Zudem gibt es ja genügend "Kleinkünstler", sogar einstige direkte Kunze-Konkurrenten wie Maurenbrecher, die ihre Sachen in schöner Regelmäßigkeit unters Volk bringen, ohne einen Major-Deal und entsprechende Verkaufserwartungen im Rücken zu haben - und ohne mit ihren kleineren Brötchen unglücklicher zu wirken, eher im Gegenteil.Der Alte Herr hat geschrieben:@manne: Räuberzivil und Gemeinsame Sache laufen doch schon ne Weile- warum muss Heinz JETZT (auf einmal???) Geld verdienen- DAFÜR...? Der gemeine Fan muss doch auch bei diesen Programmen Eintritt zahlen- oder etwa nicht???
Finde auch, dass es unsinnig ist, HG und HRK hinsichtlich ihrer Produktivität zu vergleichen, dazu sind es einfach zu verschiedene Künstlerpersönlichkeiten. Grönemeyer hat nie ein Hehl daraus gemacht, das die Texte seine Achillesferse sind, dass er sich da unheimlich schwer tut und den Druck des Veröffentlichungstermins im Nacken braucht, um die ungeliebte Aufgabe konsequent anzugehen, während die Musik längst fix und fertig im Kasten ist. Der nimmt sich halt die Zeit, wie ein Schwamm alles aufzusaugen, was sich an musikalischen Trends so tut, und versucht den so eingefangenen "Zeitgeist" in eigene Songideen umzumünzen, die dann mit größerer Wahrscheinlichkeit auch den Nerv eines Massenpublikums treffen, relativ unabhängig von den jeweiligen Texten und ihrer Verständlichkeit.
Das ist ja die Ungerechtigkeit für den ambitionierten Songtexter, dass er auf die Musik als Brücke zu Ohr und Hirn des Hörers angewiesen ist, während eine als "ansprechend" empfundene Musik viel unmittelbarer wirken kann, weil sie direkt in Herz, Bauch und /oder Beine geht.
Und dann spielt eben auch der überstrapazierte Begriff der "Authentizität" eine Rolle.
Dem Grönemeyer glaubt man irgendwie, dass er genau das macht, was ihm selbst gefällt und am Herzen liegt, ohne sich zu sehr in eine bestimmte, gefällige Richtung verbiegen zu müssen. Der is eben so und schafft es scheinbar mühelos, in dem Neuen, das er ausprobiert, immer erkennbar zu bleiben.
Auch Kunze war genau so lange richtig erfolgreich, wie er zumindest nach außen hin den Eindruck erwecken konnte, man wüsste ziemlich genau, woran man mit ihm ist. Als in den Neunzigern die Zeit der Experimente begann, ging das eher nach hinten los, weil man ihn nicht mehr so ohne weiteres festlegen konnte: es wurde schwerer, den Künstler im "Werk" wiederzufinden, und darunter litt seine Glaubwürdigkeit stärker, als der Respekt vor der (vielleicht ein wenig zu demonstrativ) zur Schau gestellten Bandbreite kompensieren konnte.
Und so was lässt sich dann nicht einfach wieder einfangen, in dem man sein Heil in der Beschränkung der Mittel sucht wie mit "DGdS". Dann kommt es nämlich dahin, dass sogar die eingeschworene harte Fan-Basis ihm das nicht mehr abnimmt und lediglich noch darüber streitet, ob und in welchem Maße man es ihm zum Vorwurf machen kann und darf.
Dass er vorsätzlich unter seinen Möglichkeiten (und weit jenseits seiner wahren musikalischen Vorlieben) bleibt, scheint ja weitgehend Konsens zu sein. Und ich glaube schon, dass man das auch als unvoreingenommener, aber halbwegs sensibler Hörer durchaus spüren kann.