03* Der Schwere Mut (1983)
03* Der Schwere Mut (1983)
Willkommen in meiner Lagune.
Netter Opener. Das Highlight folgt gleich darauf. Der Titelsong.
Alles in allem halte ich die Platte für eher Durchschnitt.
Netter Opener. Das Highlight folgt gleich darauf. Der Titelsong.
Alles in allem halte ich die Platte für eher Durchschnitt.
Der schwere Stand
Heinz Rudolf Kunze schreibt zu "Der schwere Mut": "Mein schlechtestes Album. Ein Schnellschuß. Ich würde kein Stück durchstreichen wollen aber einige mit meinem heutigen Wissen ganz anders machen. [...]"
Ein fast vernichtendes Fazit, ein schwerer Stand beim Macher, den ich überhaupt nicht teilen kann. Ich mag die sommerliche Schüle, die "7. Juli vormittags" ausstrahlt. Auch die anderen Lieder habe ich in endlosen Hör-Sitzungen liebgewonnen. "Arme Johanna" hat so etwas gegenständlich Verständliches - auch wenn es vielleicht an Udo Jürgens "ehrenwertes Haus" erinnert. Das Album ist für mich nach "Reine Nervensache" der zweite Höhepunkt im Katalog des Herrn K.
... und dieser naiv elektronische Klang ist einfach göttlich.
Ein fast vernichtendes Fazit, ein schwerer Stand beim Macher, den ich überhaupt nicht teilen kann. Ich mag die sommerliche Schüle, die "7. Juli vormittags" ausstrahlt. Auch die anderen Lieder habe ich in endlosen Hör-Sitzungen liebgewonnen. "Arme Johanna" hat so etwas gegenständlich Verständliches - auch wenn es vielleicht an Udo Jürgens "ehrenwertes Haus" erinnert. Das Album ist für mich nach "Reine Nervensache" der zweite Höhepunkt im Katalog des Herrn K.
... und dieser naiv elektronische Klang ist einfach göttlich.
Die warme Lagune
Arne Willander schreibt auf den Netzseiten des RollingStone zu "Reine Nervensache": "Meine liebste Platte des Vielschreibers Kunze, dem beinahe jedes Jahr ein Album gelingt, ist seine erste geblieben, daneben 'Der schwere Mut' von 1983."
Das sind zwei Verbeugungen, denen ich mich nur anschließen kann. Ich finde "Reine Nervensache" besser, aber "Der schwere Mut" wirkt auf mich heimischer, wärmer (trotz der bitterbösen Texte), das ist meine musikalische Lagune, wenn ich mal wieder in die Welt des HRK abtauchen will.
Das sind zwei Verbeugungen, denen ich mich nur anschließen kann. Ich finde "Reine Nervensache" besser, aber "Der schwere Mut" wirkt auf mich heimischer, wärmer (trotz der bitterbösen Texte), das ist meine musikalische Lagune, wenn ich mal wieder in die Welt des HRK abtauchen will.
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- Stirnenfuss
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Bei "Der schwere Mut" fällt mir zum ersten Mal die Experimentierfreude von Heinz richtig auf. Ob "Arme Johanna"(Reggae) oder "Die Fütterung" das schon bald mehr an Heinz literarischen Ergüsse Anfang der 90er erinnert ist das Album sicherlich gelungen auch wenn ich es eindeutig schwächer finde als "Eine Form von Gewalt", wahrscheinlich weil es nicht ganz so provozierend ist.
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- Neuling
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Ich höre "Der schwere Mut" weitaus lieber als "Eine Form von Gewalt". Es ist ein ausgesprochen "rundes" Album, ohne allzu harte musikalische Brüche. "Keine Angst" gehört zu meinen persönlichen Hymnen. "Arme Johanna", kennt man aus der Realität. "Die Fütterung" ist mutig und "7. Juli" ein poetisches Frühwerk (Frühpubertäre Bettnässer polieren ihre Motorräder blitzeblank, ganz wie der Vati den BMW). Für mich ist es das Beste von den richtig alten Alben von HRK, mit dem nettesten Coverdesign.
