dass wir nicht für Monrose oder Roger Cicero, sondern als Unterstützung für Heinz Rudolf Kunze gekommen sind. Wir breiten noch einmal das Banner aus und locken damit ein paar Reporter an – vom Fernsehsender PRO7 und von einem regionalen Radiosender. „Birgit, mach Du mal …“, höre ich von den anderen Fans und schon hält mir jemand ein Mikrofon vor das Gesicht. Schon ein paar Sekunden später weiß ich nicht mehr, was ich gefragt wurde. Aber ich antworte, ohne zu stottern und ohne rot zu werden. Puh! Wie muss es erst den vielen Prominenten ergehen, die an diesem Tag im Schauspielhaus als Akteure auf der Bühne und als V.I.P.-Gäste in den vorderen Reihen sitzen? Auch sie werden vor laufenden Kameras befragt und geben bereitwillig Auskunft. Ein schwerer Job, finde ich!
Inzwischen ist es 19 Uhr. Kalle erscheint mit einem Stapel Eintrittskarten für die Fans, die ihr Ticket bei ihm bestellt haben. Ich sammle schnell das Geld bei meinen Kartenbestellern ein (41 Euro pro Person) und lasse mir von Kalle die Abendkasse zeigen. Auf dem Weg dorthin gibt es den ersten Dämpfer: „Was ist da in Ihrem Rucksack?“, fragt mich der Türsteher? Ich öffne den Rucksack, ziehe zwei T-Shirts heraus und die Tüte mit dem Banner. „Das darf nicht mit rein, das bleibt hier!“, sagte der schwarz gekleidete „Bulle“. Ich frage: „Warum? Das ist doch nur ein Stück Stoff?“ – „Das ist nicht erlaubt!“ Mehr hat der Mann nicht zu sagen. Er nimmt mir die Tüte einfach aus der Hand. „Was passiert denn damit? Wo kann ich das Banner nachher wieder abholen?“, frage ich ein wenig eingeschüchtert. „Das werfen wir weg!“ ist die knappe, aber gnadenlose Antwort. Das lasse ich nicht zu! Da steckt so viel Arbeit drin, das ist nicht für den Müll gemacht. Ab ins Auto damit, da ist es sicher! An der Abendkasse zahle ich 656 Euro für 16 Eintrittskarten. Dort treffe ich dann auch auf Sebastian, der schon angekündigt hatte, dass er etwas später kommen würde. Alle meine „Schäfchen“ sind jetzt da. Wunderbar! Nun kann ich entspannen und mich voll und ganz auf das Geschehen konzentrieren und den Abend genießen.
Unsere Sitzplätze sind im zweiten Rang. Nur Winny sitzt eine Etage tiefer. Mit jeder Treppenstufe, die wir zum zweiten Rang hinauf steigen, wird es wärmer. Oben angekommen, eilen wir Frauen erst einmal zu den sanitären Einrichtungen, um uns heinzgerecht zu kleiden. „Die Welt ist Pop“ ist unser Motto des Abends und so lautet auch der Spruch auf unseren T-Shirts. Jetzt wird es ernst – eine halbe Stunde noch bis zum Beginn der Fernsehaufzeichnung! Wir suchen – und finden – unsere Plätze und sind erst einmal wie erschlagen: Auch ohne Messinstrument wird klar: Hier oben herrschen Temperaturen wie in der Sahara: Wir tippen auf 40 Grad Celsius und fragen uns, wie wir die drei Stunden in diesem Hexenkessel ohne Pause und ohne einen Schluck Wasser überstehen sollen. Aber wir sind ja nicht aus Zucker, also nehmen wir unsere Plätze ein und bewundern den herrlichen Saal. So schöne Theater oder Schauspielhäuser findet man nur selten, vielleicht ist das Schauspielhaus Hamburg sogar die schönste „Location“ in ganz Deutschland. Ob die Kameras das wunderbare Deckengewölbe und die kuscheligen Logen in all ihrer Schönheit überhaupt einfangen können?
Ich sitze neben Oliver, der mit seinem 10-jährigen Sohn in mehr als 5-stündiger Fahrt angereist ist. Auf der anderen Seite sitzen Cicero-Fans. Sie begutachten unsere Brillen und probieren sie sogar an. Sie sind sehr angetan davon, wie sehr wir, die HRK-Fraktion, als Einheit, als Fan-Block zu erkennen sind. Später werden wir auch dem restlichen Publikum zeigen, welcher der drei Acts die tollsten Fans hat. Das Schauspielhaus füllt sich, bald sind alle Plätze besetzt.