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- Neuling
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[quote="chaosharry"]Ich höre "Der schwere Mut" weitaus lieber als "Eine Form von Gewalt". Es ist ein ausgesprochen "rundes" Album, ohne allzu harte musikalische Brüche
Es ist in der Tat ein rundes Album, aber es kommt mitunter auch recht naiv daher..während eine "Form von Gewalt" schon mehr den gewissen
Stallgeruch einer Rockplatte hat. (natürlich abgesehen vom Kinderlied),
Es ist in der Tat ein rundes Album, aber es kommt mitunter auch recht naiv daher..während eine "Form von Gewalt" schon mehr den gewissen
Stallgeruch einer Rockplatte hat. (natürlich abgesehen vom Kinderlied),
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- Neuling
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"Naivität" ist ein interessanter Aspekt - leider finde ich ihn in den Texten dieses Albums überhaupt nicht. In musikalischer Hinsicht sind manche Melodien vielleicht etwas schlicht geraten. Manchmal ist halt auch genial einfach, einfach genial. Aber Gott sei Dank sind ja die Geschmäcker und auch die Wahrnehmungen (völlig wertfrei gemeint) verschieden.
Von mir gibt es eine 2.
Begründung in folgender Rezi:
"HRK selbst schätzt den "schweren Mut" als sein schlechtestes Album ein. Offenbar kennt er weder "Alter Ego" noch "Kunze: Macht Musik" noch "Dein ist mein ganzes Herz". Anders kann ich diese drastische Fehleinschätzung nicht nachvollziehen.
Nun aber im Ernst: Auf "Der schwere Mut" gelingt Kunze der musikalische Turnaround von pseudo-intellektuellen Klangspirenzchen zu einem soliden poppigen Sound. Der Kontrast zwischen der locker-flockig daherkommenden Musik und den bissigen Texten erhöht die Wirkung der Stücke.
"Willkommen in meiner Lagune" rechnet ab mit Pauschal-Esoterik-Vermarktung und der unreflektierten Sehnsucht nach oberflächlichen Paradiesen auf Erden. "Geht das nicht alles nochnbißchen schneller" zeigt die Mechanismen kapitalistischer Marketing- und Überwachungsstrategien auf. Und "Arme Johanna" thematisiert die Tragödie einer freizügig lebenden jungen Frau im Zusammenleben mit ihren toleranzfreien Nachbarn. Nett auch der Radio-Hit "Auf der Durchreise". Der einsame Sucher aus der "Romanze" des Debut-Albums findet hier nun doch seine Partnerin.
Auch die ernsthafteren Stücke sind gelungen. "Der schwere Mut" gehört zu Kunzes schönsten Bekenntnisliedern. In "Die Fütterung" erfüllt er sich musikalischen einen auch von mir langgehegten Wunsch: einmal der Mutter mit ihren eigenen Lebensmitteln das Maul stopfen! "7. Juli vormittags" besticht nicht nur durch die haargenaue Beobachtung der deutschen Spießer sondern auch durch die schwüle musikalische Atmosphäre (genial das Saxophonspiel im Hintergrund).
Die letzten drei Lieder fallen dagegen etwas ab. Insbesondere "Man kann doch zu sich stehen wie man will" finde ich aber immer noch hörenswert.
Fazit: Kunze hält sein textlich hohes Niveau und entwickelt sich musikalisch weiter. Gelungen!"
Meine Meinung zu "Man kann doch zu sich stehen wie man will" hat sich seitdem deutlich gewandelt. Heute ist es für mich eins der Highlights auf "Der schwere Mut".
Gruß
Ralf
Begründung in folgender Rezi:
"HRK selbst schätzt den "schweren Mut" als sein schlechtestes Album ein. Offenbar kennt er weder "Alter Ego" noch "Kunze: Macht Musik" noch "Dein ist mein ganzes Herz". Anders kann ich diese drastische Fehleinschätzung nicht nachvollziehen.
Nun aber im Ernst: Auf "Der schwere Mut" gelingt Kunze der musikalische Turnaround von pseudo-intellektuellen Klangspirenzchen zu einem soliden poppigen Sound. Der Kontrast zwischen der locker-flockig daherkommenden Musik und den bissigen Texten erhöht die Wirkung der Stücke.
"Willkommen in meiner Lagune" rechnet ab mit Pauschal-Esoterik-Vermarktung und der unreflektierten Sehnsucht nach oberflächlichen Paradiesen auf Erden. "Geht das nicht alles nochnbißchen schneller" zeigt die Mechanismen kapitalistischer Marketing- und Überwachungsstrategien auf. Und "Arme Johanna" thematisiert die Tragödie einer freizügig lebenden jungen Frau im Zusammenleben mit ihren toleranzfreien Nachbarn. Nett auch der Radio-Hit "Auf der Durchreise". Der einsame Sucher aus der "Romanze" des Debut-Albums findet hier nun doch seine Partnerin.