Kurz vor 20 Uhr geht ein Raunen durch die Menge. Georg Uecker betritt die Bühne und begrüßt das Publikum. Seine Aufgabe ist es, uns zu erklären, wie der Abend ablaufen wird und wie wir uns zu verhalten haben. Wir sollen dem Fernsehpublikum zeigen, wie toll die Stimmung im Schauspielhaus ist. Georg Uecker rät uns, auszuflippen, wenn Thomas Hermanns die Bühne um Punkt 20:15 Uhr betritt. Wir sollen klatschen, jubeln, trampeln – am besten alles gleichzeitig! Das muss erst einmal geübt werden. So schafft es der Mann auf der Bühne, uns anzuwärmen und in Stimmung zu bringen. Anwärmen – als wenn das nötig gewesen wäre! Der Stimmungspegel im Saal wächst unaufhörlich. Und der Zeiger der Uhr rückt gnadenlos voran. Der ARD-Wetterbericht wird eingespielt, anschließend hören wir eine Programmvorhersage, und schon ertönt die vertraute Eurovisions-Melodie.
Das ist unser Zeichen. Wir klatschen, jubeln, trampeln, springen von den Sitzen auf und erleben den Auftritt von Thomas Hermanns. Was dann auf der Bühne geschieht, seht Ihr gerade selbst an den Fernseh-Bildschirmen. Ich beschränke mich also in meinem Bericht darauf, alles das zu beschreiben, was wir sehen und fühlen und was die Kameras nicht einfangen können.
Ich wende meinen Blick von der Bühne ab und schaue auf unseren HRK-Fanblock. Die meisten von uns tragen die gebastelten Brillen und schwitzen …! Ein paar Minuten später kündigt Thomas Hermanns endlich die erste Runde an. Alle drei Acts haben sich einen alten Grand Prix-Titel ausgesucht, den sie an diesem Abend neu interpretieren wollen. Heinz Rudolf Kunze wird „Merci Chérie“ von Udo Jürgens singen, Monrose interpretieren „Wunder gibt es immer wieder“ von Katja Ebstein und Roger Cicero hat sich für „Zwei kleine Italiener“ von Cornelia Froboess“ entschieden. Heinz singt als Erster!!! In dem Moment, in dem er angekündigt wird, geht ein Raunen durch unsere Reihen. Martina schreit „Heinz!!!“ und schon betritt Heinz unter donnerndem Applaus die Bühne. Wie gebannt lauschen wir dem Gänsehaut-Titel „Merci Chérie“. Schade, dass man von hier oben das Gesicht von Heinz nicht sehen kann. In diesem Moment freue ich mich, dass ich vorher noch daran gedacht habe, unseren Videorecorder zu programmieren. In der Fernseh-Aufzeichnung werden die Künstler sicher auch in Großaufnahme gezeigt. Ob Heinz auch so schwitzt wie wir? Er trägt die „Pegasus“-Brille, wie auch schon bei den letzten Fernsehauftritten und bei den Proben zu dieser Show. Herzklopfen wird er haben, das ist sicher! Als der letzte Ton des Liedes verklingt, wagt Martina noch einen Schrei: „Zugabe!“ tönt es durchs Schauspielhaus, und mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen lassen wir Heinz von der Bühne abtreten. Ich beobachte, wie das Publikum bei den anderen beiden Musikbeiträgen reagiert. Reichlich Zuspruch gibt es auch für Monrose und Roger Cicero. Georg Ueckers einführende Applaus-Übungen wirken nach. Die Stimmung im Publikum ist großartig. Ich sehe Monrose-Fans, die ein Plakat an den Türstehern vorbei in das Schauspielhaus geschmuggelt haben. Es ist aber weder einen Cicero- noch einen Monrose-Fanblock auszumachen. Wir sind also doch einzigartig!
Die Spannung steigt, denn der eigentliche Grand Prix-Titel steht noch aus. Das Show-Programm, das uns zwischendurch geboten wird, kommt beim Publikum gut an, und es gibt für alles, was auf der Bühne passiert, donnernden Applaus. Und dann ist es so weit – der Moment ist da. Jetzt wird es ernst. HRK wird „Die Welt ist Pop“ singen, Monrose „Even heaven cries“ und Roger Cicero „Frauen regier´n die Welt“. Wer wird siegen? Wer fährt nach Helsinki? Welchen Namen werden die Kesslers-Zwillinge nachher verkünden? Wer wird jubeln, wer nicht?