Auch die ernsthafteren Stücke sind gelungen. "Der schwere Mut" gehört zu Kunzes schönsten Bekenntnisliedern. In "Die Fütterung" erfüllt er sich musikalischen einen auch von mir langgehegten Wunsch: einmal der Mutter mit ihren eigenen Lebensmitteln das Maul stopfen! "7. Juli vormittags" besticht nicht nur durch die haargenaue Beobachtung der deutschen Spießer sondern auch durch die schwüle musikalische Atmosphäre (genial das Saxophonspiel im Hintergrund).
Die letzten drei Lieder fallen dagegen etwas ab. Insbesondere "Man kann doch zu sich stehen wie man will" finde ich aber immer noch hörenswert.
Fazit: Kunze hält sein textlich hohes Niveau und entwickelt sich musikalisch weiter. Gelungen!"
Meine Meinung zu "Man kann doch zu sich stehen wie man will" hat sich seitdem deutlich gewandelt. Heute ist es für mich eins der Highlights auf "Der schwere Mut".
Gruß
Ralf
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Mein Lebensmittel ist der schwere Mut
Hallo Freunde,
Heinz verteilt diese Devise (s.Überschrift) heute noch gern und ich habe es auch von Ihm (bevor wir uns näher kennen lernten) in einer Buchwidmung stehen.
Ein intelligenter und kluger(das ist nicht das Gleiche) Mensch ist immer
selbstkritisch. Ich denke zu dieser Zeit genau das Richtige und noch heute zum Besten zählend! Klar - ein Liedermacherwerk und keine Rockoper!!!
Heinz verteilt diese Devise (s.Überschrift) heute noch gern und ich habe es auch von Ihm (bevor wir uns näher kennen lernten) in einer Buchwidmung stehen.
Ein intelligenter und kluger(das ist nicht das Gleiche) Mensch ist immer
selbstkritisch. Ich denke zu dieser Zeit genau das Richtige und noch heute zum Besten zählend! Klar - ein Liedermacherwerk und keine Rockoper!!!
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- Draufgeher
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Auf dieses Album bin ich erst durch die Ausnahmezustand-Tour so richtig aufmerksam geworden und war dann erstmal etwas enttäuscht. Nach wie vor finde ich die Live-Versionen vom schweren Mut und Keine Angst deutlich besser, kann aber auch sein, weil ichs seinerzeit auch live gesehen habe... Wegen Keine Angst habe ich mir das Album beim Konzert gekauft, spät nachts daheim dann noch mit vielleicht übersteigerten Erwartungen gehört und gedacht, naja, klingt ja alles eher flach... War wohl ein Fehler, unter dem Eindruck des eben gesehenen exzellenten Konzerts eine LP auf Zimmerlautstärke und müde und angetrunken zu hören. So brauchte ich etwas Zeit, bis ich Songs wie Hilfe von aussen oder Arme Johanna so richtig würdigen konnte.
Heutzutage ist mir Der schwere Mut eine der drei besten Platten von HRKs ersten drei Platten. Ich finde den unbekümmerten Umgang mit allen möglichen Stilistiken charmant, und eben dieser seinerzeit als "flach" empfundene Sound erscheint mir heute so richtig schön archaisch authentisch. Rohe Kunst - wie das Cover, welches ich auch erst so recht zu würdigen wusste, als Heinz Macht Musik (Ein Walfisch im Brustkorb, geht der da rein...) brachte: Eigentlich Nein, aber uneigentlich eine glatte Zwei auf meiner persönlichen nach allen Seiten offenen Richterskala.
Heutzutage ist mir Der schwere Mut eine der drei besten Platten von HRKs ersten drei Platten. Ich finde den unbekümmerten Umgang mit allen möglichen Stilistiken charmant, und eben dieser seinerzeit als "flach" empfundene Sound erscheint mir heute so richtig schön archaisch authentisch. Rohe Kunst - wie das Cover, welches ich auch erst so recht zu würdigen wusste, als Heinz Macht Musik (Ein Walfisch im Brustkorb, geht der da rein...) brachte: Eigentlich Nein, aber uneigentlich eine glatte Zwei auf meiner persönlichen nach allen Seiten offenen Richterskala.
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- Draufgeher
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Korrekt, Ralf, genau deshalb mein ichs ja auch so... Ist halt nicht ganz einfach, sich zwischen Dingen zu entscheiden, zwischen denen man sich nicht entscheiden können zu wollen müssen mag... - und das dann noch irgendwie in eine mitteilsame Form zu bringen. Da wirds dann irgendwann kaum-vermeidlich, wählt man nicht das Schweigen...
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