Die Ankündigung der drei Wettbewerbs-Lieder geschieht aus völlig anderer Perspektive. Direkt neben uns taucht plötzlich ein Kamera-Team auf und kurz danach Thomas Hermanns, der sich an die Balustrade des zweiten Ranges lehnt. Wir können ihm genau ins Gesicht sehen. Und nun kommt sein Einsatz: Wieder sagt er Heinz Rudolf Kunze an und wieder geben wir alles, damit Heinz unsere Unterstützung wahrnimmt. Wir sind laut, wir sind gut, wir fordern Heinz mit unserem Applaus zu Höchstleistungen heraus. Und schon ertönt die Musik zu „Die Welt ist Pop“. Ganze drei Minuten dauert der Auftritt, dann ist der Spuk auch schon vorbei. Noch einmal zeigen wir dem Publikum, wer hier im Saal die größten Fans hat. Uns hält nichts mehr auf den Sitzen. Martina und Roland haben es geschafft, ihr schwarzes Banner mit der Aufschrift „Heinz Rudolf Kunze“ ins Schauspielhaus zu schmuggeln. Sie breiten es aus und halten es hoch. Ich sehe nichts mehr, denn ich stehe dahinter. Wir feiern unseren Heinz so laut, dass sich Thomas Hermanns´ Gäste auf dem kuscheligen Bühnensofa zu uns nach oben umdrehen. Ob Heinz uns auch hört? Er nickt dankend ins Publikum und tritt von der Bühne ab. Gespannt verfolgen wir auch die anderen beiden Wettbewerbstitel und fragen uns erneut, welcher Titel am Ende der Siegtitel sein wird. In den Abstimmungen, die in den vorigen Tagen von Radio- und Fernsehsendern und im Internet stattgefunden haben, lag die Casting-Band Monrose vorn, gefolgt von Roger Cicero und Heinz Rudolf Kunze. Wir wünschen uns ein anderes Ergebnis, befürchten aber, dass die Teenies mit ihren Handys Monrose zum Erfolg verhelfen werden. Abwarten, ein paar Minuten dauert es noch, dann wird das Ergebnis bekannt gegeben.
Der nächste Höhepunkt der Show kündigt sich an, als Hunderte von Puscheln (heißen die so?) im Publikum verteilt werden. Auf der Bühne hektisches Treiben. Leuchten, die aussehen wie Kakteen, werden aufgestellt. Alles klar! Texas Lightning, die Gewinner des Vorjahres, werden gleich die Menschen im Saal in eine tobende Menge verwandeln. Und schon werden sie angekündigt. Sie stolzieren durch das Publikum und scheinen den Applaus zu genießen. Sicher erinnern sie sich in diesem Moment an ihren Sieg im letzten Jahr. Ihr Titel „No, No Never“ hallt durch das Schauspielhaus und verzückt das Publikum vom vordersten Parkettsitz bis hinauf in die Logen und zum obersten Rang. Wir alle wissen ganz genau, dass in diesem Moment Hunderttausende von Menschen sich die Finger wund wählen, um ihren Favoriten des Abends nach Helsinki zu bringen. Auch wir bedienen unsere Handys, schicken sms und geben somit unsere Stimmen ab. Ob es reichen wird?
Und dann ist er da – der große Moment der Wahrheit! Es geht alles ziemlich schnell und unspektakulär. Wenn man bedenkt, wie lange die Moderatoren die jungen Sängerinnen und Sänger bei DSDS zappeln lassen, bis sie endlich damit rausrücken, wer in der nächsten Woche nicht mehr dabei sein wird …! Der Umschlag mit dem Namen des Gewinners des diesjährigen Vorentscheides zum Eurovision Song Contest wird auf die Bühne gebracht. Thomas Hermanns reicht ihn den Kesslers-Zwillingen. Sie öffnen den Umschlag und lesen den Namen, zunächst einmal ganz leise für sich. Für einen kurzen Moment, und das sieht man an den Fernsehbildschirmen nicht – schauen die Zwillinge zu Roger Cicero. In diesem Moment ist für mich klar, dass er der Gewinner sein wird. Trotzdem stehe ich immer noch mit zusammengekniffenen Augen da und sage wieder und wieder leise vor mich hin: „Lass es nicht die Monrose sein, lass es nicht die Monrose sein …!“ „And the winner is – Roger Cicero!“ Dieser Moment wird unvergesslich bleiben! Jubel!!! Jubel auf allen Rängen und auch unten im Parkett. Jubel sogar bei den HRK-Fans. Denn die Befürchtung, dass Monrose Platz 1 belegen wird, ist nicht eingetreten. Wunderbar!!! Die Deutschen haben gewählt. Nun singt Roger noch einmal für alle seinen Siegertitel. Ich beobachte Heinz. Sein Gesicht sehe ich leider nicht, aber er schnippt mit seinen Fingern im Takt der Musik, während die Mädels von Monrose wie versteinert da stehen.
Kurze Zeit später ist die Live-Übertragung zu Ende. Im Schauspielhaus aber geht es noch weiter. Roger wird bejubelt, der Applaus nimmt kein Ende. Die zweite Zugabe wird gnadenlos eingefordert. Und dann sagt Roger: „Solll ich noch einmal „Zwei kleine Italiener“ singen? Oder einen meiner Albumtitel in der a capella-Version? Wir haben keine Playback-Musik mitgebracht. Das konnten wir ja nicht wissen. Oder wollt Ihr noch einmal „Frauen regier´n die Welt“ hören?" Und so kommt es dann auch. Ein drittes Mal ertönte der Siegertitel und Roger stolpert beinahe über die Bühnendekoration. Am Rand der Bühne stehen drei weinende Mädchen, während auf der Bühne und im Publikum immer noch gejubelt wird. So ist das Leben …!
Und dann ist Schluss. Ganz plötzlich! Alle sind noch in Feierstimmung, wir überlegen gerade, ob wir jetzt endlich „Wenn du nicht wiederkommst“ anstimmen sollen, als aus den Lautsprechern die Aufforderung ertönt, dass wir den Saal bitte umgehend verlassen sollen. Na so was! Das geht doch auch freundlicher! Nun gut, wir verlassen das Schauspielhaus und sammeln uns draußen. Mir fehlt der Überblick, ob alle Fans da sind. Heiner hatte uns Tage zuvor verraten, dass die Band nach der Show im benachbarten Hotel an der Bar sein wird. Wir betreten also das Maritim-Hotel und sind überrascht. Die Halle ist voller Menschen: Die Promis, die eben noch auf der Bühne agierten, geben den wartenden Reportern Interviews. Wir erspähen Heinz in der Bar und begrüßen ihn. Er begrüßt mich und sagt mir ins Ohr: „Tut mir leid, ich konnte nicht mehr für Euch rausholen!“ Apropos rausholen: Das ist der Moment: Ich hole mein Banner aus der Tüte, die Thomas noch schnell aus dem Auto geholt hat. Heinz hält es an einer Ecke fest, ich an der anderen. So erfüllt das Banner nun doch noch seinen Zweck (Anmerkung: Einen Tag später signiert Heinz das Banner in Sittensen nach seiner Lesung mit folgenden Worten: „Highway to Hell-sinki … Heinz, 9.3.2007“ und zwei gebastelte Brillen befinden sich jetzt auch in seinem Besitz). Wir genießen die vielen Promis um uns herum, beobachten das bunte Treiben ein Weilchen und verlassen dann das Hotel.
In einer Kneipe nebenan lassen wir den Abend in Hamburg ausklingen. Zu vierzehnt füllen wir unsere ausgetrockneten Körper mit reichlich Wasser und Bier. Um halb zwei am nächsten Morgen sind wir wieder in Itzehoe. Hier geht die Party weiter. Zu acht feiern wir bis 4 Uhr, schauen uns die Fernsehaufzeichnung an und versuchen, die vielen Erlebnisse zu verarbeiten.
Dass Heinz zweiter Sieger des Vorentscheides zum Eurovision Song Contest ist, erfahren wir einen Tag später in Sittensen. Auch wenn die Meldungen aus den Medien so klingen, als wäre Heinz auf Platz 3 gelandet, ist doch sicher: Heinz hat mehr Stimmen bekommen als die Favoriten Monrose! Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Wir haben unseren Heinz jetzt wieder, freuen uns, dass die Tour wie geplant verlaufen wird und gratulieren ihm herzlichst zu seinem zweiten Platz und zu dem Mut, sich in einer solchen Veranstaltung zu präsentieren und damit Diskussionen aller Art auszulösen. Jetzt beginnt wieder der Alltag, das neue Buch kommt in den nächsten Tagen auf den Markt, es gibt eine Buchpremiere, dann die Tour, auf die wir uns alle freuen.
Man sieht sich – im Forum, im Chat, im Konzert oder auf einer Lesung.
Bericht von Birgit Rentz, 11. März 2007
Zuletzt geändert von -Birgit- am 12 Mär 2007, 09:33, insgesamt 2-mal geändert.
danke für den Bericht!!!
Ich hoffe, ihr habt euren Flüssigkeitshaushalt wieder auf Vordermann gebracht.
Die Meldenungen wer nund 2. und wer nun 3. geworden ist, sind wirklich sehr widersprüchlich gewesen und da freut es mich um so mehr, dass Heinz den 2. gemacht hat.
Musik wird eben doch honoriert....also *richtige* Musik.
Ich hoffe, ihr habt euren Flüssigkeitshaushalt wieder auf Vordermann gebracht.
Die Meldenungen wer nund 2. und wer nun 3. geworden ist, sind wirklich sehr widersprüchlich gewesen und da freut es mich um so mehr, dass Heinz den 2. gemacht hat.
Musik wird eben doch honoriert....also *richtige* Musik.
Hallo Birgit....
vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. War wirklich schön zu lesen, wenn man die ganze Show nur im TV verfolgt hat.
Jetzt muss ich aber nochmal fragen. Hat Kunze wirklich den zweiten Platz belegt oder ist das nur eine Vermutung? Wenn ja, gibt es dafür eine Auswertung in Prozent???
Gruss Uli
vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. War wirklich schön zu lesen, wenn man die ganze Show nur im TV verfolgt hat.
Jetzt muss ich aber nochmal fragen. Hat Kunze wirklich den zweiten Platz belegt oder ist das nur eine Vermutung? Wenn ja, gibt es dafür eine Auswertung in Prozent???
Gruss Uli
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Heiner hat das nach der Verkündung hinter der Bühne in Erfahrung gebracht. Keine Vermutung also, aber auch keine Prozentzahlen.schiller2003 hat geschrieben:Jetzt muss ich aber nochmal fragen. Hat Kunze wirklich den zweiten Platz belegt oder ist das nur eine Vermutung? Wenn ja, gibt es dafür eine Auswertung in Prozent???
Und Heinz hat sich ehrlich gefreut über das Resultat.
Wieso irgend ein Onlinedienst am nächsten Tag eine andere Reihenfolge vermeldete, von dem dann weitere abschrieben, weiß leider niemand. Eine offizielle Bekanntgabe der Plätze 2 und 3 ist nämlich ohnehin vom Veranstalter nicht gewünscht. Die haben mit Sicherheit nichts rausgegeben.
P.S.: Und Birgit loben wollte ich ja auch noch. Ich lege das Lob nachher unter den Tulpenbaum.
dann war die erste Meldung bei stern.de doch richtig, ich habe mich im nachhinein gewundert. Auf jeden Fall hat mich die Meldung "Cicero vor seinen Konkurrenten Kunze und Monrose" dazu verleiten lassen, in einem anderen Thread zu schreiben, Kunze sei wohl zweiter.
die Meldungen tags darauf hatten ja schon Prozentwerte, und wie auch hier schon erwähnt, gibt der NDR diese wohl nicht raus
die Meldungen tags darauf hatten ja schon Prozentwerte, und wie auch hier schon erwähnt, gibt der NDR diese wohl nicht raus
Wolfgang Stute hat jetzt auch offiziell den zweiten Platz für Heinz bestätigt!!! In einem Zeitungsartikel der OTZ (Anm: Der von mir gesetzte Link ist inzwischen kostenpflichtig geworden, deshalb habe ich ihn wieder entfernt.) wird er zitiert, dass Kunzes neue Freundin während seines Auftritts mitgefiebert habe, sie aber nicht vom Ausgang enttäuscht gewesen sei: "Sie ist glücklich, dass er mit ´Die Welt ist Pop´ den zweiten Platz belegt hat."
"Wenn man keine Freunde mehr haben darf und, wenn man bei den Freunden im Gästezimmer übernachtet, nach einer Rechnung verlangen muss, dann verändert sich die Republik zum Negativen."
2. Platz
Ich habe am 09.03.2007 mein Netzwerk in Journalistenkreisen durchgeklingelt und die Information erhalten (inoffiziel natürlich) HRK sei mit deutlichem Abstand zu Monrose zweiter geworden.
NB: Liebe Birgit, wie schon in Stirnenfuss erwähnt, finde ich Deine Reportage sehr gut.
NB: Liebe Birgit, wie schon in Stirnenfuss erwähnt, finde ich Deine Reportage sehr gut.
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Re: 2. Platz
KrassGallier hat geschrieben:Ich habe am 09.03.2007 mein Netzwerk in Journalistenkreisen durchgeklingelt und die Information erhalten (inoffiziel natürlich) HRK sei mit deutlichem Abstand zu Monrose zweiter geworden.


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